Maria-Einsiedl/Máriaremete (Budapest II/a. Bezirk) ist einer der bekanntesten, meistbesuchten Wallfahrtsorte mit riesengroßer Parkanlage, wo auch die 8. Wallfahrt der Ungarndeutschen im Jahre 2014 stattfand. Darüber berichtete auch die Neue Zeitung (21/2014). Im Beitrag „Tradition nicht nur pflegen, sondern auch erleben“ ist davon die Rede, dass die Kolonistin Katharina Thalwieser, die Anfang 1760 mit ihrem Mann eine Wallfahrt nach Einsiedeln in die Schweiz unternahm, die Gnadenbildkopie nach Hidigut/Pesthidegkút im Ofner Bergland mitgebracht hatte. Das Bild wurde an einer Eiche befestigt. Die Einwohner von Hidigut verehrten das Bild: Die Pilger konnten immer wieder erleben, dass sie die Fürsprache der Gottesmutter begleitete. Die vor dem Bild gesprochenen Gebete wurden immer öfter erhört. Der Ort wurde nach dem Muster des Schweizer Gnadenortes Einsiedeln benannt.
Bei einem Friedhofsbesuch vor einigen Jahren zu Allerheiligen in Wudigeß blieben meine Mutter und ich vor einem schönen Grab stehen und studierten die deutschen Namen (August Wippner, Barbara Wippner geb. Thalwieser), als wir Frau Katalin Dobos-Fischer begegneten. In ihrer Erzählung wurde klar, welcher Zusammenhang zwischen der Geschichte der Gnadenkirche in Maria-Einsiedl und dem Grab besteht.
Katharina Thalwieser, die die Kopie des Gnadenbildes aus der Schweiz nach Hidigut brachte, war die Schwester von Johann Thalwieser, dem Ururgroßvater von Katalin Dobos-Fischer. Sie wurde am 2. Juni 1728 in Hausen vor Wald im Schwarzwald geboren und heiratete in Hidigut Johann Georg Linzenpoltz am 19. Januar 1751. (An manchen Stellen steht sein Name als Linsenbolz György.)
Die Thalwieser-Familienmitglieder kamen 1738 aus Hausen vor Wald ins Ofner Bergland. Hidigut wurde zur neuen Heimat für die Thalwieser. Die Großfamilie lebte von der Landwirtschaft und von Fuhrarbeiten.
Im Bericht der Zeitschrift der Deutschen aus Ungarn „Unsere Post“ (Nr. IX. 2011) „Die Familie Thalwieser in Pesthidegkút – Von Katharina Thalwieser bis zu Joschka Fischer“ kann man Einzelheiten über die Geschichte der nach Hidigut gebrachten Gnadenbildkopie lesen: demgemäß hängte die Ansiedlerin das 9 x 21 cm große Marienbild aus der Schweiz in der Lustkirche auf und betete mit ihrer Familie oft dort, wenn sie das Heimweh befiel. Als der Grundherr das Kirchlein als Grabkapelle für seine Familie nutzen wollte, musste sie das Heiligenbild entfernen. Sie brachte das Bild in den Wald unter den Kalksteinhöhlen, wo in Urzeiten Neandertaler hausten. Hans Kröninger, Autor des Berichtes, schreibt, dass das Bild am Ast eines Eichenbaumes befestigt wurde. Nach der Sage wollte ein Waldarbeiter den Baum fällen, er sah das Marienbild nicht, die Axt rutschte ab und er zog sich eine stark blutende Wunde am Bein zu. In seiner Not riss er Rinde vom Baumstamm und legte sie auf die blutende Wunde, die sofort heilte. Dies berichtete er in Hidigut und es setzte eine Wallfahrt zum Eichenbaum im Walde ein. 1780 konnte die Ofner Bürgerin Frau Forstmar auf die Fürsprache Marias ihr Augenlicht zurückgewinnen. Katharina Thalwieser, die im Jahre 1800 starb, wird als Gründerin von Maria-Einsiedl betrachtet, obwohl im Heftchen über die Geschichte des Gnadenortes auch andere Alternativen zu lesen sind (Máriaremete. A kegyhely története, Máriaremetei Kisboldogasszony Plébánia Budapest, 2000).
Zum Schutz des Bildes wurde zuerst eine Holzkapelle errichtet, um 1810 wurde eine steinerne Kapelle gebaut. Die Wallfahrt nach Maria-Einsiedl stieg stark an und die kleine Steinkapelle konnte die Pilgerscharen nicht mehr aufnehmen. Auf Initiative des Diözesanbischofs, Historikers und Archäologen Dr. János Pauer (1814 – 1889) wurde der Verein der Marienkapelle gegründet mit dem Ziel, an der Stelle der Kapelle eine Kirche aufzubauen. Im Herbst 1899 wurde die 600 Qadratmeter große Kirche für 1500 Personen im neogotischen Stil fertig gestellt.
Die Urgroßeltern von Katalin Dobos-Fischer – August Wippner und Barbara Thalwieser, deren Grab auf dem Budakesser Friedhof zu finden ist – haben mit vielen Spenden zum Bau der Gnadenkirche beigetragen. Ihre Tochter Maria heiratete den Budakesser Georg Fischer, den Großvater von Joschka Fischer (dem ehemaligen Bundesaußenminister Deutschlands), im Mai 1900. Die prächtige Hochzeit fand in der neuen Kirche unter Teilnahme von mehreren hundert Gästen statt.
