Volkstanz, GJU und Betriebswirtschaftslehre – Wie das alles unter ein Dach kommt

Sára Egri aus Leinwar

Egri_SáraIn der 1700-Einwohnergemeinde Leinwar/Leányvár ist das Deutschtum zwar nicht mehr so stark vertreten wie vor dem Zweiten Weltkrieg, jedoch halten Vereine die Kultur am Leben. „Viele Leute haben Freunde aus dem Fußballverein, viele aus der Schule, die meisten meiner Freunde kommen aus den Reihen der Ungarndeutschen“, sagt Sára Egri. Die 20-jährige Studentin aus Leinwar war schon als Kind mit den ungarndeutschen Traditionen vertraut. In ihrem Heimatort Leinwar besuchte sie den Kindergarten und die Grundschule und machte im Werischwarer Schiller-Gymnasium ihr Abitur. Da war sie an vielen Veranstaltungen beteiligt und war auch in der Schülerselbstverwaltung. Während ihrer Schulzeit war sie auch beim Volkstanzunterricht in ihrer Heimatgemeinde dabei.

In der Leinwarer Tanzgruppe ist Egri seit 2007 aktives Mitglied. Die Gruppe wurde 1995 gegründet und hat die Tänze des bekannten ungarndeutschen Choreographen aus Werischwar Josef Wenczl im Repertoire. Es wird viel Wert auf Nachwuchsförderung gelegt: In der Grundschule gibt es regelmäßigen Volkstanzunterricht. Das Ensemble besteht aus drei Gruppen – Kinder, Jugend und Erwachsene. Die Leinwarer haben seit dem Tod von Wenczl keine neuen Tänze auf die Bühne gestellt, jedoch werden die Tänze ständig geprobt. Laut Sára Egri waren sie in den letzten Jahren nicht oft im Ausland unterwegs, denn wie sie sagt, sie haben mit rückläufiger Mitgliederzahl zu kämpfen.

Leinwarer_Tanzgruppe

Da viele Jugendliche wegen des Studiums oder wegen der Arbeit nicht im Ort bleiben und einige im Gymnasialalter mit dem Tanzen aufhören, weil es angeblich nicht mehr in genug ist, bereitet ihnen dieser Zustand einige Schwierigkeiten. Es gibt zurzeit 10 – 14 aktive TänzerInnen, die regelmäßig an den Proben teilnehmen, sagt Egri. Für sie selbst ist es selbstverständlich, dass sie wöchentlich zur Probe geht. Mit dem Verein wollen sie nächstes Jahr bei der EUROPEADE in Portugal teilnehmen, außerdem haben sie auch eine Einladung nach Deutschland zu einer ihrer Partnertanzgruppen. Jeden Sommer findet ein Teambuilding statt, das Sommercamp mit Tanzunterricht ist bei den Mitgliedern sehr beliebt und auch sehr nützlich, da jedes Jahr andere Tänze eingeübt werden. Die Trachten sind originalgetreu nachgeschneidert. Nach der Vertreibung sind die Trachten aus Leinwar verschwunden. Nur noch wenige Originalkleidungsstücke lassen sich auftreiben, Sára Egri ist eine unter den wenigen, die noch eine echte gestickte Schürze von ihrer Urgroßmutter besitzt. Und darauf ist sie sehr stolz.

Egri_Sára_Auftritt másolata

Kürzlich ist sie auch ins Werischwarer Heimatwerk – ein Traditionspflegeverein im benachbarten Werischwar – eingetreten. Die Tätigkeit des Vereins war für sie von Anfang an sehr verlockend, es wird da nicht nur ungarndeutsch getanzt und deutsch gesungen, sondern es werden auch Vorträge zu unterschiedlichen Themen rund um das Ungarndeutschtum und die Traditionspflege gehalten. Die Mitglieder haben eine breite Sammlung an Liedern und Tänzen, die jede Woche geübt werden. Neben dem Heimatwerk ist sie auch in der GJU in Sanktiwan Mitglied. Sie ist durch eine ehemalige Mitschülerin 2014 zu dem Freundeskreis gekommen. Der GJU-Freundeskreis Sanktiwan besteht bisher aus vier Leuten, daher organisieren sie keine Programme, sondern beteiligen sich eher an den Veranstaltungen der landesweiten GJU. Sie sind jedes Jahr beim Jugendtreffen in Agárd dabei und gehen auch zur Vorsilvesterfeier. Als wichtigste Aufgabe ihrerseits sehen sie den Kontaktaufbau zu anderen gleichgesinnten Jugendlichen in ihrem Alter.

Auftritt der Leinwarer in Werischwar
Sie studiert Internationale Betriebswirtschaftslehre an der Corvinus-Universität Budapest und besucht zudem auch den deutschsprachigen Studiengang, wofür sie ein zusätzliches Zeugnis neben ihrem BA-Diplom erhalten wird. Mit einem DAAD-Stipendium hat sie 2016 ein Semester an der Universität Passau verbracht, wo sie ihre Deutschkenntnisse vertiefen und Kontakte schließen konnte. Nach ihrem Abschluss möchte sie einen Masterstudiengang machen und hält jetzt gerade Ausschau nach entsprechenden Studienmöglichkeiten.

