„Ihr Schaffen ist nicht nur Vergangenheit – Vali lebt in uns und ihren Werken weiter“

Vali és Mari Egerben Gárdonyi Háznál 1965

Maria Stang und Valeria Koch am Gárdonyi-Haus in Erlau 1965 Foto: privat

Maria Wolfart-Stang, gebürtige Bawazerin, beliebte Pädagogin und langjährige Freundin der ungarndeutschen Dichterin und Schriftstellerin Valeria Koch, erinnert sich gerne an ihre gemeinsame Zeit. Alles begann noch im Gymnasium, als sie in die gleiche Klasse kamen. Beide ahnten damals noch nicht, dass sich daraus eine lebenslange Freundschaft entwickeln würde. Heute betreut sie den Nachlass der wohl bekanntesten ungarndeutschen Dichterin nach dem Zweiten Weltkrieg.

Maria Wolfart-Stang wurde in einer ungarndeutschen Familie in Bawaz im Komitat Branau geboren. „Es war damals eine ausgesprochen deutschfeindliche Zeit, aber wir haben in der Familie nur in der Mundart gesprochen“, erinnert sie sich an ihre Kindheit. Auch in ihrer eigenen Familie ist der Dialekt erhalten geblieben, mit ihren Kindern, ihren Brüdern und ihrer Freundin – einer gebürtigen Wemenderin – spricht sie bis heute oft in der Mundart. Als der Deutschunterricht in Bawaz 1956 eingeführt wurde, startete im selben Jahr auch die deutsche Sendung des Fünfkirchner Rundfunks. Die Teitsch Stoun war immer ein wichtiger Mittelpunkt ihres Familienalltags. Sie war sogar der Anlass, dass sich das Familienoberhaupt entschieden hat, ein Rundfunkgerät zu kaufen, was damals sehr kostspielig war.

Aus dem wohlbehüteten Elternhaus kam Maria Stang 1963 an den Deutschen Nationalitätenklassenzug des Klara-Leőwey-Gymnasiums und verbrachte in Fünfkirchen vier erlebnisreiche Jahre. Sie hat gerne gelesen. In ihrer Klasse gab es einen kleinen Freundeskreis, in dem sie sich über Bücher unterhielten. An gemeinsamen Interessen mit Valeria Koch hat es nicht gefehlt, beide beschäftigten sich gerne mit Literatur. „Valeria Koch als Persönlichkeit, ihr sehr tiefes Interesse für das schöne Wort, hat mich sehr angezogen. Bald hat sich herausgestellt, dass sie selber Texte schreibt, die sie nur uns, ihrem engsten Freundeskreis gezeigt hat“, erinnert sich Maria Wolfart-Stang. Es folgten gegenseitige Besuche in den Ferien, auch die Familien der beiden kannten sich gut.

Zwar haben sich ihre beruflichen Wege getrennt. Maria studierte in Budapest, Valeria in Szegedin, sie blieben aber auch nach ihrem Studium in engem Kontakt miteinander und führten einen regen Briefwechsel. Die tiefe Freundschaft mit ihrer gemeinsamen Ungarischlehrerin Anna Tüskés-Szemes hat sie oft zusammengeführt. Mit nur 48 Jahren starb Valeria Koch im Februar 1998 nach einer schweren Krankheit. Ein umfassendes Erbe an Schriften und Fragmenten, Fotos, Zeichnungen, Kopien aller Art hat sie – dank der Fürsorge ihrer nächsten Freunde – neben einem reichen Lebenswerk als Schriftstellerin der Nachwelt hinterlassen.

Es war für Maria Wolfart-Stang und Dr. Maria Erb, die beiden Verwalterinnen des Nachlasses, keine Frage, ein höheres Ziel zu verfolgen: „Bereits zu Beginn war geplant, dass wir etwas Beständiges, Persönliches aus diesem Material machen wollen. Alles, was wir von ihr in der Hand, im Kopf und im Herzen hatten, haben wir zu ihrem 15. Todestag erstmals zusammengetragen und davon damals eine Präsentation für und mit Studenten im Ungarndeutschen Forschungszentrum der ELTE, dem Maria Erb vorsteht, zusammengestellt.“ Im Feber 2018, zu ihrem 20. Todestag, folgte ein Gedenkabend, verbunden mit einer Ausstellung im Budapester Haus der Ungarndeutschen, an dem ehemalige Freunde und Kollegen der Dichterin teilnahmen. Zugleich war die Veranstaltung auch die erste Station einer Präsentationsreihe über ihr Leben und Werk. Viele ungarndeutsche Bildungseinrichtungen besuchte die „Koch-Tour“ seit 2018, in deren Rahmen Maria Wolfart-Stang mit Dr. Maria Erb und Johann Schuth das ganze Land bereisten und ihre Gedanken und persönlichen Erinnerungen an Valeria Koch mit Jugendlichen und auch weiteren Interessierten teilten.

