Zeichen setzen 2018: 1. Studententagung des Germanistischen Seminars im Eötvös-József-Collegium Budapest

Fassade_EötvösCollegium Die Fassade des Eötvös-Collegiums / Foto: GS

Zeichen setzen – in deutscher Sprache. Hinter dem Titel der Veranstaltung verbergen sich sehr viel Arbeit und Engagement von Eötvös-Collegiaten und ihre Verbundenheit mit der deutschen Sprache. Die Mitglieder des Germanistischen Seminars unter der Leitung von Seminarleiter Balázs Sára (ELTE Eötvös-József-Collegium Budapest) haben dieses Jahr ihre erste öffentliche Studententagung abgehalten. Ihr Ziel war es, den Studenten die Möglichkeit zu bieten, ihre aktuellen Forschungsarbeiten einem breiteren Publikum vorzustellen und dadurch für den studentischen Nachwuchs der Germanistik Zeichen zu setzen.

An den zwei Tagungstagen (6. und 7. Juni) wurden in den Sektionen für Literaturwissenschaft (Vorsitz: Péter Varga), Kulturwissenschaft (Vorsitz: Edit Király), Nationalitätenkunde (Vorsitz: Maria Erb), Sprachwissenschaft (Vorsitz: Roberta Rada) sowie Sprachdidaktik/DaF (Vorsitz: Ilona Feld-Knapp) insgesamt 16 Vorträge gehalten. Den Plenarvortrag mit dem Titel „Sein-in-der-Sprache – mitteleuropäische Poetiken der Gegenwart“ hielt die ehemalige Eötvös-Collegiatin Anita Czeglédy, zurzeit Leiterin des Lehrstuhls für Deutsche Sprache und Literatur an der Károli-Gáspár-Universität der Reformierten Kirche.

Eröffnung_Seminarleiter Balázs Sára Die Eröffnung der Studententagung durch Seminarleiter Balázs Sára / Foto: GS

Balázs Sára bezeichnete die erste Studententagung als einen Meilenstein in der Geschichte des nunmehr seit 30 Jahren bestehenden Germanistischen Seminars am EC, das gegenwärtig 18 Mitglieder zählt. Das vorrangige Ziel war der Ansporn zum gegenseitigen Austausch von Forschungsergebnissen zwischen Studenten und Experten; das Kolloquium diente auch dazu, den Interessenten Einblick in die vielfältige Arbeit dieser Fachwerkstatt zu gewähren. „Vor zwölf Jahren wurde mir die Ehre zuteil, diese kleine Gemeinschaft von interessierten Eötvös-Collegiaten vom Fach Germanistik in ihrer täglichen Arbeit zu betreuen und in ihren Bemühungen um neue Impulse, Kenntnisse und Erfahrungen nach Kräften zu unterstützen. Gegenseitige Offenheit, Zuwendung und Verantwortung, persönliche Toleranz und fachliche Zuversicht schufen eine kollegiale Atmosphäre in dieser Werkstatt, die die Zusammenarbeit mit im Grunde gleichgesinnten, zugleich aber äußerst bunten und sich ständig formenden Studentenpersönlichkeiten mit ihren zum Teil extrem vielfältigen Interessen – zumindest für mich – immer wieder zu einem einmaligen Erlebnis macht“, so Seminarleiter Sára.

Die Sektion Nationalitätenkunde Die Sektion Nationalitätenkunde unter der Leitung von Dr. Maria Erb (ELTE) / Foto: GS

Vielfalt ist leicht untertrieben, wenn man bedenkt, dass in den beiden Tagen zahlreiche Themen behandelt und von den Studenten auf sehr hohem sprachlichen und inhaltlichen Niveau vorgetragen wurden – von Literatur, Film und Musik über Zweisprachigkeit, ungarndeutsche Literatur und Dialektologie, Übersetzung und Sprachpolitik bis hin zum DaF-Unterricht. Auch die Anwesenheit interessierter Germanisten von Budapester Universitäten zeugte von der Wichtigkeit der Veranstaltung.

Das Österreichische Kulturforum, dessen stellvertretende Direktorin Barbara Pfeiffer die Tagung eröffnete, unterstützt seit Jahren die Arbeit des Germanistischen Seminars. Dr. Pfeiffer sprach über die Wichtigkeit von Sprachkenntnissen und über die Vermittlerrolle der deutschen Sprache, die Kulturen zusammenbringt.

IMG_0695 Die Zuhörerschaft / Foto: Benedek Sarnyai (EC)

Im Rahmen der Tagung erfolgte auch die Präsentation der Gedenkschrift „»Im Übersetzen leben«. Der Professor des Convivium am Eötvös-Collegium“ anlässlich des 100. Geburtstags des ehemaligen EC-Gastdozenten und Mitbegründers des Germanistischen Seminars Fritz Paepcke (Professor der Heidelberger Universität, nach seiner Emeritierung bis zu seinem Tod 1990 Gastprofessor am Eötvös-Collegium).

Logo der Tagung Das Logo der Tagung 2018 / Foto: GS

Geplant ist ein Band aus den Vorträgen der Studententagung, zu der in Zukunft auch Germanistikstudenten von anderen Universitäten geladen werden sollen. Die Organisatoren brachten ihre Hoffnung zum Ausdruck, ein in den kommenden Jahren regelmäßig stattfindendes Forum für Nachwuchsgermanisten – im Sinne des EC-Mottos für „gelehrte Lehrende und lehrende Gelehrte“ – etablieren zu können, und sind zuversichtlich, durch diese Konferenzen und Tagungsbände „regelmäßig neue, aktuelle und nicht zuletzt bleibende Zeichen vor allem für die nachkommenden Generationen angehender Germanisten und Deutschlehrer setzen zu können“.

