Lena Heimarbeit

Heimarbeit, Heimunterricht, „Heim-weh…“ oder wie man in Tarian den heimischen Deutschunterricht meistert

Die Corona-Krise dauert schon seit einer gefühlten Ewigkeit. Die eindringlichste Veränderung ist, dass wir zu Hause sind – um genau zu sein, nur zu Hause. Unser Leben findet, wie bei fast allen Familien, mit kleinen Ausnahmen in den eigenen vier Wänden statt.

Am 16. März avancierte unser Haus über Nacht zum Arbeitsplatz, zur Schule und zum Kindergarten in einem. Die neue Situation fordert natürlich auch die Kinder – in meinem Fall eine neun- und eine sechsjährige Tochter –, die es damit noch schwerer haben, sich an die neue Situation ohne den gewohnten Tagesablauf mit Schule/Kindergarten, Freunden und außenschulischen Beschäftigungen zu gewöhnen. Dazu kommt noch, dass sie die eigenen Eltern in einer völlig neuen Rolle, die des Lehrers erleben.

Der Heimunterricht ist für uns alle eine Herausforderung. Was wir Eltern bisher bei den „Wissensstichproben“ an den Wochenenden beruhigend und als selbstverständlich zur Kenntnis genommen haben, nämlich dass unsere Kinder dank der gewissenhaften Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer gut vorankommen, liegt seit acht Wochen in unserer Verantwortung.

Es gibt Fächer, die die Kinder eventuell alleine meistern können, aber z. B. bei den Sprachen – in unserem Fall beim Deutschunterricht – muss ihnen geholfen, erklärt und vor allem die richtige Aussprache vermittelt werden. Ich bin – jetzt, wo ich mich in die „Materie“ notgedrungen vertiefen musste – oft überrascht, wie „unsere“ Ruckenbrot Cili néni es geschafft hat, in den täglichen 45 Minuten 15 Kindern gleichzeitig so viel beizubringen.

Dank dieser Ausnahmesituation wurde uns wieder einmal klar, auf welch einem hohen Niveau der Tarianer Deutschunterricht schon seit jeher läuft. Wir sehen das bei unseren Kindern, bei uns selber, denn die meisten von uns Eltern sind in der Lage, unsere Kinder ohne Hilfe von außen zu unterrichten, auch wenn der Anfang bei vielen Familien eventuell etwas holprig war.

Ich denke oft an meine Lehrerin, Frau Theresia Klinger, die es geschafft hat, sogar Schülern ohne ungarndeutsche Abstammung die deutsche Sprache „schmackhaft“ zu machen. Wir ehemaligen und auch die jetzigen Schüler profitieren, wie die aktuelle Situation es auch zeigt, alle von der Entschlossenheit und Ausdauer unserer Lehrerinnen und Lehrer, die uns jetzt mit vielfältigen und kreativen Aufgabenstellungen und Spielen auch elektronisch tatkräftig mithelfen, um auch die Kleinsten bei Laune zu halten.

Und wenn jemand doch mal Unterstützung braucht, wird von den zahlreichen ehemaligen Schülerinnen und Schülern des Deutschen Nationalitätengymnasiums Budapest, von denen die ersten mittlerweile Omas und Opas sind, gerne geholfen.

So rückt unser Dorf in Zeiten der sozialen Distanzierung noch mehr zusammen!

Kati Bachmann

Aus dem Inhalt

Wie haben sie sich auf die Matura vorbereiten können?

In diesem Jahr haben sich insgesamt 454 Schüler/innen aus Nationalitätenschulen für die Matura angemeldet. Eine deutsche Matura konnten die Schüler/innen in drei sich in Trägerschaft der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen befindenden Gymnasien, dem Deutschen Nationalitätengymnasium Budapest, dem Friedrich-Schiller-Gymnasium Werischwar und dem Valeria-Koch-Bildungszentrum in Fünfkirchen, ablegen. Die Matura in deutscher Sprache und Literatur fand am 11. Mai um 8.00 Uhr statt. Im Fach deutsche Nationalitätenkunde ergeben sich die Noten aus der Bewertung der vorher eingereichten Projektarbeit. Die Direktorinnen berichten über ungewöhnliche, aber nötige Maßnahmen, um ihre Schüler/innen und Kolleg/innen zu schützen.