Maria Herein Kőrös
Aus dem Inhalt
Maipamstellen in der Grundschule Gereschlak
Bei den Ungarndeutschen auch in der Branau ist es Tradition, dass am 1. Mai die Jungs für die Mädchen Maibäume stellen. Dieser Brauch besteht trotz jetziger Corona-Krise weiter. In Gereschlak kam es zu einem besonderen Maibaum-Aufstellen. Die Grundschüler sind nicht ohne Maibaum geblieben, denn die Schulleitung sorgte dafür, dass vor dem Schulgebäude ein riesiger Maibaum steht.
Die Einstellung auf das Ungewisse
Wie gehen wir Ungarndeutsche mit der Corona-Krise um?
In der Hauptstadt und im Komitat Pesth gibt es weiterhin Ausgangsbeschränkungen, die anderswo ab dem 4. Mai zum Teil gelockert wurden. Besonders gefährdet sind Senioren und Personen mit geschwächtem Immunsystem. Nun heißt es weiterhin: „Bleiben Sie lieber zu Hause! Halten Sie Abstand! Tragen Sie möglicherweise Schutzmasken!“ Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf das Leben und den Alltag der Ungarndeutschen? Das Gespräch mit Cintia Teimel 29, Keramikerin aus Altglashütte führte Gabriella Sós.
Nachruf auf Alois Schwarzkopf
Am 25. April diesen Jahres vollendete sich das ereignisreiche und arbeitsame Leben des wohl bekanntesten Ungarndeutschen in Bautzen, Alois Schwarzkopf. Geboren wurde er in der Branau. Er durchlebte eine glückliche Jugend und erfüllte Zeit, lernte Katharina, seine künftige Frau, kennen und sie gebar ihm Tochter Elisabeth. Aber das junge Glück musste sich den Ungerechtigkeiten, die die Volksgruppe der Ungarndeutschen erleiden musste, beugen. Im letzten Zug, der die Vertriebenen in verplombten Waggons in die Sowjetzone brachte, war auch die Familie Schwarzkopf.
Abschlussfest vor dem Monitor
Interview mit der Maturandin Laura Klieber
Die 18-jährige Laura Klieber lebt mit ihrer Familie im kleinen Branauer Dorf Deutschmarok/Márok. Ihre Familie hat, ähnlich wie die meisten Bewohner des Dorfes, ungarndeutsche Wurzeln, so wurde sie auch von klein auf in diesem Geiste erzogen. Sie war jahrelang Mitglied der ungarndeutschen Tanzgruppe, trägt bis heute gerne Tracht, hört regelmäßig die deutschsprachige Sendung von Radio Fünfkirchen und ist stolz auf ihre ungarndeutsche Herkunft. Sie besuchte die 12. Klasse des Fünfkirchner Gymnasiums PTE Deák Ferenc und steckte mitten in der Matura. Nach dem Gymnasium möchte sie an der Fünfkirchner Universität Medienwissenschaften studieren und würde gern in Zukunft als Journalistin oder Moderatorin arbeiten. NZ befragte sie zum digitalen Abschlussfest und wie es ist, als Schulabgängerin den Fernunterricht zu erleben.
Wie Vergangenes in alten Bildern wieder lebendig wird
Vor ein paar Wochen ist GJU-Vizepräsident Martin Surman-Majeczki dank der Leiterin des Bonnharder GJU-Freundeskreises Ilona Köhler-Koch Mitglied der Facebook-Gruppe „Bonyhád barátai“ (Freunde von Bonnhard) geworden. In dieser Gruppe ist er zufällig auf eine einzigartige Initiative aufmerksam geworden. Es werden alte Schwarz-Weiß-Bilder gefärbt. Dank dieser Technik bekommen die Archiv-Aufnahmen plötzlich wieder neues Leben. Man macht dadurch eine Zeitreise und hat das Gefühl, als ob diese Menschen wieder unter uns leben würden. Die Initiative kam von dem aus Bonnhard stammenden und heutzutage in Hanselbek lebenden Dezső Szeifert.
Essen an Sonn- und Feiertagen
Unsere Feiertage sind zum überwiegenden Teil kirchlicher Art und mit den Jahreszeiten verknüpft. Die seit Jahrhunderten mit den Festen verbundenen Bräuche sind ganz tief in den Dorfbewohnern verwurzelt und stärkten das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen. An den Sonntagen wurden unnötige Arbeiten vermieden. Jedes Familienmitglied ging früh zur heiligen Messe, die zweimal am Vormittag, um 8 bzw. um 10 Uhr, stattfanden. Kindheitserinnerungen, sogar der Geschmack verschönern sich mit der Zeit. In Herend wurden die Hühner für den Sonntagstisch am Samstagabend geschlachtet. Mutter fing das Blut des Geflügels auf und briet für die Kinder vor dem Kirchbesuch ein Sonntagsfrühstück auf dem Sparhelt. Es gehörte zum Feiertag und schmeckte fantastisch.
Wiedereröffnung des Donauschwäbischen Zentralmuseums
Verlängerung der Ausstellung „Koffer-Geschichten“
Nach fast achtwöchiger Schließung ist das Donauschwäbische Zentralmuseum in Ulm seit dem 12. Mai wieder geöffnet. „Wir freuen uns auf die Besucher, die wir in den letzten Wochen schmerzlich vermisst haben“, gibt Museumsdirektor Christian Glass die Stimmung im Museumsteam wieder. Die im öffentlichen Bereich geltenden Vorsichtsmaßnahmen wie Abstandsregeln und Hygienevorschriften gelten nun auch im Museum. Alle Ausstellungsbereiche sind für Individualbesucher aber uneingeschränkt zugänglich. Gruppenführungen und andere Vermittlungsangebote kann das DZM bis Ende August leider nicht anbieten.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.