GS

Aus dem Inhalt

Wir wollen einen Abgeordneten in die Nationalversammlung wählen

Wir sehen einem außerordentlich spannenden und wichtigen Jahr entgegen. Die Parlamentswahlen im April werden den politischen und wirtschaftlichen Kurs unseres Landes für vier Jahre bestimmen und sie werden auch darüber entscheiden, welchen Einfluss wir auf die Gestaltung dieses Kurses haben werden. Denn wir wollen mitbestimmen: Wir wollen einen Abgeordneten in die Nationalversammlung wählen. Dies schreibt Otto Heinek, Vorsitzender der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen in seinem Neujahrsgruß.

Silvester am Grenzstein

Seit 2006 feiern Harkau und Neckenmarkt im ungarisch-österreichischen Grenzgebiet gemeinsam Silvester. Der Veranstaltungsort ist der Grenzstein, die Landesgrenze. Bei frühlingshaftem, sonnigem Wetter sagten der Einladung der zwei Bürgermeisterämter sowie der Harkauer Deutschen Selbstverwaltung viele zu. An dem Nachmittag kamen mehrere Hundert Menschen zum Grenzstein und unterhielten sich, lernten sich kennen, tanzten, tranken Glühwein, Tee oder Sekt, aßen Schmalzbrot und Pogatschen. Auch das Harkauer und Neckenmarkter Blasorchester waren da, um die Anwesenden zu unterhalten.

In memoriam Ibolya Waffenschmidt 1951 – 2017

Am 14. Dezember 2017 ist Ibolya Waffenschmidt von den Familienangehörigen, Verwandten, Freunden und zahlreichen Trauergästen auf dem Friedhof in Sarasch/Szárazd auf ihrem letzten Weg begleitet worden. Mit Ibolya Waffenschmidt, die nach einer schweren, mit Würde getragenen Krankheit am 02. Dezember verstorben ist, verliert das Tolnauer Ungarndeutschtum eine hervorragende Repräsentantin.

Jugend und Nationalität

Das Budapester Bildungszentrum (BMK) organisierte am 19. Dezember unter dem Titel „Jugend und Nationalität“ einen Fachtag. Anlass dazu war der traditionell am 16. Dezember gefeierte Tag der Nationalitäten. Im Mittelpunkt des Vormittags standen Schwerpunkte wie Sprache, Traditionspflege und Identität. Die Geschäftsführerin des Landesverbandes der Slowaken in Ungarn Monika Szabová betonte die wichtige Rolle der slowakischen Bildungseinrichtungen in der Identitätsbildung der slowakischen Kinder. Sie sprach darüber, was für eine Schlüsselposition gut ausgebildete Pädagogen/innen hätten. Monika Ambach, die Direktorin des Ungarndeutschen Kultur- und Informationszentrums und Bibliothek (Zentrum), stellte die Projekte und Veranstaltungen des Instituts vor.

Studienreise ins Pilischgebirge

Die Ungarndeutsche Selbstverwaltung lud Vertreter der verschiedenen Tarianer Institutionen, Vereine, Kulturgruppen zu einer Studienreise in ungarndeutsche Ortschaften des Pilischgebirges ein. Mit etwa 40 Gästen brachen sie am 18. November früh morgen auf, das erste Reiseziel war Tschawa, wo sie das Heimatmuseum besichtigten und über das kulturelle Leben der Stadt mit vier Volksgruppen hörten. In Werischwar erhielten sie ausführliche Auskunft über das schulische Leben. Sanktiwan war das Hauptziel, denn Grund des Ausfluges war, den Aufbau des Ungarndeutschen Lehrpfades kennen zu lernen.

Es war der Teufel los in Mohatsch…

Man hätte den Schlagertext zitieren können, um die Stimmung bei der Vorsilvesterparty der GJU 2017 zu beschreiben. Am 29. Dezember, dem traditionellen Geburtstag der GJU, kamen aus den verschiedensten Ecken von Ungarn, wo Ungarndeutsche leben, mehr als 630 tanzlustige, vor allem junge Leute in Mohatsch zusammen, um das ausklingende Jahr zu verabschieden.

Nicht immer die Welt soll uns formen, sondern auch wir die Welt

Am Luziatag, zur letzten Veranstaltung des Jahres 2017 der Reihe Zentrum-Programme im HdU, begrüßte Monika Ambach, Direktorin des Ungarndeutschen Kultur- und Informationszentrums und Bibliothek, die Gäste mit großer Freude, denn ein volles Haus erwartete das bunte Programm aus Tarian. Es sei eine große Ehre und Freude, als Gast im Haus der Ungarndeutschen zu sein, und den auf Eigeninitiative herausgegebenen Bildband „In Tarian dahaam“, das erste Buch des Deutschklubs, in feierlichem Rahmen vorstellen zu können, betonte Judit Reiner, Vorsitzende des Deutschklubs in Tarian. Zu hören war die Erzählung des Tarianer ungarndeutschen Heimatdichters Josef Mikonya „Der alte Kirschbaum“ im Vortrag von Richard Schneider.

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Weitere Artikel

Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön

Ich heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.

Gala in Komitat Wesprim

Der Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.

„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen

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Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.

„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller

Der Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.

300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm

Die Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.