Tanz in der Corona-Krise

Die Alpenrose-Tanzgruppe Kalasch wurde Anfang November 2019 gegründet. Leiter ist Thomas Reich. Die Mitglieder sind unterschiedlichen Alters. Die Tanzgruppe hat in diesem kurzen Zeitraum drei Tänze einstudiert: eine Tiroler Boarisch, eine Polka (Paul und sein Gaul) und einen wunderschönen Walzer „Rot sind die Rosen“. In Kalasch/Budakalász möchte man in Zukunft die deutschen Musik- und Tanztraditionen noch bekannter machen. Im engen Rahmen wurde am 30. April ein Maibaumstellen organisiert – mitten in der Corona-Krise, mit Mundmasken und in gebotenem Abstand.

BLICKWECHSEL 2020

Mittendrin und anders. Deutschsprachige Minderheiten im östlichen Europa

Die achte Ausgabe der Zeitschrift BLICKWECHSEL – Magazin für deutsche Kultur und Geschichte im östlichen Europa widmet sich der Rolle, die den Sprach- und Kulturminderheiten für gegenseitiges Verstehen und für den Austausch über Grenzen hinweg zukommt: Die vorgestellten Institutionen und Akteure, etwa das Kinder- und Jugendensemble „Canzonetta“ aus Kronstadt, das Simon-Dach-Haus in Memel oder der in Oppeln beheimatete Verein Pro Liberis Silesiae, gehören zu den engagiertesten Trägern der modernen europäischen Idee. Andere Beiträge nehmen in den Blick, welche Gefahren das „Mittendrin und anders“ in der Vergangenheit mit sich brachte – etwa für die Schwarzmeerdeutschen während des Zweiten Weltkriegs oder für Menschen in der Gottschee, einer inzwischen fast völlig entvölkerten deutschen Sprachinsel im heutigen Slowenien.

Das Umgebindehaus – ein Wahrzeichen der Oberlausitz

Jede Gegend hat so ihre architektonischen Besonderheiten. So wird die Kulturlandschaft Sachsens von Umgebinde- und Fachwerkhäusern geprägt. Diese einmalige Volksbauweise geht bis weit in das Mittelalter zurück. Das Hauptverbreitungsgebiet sind die Oberlausitz, Niederschlesien und Nordböhmen und hat damit eine Bindefunktion zwischen Tschechien, Polen und Deutschland. Im Freistaat Sachsen gibt es zirka 6500 dieser Umgebindehäuser, die auch in die Denkmalliste eingetragen sind.

Auf den Spuren des GJU-Freundeskreises Sankt Martin

Ab und zu wird auch mal Jux und Tollerei getrieben, aber die Jugend in Sankt Martin nimmt mit beneidenswerter Begeisterung an der Pflege der ungarndeutschen Kultur teil. Die GJU, der Sankt Martin/Szigetszentmárton 2017 beigetreten ist, bemüht sich darum, dass junge Menschen ungarndeutscher Herkunft, die die ungarndeutsche Kultur mögen und die deutsche Sprache pflegen wollen, sich treffen können. Die jungen Sanktmartiner haben die Möglichkeit, Jugendliche aus verschiedenen Regionen kennenzulernen, die die Bräuche und Sitten der Ungarndeutschen neu beleben und damit zum Erhalt der ungarndeutschen Kultur beitragen.

Sankt Martin Mädchen

Sankt Martin Jungs

Speisen zur Wende des menschlichen Lebens

Die Geburt, der Kvatrinbesuch

Die Patenschaft (Gevatterschaft) war früher von großer Bedeutung. Die Paten übernahmen die Rolle der leiblichen Eltern für ein Kind, wenn jene dazu nicht fähig waren. Deswegen pflegten die Paten und Patinnen eine gute Beziehung zu ihrem Patenkind. Nach seiner Geburt besuchte seine Godel/Kodl die Gevatterin dreimal nacheinander und brachte Essen für die Wöchnerin, weil diese sich in den Tagen nach der Entbindung nicht selbst versorgen konnte. Die Godel legte sich den sog. Kringel, ein rundes Kissen, auf den Kopf und balancierte unterwegs den Kvatrinkorb darauf, in dem sie die verschiedenen, an den drei Tagen selbst zubereiteten Speisen brachte. Die Suppe transportierte sie im Kvatrinhafa, einem krugförmigen Tongefäß. Das Fleisch und der Kuchen wurden ordentlich bedeckt.

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Weitere Artikel

Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön

Ich heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.

Gala in Komitat Wesprim

Der Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.

„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen

Den Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.

„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller

Der Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.

300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm

Die Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.