Volkskunde live für Städter in Nadwar
„Aus einer guten Laune heraus kamen wir auf die Idee, eine Revitaltour zu machen… um die Heimat des Opas kennenzulernen. Es war ein voller Erfolg für alle und wir haben die Zeit sehr genossen“, steht im Gästebuch der Pension Knab der kleinen ungarndeutschen Gemeinde Nadwar. Touristen aus Deutschland haben auf diese Weise ihre Zufriedenheit zum Ausdruck gebracht. Sie waren bei ihrer Wiederbelebungstour (wie das auf Deutsch heißt) auf der Suche nach einer verschollenen Welt, die früher auch die ihre war. Kennt man die eigene Vergangenheit nicht, fühlt man sich verloren. Ist das nur ein Gemeinplatz? Wie man sieht – es steht doch im Gästebuch –, eine ungarndeutsche Dorf-Revitaltour könnte auch von Deutschen aus Deutschland genossen werden. Nicht nur von „fremden“ Deutschen natürlich. Wir können es nur bestätigen. Nadwar, das unsere kleine Schulgruppe aus dem Deutschen Nationalitätengymnasium (DNG) in der Hauptstadt Anfang Juni kennenlernen konnte, entsprach auch den Erwartungen unserer Schüler aus Budapest. Sie hören zwar in den Volkskundestunden ziemlich viel über die Kultur der Ungarndeutschen, es gehört aber zu den Raritäten, wenn sie es „live“ sehen, miterleben können.
Die Volkskunde live hat schon in dem Moment angefangen, als wir die Pension Knab betraten. Über dem Eingangstor standen zwei Namen mit dem Baujahr. In vorindustriellen Zeiten ohne Straßenschilder und Hausnummern hatten in den ungarndeutschen Siedlungen auch die Häuser ihre Namen nach den ersten Besitzern. Sie widerspiegelten natürlich auch den Stolz der Hausbewohner. Im 21. Jahrhundert verwandelten sie sich in Kulturpflege, in Verstärkung der eigenen Identität. Die Gemeinde lässt sich sehen. Obwohl die Prunkobjekte der Nadwarer Baukultur nicht die Generation unserer Schüler ansprechen möchten. Von unserem Gastgeber Josef Etsberger erfuhren wir, dass man in Nadwar das zweitgrößte Kellerdorf ganz Europas zu Gesicht bekommt. Die Nadwarer Kellerzeilen bieten einen prächtigen Hintergrund zu einer besonderen Volkskundestunde. Als ob alles von Wein handeln würde. Ein richtiger Schwabe trinke kein Bier, sagte man in sathmarschwäbischen Dörfern. Warum für Bier Geld ausgeben, wenn man im eigenen Keller Fässer voll Wein hatte.
Alkohol verdummt die Jugendlichen (nur sie?), so hat Etsberger nicht einmal versucht, unserer Gruppe einige Flaschen Wein anzubieten. Die Kinder sind aber nicht ohne lokale kulinarische Kostproben geblieben. Wir hatten das Glück, von den leckeren Nadwarer Kipferln zu essen. Und die Kirsche auf dem Sahnehäubchen war nicht nur das Essen, sondern die Zubereitung und das Backen unter der Kontrolle von Tante Maria Balogh. Es war wie eine Weiterbildung für Fortgeschrittene im Thema Volksnahrung. Und es hat nicht nur geschmeckt, sondern hat sogar den Jungs Spaß gemacht. In einem ungarndeutschen Volkskunde-Camp sind Trachtenschauen ein Muss. So war es auch in Nadwar. Die Trachtenpräsentation von Frau Zsanett Melcher war keine klassische Modenschau. Die Lehrerin hat die Informationen über die einheimischen Kleidungsstücke didaktisiert, so hatten die Schüler größere Chancen – anhand ihrer Erinnerungen aus den schulischen Volkskundestunden –, Hauben, Hemden, Röcke, Hüftenpolster usw. zu erkennen. Die Jugendlichen durften manche Kleider sogar anziehen, was natürlich einen Riesenspaß machte. In einem kleinen Bericht kann man über die zweisprachigen Straßenschilder, über die lokale Kirche und über vieles andere nicht schreiben. Die Worte einer Schrift verraten auch über die Atmosphäre der Ausflüge wenig. Nadwar hat aber sicherlich in den Jugendlichen positive Spuren hinterlassen. Es lohnt sich zurückzukehren. Nicht nur wegen dem Wein.
Tünde Antalné Tóth, Attila Bodonyi und die Schüler des Jahrgangs 9 im DNG
Aus dem Inhalt
Musikwoche und Konzert des Ungarndeutschen Jugendauswahlorchesters in Gant – Hohe Musikalität und Begeisterung der Musiker für ihre Arbeit
Der Landesrat hat das Jugendauswahlorchester (JAO) im Jahre 2003 mit dem Ziel gegründet, die besten jungen Musiker zwischen 10 – 24 Jahren zusammenzuführen; dadurch eine repräsentative Blaskapelle zu gründen, in der Übungswoche ein umfangreiches Repertoire einzustudieren und die ungarndeutsche Musikkultur im Ausland erfolgreich zu präsentieren. Die Arbeitssprache ist Deutsch. Unter dem Motto „Jugend & Musik der Ungarndeutschen“ wurde dieses Jahr das „Jugendauswahlorchester des Landesrates“ wiederbelebt. Die neue Führung der Blasmusiksektion unter Sándor Kaszás hat dieses Musikprojekt wieder in Schwung gebracht. Ungarndeutsche Jugendliche aus mehreren Ortschaften Ungarns kamen zusammen, um gemeinsam zu musizieren. Die Musikwoche fand vom 25. – 30. Juni in Gant statt.
