Perczel-Preis 2017 an Ilona Köhler Koch – Erhaltung, Pflege und Weitervererbung der ungarndeutschen Kultur sind für sie eine Herzensangelegenheit
Die Stadt Bonnhard gründete 1993 den Perczel-Preis für herausragende Leistungen im Interesse der Stadt und ihrer Einwohner. Als Anerkennung ihrer beispielhaften und gewissenhaften Tätigkeit für die Bewahrung von Kultur und Identität der Ungarndeutschen sowie für ihren Einsatz im öffentlichen Leben durfte Ilona Köhler Koch, Vorsitzende der Deutschen Selbstverwaltung, Leiterin des Volkstanzvereins Kränzlein, im Rahmen der Feierlichkeit zum Nationalfeiertag am 15. März 2017 den Perczel-Preis von Bürgermeisterin Ibolya Filó Ferencz entgegennehmen.
Ilona Köhler Koch ist in einer ungarndeutschen Familie in Maratz aufgewachsen. Herkunft und Familie, der Dialekt ihres Heimatortes und die deutsche Muttersprache prägten und prägen ihr ganzes Leben. Auf den Füßen ihres Großvaters machte sie ihre ersten Tanzschritte. Sie absolvierte einen Kurs als Tanzlehrerin, war 1976 Gründungsmitglied der Ungarndeutschen Volkstanzgruppe in Maratz, später wurde sie auch deren künstlerische Leiterin. Als solche war Ilona Köhler Koch auch bei der Tanzgruppe „Blauer Enzian“ von Kleindorog tätig. Musiker aus Bonnhard begleiteten eine Zeit lang die Maratzer Tänzer, so lernte sie ihren Mann János Köhler kennen, der bis zu seinem Tod im November 2015 als Architekt das Familienunternehmen leitete. Ilona Köhler Koch arbeitete ebenfalls hier.
Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Tochter Adrienn studiert Medizin und möchte Ärztin werden, die Zwillingssöhne János und Péter traten in die Fußstapfen des Vaters und sind im Bauwesen tätig. 1987 wurde in Bonnhard eine Kindertanzgruppe gegründet, deren Leitung Ilona Köhler Koch ein Jahr später übernahm. Die einst kleine Gruppe entwickelte sich zu einem Tanzverein mit 85 Mitgliedern, bestehend aus mehreren Generationen – vom Kindergartenalter bis hin zu Erwachsenen.
Infolge ihrer fleißigen Sammeltätigkeit bearbeitete Ilona Köhler Koch mehrere Traditionen und stellte sie auf die Bühne. Dafür bekam sie zwei goldene Qualifikationen, zwei Festivalpreise, einen Gala-Preis und einen Niveaupreis. Zu mehreren Choreographien stellte ihr Mann János Köhler die Musik zusammen, begleitete die Tänzer auch auf seiner Harmonika. Auch in der Pflege der Beziehungen zu den deutschen Partnerstädten (Wernau, Hochheim, Treuchtlingen) sind ihre Leistungen beispielhaft, aber auch alle, die aus Bonnhard und Umgebung vertrieben wurden, können auf sie zählen. Ilona Köhler Koch organisiert Ausstellungen, Begegnungen, Tanzcamps, Auslandsreisen und Festivals. Auch das Sommerfest knüpft an ihren Namen. Seit Jahren sammelt sie fleißig alte Gebrauchsgegenstände sowie Kleidungs- und Möbelstücke der Ungarndeutschen, sie verfügt über eine beträchtliche Sammlung. Studierende können sich beim Schreiben ihrer Diplomarbeiten mit Erfolg an sie wenden, sie ist immer bereit, ihnen mit Rat und Tat beizustehen. Zehn Jahre lang organisierte sie zusammen mit dem Kulturzentrum Mihály Vörösmarty Tanzcamps für ungarndeutsche Tanzgruppen aus der näheren und weiteren Umgebung.
Zusammen mit ihren Tänzern verbreitet sie den guten Ruf der Stadt Bonnhard und der hier lebenden Deutschen nicht nur in Ungarn, sondern auch im Ausland – sie sind regelmäßige Akteure u. a. auch bei Veranstaltungen in Bonnhards deutschen Partnerstädten. Als „Botschafter“ der ungarndeutschen und der ungarischen Kultur gastierten sie bereit in etlichen Ländern Europas.
