„Die Anerkennung der Eltern ist die größte Herausforderung“ Kindergartenpädagogin Dóra Kleisz

Bei der Berufswahl hat man die Qual der Wahl. Für viele ungarndeutsche Jugendliche und junge Erwachsene ist dabei wegen der eigenen Herkunft auch der Beruf Deutschpädagoge verlockend. Für diejenigen, die sich noch unsicher sind, ob sie sich für diesen Beruf entscheiden sollen, liefert Kindergartenpädagogin Dóra Kleisz Antworten.

Eine „kleine Revolution“ von damals – Sechzig Jahre Deutscher Nationalitätenklassenzug am Klára-Leőwey-Gymnasium Fünfkirchen

Ein nach den Plänen von Ignác Feigler 1851 errichtetes ehrwürdiges Gebäude steht am schönsten Platz Fünfkirchens, in unmittelbarer Nähe des Doms, das für viele GymnasistInnen prägende Erinnerungen, einschlägige Erlebnisse mit auf den Weg gab. Der Deutsche Nationalitätenklassenzug des Klára-Leőwey-Gymnasiums am Sankt-Stephans-Platz wurde auch zum 60. Jubiläum zum Ort der Begegnungen.

Ehl im Kampfgetümmel

Der Blondschopf war sein Erkennungszeichen

Der heute 76-jährige Johann Ehl, der in Riesa an der Elbe seine zweite Heimat fand, ist in der Stahlstadt eine bekannte Erscheinung. Wie sollte es auch anders sein, denn er war zu seiner aktiven Fußballzeit von 1965 – 1974 Kapitän der Mannschaft von Stahl Riesa.

Eine ehemals deutsche Ortschaft im Schatten der Hauptstadt

Der Band ist eigentlich als erstes Buch einer sich mit der Geschichte, mit den Einwohnern sowie mit den Bräuchen und mit der Sprache von Großturwall/Törökbálint beschäftigenden Reihe zu betrachten und enthält vier Studien, in deren Mittelpunkt die ehemals deutschsprachige Siedlung steht.

Ehrliche Vergangenheitsbewältigung – Weitergabe der Erinnerungen ohne Hass und Rache

Eng verbunden mit der Geschichte der Ungarndeutschen und der vor fünfhundert Jahren begonnenen Neuorientierung des Christentums ist die Historie der „Stadt der Treue“ – ein guter Grund dafür, dass im Jahre der Reformation die zentrale Feier am Gedenktag der Verschleppung und Vertreibung der Ungarndeutschen gerade in Ödenburg stattfand.

Das Wanderbündel in der Roten Schule – Unterricht auch ohne Worte

Die Ankunft des Wanderbündels in der Roten Schule war ein besonderes Ereignis. Die SchülerInnen konnten kaum erwarten, dass sie alle die Geschichte im deutschen Volkskundeunterricht hautnah erleben können.

21. Landesgala am Tag der ungarndeutschen Selbstverwaltungen

Die „entscheidende Rolle“ der Ungarndeutschen in den deutsch-ungarischen Beziehungen würdigte in seiner Festrede der Schirmherr der Veranstaltung, Parlamentsvizepräsident Gergely Gulyás, der die hiesigen Deutschen als „Urnationalität“ bezeichnete, die seit tausend Jahren Ungarn bereicherten.

Identität erleben und weitergeben – Im Gespräch mit Schauspielerin Szandra Holczinger

Szandra HolczingerSzandra Holczinger (Foto) wurde 1990 in Pápa geboren und stammt aus Sitsch/Bakonyszűcs. Sie ist in der Mundart aufgewachsen und war Schülerin des László-Lovassy-Gymnasiums Wesprim. Von 2010 – 2013 besuchte sie die Schauspielschule Gór-Nagy Mária und absolvierte auch an der Apor-Vilmos-Hochschule in Waitzen das Fach deutsche Nationalitätenkindergartenpädagogin. Ihre Diplomarbeit schrieb sie über ihr Heimatdorf Sitsch, auch um die Traditionen und Bräuche ihrer unmittelbaren Heimat zu dokumentieren. Zur Zeit ist die bekennende Ungarndeutsche BA-Studentin an der Loránd-Eötvös-Universität in Budapest und studiert Deutsch als Nationalitätenfach, zugleich ist sie Mitglied des Attila-József-Theaters in Budapest und des Veres 1 Theaters in Veresegyháza. Über ihre Laufbahn und Herzensangelegenheiten – die Beschäftigung mit der deutschen Sprache, mit Kindern und der Schauspielkunst – sprach NZ mit ihr.

Liebe Frau Holczinger, als Diplomthema haben Sie Ihr Heimatdorf gewählt. Welches Verhältnis haben Sie zu Sitsch?

Sitsch ist mein Heimatort, ich bin da aufgewachsen. Meine Vorfahren sind alle in Sitsch geboren. Ich habe ein ganz enges Verhältnis zu diesem Dorf, weil ich meine Kindheit dort verbracht habe, meine Oma und meine Eltern leben auch heute dort. Als ich weitergelernt habe, habe ich das Gymnasium in Wesprim besucht und wohnte in einem Schülerwohnheim. Zu der Zeit konnte ich nicht mehr so oft nach Sitsch heimfahren. Die Kultur, die Sprache, das Zuhause bedeuten mir Sitsch.

Welche Erinnerungen haben Sie an das Lovassy-Gymnasium?

Am Lovassy-Gymnasium habe ich den Deutschen Nationalitätenklassenzug besucht. Ich war Mitglied im Schulchor und im Deutschen Nationalitätenchor. Wir waren ganz oft in Deutschland und traten dort auf. Ich hatte tolle LehrerInnen, einige auch aus Deutschland, somit konnte ich meine Sprachkenntnisse leicht erweitern. Ganz viele Freunde habe ich bis heute, die ich am Gymnasium kennen gelernt habe.

