Vorweihnachtliche Stimmung beim Budapester Adventsfest
Vorweihnachtliche Stimmung zauberten der Chor des Deutschen Nationalitätengymnasiums Budapest, die Tanzgruppe der József Attila Deutschen Nationalitätengrundschule, Klasse 3c aus dem XX. Bezirk sowie der Rosmaring-Chor aus dem XVI. Bezirk in den Theatersaal im Sitz der Deutschen Selbstverwaltung Budapest. Beim traditionellen Adventsfest am 10. Dezember überreichte die Vorsitzende der Selbstverwaltung Judit Bárkányi die Auszeichnung „Für das Deutschtum in Budapest 2018“ an Károly Altziebler für seine Verdienste um den Erhalt des deutschen Erbes von Kreßtur.
Károly Altziebler wurde am 20. Februar 1945 in Kreßtur/Rákoskeresztúr geboren, nachdem sein Vater zur Zwangsarbeit verschleppt worden war. Er hat seinen Vater nie kennengelernt, seine Mutter wurde nur deshalb von der Verschleppung verschont, weil sie hochschwanger war. Aus Angst hat die Mutter nie Deutsch mit ihm gesprochen, der Krieg und seine grausamen Folgen haben ihm nicht nur seinen Vater, sondern auch seine Muttersprache, seine Identität geraubt. Er hatte aber die Kraft und den Mut, sich als Erwachsener zu seinen Wurzeln zu bekennen und sich für sein Volk einzusetzen. Altziebler arbeitete von 1995 – 2014 als Vorsitzender der Ungarndeutschen Selbstverwaltung im XVII. Bezirk. Er hat den Zusammenhalt und die Interessenvertretung der im Bezirk lebenden Ureinwohner vor Augen gehabt. Er hat die Geschichte über die Verschleppung der Ungarndeutschen von Kreßtur in die Sowjetunion im Kreise der Bevölkerung bekannt gemacht. Im Gedenken an die 50. und 60. Jahrestage wurden Bücher veröffentlicht. Er hat auch das Erscheinen des Buches „Rákoskeresztúri Evangélikus Egyházközség Története“, in dem die deutsche Besiedlung vor 250 Jahren detailliert dokumentiert wurde, unterstützt. Er arbeitete mit der Ethnographin Dr. Marietta Boros am Buch „Magyarországi németek népismerete“, 2005, in Bezug auf Kreßtur zusammen und hat an der Herausgabe des Gedenkbuches von Kreßtur 2006 mitgewirkt. 1998 hat er Gedenktafeln zur Erinnerung an die verstorbenen Soldaten des Zweiten Weltkrieges und an die in die Sowjetunion verschleppten Bürger errichten lassen.
Sowohl mit der Bezirksselbstverwaltung und mit den Selbstverwaltungen der anderen Nationalitäten im XVII. Bezirk als auch mit den deutschen Selbstverwaltungen des XVI. und XVIII. Bezirks, von Schorokschar, von Iklad und Wetschesch hat er gute Kontakte gepflegt. 1998 wurde in drei Schulen im XVII. Bezirk mit dem deutschen Nationalitätenunterricht begonnen. Zurzeit sind bereits mehr als 400 Kinder daran beteiligt. In der deutschen Nationalitätenschule in der Újlak-Straße unterstützte er während seiner Amtszeit die Organisierung von Ferienlagern in Österreich, Rezitationswettbewerben, Sprachprüfungen, Volkstanzunterricht und die Anschaffung von Trachten sowie die Durchführung von deutschsprachigen Ferienlagern der evangelischen Kirche. 2011 wurden auch im Kindergarten „Csillagszem“ die deutschsprachigen Beschäftigungen eingeführt. Altziebler hat 2015 die Deutsche Selbstverwaltung ermutigt, das Prinzip „Eine Person – eine Sprache“ im Kindergarten einzuführen. Seit 2014 unterstützte er mit großem Engagement die Deutsche Selbstverwaltung des XVII. Bezirks und spielte als Bindeglied zwischen den deutschen Ureinwohnern und der jungen Generation eine große Rolle. Er wirkte bei der Organisierung der Gedenkfeier anlässlich des 70. Jahrestages der Verschleppung der Ungarndeutschen aktiv mit. Károly Altziebler ist im XVII. Bezirk eine angesehene Person und durch ihn und seine Tätigkeit hat sich die deutsche Nationalität in den letzten mehr als 20 Jahren einen wichtigen Platz im kulturellen und gesellschaftlichen Leben des Bezirkes erarbeitet. 2015 erhielt er von der Selbstverwaltung von Rákosmente den Preis „Für Rákoskeresztúr“.