Ilona Köhler Koch ist seit 2002 Mitglied der Bonnharder Deutschen Selbstverwaltung – die ersten vier Jahre als Vizevorsitzende, seit 2006 ist sie als deren Vorsitzende tätig. Im gleichen Jahr wurde sie auch zum Mitglied der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen gewählt. Von 2007 an ist sie Co-Redakteurin und Verlegerin der regionalen deutschsprachigen Periodika Bonnharder Nachrichten. Die Zeitung berichtet über das Leben der Deutschen in und um Bonnhard, und wird außerhalb von Ungarn an etlichen Orten des deutschen Sprachraums, sogar in Übersee gelesen.
2008 wurde Ilona Köhler Koch zur Vizepräsidentin der Tanzsektion beim Landesrat der ungarndeutschen Chöre, Kapellen und Tanzgruppen gewählt, sie ist auch Mitglied in der Kommission für kulturelle Schätze in Bonnhard.
Unter ihrer Leitung kommt es alljährlich im Januar zur Gedenkfeier am Tag der Verschleppten der Region Talboden. In diesem Jahr stellte sie zusammen mit der Schriftleiterin der Bonnharder Nachrichten eine erschütternde, aufrüttelnde Ausstellung zum Thema zusammen, die als Wanderausstellung in zahlreichen Ortschaften des Talbodens mit Erfolg gezeigt wurde.
Erhaltung, Pflege und Weitervererbung der ungarndeutschen Kultur in Bonnhard, im Talboden, aber auch im gesamten Komitat Tolnau sind für Ilona Köhler Koch eine Herzensangelegenheit. Sie setzt sich für den deutschen Nationalitätenunterricht, vor allem für den zweisprachigen und den Volkskunde-Unterricht ein.
Bisherige Auszeichnungen: 2009 Niveaupreis für das Deutschtum im Komitat Tolnau, 2015 Goldene Ehrennadel der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn – Landesverband Baden Württemberg – für den vorbildlichen und unermüdlichen Einsatz für die ungarndeutsche Kultur.
s.l.
Foto: E. Peitler-Ferencz
Aus dem Inhalt
Werte, Erlebnisse und Gesundheit – Neue Slogans im Fremdenverkehr
Wenn Frühjahr, dann Saison der Tourismus-Fachmessen! Außer der Budapester viertägigen Börse „Utazás“ kann man die einschlägigen Veranstaltungen in den Komitatshauptstädten besuchen. Es ist interessant zu beobachten, wie die einzelnen Regionen, Institutionen und Hotels ihr Produkt verkaufen wollen: Slogans, Fotos, Informationen, Design. Wie kommt dabei die ungarndeutsche Kultur zur Geltung? Volkstracht, Wein und Wurst dürfen nicht fehlen! Sehr bemerkenswert ist das Erscheinen der Ungarndeutschen im Festivalangebot in Baje.
„Goldene Feder“ an Éva Kiss
Éva Kiss aus Deutschhütten/Németbánya wurde am 14. März mit der Goldenen Feder der Gesellschaft Pannonischer Zeitschriften ausgezeichnet. Die „Goldene Feder“ wird jedes Jahr an Journalisten und zivile Berichterstatter der Zeitschrift Napló in Wesprim verliehen, die besonders wertvolle Arbeit leisten. Die Deutschpädagogin in Rente berichtet in der Zeitschrift regelmäßig über Geschehnisse in ihrem Heimatdorf Deutschhütten und Umgebung.
Neuer Bundesvorstand der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn Bundesverband e. V.
Auf seiner Delegiertenversammlung am 11. März 2017 in Ulm wählte die Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn einen neuen Bundesvorstand. Nachdem der bisherige Bundesvorsitzende Klaus J. Loderer nicht mehr kandidierte, wählten die Delegierten Joschi Ament einstimmig zum neuen Bundesvorsitzenden. Dem Präsidium gehören an: Bundesvorsitzender Joschi Ament, geschäftsführender Bundesvorsitzender Erich Gscheidle und der Vorsitzende der Bundesdelegiertenversammlung Georg Hodolitsch. Die neue Vorstandschaft steht für eine wahrnehmbare Erinnerungskultur und engagiert sich weiter für die Traditions- und Brauchtumspflege. Dabei geht es darum, dass die Geschichte und die Kultur der Deutschen aus Ungarn nicht in Vergessenheit gerät.