Wie kam es dazu, dass Sie den Schauspielerberuf gewählt haben?

Ich wollte Sportlerin werden, aber ich habe eine Verletzung abgekriegt während eines Wettbewerbs, und so war ich auf der Suche nach einem anderen Hobby. Musik war immer dabei, mit sieben Jahren habe ich schon die Musikschule besucht, da habe ich Klavierspielen gelernt. Später in der Musikschule in Wesprim kam der Gesang hinzu. Daneben waren meine Lieblingsfächer Deutsch und Heimatkunde. Die deutsche Sprache war mir immer sehr wichtig, aber ich mochte auch sehr das Fach ungarische Literatur. Am Gymnasium sollte es am Holocaust-Erinnerungstag eine Aufführung geben, unsere Literaturlehrerin hatte vor, das Leben von Anna Frank auf die Bühne zu bringen. Sie bat mich, die Hauptrolle zu übernehmen. Mit der Aufführung hatten wir Erfolg und meine LehrerInnen haben mich ermuntert, mich in Richtung Schauspielkunst zu orientieren. So habe ich am Theaterstudio Mária Gór-Nagy die Aufnahmeprüfung gemacht und bestanden.

An der ELTE studieren Sie zur Zeit Deutsch als Nationalitätenfach…

Ich finde die Schauspielerei ist sehr schön, aber auch ein bisschen unsicher, und ich wollte mit der deutschen Sprache auch unbedingt noch etwas anfangen. Ich möchte die Kultur und die Sprache meiner Oma bewahren. Ich habe früher auch Forschungen gemacht, ganz viele Aufnahmen habe ich aufgezeichnet mit älteren Menschen aus meinem Heimatort, und diese möchte ich unbedingt verarbeiten. Hierfür ist das BA-Studium der Deutschen Nationalitätenfachrichtung hervorragend geeignet.

Sie sind auch in der Mundart aufgewachsen, welches Verhältnis haben Sie zur Sprache?

Meine Mutter ist Ungarin und kann Deutsch nicht so gut, sie versteht zwar viel, spricht jedoch ungarisch. Ich bin in einer Familie mit drei Generationen aufgewachsen, und Oma und Opa väterlicherseits haben immer in der Mundart gesprochen. Sie haben gedacht, dass wir es nicht verstehen, geheime Sachen untereinander besprachen sie immer in der Mundart. Ich verstehe ganz viel in Sitscher Dialekt. Ich kann Geschichten, Verse, Reime, Lieder in der Mundart vortragen, war auch bei Rezitationswettbewerben dabei. Mit der Oma haben wir abends auch immer in der Mundart gebetet. Diese Texte möchte ich später auch meinen Kindern weitergeben.

Inwieweit kümmert sich die heutige Jugend um die Mundart, um das Ungarndeutschtum?

Ich glaube, diese Generation kümmert sich weniger um die Sprache und Kultur. Leider gibt es nur sehr wenig Jugendliche, die die Traditionen bewahren möchten. Sie finden es langweilig und unnütz, und so können sie diese Identität nicht erleben und weitergeben. Nur einige, ein enger Kreis beschäftigt sich mit solchen Themen. Die Welt verändert sich zu schnell, wir hören Musik auf Englisch und folgen den amerikanischen Stars. Wir tragen Jeanshosen und sprechen ungarisch, was ich sehr schade finde, denn diese ungarndeutschen Dörfer und diese Sprache, die wir auf den Weg bekommen haben, wird somit später leider verschwinden. Dies fände ich einfach zu traurig.

Die ganze Welt ist eine Bühne, in diesem Sinne hielten Sie unlängst einen Workshop für Kinder beim OÁTV-Lager in Velence (NZjunior 48/2016). Was ist Ihnen wichtig, jungen Zuschauern zu vermitteln?

Wir spielen im Leben auch immer eine Rolle, anders ist es, wenn ich zu meiner Mutter spreche oder zu einem Polizisten oder zum Direktor: wir verhalten uns immer anders. Das Interview ist auch eine andere Rolle, was den Interviewten und die Person des Interviewers betrifft. Ich spiele im Theater ganz viele Rollen, manchmal Haupt-, manchmal Nebenrollen. Die meisten Aufführungen sind für Kinder: Volksmärchen, Kinderstücke. Ich möchte ihr Interesse für das Theater, die Rollen und das Leben wecken. Mit Kindern beschäftige ich mich sehr gerne, habe auch deswegen die Kindergärtnerinnenausbildung gewählt. Aber ich suche noch meinen Weg, ich möchte mich unbedingt mit der deutschen Sprache, unserer Kultur und dem Schauspiel beschäftigen.

A.K.

  

Aus dem Inhalt

 

Jahre der Jubiläen

„Wir sind im vergangenen Jahr wieder einige Schritte vorangekommen: Unsere Organisationen konnten mit erhöhten staatlichen Fördermitteln arbeiten. Es gab wichtige institutionelle und inhaltliche Entwicklungen im weiteren Ausbau eines selbstverwalteten Schulnetzes, gute Kooperationen mit unserem Mutterland und mit deutschen Minderheiten in Europa. Wir konnten unser Theater renovieren, mit der Erneuerung unseres Jugendlagers beginnen und am Jahresende gab es auch wichtige Weichenstellungen bei der geplanten Errichtung einer ständigen Ausstellung über die Verschleppung und Vertreibung.“ Dies schreibt im Neujahrsgruß Otto Heinek, Vorsitzender der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen.

