Jedes Haus hat eine Seele…

SantktiwanWie bekommt ein Haus eine Seele? Einerseits dadurch, dass seine ehemaligen Bewohner Spuren im Haus hinterlassen. Dadurch, dass sie eine kürzere oder längere Zeit ihres Lebens hier verbringen. Die gestalteten Gemeinschaftsräume, die Ausstellungsstätten tragen außerdem die Anschauung und Liebe derer, die daran gedacht haben, unseren Kindern und der folgenden Generation das Kulturerbe der traditionellen ungarndeutschen Baukunst und Handwerkerkunst zu zeigen.

Der Verband der Deutschen Selbstverwaltungen im Komitat Weißenburg hatte vor, diese Häuser mit Seele zu unterstützen, deshalb organisierte er Mitte Juni ein Treffen für Heimatmuseen und eine Konferenz im Leimen-Haus in Maan. Zur Konferenz kamen Vertreter der deutschen Heimatmuseen des Komitats und zeigten ihre Schätze einander und den Interessenten. Der Verband hat Fachleute und Laien gebeten, über Praktiken der Arbeit im Heimatmuseum zu berichten, bot den Deutschen Selbstverwaltungen ein Forum, ihre Arbeit zu erleichtern, neue Wege der Traditionspflege zu finden.

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Der Vormittag bestand aus Vorträgen und Referaten. Über die Traditionspflege im Komitat berichtete den Anwesenden die Regionalbüroleiterin der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen in Stuhlweißenburg. Dann erzählte die Nachwuchswissenschaftlerin Léna Fábián über die Besonderheiten der Maaner Küche. Frigyes Tikovits von MuzeumDigitár informierte über die Digitalisierung der Gegenstände und über die neuen Methoden der Verarbeitung und Nutzung der digitalen Möglichkeiten im schulischen Rahmen. Am späten Vormittag konnte man die gute Praxis der Museen von Gabriella Jaszmann (Jakob-Bleyer-Heimatmuseum Wudersch), Anna Bauer (Boglar) und Katalin Metzger Speier (Neudörfl) kennenlernen. Der Nachmittag verging mit einem Vortrag von Márta Müller (ELTE) über das Bauernhaus als Zentrum des Familienlebens, mit dem Kennenlernen der Museen, der Schätze der Gemeinden, mit Verkostung von Kuchen, mit einem geselligen Beisammensein mit dem Edeker Rosmarin-Chor, mit der Maaner Eulen-Tanzgruppe und einer Blaskapelle aus Maan.

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Die Aufmerksamkeit wurde an diesem Tag auf diejenigen gelenkt, für die das Haus, die Gegenstände, die Arbeitsmittel den harten Alltag, das Wohlergehen, die Traurigkeit, die Liebe oder das Glück bedeuten. Es entstand sogar eine Publikation über die Heimatmuseen im Komitat Weißenburg, die von der Komitatsselbstverwaltung mitgefördert wurde.

Ein Haus bedeutet Verantwortung. Wir sind dafür verantwortlich. Nicht nur deshalb, weil wir den Gehweg sauber machen müssen, wenn es schneit, Schnee schaufeln, damit niemand ausrutscht. Nicht nur, weil wir das Dach in Ordnung bringen müssen, den Zaun oder die Fenster streichen sollen. Diese Sachen, die nur von außen zu sehen sind, bedeuten nur am Zustand des Hauses eine Änderung. Wir, die diese Gegenstände gesammelt, ausgestellt haben und verwalten, zeigen sie den anderen, sind dafür verantwortlich, dass die kommende Generation die Wichtigkeit der Bewahrung des kulturellen Erbes der Ungarndeutschen sieht. Sie müssen sich an uns ein Beispiel nehmen können, damit wir auch unsere Erwartungen erfüllen können. Warum? Damit auch die Jugendlichen bereit sind, die Tätigkeit der Bewahrung der Traditionen, Kultur, der Baukunst des ungarndeutschen Erbes fortzusetzen. Durch unsere Heimatmuseen, mit Hilfe der Seelen der Häuser. Darin sehe ich unsere größte Verantwortung.

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Denn die Seele sind wir, diejenigen, die ausstellen, die die zu uns kommenden Gäste durch die Räume des Heimatmuseums führen, unseren Kindern, Enkelkindern, den Kindergartenkindern und den Schülern erzählen, für die wir auch interaktive Spiele, Aufgaben vorbereiten, damit sie mit einer nachhaltigen Erfahrung nach Hause gehen und nicht über tote Gegenstände, merkwürdige und fremde Gerüche, über unbekannte Gefühle erzählen. Ein Besuch soll menschlich warm sein, soll Gefühle übermitteln und mit Seele gefüllt werden. So, wie die Heimatmuseen und ihre Initiatoren. Ihnen halfen das Treffen, die Gespräche, die Vorträge. Die Veranstaltung wurde vom Ministerium für Humanressourcen mit 500.000 Forint unterstützt.