Éva G. Fabulya: Die Deutschen werden weggebracht – erlebte Geschichte
Sieben Erlebnisberichte über „Malenki robot“ der Eleker in der Ukraine
In den letzten Tagen des Gedenkjahres der in die Sowjetunion Verschleppten erschien auch ein schon lange erwartetes Buch über die Zwangsarbeit der Eleker in Krivoj Rog. Fünf Interviews, eine Erinnerung aus dem Jahr 1991 und sogar ein Tagebuch vom 28. 12. 1944 bis 25. 03. 1946 sowie einige Lieder aus dem Lager enthält der Band – als Ergebnis der Mitwirkung von mehreren Personen. „Warum erst jetzt?“ – hat eine der im Jahre 2013 interviewten ehemaligen Zwangsarbeiterinnen die Autorin Éva Fabulya geb. Gátvölgyi gefragt. Éva Fabulya ist keine „alte Elekerin“, wurde aber nach 1946 hier geboren und hat ihre Kindheit hier verbracht. So bringt sie eine „achte Perspektive“ in die erzählten Geschichten – die der Außenstehenden.
Regelmäßige deutsche Messen in Fünfkirchen abgeschafft: Auch die Gläubigen fehlen, nicht nur die Pfarrer
Wehmütig dachten so manche an die deutschen Messen vor 20 – 30 Jahren in der Innenstädtischen Kirche. Empörung machte sich breit, als sich die Nachricht rumsprach, dass es in Fünfkirchen keine deutsche Messe mehr geben wird, jedenfalls nicht mehr im bisherigen Rahmen. Doch die Empörung brachte auch nicht mehr Gläubige ins Gotteshaus. So entschied Edward Kajtár, der neue zuständige Priester, die deutsche Messe abzuschaffen.
Gemeinsamer Brauhausbesuch der Haraster, Hartianer und Budapester Jugendlichen
Auf Initiative von Andreas Zwick, Vertreter der Deutschen Selbstverwaltung des Komitats Pesth, fand am 14. März ein Treffen der drei GJU-Freundeskreise Junger Haraster Schwaben, Freundeskreis Schwäbischer Jugendlicher Hartian sowie der GJU Budapest statt. Bei einem gemütlichen Abend wurden solche wichtige Themen wie die heutige Situation der Organisationen, die Richtlinien der angehenden Zusammenarbeit besprochen bzw. über die Zukunft der Ungarndeutschen diskutiert.
Auflösung des Mundart-Preisausschreibens „die Jähn“ (apremerisch) „die Jäne“ (sawederisch und mutschingerisch)
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaDie Jähn (die Jäne) ist ein altfuldischer Mundartausdruck aus der Landwirtschaft und leitet sich aus dem Verb: „ja(h)nen“ ab, vgl. Jahn (Deutsches Rechtswörterbuch – DRW). Sie bezeichnet eine bestimmte Landfläche (s. u. „II“ ebenda) und wird somit (vgl. unter „II1“) als der Teil einer bebauten Fläche, den eine Person zur Bestellung oder Aberntung vor sich hat und in einem Gang (siehe Etymologie) erledigt; dann auch „Arbeitspensum“ genannt.
Gedenken an die Vertreibung der Ungarndeutschen in Sachsen
/in Aktuell, Neue Zeitung, NZ /von BachDorottyaMit einer Kranzniederlegung an der Gedenktafel an der Grauen Kaserne wurde am 19. Januar 2025 im sächsischen Pirna an die aus Ungarn vertriebenen Deutschen erinnert.
Gedenkspaziergang und -feier zum 80. Jahrestag der Verschleppung der Deutschen aus Elek
/in Aktuell, Neue Zeitung, Unkategorisiert /von BachDorottyaEin aus vierzig umgebauten Viehwaggons bestehender Zug verließ den Bahnhof Elek am 11. Januar 1945 um 13 Uhr – wie es sich später herausstellte – nach Kriwoi Rog in der Sowjetunion (heute Krywyj Rih in der Ukraine) mit 1903 zur Zwangsarbeit verschleppten arbeitsfähigen Frauen von 17 bis 35 Jahren und Männern von 16 bis 45 Jahren deutscher Abstammung.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.