Ödenburger Familien im Porträt: Die Familie Bruckbauer-Graf
Die Gesprächspartnerin Marta Farsang meinte, sie könne sich nicht entscheiden, über welchen der beiden Familienzweige sie mehr erzählen wolle, denn beide seien ihr gleich lieb. So bat sie, im Titel des Beitrages den Doppelnamen hervorzuheben: Bruckbauer für ihren Vater und Graf für ihre Mutter. Da die Familie weit verzweigt ist, musste man mehrmals bezüglich der Zusammenhänge rückfragen. Marti kennt diese natürlich genau, bekam sie doch ihr exaktes Wissen von ihrem Großvater geradezu spielerisch eingetrichtert. Der saß abends oft in seinem Ohrensessel und erzählte.
Unsere Ahnen – Die Seetscher Deutschen auf alten Fotos
„Jede Gemeinschaft ist so viel wert, wie viel sie aus ihrer Vergangenheit verantworten und bewahren kann, weil der Aufbau einer sinnvollen Gegenwart und Zukunft auf keine andere Weise möglich ist“, mit diesen Worten von László Kovács leitet Gabriella Schmidt, Vorsitzende der Nationalitätenselbstverwaltung der Seetscher Deutschen den Bildband ein. In fünf Kapiteln, auf 179 Seiten wird die Geschichte der Seetscher Deutschen erzählt, und das ganz ohne Worte – nur mit alten Schwarz-Weiß-Fotos.
Sprache, Wissen und Kreativität: VUK-Schülerwettbewerb 2018/19
Der bereits traditionelle Wettbewerb für Schüler der Oberstufe der Grundschulen wurde durch den Verein für Ungarndeutsche Kinder (VUK) auch im Schuljahr 2018/19 organisiert. Die Teilnehmer konnten ihr Wissen und ihre Kreativität in acht Online-Runden und beim Finale messen. Die Schüler erhielten die Aufgaben Monat für Monat, deren Lösungen sie zu den jeweiligen Fristen einsenden mussten. Den Rückmeldungen zufolge war im Wettbewerb für jeden etwas dabei, so dass die Teammitglieder auch einzeln ihre Stärken unter Beweis stellen konnten. Daneben war man bestrebt, auch Aktualitäten in die Aufgaben mit einzubringen, wie z. B. im Oktober die Märtyrer von Arad, in Mai das Maibaumstellen.
Ungarndeutsches Kindertanz- und Lebensartcamp in Ujfluch
Der Verein für Ungarndeutsche Volkskultur Ujfluch und die Ungarndeutsche Volkstanzgruppe Ujfluch haben in diesem Jahr ihr 17. Kindertanz- und Lebensartcamp veranstaltet und zwar vom 7. – 13. Juli. In den früheren Jahren waren die Lager in verschiedenen Ortschaften des Landes organisiert worden: in Litowr/Liptód, in Werowitz/Verőce, in Waschludt/Városlőd und in Cegléd. Jetzt haben wir in Ujfluch eine wunderschöne Woche mit 40 Kindern zusammen verbracht.
„Viel über Zusammenhalt und Zusammenarbeit gelernt – 24. Theatercamp der LdU in Waschludt
In wunderbarer Umgebung, im traumhaft schönen Iglauer Park in Waschludt/Városlőd wurde auch dieses Jahr das beliebte Theatercamp der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen für Schulkinder abgehalten. Vom 24. bis 29. Juni verbrachten da insgesamt 51 Kinder aus drei ungarndeutschen Bildungseinrichtungen schöne Tage mit viel Theater, Spiel und Spaß. Alle Teilnehmer – Schülerinnen und Schüler des Valeria-Koch-Bildungszentrums Fünfkirchen, der Grundschule Kschludt und der Grundschule Nadwar – waren Gewinner der Theatertage ihrer Altersgruppen während des Jahres und konnten als Belohnung am diesjährigen Theaterlager teilnehmen.
„An solchen Sachen sind wir interessiert“ Traditionspflege-Camp in Somor
Immer mehr deutsche Nationalitätenschulen bieten Traditionspflege-Camps für die Sommerzeit an. Zum allerersten Mal konnten sich auch die SchülerInnen der Somorer Grundschule über ein spannendes, traditionspflegendes Sommerlager freuen. Das Camp lockte während der ersten Juliwoche 22 begeisterte Kinder der kleinen Siedlung im Komitat Komorn-Gran an. Zwei Siebtklässler, Dorina und Leóna, nahmen besonders engagiert an diesem Camp teil: „An solchen Sachen sind wir interessiert. Dieses Camp ist jetzt neu in unserer Schule, so wollten wir es unbedingt ausprobieren. Es macht uns viel Spaß hier zu sein, und wir sind ganz neugierig, wie es früher war.“
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.