 

Grenzüberschreitende Silvesterfeier in Harkau

Bereits zum 14. Mal wurde heuer die grenzüberschreitende Silvesterfeier der beiden Nachbarorte Harkau und Neckenmarkt (Burgenland) veranstaltet. Seit 2006 treffen sich die Bewohner immer am Jahresende an der Grenze und feiern gemeinsam Silvester. An der Grenze wurden die Feiernden von der Harkauer Blaskapelle empfangen und anschließend hat Bürgermeister Károly Szabó über die gemeinsame Geschichte der beiden Orte erzählt.

 

Blickpunkt 2016 – Bilder eines Fotowettbewerbs

Seit 2008 wird der „Blickpunkt – Wettbewerb der Bilder“ jedes Jahr ausgeschrieben. Der Band Blickpunkt 2016 enthält eine Auswahl von 100 eingesandten Fotos der ersten fünf Jahre. Was ist besonders an diesen Fotos der uns so bekannten Gesichter? Den Amateurfotografen, dem Band und natürlich Monika Ambach, die ihn zusammengestellt hat, gelingt es, eine Atmosphäre der Vertrautheit zu schaffen, die den Modellen die Möglichkeit gibt, ihr Innerstes ohne Scheu vor dem Publikum zu entfalten. So zeigen die Bilder oft eine ungewöhnliche Intimität – einen Blick in die Seele der Menschen, die sich ihm anvertrauen. Damit kann diese Zusammenstellung auch der Falle entgehen, lediglich ein Inventar zu sein, das etwas Vergangenes, nicht mehr Anwesendes, Lebendiges der Nachwelt bewahren möchte. Nein, es ist viel mehr! Nicht nur Momentaufnahmen aus der Vergangenheit und Gegenwart einer Minderheit in Europa, sondern auch ein „Gemeinsames Fest der zahlreichen, kleinen, wahren Freuden“ – so Eva Mayer, Mitglied der Jury in ihrem Vorwort.

 

Joschi Ament mit dem Preis „Für das Ungarndeutschtum im Komitat Bekesch“ ausgezeichnet

Den Preis „Für das Ungarndeutschtum im Komitat Bekesch“ erhielt Joschi Ament, Vorsitzender des Kulturkreises Elek. Der Preis wurde durch Richárd Tircsi, Hauptabteilungsleiter im Ministerium für Humanressourcen, und Mihály Zalai, Vorsitzender des Komitatstags Bekesch, am 16. Dezember überreicht. Die Familie Ament lebte von 1763 bis 1946 in Elek. Joschi Ament ist ein Urenkel heimatvertriebener Deutscher.

 

Vorsilvesterfeier der GJU 2016 Hartian: Zum ersten Mal in der Region

Für den Freundeskreis Schwäbischer Jugendlicher war es eine besondere Auszeichnung, dass eine der größten ungarndeutschen Jugendveranstaltungen 2016 in Hartian stattfand. Das war einerseits eine riesige Anerkennung der bisherigen Tätigkeit, weil sie nur seit drei Jahren in der GJU mitmachen, also zu den jüngeren GJU-Freundeskreisen gehören. Andererseits, weil bisher noch keine Vorsilvesterfeier in dieser Region organisiert wurde.

Sechzig Jahre deutsche Rundfunksendung in Fünfkirchen: Rückblick auf die ungarndeutsche Stimme

Informationen in der Muttersprache an den Rezipienten zu vermitteln: dies wurde am 31. Dezember 1956 durch Studio Fünfkirchen des Ungarischen Rundfunks für ungarndeutsche Hörer Realität. Die Redaktion bestand (damals und auch später) aus wenigen Mitarbeitern: Redakteur István Szigeti, Übersetzerin Maria Váray (Lehrerin am Deutschen Klassenzug für Lehrerbildung, später am Deutschen Nationalitätenklassenzug des Klara-Leőwey-Gymnasiums), und Zsuzsanna Jakabos (Mitarbeiterin im Stadtrat) gestalteten die deutsche Sendung. Eine Zeit lang arbeiteten Géza Hambuch und Franz Melath bei der Sendung, ab 1961 erhielt Szigetis Posten der Deutschlehrer des Gymnasiums „Nagy Lajos“ und seit Ende 1959 Übersetzer des Studios, Béla Szende. Im selben Jahr schloss sich der Redaktion der frisch gebackene Lehrer Anton Reger an.

Willy Graf, Josef Reil und Johann Wolfart im Dezember 1976 im Studio Fünfkirchen Foto: NZ-Archiv/Johann Schuth

Willy Graf, Josef Reil und Johann Wolfart im Dezember 1976 im Studio Fünfkirchen Foto: NZ-Archiv/Johann Schuth

 

„Die redaktionelle Arbeit verlief unter einer strengen zentralistischen Kontrolle. Die in Deutsch geschriebenen Beiträge und die Texte der Tonbandaufnahmen mit Gesprächspartnern mussten dem Chefredakteur von Tag zu Tag in ungarischer Übersetzung vorgelegt werden. Die Aufgabe der Redaktion bestand in der deutschsprachigen Vermittlung der tagespolitischen Maßnahmen von Partei und Regierung. Schließlich gelang es den Redakteuren, Schüler des Deutschen Klassenzugs des Leőwey-Gymnasiums – an der Spitze Willy Graf, Franz Kerner und Barbara Müller – in die Gestaltung einer Mundartsendung mit dem Titel ’Hans in allen Ecken‘ einzubeziehen. (…) Ab Ende der sechziger Jahre übernahmen die Redaktionstätigkeit frische Kräfte, die auch vor Ort immer mehr Gesprächspartner fanden und mit ihnen lebensnahe Reportagen produzierten und sogar eine Sendung für Schüler aus der Taufe hoben: Willy Graf, Peter Leipold, Lorenz Kerner, Adam Freifogel, Josef Reil, Árpád Hetényi, Johann Wolfart, Martha Stangl und andere“, schrieb Béla Szende, Redakteur der Sendung von 1961 – 1968, zur Geschichte der Gründung der deutschen Redaktion von Radio Fünfkirchen. 1978 begann das Ungarische Fernsehen Regional- und später Landessendungen aus Fünfkirchen auszustrahlen, ein Jahr früher startete die landesweite Sendung im Rundfunk.

