Auflösung des Mundart-Preisausschreibens „die Jähn“ (apremerisch) „die Jäne“ (sawederisch und mutschingerisch)

Die Jähn (die Jäne) ist ein altfuldischer Mundartausdruck aus der Landwirtschaft und leitet sich aus dem Verb: „ja(h)nen“ ab, vgl. Jahn (Deutsches Rechtswörterbuch – DRW). Sie bezeichnet eine bestimmte Landfläche (s. u. „II“ ebenda) und wird somit (vgl. unter „II1“) als der Teil einer bebauten Fläche, den eine Person zur Bestellung oder Aberntung vor sich hat und in einem Gang (siehe Etymologie) erledigt; dann auch „Arbeitspensum“ genannt. In Apre (Aparhant) bezeichnete man mit der „Jähn“ auch den Tageslohn eines Schnitters, der diesen Schnitterlohn „jahnweise“ berechtigt war nach Vollendung des tägliches Arbeitspensums (=„Jähn“) herauszuverlangen.

Mein Familienbezug zur Jähn:

Von meinem urkundlich erwähnten fuldischen Urahn, dem Kleinbauern Johann Faust (Hausname, „der Schappshans“ geb. ca.*1596/97 – verstarb fast 100-jährig im Jahre 1696), stammte der „Ungarnfahrer“ Hans-Jörg Faust ab, der nach unserer Familiengeschichte 1723 nach der „Jähn“, also nach Aberntung seines Arbeitspensums und nach Herausverlangen seines Schnitterlohns der Jäne die „große Fahrt ins Hungarische Land“ antrat. Auch mein Vater – Matthias Faust (1926–2001) – hatte sich noch im Sommer 1944 als Schnitter für die Kornernte zur Jähn verdingt. Am 20. August 1944 (an Sankt Stefani) wurde er ebenso quasi direkt aus der „Jähn“ kommend durch die Einberufungskommission „zwangsrekrutiert“ und in den Zweiten Weltkrieg verschleppt.

Zum Preisausschreiben kamen wenige Zuschriften. Die meisten haben die „Jähn“ intuitiv als „Ernte“ bezeichnet, oder „er- bzw. ins Blaue geraten“, aber keine bzw. keine hinreichend recherchierte Begründung dafür geliefert.

Eine mustergültige Lösung inkl. des kompletten Rechercheweges hatte Brigitta Farkas (Abiturientin aus Bonnhard) eingesandt. Mit ihrer freundlichen Zustimmung können nun die werten Leser ihren Lösungsweg nachvollziehen:

Sehr geehrter Herr Faust,

ich heiße Brigitta Farkas und lerne im Technikum „Ady Endre“ in Seksard. Mein Abitur werde ich im Mai ablegen. Ich lerne Deutsch seit der ersten Klasse. Die „Neue Zeitung“ benutze ich zur Verbesserung meiner Sprachkenntnisse und zur Information. Ich fand in der Nummer 1/2 2025 Ihr Preisausschreiben.

Zuerst dachte ich, die Aufgabe wird leicht sein. Die erste Schwierigkeit kam gleich, nachdem ich die Aufgabenstellung und die Bedingungen verstanden habe. Ich konnte den Text von der Tafel nicht lesen und brauchte dazu Hilfe. Der Text war gut zu verstehen, nur das Wort „die Jähn“ fehlte mir. Als erster Schritt guckte ich in den Wörterbüchern nach, wo ich nichts gefunden habe. Der zweite Schritt war die Suche im Internet. Bei Eingabe des Wortes kamen Sigmund Jähn und Familien mit diesem oder einem ähnlichen Namen. Auf die richtige Suche kam ich durch den Hinweis „altfuldischer Mundartausdruck“. Hierzu gab es viele Möglichkeiten, und so verbrachte ich viel Zeit mit dem Suchen. Das Wort fand ich erst in dem Wörterbuch der niederhessischen Mundart. In diesem Wörterbuch fand ich das Wort „die Jahn/Jahne“. Es gab einige Erklärungen dazu. Gleich am Anfang „Strich Arbeit z. B. beim Kornschnitt, in der Heuernte…“ oder „…Ackerabschnitt, der zu bearbeiten ist…“ Meiner Meinung nach bekam das Wort in Fulda und Umgebung einen Umlaut und wurde zur Jähn’ und bedeutet für mich mit modernem Wort die Ernte. So heißt es „… 1723, nach der Ernte…“. Bestimmt hat Hans-Jörg Faust sogar Verpflegung mitgenommen, da er nicht wusste, was ihn erwartete.

Mir hat das Forschen Spaß gemacht, ich habe viel über die Sprache (Mundart und Hochdeutsch) gelernt. Ich weiß jetzt sogar, dass im Ungarischen auch so ein Ausdruck (in der Reihe mähen = rendet vág) existiert, den nur die älteren Menschen verstehen.

Begründung des Privatstifters: 

Brigitta Farkas hat offensichtlich viel Durchhaltevermögen und auch Grips und konnte so mit Fleiß und Ausdauer nicht nur die richtige Antwort erschließen, sondern auch den dafür notwendigen kompletten Rechercheweg durchlaufen. Insofern hat sie die Aufgabe idealtypisch angenommen und die Lösung für eine Abiturientin meines Erachtens fast schon akademisch herbeigeführt.

Mein Gefühl sagt, dass sie die Aufgabe interessiert angegangen und bis zum Durchbruch absolut selbstständig verfolgt und zum Ende geführt hat.

Hierfür gebührt ihr der erste Preis!

Dazu gratulieren der Privatstifter und die Redaktion Neue Zeitung!

Gerne würde ich den verbleibenden 2. Preis in Höhe von 50.000.- Ft sowie den 3. Preis in Höhe von 30.000.- Ft erneut ausschreiben.

Wer kann den altfuldischen Mundartausdruck „(sich rum-)freten“ hinreichend begründen und mit Beispielen aus dem Alltag untermauern bzw. erklären?

Zuschriften bitte an konrad.faust@gmail.com

Einsendeschluss ist der 14. März 2025.