Christina Pats

Aus dem Inhalt

 

„Wir dürfen nie vergessen, woher wir kommen“ – Die Arbeit der ungarndeutschen Journalistin Eva Mayer wurde mit der Auszeichnung des Ombudsmannes gewürdigt

 JRF_2018_mayer_sliderEva Mayer (in der Mitte), die bekannte ungarndeutsche Journalistin, die Chefredakteurin der Zeitschrift Barátság, übernahm am 29. Juni den Preis Justitia Regnorum Fundamentum des Ombudsmanns für Grundrechte, Dr. László Székely, von Dr. Erzsébet Sándor-Szalay, der für den Schutz der Rechte der in Ungarn lebenden Nationalitäten zuständigen Stellvertreterin des Ombudsmanns. Die bereits zum elften Mal verliehene Auszeichnung erhalten Persönlichkeiten – dieses Jahr drei an der Zahl –, die sich besonders beispielhaft für die Grundrechte, die Rechte der gefährdeten Gesellschaftsgruppen und die Rechte der Nationalitäten bzw. für den Umweltschutz einsetzen. Zu den diesjährigen Geehrten gehören Akademiemitglied und Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Lajos Vékás und Prof. Dr. Sándor Kerekes Umweltökonom, Professor an der Budapester Corvinus-Universität und der Kaposvárer Universität.

 

Gesang, Tanz und Gedichte in Hidigut

Die deutschen Vorfahren erreichten Hidigut 1711. Mit ihrem Fleiß und mit ihrer ehrlichen Arbeit schufen sie eine Heimat, bauten eine Kirche und eine funktionierende Gemeinschaft. Sie lebten ihre Traditionen und Bräuche, die sie aus ihrem Geburtsort mitbrachten und bewahrten. Infolge der Vertreibung 1946 und der Einverleibung der Gemeinde durch die Hauptstadt wurde der Anteil der deutschen Bevölkerung in Hidigut bedeutend kleiner. Die Kultur, die Bräuche, die Lieder gerieten zum größten Teil in Vergessenheit. Wie der zweitägige Kirchtag am 2. Juli (Mariä Heimsuchung), der früher immer groß gefeiert wurde. Vor 28 Jahren wurde die Tradition zu neuem Leben erweckt.

 

György Ritter: Hazáink – Heimatländer / Buchpräsentation in der Nationalbibliothek für fremdsprachige Literatur in Budapest

Fuchs_Ritter_oikDie Nachkriegszeit im Spiegel von Menschenschicksalen aus dem Ofner Bergland war das Thema der Buchpräsentation am 25. Juni in der Nationalbibliothek für fremdsprachige Literatur in Budapest. Vorgestellt wurde das Werk vom Historiker Georg Ritter mit dem Titel „Hazáink – Heimatländer“. An der Buchpräsentation des Napkút-Verlags sprachen Historiker Georg Ritter und die Expertin Sandra Titanilla Fuchs über das Zustandekommen des Werkes. Im Publikum saßen auch Zeitzeugen.

 

Die KO in Essegg

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Drei Tage lang Theater: Amateurtheatergruppen von Jugendlichen aus Deutschland, Kroatien, Polen, Rumänien, Russland, Serbien und Ungarn bespielten die Bühne des Kindertheaters in Essegg (Kroatien). Am 18. Internationalen Deutschsprachigen Theaterfestival vom 16. bis 19. Juni nahm auch die fünfzehnjährige Theatergruppe des Deutschen Nationalitätengymnasiums (Budapest) – die Kulturelle Offensive – teil. Sie trat am 17. Juni vor dem internationalen Publikum mit dem neuen Stück „Faust 2.0“ auf.

 

Logbucheintrag des Darmstadt-DNG (Budapest)-Austausches

Hochzeitsturm - eines der Wahrzeichen von Darmstadt21 Schüler/-innen und ihre beiden Begleitpersonen vom Deutschen Nationalitätengymnasium (Budapest) traten am 3. Juni um 7.41 Uhr vom Ostbahnhof ihren 7-tägigen Schüleraustausch mit Darmstadt in Deutschland an. Die Gastfamilien sowie auch unsere deutschen Kolleginnen hießen uns unglaublich freundlich willkommen, mit einer sehr netten Geste, nämlich mit einem Smiley-Luftballon und einem selbstgemachten Laugenbretzel. Der Besuch in Darmstadt ist sehr erfolgreich gewesen, was aber ohne den Einsatz der Gastfamilien, Austauschpartnern/-innen und der deutschen Kolleginnen nicht möglich gewesen wäre.

 

Der FUEN-Kongress aus junger Perspektive

Mit der aktiven Teilnahme von besonders vielen Jugendvertretern startete der diesjährige Kongress der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten in Leeuwarden in Friesland (Niederlande). Für Martin Surman-Majeczki war es eine besondere Ehre, in Vertretung des LdU-Jugendausschusses und des GJU-Präsidiums an seinem ersten europaweiten Kongress teilnehmen zu dürfen. Surman-Majeczki berichtet über seine Eindrücke und Erlebnisse bzw. erläutert die Rolle der Jugendvertreter.

 

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Ich heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.

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300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm

Die Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.