„Die Anerkennung der Eltern ist die größte Herausforderung“ – Kindergartenpädagogin Dóra Kleisz

Dóra KleiszBei der Berufswahl hat man die Qual der Wahl. Für viele ungarndeutsche Jugendliche und junge Erwachsene ist dabei wegen der eigenen Herkunft auch der Beruf Deutschpädagoge verlockend. Für diejenigen, die sich noch unsicher sind, ob sie sich für diesen Beruf entscheiden sollen, liefert Kindergartenpädagogin Dóra Kleisz Antworten. Was es für sie bedeutet, Deutsch-Kindergartenpädagogin zu sein und wie sie als Berufsanfängerin mit ihrem Job klarkommt, hat sie der NZ berichtet.

Dóra Kleisz ist 24 Jahre alt, stammt aus Ofala/Ófalu und ist zur Zeit Kindergartenpädagogin im Nadascher Schlossgarten-Kindergarten. Sie ist mit der Mundart großgeworden und hat sich bewusst für ihre Laufbahn als Erzieherin vorbereitet. Studiert hat sie in Seksard, wo sie 2014 ihr Diplom bekommen hat. Da ihr Großvater Tischler ist, hat sie sich in ihrer Diplomarbeit mit dem Tischlerhandwerk in Ofala auseinander gesetzt und 60 Jahre Berufserfahrung ihres Großvaters festgehalten.

Sie ist stolz auf ihre ungarndeutsche Herkunft und der Ortsdialekt wird in ihrer Familie bis heute gesprochen. Selbst mit ihrem Neffen (anderthalb Jahre alt) spricht sie nur deutsch. „Ich habe das große Glück, dass ich von zu Hause aus die Mundart beherrsche. Heutzutage ist das ein großer Schatz, den ich meinen Kindern sehr gerne weitergeben werde. Meine Wurzeln sind der Grund dafür, dass ich mich auch beruflich mit der deutschen Sprache beschäftige“, meint sie. „Die Sprache war für mich immer ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Schon in der Grundschule wusste ich, dass ich anderen Deutsch näher bringen und dabei gleichzeitig mit Kindern arbeiten möchte. So verknüpfte ich die beiden Dinge und wurde Deutschkindergärtnerin. Dass ich meinen Berufsweg in einem ungarndeutschen Kindergarten gestartet habe, war für mich selbstverständlich.“

Dóra Kleisz mit ihren Schützlingen

An ihrem Beruf mag die junge Erzieherin besonders, dass sie mit Kindern arbeitet. „Es ist für mich eine sehr große Freude, wenn ich höre, dass die Kinder beim Anziehen oder beim Händewaschen ein Lied trällern oder einen Reim beim Spielen vor sich hersagen, den sie von mir gelernt haben. Aber natürlich auch, wenn sie mir am Morgen entgegenrennen oder mich umarmen und sagen, dass ich ihnen gefehlt habe“, berichtet sie über den Kindergartenalltag. Die Sprachkenntnisse ihrer Betreuten sind unterschiedlich: „Als ich noch in den Kindergarten ging, war es selbstverständlich, dass die Kinder von Haus aus Deutsch konnten. Heutzutage ist es immer schwieriger. Zwanzig Prozent der Kinder bringen Deutsch mit, die anderen lernen erst bei uns im KIGA die Sprache sowie die Bräuche kennen. Wenn ich an meine Umgebung denke, sprechen viele nicht mit ihren Kindern deutsch, obwohl sie Deutsch können. Ich werde aber meinen Kindern die Sprache und die Bräuche bestimmt weitergeben.

Ich denke, dass jetzt die Anerkennung der Eltern die größte Herausforderung für mich ist. Dass sie sich mit Vertrauen an mich wenden, mir ihre Kinder sorgenlos anvertrauen“, meint die junge Pädagogin. „Ich bin sehr zielstrebig und gewissenhaft und denke, dass die Eltern mit meiner Arbeit zufrieden sind. Natürlich kann ich nicht allen Erwartungen entsprechen, aber wer kann das schon. Niemand ist perfekt, Hauptsache man gibt jeden Tag sein Bestes!“

Nadascher Kindergarten

Deutsche Nationalitätenkindergärten können den Kindern laut Dóra Kleisz etwas auf den Weg geben, was „herkömmliche“ staatliche Kindergärten nicht können: „Die Mundart und die Traditionen der Ungarndeutschen sind die größten Schätze, die wir an die Kinder weitergeben. Sie bedeuten für mich Zugehörigkeit und den Zusammenhalt einer Generation. Die Mundart ist etwas, die einen einzigartig macht, und das wollen wir unseren Schützlingen auch vermitteln.“ Etwas Spannendes ergibt sich jeden Tag, wenn man mit Kindern arbeitet: „Ich habe mir schon oft vorgenommen ein Heft zu führen, wo ich die Geschehnisse aufschreibe. Es gibt jeden Tag etwas, worüber ich lache oder worüber ich mich nur wundern kann. Natürlich im positiven Sinne. Wenn ich einen schlechteren Tag habe, gehe ich in die Gruppe, und die Kinder lassen mich alle Sorgen vergessen. Diesen Beruf kann man nur mit großer Liebe, Hingabe, Geduld und Ausdauer ausüben. Das Wohl der Kinder ist das Wichtigste. Wenn einem diese Eigenschaften fehlen, sollte man einen anderen Berufsweg wählen.“

GS

 

 

Aus dem Inhalt

 

Verschleppungsdenkmal – Gedenkkonferenz – Konzert – Fotoausstellungen

Malenkij Robot wurde in Ungarn lange Zeit verschwiegen. Die Aufarbeitung dieses Themas und die Sammlung der Erinnerungen von Zeitzeugen durfte erst ab den 1980er Jahren beginnen. Einen großen Fortschritt in den Forschungen ermöglichte das Gedenkjahr der in die Sowjetunion Verschleppten: zahlreiche Publikationen erschienen, Filme wurden gedreht, Denkmäler errichtet. Mit einem zweitägigen Programm des Fünfkirchen-Branauer Nationalitätenkreises der Ungarndeutschen wurde das Gedenkjahr in Fünfkirchen abgeschlossen. Am 17. und 18. Feber gab es Vorträge, Film- und Buchvorführungen, Fotoausstellungen und auch ein Konzert.