Fotos: László Bajtai
Auszeichnungen des Komitatstages Pesth
Der Komitatstag Pesth beschloss 1999, den 4. Dezember zum Tag des Komitats zu erklären. Die Gespanschaft Pest-Pilisch-Solt wurde nämlich am 4. Dezember 1659 gegründet. Seit 15 Jahren wird an diesem Tag die Neugeburt des Komitats gefeiert und es werden Auszeichnungen, Preise überreicht für besondere Verdienste in Bildung, Wissenschaft, Kultur, Bauwesen, Umweltschutz oder Sicherheit. In diesem Jahr wurde am 7. Dezember im Festsaal des Komitatshauses in Budapest gefeiert.
Den Preis für Nationalitäten verlieh der Komitatstag in diesem Jahr an die Regionaltanzgruppe Lochberg aus Schambek. Damit wurden die Verdienste des Jugendvereins in der Vermittlung der ungarndeutschen kulturellen Werte und in der Stärkung der deutsch-ungarischen kulturellen Zusammengehörigkeit gewürdigt. Die Regionaltanzgruppe wurde 2003 in Schambek gegründet, wo regelmäßig ungarndeutsche Tanzhäuser organisiert werden. In drei Altersgruppen wahren etwa 50 Kinder und Jugendliche das Kulturerbe. Das Ensemble beteiligte sich an mehr als 29 internationalen Tourneen und Festivals, oft nahm es auch an der Europeade, dem größten Folklorefestival Europas, teil. Sie waren Mitorganisator und Mitwirkende beim 300-jährigen Jubiläum der Ansiedlung der Deutschen in Schambek. Die Mitglieder setzen sich aktiv für den Erhalt der fast vergessenen Bräuche der Ungarndeutschen in Schambek (Morgentausammeln zu Ostern) ein. Jahrelang brachten sie wertvolle alte Grabdenkmäler und ihre Umgebung in Ordnung. Und müssen jetzt mit ansehen, dass viele Gräber der „Modernisierung“ der Friedhöfe zum Opfer fallen. Vereinsvorsitzende Sandra Fuchs übernahm den Preis vom Parlamentsabgeordneten Péter Harrach und dem Vorsitzenden des Komitatstages István Szabó.
Den Preis „Handwerker des Jahres“ konnte Franz Schült sen. aus Großmarosch von den Vizevorsitzenden des Komitatstages Ferenc Wentzel und Tibor Szerenka in Empfang nehmen. Mit dem Preis wurden die Erfolge seines Unternehmens “Maros Ács“ und seine Rolle in der Gemeinschaft gewürdigt. Schült arbeitet im Sinne der ungarndeutschen Familientraditionen in Großmarosch und trägt zur Weitergabe der ungarndeutschen Handwerkertraditionen bei. Neulich beteiligte er sich an Holzarbeiten am ungarndeutschen Heimatmuseum der Gemeinde. Achtung, Liebe, Sorgfalt, Ehrlichkeit – diesen Prinzipien seiner Ahnen folgt Franz Schült im Leben und in seiner Arbeit.
Fotos: I. F.
Aus dem Inhalt
Die aktuelle Ausgabe der Neue Zeitung erscheint mit der zwanzigseitigen Beilage Signale für Literatur und Kunst.