Peter Leipold, Chefredakteur der Neuen Zeitung von 1978 – 1992, arbeitete als Journalist beim Rundfunk, bei den Printmedien und beim Fernsehen und war knappe fünf Jahre – Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre – bei der deutschen Hörfunksendung in Fünfkirchen tätig. „Wir haben mit Willy Graf fast in der gleichen Zeitspanne Anton Reger und Béla Szende abgelöst und standen ziemlich alleine da. Arbeit hieß für mich jedenfalls lernen, vor allem die Sprache. Das Konzept war es, viele Leute für die Sendung als Mitgestalter, als Gesprächspartner zu gewinnen.“ Zu seiner Zeit hat es zwar keine den Mitarbeitern mitgeteilten Zensurbestimmungen gegeben. Sie setzten aber durch, dass sie die Sendung nicht mehr ins Ungarische übersetzen mussten. Es gab aber Tabuthemen: „Was mir bis heute weh tut, dass wir nicht über die härtesten Schicksalsjahre der Deutschen in Ungarn sprechen durften: die Verschleppung und die Vertreibung. Damals wurde das Aussiedlung genannt und die Verschleppung, Malenkij Robot, ist gar nicht zur Sprache gekommen. Ich habe 1989 zu Weihnachten eine halbstündige Rundfunksendung zu diesem Thema zusammengestellt, und der gleiche Beitrag ist in schriftlicher Form in der Neuen Zeitung erschienen. Das war das erste Mal, dass darüber in einem ungarndeutschen Medium geschrieben und gesprochen wurde. Warum wir darüber nicht geschrieben und gesprochen haben? Niemand hat uns gesagt, dass wir das nicht dürfen, aber man hat es gewusst aus dem Umfeld heraus. Wir sind so aufgewachsen, ich mindestens bin davon ausgegangen, wenn du damit kommst, dann kommt dieses große NJET“, erzählt Peter Leipold. Über die Rolle des Minderheitenjournalisten formuliert er: „Das ist eine andere Situation, in der sich ein Minderheitenjournalist befindet. Wir hatten nicht das Problem, uns mit den großen politischen und wirtschaftlichen Fragen auseinander zu setzen. Das blieb alles in einem engen Rahmen. Ich will damit nicht sagen, dass es gut so war. Es ist aber kein Zufall, wenn man über die tanzende-singende Minderheit gesprochen hat. So gesehen hatten wir es vielleicht leichter, weil wir nicht so viele Leute im Nacken sitzen hatten, die uns vorgeschrieben haben, was zu tun sei. Auf der anderen Seite gibt es nichts Schlimmeres, als wenn man in einer Sprache sendet, die sich in der Verlustphase befindet. Das ist eine Schwierigkeit, mit der man täglich konfrontiert wird.“

Treffen der „Märzjugend“ bei den Wolfarts in Kalasch: Peter Leipold, Otto Heinek, Anton Hoffmann, Béla Szende, Jenő Kaltenbach, Anton Reger, Willy Graf und Johann Wolfart Foto: NZ-Archiv/Johann Schuth

Treffen der „Märzjugend“ bei den Wolfarts in Kalasch: Peter Leipold, Otto Heinek, Anton Hoffmann, Béla Szende, Jenő Kaltenbach, Anton Reger, Willy Graf und Johann Wolfart
Foto: NZ-Archiv/Johann Schuth

Heute gestaltet eine kleine Redaktion in Fünfkirchen unter nicht leichten Bedingungen eine täglich zweistündige deutsche Funksendung und die wöchentlich 26-minütige Fernsehsendung „Unser Bildschirm“. Herzliche Gratulation an das jubilierende Redaktionsteam!

angie

 

Die „Teitsch-Stoun“: Erinnerungssplitter aus 60 Jahren

Weihnachten 1956: Vater, der seit anderthalb Jahren täglich mit dem Nylon-Bus zur Arbeit nach Fünfkirchen pendelte, stellte ein Orion-Radiogerät auf den Gabentisch zum Christtag. So eine Verschwendung! Nur leise behaupteten dies Altoma und Toni-Opa, doch bald änderte sich ihre Einstellung.

Am 31. Dezember, gegen 19.00 Uhr, ertönte das erste Mal auf der Wellenlänge von Radio Fünfkirchen deutsches Wort: „Sie hören…“ Wie es genau weiterging, könnten wohl die Bänder dieses Abends, falls sie noch aufbewahrt sind, verraten. Welchen Widerhall die Worte und die begleitende Blasmusik in den Zuhörern hervorrief? Das habe ich, die damals erst Siebenjährige, noch fest in Erinnerung. Jeden Abend saß um diese Zeit die ganze Familie, nach dem Füttern und noch vor dem Nachtmahl, in der hinteren Stube am Radio und lauschte andächtig, was Neues in der Welt und in unserer Branau geschah. Wenn Walzer und Polka ertönten, ließ Opa nicht locker, und forderte mich auf: „Komm, mei Maat, jetz notze me ten Radio, tanze me aans!“ Als dann sonntags das beliebte Wunschkonzert eingeführt wurde, gesellte sich zum Musikgenuss das Erlebnis, wie oft die Alten unter den Beglückwünschten bekannte Namen und Orte entdeckten.

