Wir haben sehr darauf geachtet, dass Eigenheiten der jeweiligen Gemeinden gezeigt werden
Die für Bildungsangelegenheiten zuständige Beirätin der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, Ibolya Hock-Englender, sprach bei der Einweihung des ungarndeutschen Lehrpfades in Feked am 17. Juni (NZ 25/2018) über Sinn und Zweck des entstehenden Lehrpfad-Netzwerkes. Wir veröffentlichen die Rede.
Dauerhafte Stärkung der ungarndeutschen Identität – dies ist die erstrangige Zielsetzung jener ungarnweit einzigartigen Initiative, die die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen im November 2014 als Teil ihrer Bildungsstrategie zu verwirklichen begonnen hat. Das damals gestartete landesweite Projekt trägt den Titel „Netzwerkbildung in ungarndeutschen Kommunen“, es steuert dazu bei, dass in den Ortschaften, wo Ungarndeutsche leben, die einzelnen Einrichtungen – wie Kindergarten, Schule, örtliche und deutsche Selbstverwaltung sowie die Zivilorganisationen – noch lebendiger miteinander kooperieren. Unser Vorhaben war, anhand eines konkreten Projekts dem Gemeinschaftsleben vor Ort Schwung zu geben, wobei etwas Wertvolles und Handgreifliches entsteht.
rtschaften interaktive Lernpfade errichtet werden sollen: ausgebaute Themenwanderwege, die stationsartig durch die Ortschaft führen und Informationen über Vergangenheit und Gegenwart, über örtliche Gebäude, Bräuche, Dorfgeschichte, wichtige Persönlichkeiten des Dorfes vermitteln. Diesen sollen Hintergrund- und Quellmaterialien zugrunde liegen, die im Ort selbst gesammelt, systematisiert und bearbeitet werden. Die ansprechend gestalteten Erläuterungsschilder, mit interaktiven Mitteln versehenen Tafeln, die schriftlichen Führer sollen am Weg Jung und Alt neugierig machen und zur Wissenserweiterung der Besucher beitragen. An den einzelnen Stationen soll alles erlebt und ertastet werden können. Das ungarndeutsche Netzwerkbildung-Projekt wird vom Bundesministerium des Inneren der Bundesrepublik Deutschland finanziell mitgetragen.
Eins war uns klar: der entstehende Lehrpfad soll eine Bindung zu den Ungarndeutschen des gegebenen Dorfes darstellen, und das darf nach Projektende keinesfalls einschlafen! Die neue Anlage soll zum Stolz der Ortschaft werden, deren Zustandebringen auf gemeinnützigem Engagement beruht. Während der Recherchearbeiten sollen die Mitwirkenden viel Neues dazulernen und wertvolle Informationen über ihr Heimatdorf ans Tageslicht bringen.
Der Lehrpfad soll mitunter auch zur touristischen Attraktion des Dorfes werden. Die beiden Pilotprojekte – Schomberg und Sanktiwan – sind 2016 der breiten Öffentlichkeit präsentiert worden. Nach zwei Jahren können wir sagen, dass beide Lehrpfade zum vollen Erfolg geworden sind. Es sind stets Gäste da – Lehrer, Kindergartenpädagogen, Kinder und Schüler, aber auch Studenten, oder bloß neugierige Touristen.
Und nun kommen zu den ersten zwei weitere drei hinzu: in Tarian ist der Lehrpfad bereits übergeben worden (NZ 21/2018), jetzt ist Feked an der Reihe und in Nadasch werden wir am 18. August die Übergabe des dritten feiern. Von außen sind sich die Lehrpfade sehr ähnlich: die Schilder, das Gerüst, dass sie nach einem bestimmten Leitgedanken aufgebaut sind, dies soll darauf hinweisen, dass sie Teil eines Netzes sind (www.lehrpfad.hu).
Inhaltlich sind sie jedoch vollkommen verschieden, und auch das ist Absicht. Wir haben sehr darauf geachtet, dass Eigenheiten der jeweiligen Gemeinden gezeigt werden. Sie werden es mir nicht glauben, aber das war gar nicht so einfach. Im Allgemeinen nehmen wir nicht wahr, wenn wir etwas Besonderes besitzen, wir wollen nicht glauben, dass wir solche Eigenheiten haben, die uns von anderen unterscheiden, die es kein zweites Mal gibt. Diese feinen Unterschiede zu finden und dann glauben zu lassen, dass diese auch Außenstehende interessieren könnten, war vielleicht die schwierigste Aufgabe bei allen Projekten. Und nun sind wir jetzt dabei, dass wir durch die Führung von Frau Erb erfahren, was die Fekeder von den anderen Ungarndeutschen unterscheidet, was alles macht es aus, Fekeder zu sein.
Foto: I. F.
Aus dem Inhalt
Kongress der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten: Minderheiten wollen mit den Mehrheiten zusammenarbeiten
Im Beschluss der Delegiertenversammlung des FUEN-Kongresses 2018 in Leeuwarden (Niederlande) heißt es, dass zwischen Minderheiten und Mehrheiten eine Vereinbarung gebraucht wird, „um günstige Bedingungen für das Gedeihen der sprachlichen und kulturellen Vielfalt zu schaffen, die Identität der Minderheitengemeinschaften zu bewahren und zu fördern, ihre Assimilation zu stoppen, sie sich in dem Gebiet, in dem sie traditionell leben, ganz zu Hause fühlen zu lassen, bei Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, mitzureden und ihre kulturellen, erzieherischen und sprachlichen Rechte autonom auszuüben“.