Gabriella Sós

 

Aus dem Inhalt

 

Staatliche Förderung der Nationalitätenaktivitäten soll 2019 deutlich erhöht werden – Sommersitzung der Vollversammlung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschenimages

Beschlüsse bezüglich der bildungspolitischen und kulturellen Arbeit der Landesselbstverwaltung sowie der Bericht des ungarndeutschen Abgeordneten Emmerich Ritter über seine Tätigkeit seit den Wahlen am 8. April standen im Mittelpunkt der am 7. Juli abgehaltenen Sitzung der Vollversammlung der LdU. Die LdU ist ihrem bildungsstrategischen Ziel, immer mehr Kindergärten und Schulen der deutschen Nationalität in der Trägerschaft von örtlichen deutschen Selbstverwaltungen zu wissen, auch im letzten Jahr ein Stück nähergekommen, während die LdU selbst großen Wert auf die Beibehaltung und Erweiterung des Angebots ihrer eigenen Bildungseinrichtungen legt.

Tag der Nationalitäten im Komitat Raab-Wieselburg-Ödenburg

Der Tag der Nationalitäten des Komitats Raab-Wieselburg-Ödenburg und der Tag der Komitatswerte wurden gleichzeitig in Ragendorf veranstaltet. Um 10.30 Uhr wurde in der römisch-katholischen Pfarrkirche St. Martin zu Ragendorf von Domherrn Prof. Dr. János Schmatovich in drei Sprachen – Ungarisch, Deutsch, Kroatisch – eine heilige Messe zelebriert. Anschließend gingen die Nationalitätengruppen in einem großen Umzug – angeführt von der Blaskapelle St. Nikolaus – von der Kirche zum Dorfhaus. Um 14.00 Uhr eröffnete der Bürgermeister von Ragendorf Vince Kiss den Komitatstag. Den Preis für den Dienst am Komitat Raab-Wieselburg-Ödenburg Sektion Nationalität erhielt diesmal Ludwig Holczinger (Chorleiter, Vereinsvorsitzender und Vizevorsitzender der Deutschen Selbstverwaltung in Wieselburg).

„Je mehr ich von den Ortsmundarten verstand, desto mehr Freude fand ich an ihnen“ – Orsolya Tiringer aus Fünfkirchen

fotóOrsolya Tiringer ist 1996 geboren. Ihre Kindheit hat sie in Fünfkirchen verbracht. Im Juni 2018 hat sie ihr Bachelor-Studium in Germanistik mit Hauptfach Deutsch als Minderheitensprache und Englisch als Nebenfach an der ELTE abgeschlossen. Sie ist zudem auch Mitglied des Germanistischen Seminars des Eötvös-Collegiums in Budapest. Mit der NZ sprach sie über ihre bisherigen Forschungen, ihre Diplomarbeit, über ihr Verhältnis zum Ungarndeutschtum und über ihre Zukunftspläne.

Gedenktag an Flucht und Vertreibung in Berlin: „Gut, dass wir diesen Gedenktag haben!“

 Mit diesen Worten beendete der Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat Horst Seehofer seine Ansprache zum vierten Gedenktag an die Opfer von Flucht und Vertreibung am 20. Juni im Schlüterhof des Historischen Museums in Berlin. Er erinnerte daran, dass sich die Vertriebenen als leistungsbereit und leistungsstark erwiesen haben.  Der Schock der Vertreibung habe ungeahnte Kräfte freigesetzt und so seien die Vertriebenen zu einem wichtigen Faktor des westdeutschen Wirtschaftswunders geworden. Beim Gedenktag war die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen durch die Leiterin der Geschäftsstelle Dr. Hajnalka Gutai und den Leiter des LdU-Regionalbüros in Fünfkirchen Zoltán Schmidt vertreten. Dr. Gutai konnte bei einem Podiumsgespräch im Bundesministerium des Innern über die Erfahrungen der Entschädigung der Opfer von Malenkij Robot berichten. Am Rande der Gedenkfeier konnten sich die LdU-Vertreter mit dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn (LDU) Georg Hodolitsch austauschen.

Der Verein Junger Haraster Schwaben in Altdorf: Unvergessliche fünf Tage

haraster in altdorfDie Vereinsmitglieder haben sich sehr gefreut, am „Theater- und Volkstanzlager“ des Verbandes Deutscher Selbstverwaltungen in Nordungarn in Deutschland teilnehmen zu dürfen. Am 21. Juni sind sie in die Lieblingspartnerstadt, nach Altdorf bei Nürnberg, gefahren. Altdorf war bis 1806 im Besitz der freien Reichsstadt Nürnberg, wo die Universität untergebracht war. Einer der berühmtesten und berüchtigsten Studenten war Wenzel Eusebius Wallenstein, der Heerführer im Dreißigjährigen Krieg. Seiner Studentenzeit und den Altdorfer Ereignissen werden mit den Wallensteinfestspielen jedes dritte Jahr gedacht.

„Kleine Rosinen“ in Eisenstadt

haraster in eisenstadtAufgrund der Zusammenarbeit zwischen dem Volkstanzverband Burgenland und dem Verband Deutscher Selbstverwaltungen in Nordungarn haben die „Kleinen Rosinen“ aus Harast, gestärkt mit den Tänzern des vierten Jahrgangs der Hunyadi-János-Grundschule die Möglichkeit, am Kindervolkstanzfest in der burgenländischen Landeshauptstadt Eisenstadt teilzunehmen. Die fünf vorgeschriebenen Kindertänze – Plättscherpolka, Siebenschritt, Hiatamadl, Tätscher und Bauernmadl – wurden von den Tanzleitern Pálma Gábor und Josef Kindlinger einstudiert.

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Ich heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.

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