Einige Jahre später, als Schülerin des „deutschen Gymnasiums“ in Fünfkirchen, hörte ich bewusst zu und entdeckte allmählich, wie viel ich meinen beiden Muttersprachen, der Mundart und dem Hochdeutschen, verdanke. Stolz war die Familie wie unser ganzes Dorf auch darauf, dass die beiden Redakteure der Sechziger, Béla Szende und Anton Reger, aus unserer Gegend stammten und – wie Vater, der ja auch Programme aus Wien (Autofahrer unterwegs) und Laibach (Oberkrainermusik) mithörte, behauptete – „schön deutsch“ sprachen. Doch die Reportagen, die der Reger Toni oder später der Leipold Peter und der Graf Willy in der Mundart führten, standen ihrem Herzen doch näher. So auch die lustigen Mundartszenen „Hans in allen Ecken“, im Vortrag unserer Leőwey-Schulfreunde und die ersten Geschichten und Gedichte heimischer Autoren, wie Leo Koch, Georg Fath und Wilhelm Knabel.

In den Jahren des Studiums in Budapest und dann als Deutschlehrerin am Kossuth-Gymnasium beschränkte sich meine Zeit als Zuhörerin auf die Ferien in der Branau (das Programm konnte man bis 1977 nur in der Schwäbischen Türkei empfangen). Der Wendepunkt erfolgte, als wir, mein Mann Johann Wolfart und ich, nach Fünfkirchen zurückkehrten und er ab 1976 Mitarbeiter der Sendung wurde. Da galt es, das Gleichgewicht zu finden zwischen der alltäglichen, doch interessierten Zuhörerin von früher und der in die vielfältige Tätigkeit des Redakteurs „eingeweihten“ Partnerin. Oft kreuzten sich die Wege und Bereiche in unserer Arbeit. Besuchten wir mit den Mundartprogrammen der Schwäbischen Bühne des Leőwey-Gymnasiums deutsche Ortschaften, wie Nadasch, Bohl, Bawaz, begleitete er uns und führte vor Ort Gespräche mit den Teilnehmern und dem Publikum, sammelte Material für spätere Sendungen. Eine besondere Möglichkeit ergab sich für ihn bei der Teilnahme an den Volkskundelagern des Deutschen Verbandes. Sei es in der Branau, im Bakonyer Wald, in der Batschka oder eben in Sathmar, er war dankbar für die Erweiterung seiner Kenntnisse durch die wissenschaftlichen Vorträge, doch die eigentliche „Goldgrube“ für den Reporter waren die Mundarterzähler. Ihre Geschichten über Alltag und Feste, Brauchtum und Handwerk bereicherten seine Arbeit. Wie er aus den Aufnahmen in den Dörfern im Studio dann Porträts formte, Bräuche lebendig machte, fand ein bleibendes Echo bei den Zuhörern. „Phetter, mia huriche eich kean zu, un net nua pan Wunschkonzert“, diese Worte seiner Patin aus Ketschinge waren für ihn das höchste Lob.

Einen bedeutenden Schritt für die Sendung stellte die landesweite Ausstrahlung dar. Die Redaktion unterstützte mit den Programmen für Schulen und Kindergärten die Förderung des Muttersprachunterrichts und gewann damit viele neue Zuhörer. Die Erweiterung der Medienpalette durch „Unser Bildschirm“ forderte die Redakteure immer wieder zur Erneuerung heraus.

Unser Lebensweg führte uns in die Hauptstadt, dann nach Deutschland, doch blieb die Verbindung mit der Sendung, den jeweiligen Mitarbeitern, den Freunden aufrecht. Ein Foto habe ich vor Augen, aufgenommen in der Innenstadt von Berlin, der Freundeskreis der „Märzjugend“, unter ihnen Redakteure und Mitarbeiter aus drei Jahrzehnten, Szende, Leipold, Schuth, Graf, Reil, Hoffmann, Wolfart. Drei von ihnen sind nicht mehr unter uns.

Die Lehrerin, heute schon in Ruhestand, erinnert sich an die Stunden für Minderheitenkunde im Schiller-Gymnasium, wo sie den Schülern das Thema „ungarndeutsche Medien“ nicht bloß als Unterrichtsstoff vermittelte.

Maria Wolfart-Stang

 

Aus dem Inhalt

 

Auf vierzig Seiten erscheint die letzte diesjährige Ausgabe der Neuen Zeitung (NZ 52-53/2016).

 

Zwei Nationalitätenpreise an Ungarndeutsche

Gleich zwei Nationalitätenpreise des Ministerpräsidenten gingen heuer an Ungarndeutsche. Die Stiftung Ungarndeutsches Volkstanzgut pflegt seit 26 Jahren die ungarndeutschen Tanztraditionen, sammelt Tänze, bietet für Pädagogen Fortbildungen an, organisiert Festivals, Volkstanzlager und das Fünfkirchner Pfingstfestival. Auf 23 CD-s wurden Volksmusik und Kirchenmusik verewigt, das Trachtenbuch erlebte drei Auflagen. Anfangs war Béla Szende Vorsitzender der Stiftung, zurzeit bekleidet Ibolya Englender-Hock diesen Posten. Den Preis übernahm der Motor der Stiftung Helmut Heil.

Maria Bauer geb. Moór hat mehr als 100 ungarndeutsche Volkslieder gesammelt, die auch auf CD-s festgehalten wurden. Sie brachte Schulkindern in Schomberg und später in Kaposvár Theaterstücke bei und ist aktive Mitgestalterin des ungarndeutschen Lebens in Kaposvár. Sie ist Trägerin des Lenau-Preises und der Ehrennadel in Gold für das Ungarndeutschtum.

