Das Wanderbündel in der Roten Schule – Unterricht auch ohne Worte
Ein Bündel, das immer in Bewegung ist. Ein Bündel, das auch ohne Worte unterrichtet. Ein Bündel, das jeder sehen, betasten, erleben möchte. Das sind die Grundgedanken, die den Weg des Wanderbündels in unserer Schule begleiteten.
Die Vorbereitung auf das Wanderbündel-Projekt begann schon mehrere Wochen vor der Ankunft des Bündels in der Roten Schule, in der Pestszentlőrincer Deutschen Nationalitätengrundschule. In der eigenen Schatztruhe der Schule durften die SchülerInnen der Klassen 4 – 8 kleine Bündelchen auspacken, welche einzelne, ähnliche Gegenstände wie im echten Bündel beinhalteten. Die SchülerInnen wurden auch mit der Frage konfrontiert, was sie mitnehmen würden, wenn sie in wenigen Stunden nur das Wichtigste zusammenpacken sollten.
Gespannte Gesichter beim Öffnen Foto: Zsófia Mészáros
Nach dem Wecken der eigenen Motivation sollten nun die Kinder die historischen Ereignisse und Gründe für die Vertreibung kennen lernen. Während des Anschauens des Filmes „So entstand das Wanderbündel“ konnte man schon an den Gesichtern der SchülerInnen erkennen, dass sie vom Thema betroffen waren und mitdachten. Sehr viele Fragen sind aufgekommen, die geklärt werden mussten. Am meisten bewegten die Erinnerungen von Zeitzeugen, die wir im Unterricht vorlasen, die SchülerInnen.
Nach dem Kennenlernen dieses Stückes ungarndeutschen Schicksals brachten manche SchülerInnen von zu Hause auch Fotos mit in den Unterricht, hatten sogar Erzählungen von den (Ur)Großeltern aufgezeichnet. Im Rahmen eines Werkstatt-Unterrichts erarbeiteten die Volkskundelehrerinnen mit den SchülerInnen anschließend eine Ausstellung, die aus einem Zug mit Rinderwaggons besteht. Jeder Rinderwaggon trägt Fotos aus dieser grausamen Zeit und die Arbeiten der SchülerInnen der Roten Schule, die diesen Schicksalsschlag zu erzählen versuchen.
Mit Hilfe der ungarndeutschen Figuren aus dem Arbeitsbuch „Schatztruhe“ Klasse 2 von den Autorinnen Frey-Fáth-Flódung entwickelten wir eine Mal- und Bastelaufgabe für die SchülerInnen. Die mit den Fotos über die Vertreibung und über die Vertreibungsdenkmäler versehenen Themenwürfel fanden auch großes Interesse im Unterricht.
Wanderbündel-Waggons der Schüler Foto: Zsófia Mészáros
Unsere Schule war nun auf den Empfang des Wanderbündels vorbereitet. Eine Delegation aus dem Tamási-Áron-Nationalitätengymnasium Budapest (Gyula Meskó, stellvertretender Schulleiter, Budáné M. Terézia Veszi und drei Schülerinnen) übergab uns das Wanderbündel am 12. Dezember 2016. Während Gyula Meskó das Bündel in die Schule trug, spielte István D. Kovács, Schüler aus der 8. Klasse auf Ziehharmonika. Nach dem Begrüßen der Gäste durch Schulleiterin Noémi Elek und Kuzmáné Mónika Heé, Leiterin des DeutschlehrerInnen-Kollektivs sangen drei Schülerinnen (Csenge Csiki, Fruzsina Geréb, Emese Liptai) aus den Klassen 5 und 6.
Die Ankunft des Wanderbündels in der Roten Schule war ein besonderes Ereignis. Die SchülerInnen konnten kaum erwarten, dass sie alle die Geschichte im deutschen Volkskundeunterricht hautnah erleben können. In den Pausen kamen sie oft mit den Fragen: „Wo ist das Bündel?“ „Wann kommt es in unsere Klasse?“. Trotz ihres jungen Alters haben sie sich mit diesem Schicksalsschlag versucht zurechtzufinden und Mitgefühl zu entwickeln. Von nun an sind solche Wörter, wie Vertreibung, mit einem Bündel und der 19. Januar ein Begriff für sie.
Klara Schmidt
Lehrerin für Deutsche Sprache und Literatur sowie ungarndeutsche Volkskunde
Aus dem Inhalt
Zum Gedenktag der Vertreibung – Erzählt von Frau Schmidtmayer (geb. Maria Schaar)
Heute höre ich noch, wie meine Mutter geweint hat, an den grausamen Tagen, als sie mit meiner Ali versucht haben, die Sachen zusammenzupacken, was wir Heimatvertriebene mitnehmen durften. Bis zu den letzten Tagen wollte keiner glauben, dass wir gezwungen wurden, unser geliebtes Dorf Saar, wo die Wiege unserer Ahnen schon 1729 stand, verlassen müssen.
„Aktiv zu sein ist bei uns Familientradition“ – Germanistikstudentin Viktoria Nagy
Viktoria Nagy wurde 1995 geboren und stammt aus Neudörfl/Újbarok, einer kleinen Gemeinde im Komitat Weißenburg. Sie ist Studentin der ELTE mit den Fächern Deutsch als Minderheitensprache und Englisch auf Lehramt. Mit der Traditionspflege in ihrer Heimatgemeinde ist sie eng verbunden: Sie ist als Abgeordnete in der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung tätig und macht seit mehr als zehn Jahren Volkstanz. Auch an einem internationalen Jugendprogramm der Otto-Benecke-Stiftung hat sie vor kurzem teilgenommen.
Valeria-Koch-Preisträger
Auf der Neujahrsgala der Ungarndeutschen Selbstverwaltungen wurde der „Valeria-Koch-Preis“ an vier verdiente Jugendliche verliehen. Zwei von ihnen – die GJU-Mitglieder Bettina Emmert und Matthäus Rauschenberger –hat die Neue Zeitung bereits vorgestellt. Nun werden die Verdienste der Zwölftklässlerin Nikolett Ágnes Magyar, die mütterlicherseits aus einer ungarndeutscher Familie in Polan stammt und von Richard Schneider gewürdigt, der zurzeit Abiturient des Árpád-Gymnasiums in Totiser Kolonie ist. Richard ist Sohn einer besonders traditionsbewussten Familie und wuchs in einer echten ungarndeutschen Gemeinschaft auf.
Sautanz in Wudigess – das dritte Mal
Beim populären Schweinechlachten-Festival am 14. Januar in Wudigess mit Mannschaften aus vielen Regionen ging das Wanderbeil für die beste Küche an die Gruppe der Deutschen Selbstverwaltung des XII. Budapester Bezirks. Auf dem Foto sind die Abgeordneten Gyula Meskó, Timea Gaál und Nóra Kövesdi-Martin zu sehen. Im Kulturprogramm trat die Deutsche Tanzgruppe vom Schwabenberg auf!
Erfolgreiches Junioren-Vorsilvester – Programme sehr genossen
30 Kinder und fünf Organisatoren nahmen am Junioren-Vorsilvester teil, das vom 27. bis 29. Dezember in Fünfkirchen stattfand. Die meisten Teilnehmer kamen aus der Branau, aber auch Kinder aus den Komitaten Pesth und Tolnau bzw. aus der Batschka waren mit dabei.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.