 

Peter-Huchel-Preis 2017 geht an Orsolya Kalász für „Das Eine“

Die Lyrikerin und Übersetzerin Orsolya Kalász bekommt in diesem Jahr den Peter-Huchel-Preis für deutschsprachige Lyrik. Sie wird für ihren Gedichtband „Das Eine“ ausgezeichnet. Die Jury aus Schriftstellern und Literaturwissenschaftlern würdigte den Gedichtband als herausragende Neuerscheinung des Jahres 2016. Der Preis ist mit 10.000 Euro verbunden. Er wird seit 1984 jedes Jahr am 3. April verliehen. Preisstifter sind der Südwestrundfunk und das Land Baden-Württemberg. Orsolya Kalász wurde 1964 in Dunaújváros geboren und wuchs zweisprachig auf.

 

Donaublicke – Die Stadt der Maler

Wenn jemand schon einmal die Stadt Sankt-Andrä/Szentendre beim Seitenarm der Donau besucht hat, wird er den im Städtchen schwebenden Hauch von Kunst gespürt haben. Das ging wohl den acht jungen Malern auch so, als sie im Jahre 1926 die Künstlerkolonie in Sankt-Andrä und zwei Jahre danach die „Gesellschaft der Maler von Szentendre“ gegründet haben. Der vorliegende Ausstellungskatalog präsentiert Bilder von den Gründern der Künstlerkolonie sowie von Künstlern, die sich später der Malergesellschaft angeschlossen haben und im Geiste der Vorfahren tätig waren. Die gleichnamige Ausstellung konnte vom 10. Oktober 2015 bis zum 28. März 2016 in Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm besichtigt werden, wobei zum ersten Mal in Deutschland ein Querschnitt der Malerschule in Sankt-Andrä präsentiert wurde. Die auf den Gemälden dargestellten Kirchen, Gassen und Häuser vergegenwärtigen „die Stadt der Künste“ in den 1930er und 1940er Jahren, wie sie von den Vertretern der Pleinairmalerei der Künstlerkolonie gesehen wurden.

 

Aschermittwoch – Konfrontation mit der eigenen Vergänglichkeit

„Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staube zurückkehren wirst!“ Dieser Gedanke soll alle Christen daran erinnern, dass sie nur für eine gewisse Zeit auf der Erde verweilen und für ihre Sünden Buße tun müssen. Der Osterfestkreis ist besonders wichtig im Kirchenjahr. Der Aschermittwoch ist einer der strengen Fastentage und gleichzeitig der Beginn der Fastenzeit vor Ostern. Traditionell endet einen Tag zuvor die lustige Faschingszeit. Fasten und Buße tun sind der eigentliche Sinn der spirituellen Erneuerung eines jeden Christen vor Ostern.

„Wir brauchen die Ideen, die Kreativität und die Begeisterung der Jugendlichen“ – Hauptberuflicher Jugendreferent bereichert die Arbeit der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen

Neuer Mitarbeiter bei der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen: seit Anfang Februar ist in der LdU-Geschäftsstelle in Budapest auch ein Jugendreferent tätig. Den neu gegründeten Posten trat Károly Radóczy, ein junger Mann aus Hartian an, der  vorher Büroleiter der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher (GJU) war. Nachwuchsförderung ist strategisches Ziel der Landesselbstverwaltung – in diesem Sinne stellte die LdU 2014 wesentlich mehr Jugendliche als je zuvor als Kandidaten in die Vollversammlung, und darum wurde im selben Jahr auch das erste Mal ein Jugendausschuss gegründet. Ab nun ist auch ein hauptberuflicher Mitarbeiter in der Geschäftsstelle tätig, der sich speziell und in erster Linie um die Angelegenheiten der Jugend kümmert.

 

Die Pesther Nächte der 30er Jahre

In der Zwischenkriegszeit war das Nachtleben von Budapest weltberühmt. Die ausländischen Zeitungen haben die Hauptstadt parallel mit Paris, London oder sogar New York erwähnt. Die internationale und ungarische Aristokratie traf sich in den Bars und Varietees, der Prinz von Wales oder der Sohn des ungarischen Reichsverwesers waren hier prominente Gäste, tranken Champagner und schauten pikanten Programmen mit halbnackten Tänzerinnen zu, die oft auch privat gelegentliche Partnerinnen der reichen Herren waren. Luxuslokale wie „Arizona“ oder „Moulin Rouge“ sind bis heute legendär geblieben, aber die kleinen Sternchen der „Vergnügungsindustrie“ sind inzwischen in Vergessenheit geraten. In der Faschingszeit rekonstruiert das Ungarische Handels- und Gastgewerbemuseum diese Nachtwelt der Revuestars und Chortänzerinnen vom Umkleideraum und der Bühne bis zur Tanzfläche oder zum Séparée.

Fußnoten zur bildenden Kunst – László Hajdú in der ByArt-Galerie Budapest

Eine imposant wirkende, spannende Flächenbearbeitung, Rillen, spielerisch gesetzte Pinselstriche, die einer eigenen Ordnung unterstellt sind, László Hajdús Werke laden zum Nachdenken ein. Seine aktuelle Werkschau ist in der ByArt-Galerie in Budapest zu sehen.

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