 

Mit Texten im Deutschunterricht erfolgreicher handeln: Experten aus Bayern zeigten Deutschlehrkräften innovative Methoden

Behandlung und Interpretation von literarischen Texten – zu diesem Thema konnten Deutschlehrkräfte viele neue Inspirationen finden. Auf Einladung des Ungarndeutschen Pädagogischen Instituts (UdPI) hielten Mitte November Expertinnen des Bayerischen Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) auf die Praxis ausgerichtete Seminare in zwei Schulen der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen: im Valeria-Koch-Bildungszentrum in Fünfkirchen und im Friedrich-Schiller-Gymnasium in Werischwar. „Vernetzen, fördern und befähigen“ lautet die Mission des von der Landesselbstverwaltung getragenen UdPI, das den Pädagogen der ungarndeutschen Bildungseinrichtungen fachliche Unterstützung der unterschiedlichsten Art bietet.

 

Ödenburger Familien im Porträt: Die Kleers

Vor langer Zeit schipperten viele Schwaben aus Deutschland bis Südungarn mit der „Ulmer Schachtel“ die Donau hinunter. Unter ihnen befanden sich auch die Kleers, die sich allerdings damals noch Klär nannten. Ludovicus Klär siedelte sich 1760 in der Batschka in Prigrevica/Batschsentiwan bei Apatin an, von wo es bald nach Parabutsch weiterging. In diesem 4073 Seelen zählenden Dorf, das in der Wojwodina lag, wohnten im 18. Jahrhundert 3283 Schwaben. Stets auf Arbeitssuche verschlug es die Familie nach Ödenburg. Über das bewegte Schicksal der Familie erzählt Vilmos Kleer.

 

Christkindl-Treffen in Gestitz

Fünf Christkindl-Gruppen aus dem  Komitat Komorn-Gran – aus Sammet, Schemling, Kätschka, Tarian und Gestitz – kamen am 10. Dezember zum zweiten Christkindl-Treffen nach Gestitz/Várgesztes. Sie folgten dem Aufruf der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung der Gastgebergemeinde und versammelten sich im Dorfhaus, um ihre Geschichten über die Geburt Jesu vorzutragen. Die Kinder waren als Maria, Josef, Michael, Gabriel, Hirten und Engel in die damalige einfache Tracht gekleidet.

 

Wertsachen: Besondere Weihnachtsgrüße aus der Kriegsgefangenschaft

Wir schreiben das Jahr 1918. Der Erste Weltkrieg ist zu Ende, bald ist Weihnachten. Ein junger Mann ist verzweifelt: Wieder ein Fest ohne seine Familie. Bis jetzt war er Soldat, nun ist er Kriegsgefangener in Italien. Was ist wohl zu Hause los? Wie kommt seine Frau mit der Wirtschaft und mit den drei Kindern klar? Das kleinste Kind ist bereits vier Jahre alt, und er hat es kaum gesehen. Warum bekommt er keine Nachricht von ihnen? Warum schreibt ihm niemand? Haben sie ihn vergessen? Haben sie ihn aufgegeben? Wenn er seinen Eltern schreibt, wenn er ihnen das Herz ausschüttet, werden sie vielleicht eine Antwort schreiben.

 

(Welt-)Freundschaftstreffen der Eleker

Wie haben sich die Kontakte zwischen den Vertriebenen und den Heimatverbliebenen entwickelt? Das ist ja ein wichtiger Faktor der Identitätsbewahrung der Ungarndeutschen. Am Beispiel Elek wollen wir zeigen, wie die Privatbesuche der 60er Jahre zu großen Freundschaftstreffen führten – mit Höhepunkten in den 90ern –, wie die Gegenwart ist und ob es einen (eventuell möglichen) Weg in die Zukunft gibt.

 

Mehr als nur Erholung – Ungarndeutsche und deutsche Familien treffen sich zum zwölften Mal zu einem VUK-Familienwochenende

Auf den Fluren des Wellnesshotels am Rande der Tolnauer Gemeinde Tengelic werden allmählich Kinderstimmen laut. Auch die letzten Gäste treffen in der großzügigen Herberge ein, das Wochenende kann beginnen. Zum fünften Mal hat der Verein für Ungarndeutsche Kinder VUK ein Familienwochenende für ungarndeutsche und in Ungarn ansässige deutsche Familien organisiert. Der Ort variiert von Jahr zu Jahr, das Ziel hingegen bleibt immer das gleiche: die Begegnung und der Austausch ein- und zweisprachiger Familien mit ungarn- oder bundesdeutschem Hintergrund. Ein Anspruch, dessen Bedeutung nicht oft genug betont werden kann, denkt man an die Bindekraft solcher Netzwerke. Mittels einer neuen Methode – eines gemeinsamen Theaterprojekts mit der Deutschen Bühne Ungarn – versucht VUK die Sprachkenntnisse und die kulturelle Identität der Kinder zu fördern.

 

Eine Gemeinschaft, wo das Ungarndeutschtum gemeinsames Interesse ist

Zum Abschluss des Jahres 2016 berichten Mitglieder des Orgateams der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher, wie sie sich dieses Jahr in der GJU gefühlt haben, welche Motivationen sie hatten und warum es sich lohnt, sich in ihrer Freizeit mit dem Organisieren der GJU-Programme zu beschäftigen. GJU Budapest übergab eine Spende im Kindergarten von Pußtawam. Vizepräsident Martin Surman-Majeczki nahm am Weihnachtsfrühstück der Jungen SPitzen in Nordschleswig teil.