Hoffnung in der Kindergartenszene, Besorgnis bezüglich Volkszählung – Die Vollversammlung der LdU behandelte längerfristige Streitfragen
Die Behebung des unhaltbaren Mangels an Nationalitätenkindergärtnerinnen – das ist das wichtigste Ziel eines geplanten Stipendienprogramms, das in Bälde gestartet wird. Nach der Zustimmung weiterer Landesselbstverwaltungen gab am 8. Dezember auch das höchste Gremium der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen seine Genehmigung dazu, das schon lange notwendige Projekt in die Wege zu leiten. Die Vollversammlung behandelte auch noch weitere 26 Vorlagen – darunter auch gravierende Themen, wie die baldige Landesgala am Tag der Ungarndeutschen Selbstverwaltungen, den LdU-Haushaltsplan für das kommende Jahr sowie die 2021 bevorstehende Volkszählung.
Elek: vier Kerzen am Adventskranz – vier Nationalitäten
An jedem Sonntagabend wird eine Kerze am großen Adventskranz vor dem Bürgermeisteramt in Elek angezündet, immer von einem anderen Vorstand der vier Nationalitätenselbstverwaltungen. Ein Begleitprogramm mit Glühwein und Kuchen sind auch Teile der neuen örtlichen Tradition. Dieses Jahr haben am 2. Dezember die Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung, der Verein der Deutschen und die katholische Kirche gemeinsam für einen würdigen Anfang des Advents gesorgt. Die Schüler der Dr.-Georg-Mester-Grundschule haben ein altes Eleker Christkindlspiel aus den 1930er Jahren (aus der Sammlung des Namensgebers ihrer Schule) unter Leitung der Lehrerin Krisztina Gera in deutscher Sprache vorgetragen. Der Kirchenchor hat mit schönen Liedern den Abend bereichert.
Weihnachtsfestkreis in Sitsch
Die Feste des Kalenderjahres, bedeutende Stationen des menschlichen Lebens in ihrem Heimatdorf Sitsch/Bakonyszücs beschreibt Szandra Holczinger in ihrer Diplomarbeit, die, betreut von Prof. Karl Manherz, an der ELTE in Budapest entstand und die in der neuesten Ausgabe der „Beiträge zur Volkskunde der Ungarndeutschen 2018“ publiziert wurde. Für die Diplomarbeit erhielt Holczinger 2018 den Valeria-Koch-Preis. Wir veröffentlichen den Abschnitt über den Weihnachtsfestkreis.
Das allerletzte YOU.PA-Seminar
Alles fing im Juli 2016 in Berlin an. Mehr als 25 junge Erwachsene aus mehreren europäischen Ländern trafen sich damals neben dem Olympiastadion, um sich für ein Qualifizierungsprogramm namens YOU.PA (Young Potentials Academy) zu bewerben. Gefördert wurden Jugendliche aus Mittel- und Osteuropa, die sich für die deutsche Minderheit in ihren Heimatländern engagieren. Während der vergangenen zweieinhalb Jahre erhielten sie monatlich einen Lehrbrief zu bestimmten Themen (z. B. Konfliktmanagement, Transfer- und Qualitätssicherung), dazu sollten sie ein Aufgabenblatt ausfüllen, mehrere dreitägige Wochenendseminare besuchen und je nach den Modulen ein Praktikum absolvieren. Die Termine waren streng: die Abgabefristen, die Flugbuchungen, die Abrechnungen und die Seminare waren im ständigen Wechsel. Sie sind zehnmal gereist: von Hermannstadt über Budapest und Warschau bis Preßburg haben sie die Städte in der Dunkelheit entdeckt: tagsüber nahmen sie an den intensiven Seminaren mit nützlichen und weiterführenden Workshops teil.
Heimatmuseum in Tewel neu eröffnet – Ein Haus voller Erinnerungen
Anfang der 90er Jahre sammelten die Teweler das erste Mal im Dorf alte Gegenstände der Ungarndeutschen und eröffneten damals eine provisorische Ausstellung. Das Material kam später in ein Museum, wo auch die Sekler eine Stube hatten. Das Gebäude verwaiste und geriet in einen schlechten Zustand. Das Jahr 2018 brachte die Wende. Die Deutsche Selbstverwaltung fand die Möglichkeit zur Sanierung eines Hauses, und mit neuer Kraft schafften sie es, das Museum neu zu eröffnen. Der einstige Stall ist mit vier Räumen und einem Hof im Zentrum des Dorfes nun ein repräsentativer Ort für die ungarndeutsche Geschichte der Ortschaft geworden.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.