Gedenktag der Vertreibung der Seetscher Deutschen: Das war wohl der letzte Zug, der Deutsche aus Ungarn nach Deutschland transportierte
An den 70. Jahrestag der Vertreibung aus Seetsche/Dunaszekcső erinnerte sich am 02. Juni die Nationalitätenselbstverwaltung der Seetscher Deutschen mit vielen Anwesenden. Die Seetscher Deutschen wurden am 08. Juni 1948 einwaggoniert und nach Deutschland, in die Gegend von Zwickau und Zittau vertrieben. Mit großer Wahrscheinlichkeit war das der letzte Zug, der Deutsche aus Ungarn nach Deutschland transportierte. Das hat am Vormittag in ihrem Vortrag Dr. Réka Marchut, Mitarbeiterin am Institut für Minderheitenforschung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, auch bekräftigt. Sie hat den Interessenten den geschichtlichen Hintergrund der Vertreibung dargelegt.
Semmelweis – ein bemerkenswerter Lebensweg in der Medizin: Von der Geburt in Ofen bis zum Döblinger Tötungsdelikt
Am 1. Juli 1818, vor zweihundert Jahren, wurde Ignaz Semmelweis im Ofener Bezirk Raitzenstadt/Tabán geboren. Der Chirurg und Geburtshelfer im damaligen Kaisertum Österreich studierte an den Universitäten in Pesth und Wien. 1844 erlangte er seinen Doktorgrad an der Universität zu Wien. Semmelweis führte unterschiedlich häufiges Auftreten von Kindbettfieber auf mangelnde Hygiene bei Ärzten und Krankenhauspersonal zurück und bemühte sich, Hygienevorschriften einzuführen. Seine Studie von 1847/48 gilt heute als erster praktischer Fall von auf empirische Belege gestützter Heilkunde in Österreich. Zu seinen Lebzeiten wurden seine Erkenntnisse nicht anerkannt und von Kollegen als „spekulativer Unfug“ abgelehnt. Mit 47 starb er unter ungeklärten Umständen in der „Landesirrenanstalt Döbling“ bei Wien. Ein Tötungsdelikt wurde aus dem Exhumierungsbericht aus dem Jahr 1963 erkenntlich.
Viel Gutes getan sowohl in der Traditionspflege als auch im Kirchenleben
Vor der deutschsprachigen Sonntagsmesse am 24. Juni wurde auf dem Wudigesser Friedhof der ehemaligen Chorleiterin Theresia Starcz-Nagy gedacht, die vor fünf Jahren im Alter von 71 Jahren heimgegangen ist. Sie war unermüdlich, leitete drei Chöre, den Wudigesser Frauenchor, den Gemischten Deutschen Nationalitätenchor in Schambek und den Frauen-Gesangverein in Jeine. Die Mitglieder der drei Chöre waren am Grab anwesend und haben zusammen drei Lieder gesungen. Theresia Starcz-Nagy hat für das Ungarndeutschtum viel Gutes getan, sowohl in der Traditionspflege als auch im Kirchenleben, und das vergessen die Nachkommen nie.
LdU-Fortbildungsreihe für Jugendvertreter gestartet
Der erste Teil der von der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen organisierten Jugendfortbildung fand am 16. Juni statt. Die vom BMI geförderte Fortbildungsreihe dient zur Erweiterung der Kenntnisse der Jugendlichen in den Themen Vereinswesen, Förderungen und Deutsche Nationalitätenselbstverwaltungen. Bei der ersten Veranstaltung wurden die wichtigsten rechtlichen und finanziellen Fragen, die die Vereinsarbeit betreffen, behandelt.
Wildgastrofestival – zum 4. Mal
Denkt man an ungarndeutsche Dörfer, fallen einem Folklore, Wein, Keller, Mundart und nette Leute ein. All das konnte man Anfang Juni in Nadwar/Nemesnádudvar erleben, wo das Festival für Wildgastronomie und Wein das vierte Mal veranstaltet wurde. Wie Josef Etschberger, einer der Hauptorganisatoren, berichtete, lag der Schwerpunkt wieder auf Wildgerichten und Jagd. Dementsprechend kochten und brieten in und vor den Kelterhäusern in den Kellerreihen zehn Jagdgesellschaften. Die Jäger kamen vorrangig aus Südungarn, aber auch aus Siebenbürgen, der Slowakei, Bayern und dem Vatikan. Ja, die Kuttelflecksuppe auf päpstliche Art hat großen Erfolg geerntet.
Flaschenpost
Aus fünf Ländern kamen renommierte Künstlerinnen und Künstler, um an der schon in sechster Folge durch die Haraster Künstlervereinigung P’Art organisierten Künstlerkolonie teilzunehmen. Die während der intensiven Woche fertiggestellten Kunstwerke konnte das Publikum im Rahmen einer Vernissage am 23. Juni in der Laffert-Kurie begutachten. Wie Endre Lehel, selbst Kunstmaler, Vizebürgermeister und Ideengeber des Flaschenpost-Projekts betonte, war: in der Flaschenpost sind Grafiken, Gesten, Nachrichten der KünstlerInnen gesammelt worden, auch junge BesucherInnen der Künstlerkolonie konnten ihre gefalteten Schiffe im Glasbehälter deponieren. Die Flaschenpost wird per Schiff nach Neusatz (Serbien) befördert, wo der ausstellende Künstler Danijel Babic die Flaschenpost im August abholen wird und das Objekt durch das Auspacken der aufgerollten Grafiken und Bilder zu Ausstellungsmaterial wird.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.