Die nächste Ausgabe der Neuen Zeitung erscheint am 6. Jänner 2017 

Martin Stock aus Saar: „Die Heimat ist nicht ein Land, sie lebt in uns“

Martin Stock aus Saar

Der junge Lehramtstudent der ELTE, Martin Stock (Foto), wollte schon von klein auf Lehrer werden und ist vielseitig in die Traditionspflege seiner Heimatgemeinde Saar eingebunden. Martin Stock stammt aus einer ungarndeutschen Familie, in der die Urgroßeltern väterlicherseits noch die örtliche bairische ua-Mundart sprechen. Sie spielen in seinem Leben eine sehr wichtige Rolle, „wir verbringen sehr viel Zeit miteinander“, sagt der Student. Die Eltern waren jung, als die Kinder geboren wurden, und wenn sie arbeiten mussten, wurden die Kinder immer von den Urgroßeltern beaufsichtigt.  Martin Stock meint: „Das hat mich geprägt. Ich sage immer, ich habe eigentlich drei Väter und drei Mütter, denn sie alle, meine Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, haben bei meiner Erziehung mitgewirkt. Meine Familie ist mir sehr wichtig.“ Zu Hause wird die Mundart nicht gesprochen, aber verstehen kann er sie noch. Früher hat es geheißen, wenn die Kinder etwas nicht verstehen sollten, wurde es schwäbisch gesagt. „Ich bin Ungarndeutscher, die Abstammung ist mir wichtig, obwohl die Ungarndeutschen nicht eine Heimat haben, sondern eigentlich zwei, Deutschland und Ungarn. Ich denke, die Heimat ist nicht ein Land, sondern sie lebt in einem. Wir bewahren sie in uns.“
Die Traditionspflege wird in Saar großgeschrieben, die meisten Kinder lernen schon im Kindergarten die örtlichen Bräuche und Tänze kennen. Seit mehr als 15 Jahren ist Martin Stock Mitglied der örtlichen Tanzgruppe. Gemeinsam mit seinem Bruder Szabolcs und einer Tänzerin, Viktoria Nagy, sind sie für die Nachwuchsförderung der Tanzgruppe zuständig. Martin ist Koordinator. Zu den kleinen Tänzern hat er guten Kontakt ausgebaut und so bereits vor seinem Studium viele praktische Kenntnisse darüber gesammelt, wie er mit Kindern zusammenarbeiten kann. Die Gruppe organisiert jedes Jahr ein Sommercamp, um die Tanzlust bei den Kindern aufrechtzuerhalten, woran natürlich auch die Koordinatoren teilnehmen. Die Saarer Tanzgruppe ist mit  ihren 170 Mitgliedern der größte Verein der Gemeinde: 10 Prozent der Einwohner sind Mitglieder. Das gemeinsame Tanzen bestimmt schon von Kindesalter an das Leben der Saarer, in fast jeder Familie gibt es Mitglieder. Die Tanzgruppe gibt die Zeitschrift „Táncos újság“ heraus. Diese Zeitschrift ist voll mit Themen rund um die Tanzgruppe und unterschiedlichen Veranstaltungen, wo sie teilnimmt. Sie ist überwiegend in Ungarisch, aber es gibt mittlerweile auch deutsche Inhalte. Martin Stock ist für den deutschen Teil der Zeitung zuständig. Zu berichten haben die Tänzer viel, sie haben in den vergangenen Jahren ganz Europa bereist und nehmen auch regelmäßig am internationalen Treffen Europeade teil. Stock ist leidenschaftlicher Musiker, spielt Tenorhorn und singt gern. 2011 gründete er mit seinen Freunden aus der Tanzgruppe die Kapelle  „Saarer Musikanten“, mit der sie regelmäßig auftreten.
Neben dem Tanzen und Musizieren hat er vor einiger Zeit auch ein kleines Projekt mit seinem Bruder Szabolcs gestartet: Sie schreiben ein Dialektwörterbuch. Der Inhalt wird anhand von Tonaufnahmen zusammengestellt, die sie bei ihren Urgroßeltern machen. Sie versuchen so viel wie möglich von der Mundart zu bewahren, bisher haben sie twa 40 DIN A/4- Seiten Stoff beisammen. Nicht nur Wörter und Ausdrücke, sondern auch „Spruchsogn“ (Sprichwörter) und Volksliedertexte sammeln die Stocks, die sie anhand der während dem Studium gesammelten Kenntnisse von Martin auch mit etwas Grammatik und Erklärungen ergänzen werden. Martin Stock möchte nach seinem Abschluss im Totiser Gymnasium unterrichten und auch weiterhin aktiv in seiner Heimatgemeinde tätig sein.

GS

 

Aus dem Inhalt

 Der aktuellen Neuen Zeitung ist die Signale (33. Jahrgang, Nr. 1), die Beilage für Literatur und Kunst, beigefügt

 

„Das Vergessen ist Exil, die Erinnerung ist Befreiung …“ Geschichtstagung für Pädagogen über Verschleppung und Vertreibung der Ungarndeutschen

Eine Enttabuisierung des historischen Ereignisses „Malenkij Robot“ – das war das Ziel der Geschichtstagung und Lehrerfortbildung und des Museumstags, einer dreitägigen Veranstaltungsreihe vom 10. – 12. November im Fünfkirchner Valeria-Koch-Bildungszentrum über den Leidensweg der Ungarndeutschen zwischen 1944 und 1948. Zur vom Bildungszentrum, vom Stiftungslehrstuhl für Deutsche Geschichte und Kultur im südöstlichen Mitteleuropa der Universität Fünfkirchen, von der ZfA (Zentralstelle für das Auslandsschulwesen) und vom Janus-Pannonius-Museum gemeinsam ausgetragenen Konferenz kamen vor allem Geschichtslehrer der Schulen der deutschen Nationalität. Ihre gemeinsame Angelegenheit ist es nämlich zu erreichen, dass das Thema der Verschleppung und Vertreibung der Ungarndeutschen im Geschichtslehrstoff korrekt und würdig behandelt wird.

 

Hercel-Tanzgruppe wurde ausgezeichnet

Der Komitatstag Pesth hat am Tag des Komitats, am 4. Dezember, auch heuer Zivilpersonen und Organisationen ausgezeichnet, die auf ihrem Gebiet hervorragende Leistungen für das Gemeinwohl im Komitat erbracht haben.
Den Preis „Für die Nationalitäten“ hat dieses Jahr die Hercel-Tanzgruppe aus Hartian/Újhartyán erhalten. Die Tanzgruppe wurde 1991 gegründet und hat eine führende Rolle in der Pflege, Bewahrung und Vermittlung der ungarndeutschen Traditionen im Komitat Pesth.

 

Alles ist dort geblieben

Die den deutschen Minderheiten gewidmete Ausgabe der Zeitschrift Pro Minoritate und eine außergewöhnliche Fotoausstellung waren Themen der Zentrum-Veranstaltung am 1. Dezember im Haus der Ungarndeutschen. Direktorin Monika Ambach hob hervor, dass der Abend in Zusammenarbeit mit dem Balassi-Institut in Bukarest und dem Stiftungslehrstuhl für Deutsche Geschichte und Kultur im südöstlichen Mitteleuropa an der Universität Fünfkirchen realisiert werden konnte. Über wissenschaftliche Forschungen anlässlich des 70. Gedenkjahres der Vertreibung sprach Otto Heinek, der Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen. Referate der Gedenkkonferenz am 19. Januar in Wudersch wurden in der vorgestellten Ausgabe der Zeitschrift Pro Minoritate veröffentlicht.

Schwäbische Speisen aus Sebegin

Sparsam und einfach kochen – lautet die Devise für die ungarndeutsche Küche. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Speisen nicht ergiebig gewesen wären. Die Kochrezeptsammlung aus Sebegin/Zebegény stellt die aus der Urheimat mitgebrachten Küchentraditionen sowie die Speiseordnung je nach Wochentagen vor, wobei hauptsächlich selbst angebaute Gemüsesorten zum Kochen verwendet wurden. Die einstige Speiseordnung – Montag war der Nulltoog, Dienstag der Krauttoog, mittwochs aß man Fleischgerichte, Donnerstag galt als Knelltoog, Freitag war der Bohnentoog, Samstag der Grombientoog und am Sonntag wurde natürlich gefeiert (Faiertoog) – könnte auch heute als ausgewogener Speiseplan empfohlen werden. Vieles wurde dabei von der ungarischen Küche übernommen, wie Paprikahuhn, Gulasch usw.

 

Advent in Neuofen

Die Förderung der zwei Kindergärten und zwei Grundschulen mit Deutsch als Nationalitätenfach im XI. Bezirk der Hauptstadt ist vorrangiges Ziel der Neuofener Deutschen Selbstverwaltung, sagte Vorsitzender Franz Imreh bei der Bürgeranhörung und der traditionellen Adventsfeier am 7. Dezember in der Aula der Grundschule in Gazdagrét (Reiche Ried). Bei der Adventsfeier präsentierten deutschlernende Kinder aus den vier Bildungsinstitutionen ihr Weihnachtsprogramm. Zwei Deutschlehrerinnen erhielten den Preis der Deutschen Selbstverwaltung „Deutschlehrerin des Jahres“, der mit einer Geldprämie verbunden ist: Frau Szendefiné Erzsébet Sohajda aus der Grundschule in Reiche Ried und Ágnes Blaha  von der Teleki-Blanka-Grundschule.

 

GJU-Adventsbacken 2016: „Hier kann man richtig wertvolle Zeit verbringen“

Zum Adventsbacken von 2. bis 4. Dezember in Nadasch erwartete die GJU die Jugendlichen, die sich für traditionelles Kochen und Backen in adventlicher Stimmung interessieren. In der Abwicklung des Wochenendes haben diesmal die Freunde vom Verein für Ungarndeutsche Kinder (VUK) geholfen. Zusammen mit ihnen konnten die Teilnehmer nette Weihnachtsgeschenke anfertigen. Nadasch ist traditionell ein beliebter Ort für GJU-Veranstaltungen. Die Siedlung konnte noch in vieler Hinsicht ihren traditionellen Charakter behalten. Es gibt viele örtliche Vereine, die das Pflegen der ungarndeutschen Traditionen für wichtig halten. Deshalb ist Nadasch immer ein sehr inspirierender Schauplatz für die GJU-Programme.

 

Aroma, das aus der Kälte kommt: Ungarische Weißweine sind so gut wie nie – Hightech und Klimawandel tragen dazu bei

In Wadkert/Soltvadkert wurden schon auf der Militärlandkarte des Habsburgerkaisers Joseph II. Ende des 18. Jahrhunderts Weinberge gekennzeichnet. So wurde das alltägliche Getränk für die Einwohner gesichert. 100 Jahre später aber zog eine vernichtende Seuche der Weinwurzeln durch das Land: die Phylloxera (Reblaus). Sie machte die Weinplantagen für mehrere Jahrzehnte kaputt — außer denen auf dem Sandboden in der Tiefebene. Dank den damals errichteten Eisenbahnlinien zw. Budapest und Szegedin bzw. Budapest und Maria-Theresiopel konnte der Wein schon in weite Städte geliefert werden. Dabei spielten jüdische Kaufleute eine wichtige Rolle, die durch ihr Handelsnetz an der Jahrhundertwende zum wirtschaftlichen Aufschwung dieser Gegend beitrugen. Die Wadkerter waren eine gemischte, deutsche Bevölkerungsgruppe, deren Mitglieder aus mehreren Gegenden herkamen, einen dem Hartaischen ähnlichen Dialekt sprachen und sich durch ihren Fleiß auszeichneten. Sie bepflanzten auf dem Treibsand Hunderte von Hektaren mit Weinreben und widmeten ihr Leben diesem Wirtschaftszweig.