IMGP5770Maria Wolfart-Stang beim Valeria Koch Gedenkabend im HdU im Feber 2019 Foto: zentrum.hu

Im Herbst 2019 wird nun ein umfassender biographischer Band über Valeria Koch in der Redaktion von Maria Wolfart-Stang und Dr. Maria Erb erscheinen. Nicht nur zu ihrer Person, zu Lebensereignissen, sondern auch Artikel zu Werken der Dichterin aus den verschiedensten Gesichtspunkten, Erinnerungen von Freunden und ehemaligen Mitarbeitern werden im Band „In memoriam Valeria Koch, die es hätte geben können“ veröffentlicht. Die Zielgruppe ist vor allem die Jugend, aber auch alle, die Valeria Koch noch zu Lebzeiten persönlich gekannt und verehrt haben, die ihre Dichtung schätzen. „Das Wichtigste war, denke ich, wie diese Blätter aus den Kisten in den vergangenen Monaten zu uns gesprochen haben, und was wir – von ihnen geschöpft, mit unseren Ideen, Gedanken und Herzen durchwirkt – über Valeria Koch zeigen und festhalten konnten“, sagt Maria Wolfart-Stang.

Kurzbiographie von Maria Wolfart-Stang

Maria Wolfart-Stang stammt aus Bawaz. Sie hat zwischen 1967 bis 1972 an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest studiert und wurde Gymnasiallehrerin für Ungarische und Deutsche Sprache, Literatur und Heimatkunde. Sie war Mitbegründerin des Deutschen Nationalitätenklassenzuges am Kossuth-Gymnasium in Budapest, unterrichtete am Klara-Leőwey-Gymnasium in Fünfkirchen, später am Germanistischen Institut der ELTE. Zuletzt war sie am Werischwarer Schiller-Gymnasium als Pädagogin tätig. Wolfart-Stang ist seit zehn Jahren in Rente und ist seit langen Jahren im Bildungsausschuss der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen tätig. Sie ist stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Selbstverwaltung im XIII. Bezirk von Budapest. Sie betreute als Expertin das Zustandekommen des Lehrpfades in Band und verrichtet bis heute vielseitige kulturelle und pädagogische Aktivitäten und veröffentlicht Fachbeiträge. Oft kehrt sie auch in ihr Heimatdorf zurück. Ihr Geburtshaus wurde als Heimatmuseum eingerichtet, dort hat Maria Wolfart-Stang vor kurzem auch ihren 70. Geburtstag im Kreise von Familie und Freunden gefeiert.

wolfart_maria_70_1Geburtstagsgesellschaft im Bawazer Heimatmuseum Foto: Gábor Katona

Von 1975 bis 2004, bis zu seinem frühen Tode, war sie mit Johann Wolfart, dem ehemaligen Redakteur der deutschsprachigen Radiosendung des Fünfkirchner Rundfunks, dem Gründer von „Unser Bildschirm“, dem ersten Vorsitzenden des Minderheitenamtes und späteren ungarischen Gesandten in Berlin und Bonn, verheiratet. Längere Zeit lebte die Familie in Deutschland. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, Tochter Anna (*1980) lebt heute in Erlangen und Sohn János Antal (*1982) in Budapest. Frau Wolfart freut sich sehr auf ihr erstes Enkelkind, dessen Geburt kurz bevorsteht.

G. Sós

 

Aus dem Inhalt

 5. Familientag in Kroisbach

Zum fünften Mal wurde im Grenzort Kroisbach/Fertőrákos der Familientag veranstaltet. Groß und Klein fühlte sich wohl am 20. Juli. Die Kinder konnten sich bei zahlreichen Spielen austoben, die Besucher die lokalen kulturellen Werte kennenlernen u. a. beim Auftritt des Chores des Deutschen Vereins, dirigiert von Enikő Sára Horváth, bzw. der Tanzgruppe der von der Deutschen Selbstverwaltung getragenen Grundschule. Viele Ortsbewohner machen in der Freiwilligen Feuerwehr mit, ihre Arbeit wurde vorgestellt, verbunden mit einer Schaumparty.

74. Eleker Kirchweihfest in Leimen-St. Ilgen

Der Kulturkreis Elek in Laudenbach (Vorsitzender Joschi Ament), das Eleker Heimatkomitee (Vorsitzende Franciska Stein) und der Freundeskreis Almáskamarás (Vorsitzender Adam Strifler) haben auch dieses Jahr „alle Landsleute von nah und fern“ eingeladen, am ersten Sonntag nach dem 2. Juli (am 7. Juli) in Leimen-St. Ilgen gemeinsam zu feiern. Am Tag „Mariä Heimsuchung“ oder wie in Ungarn genannt wird „am Tag der heiligen Jungfrau Maria mit Sichel“ wurde/wird nämlich in Elek „Kerwai“ gefeiert.

„Maria, Mutter der Hoffnung“ 60. Gelöbniswallfahrt der Donauschwaben nach Altötting

bischofDie 60-jährige Jubiläums-Wallfahrt des St.-Gerhards-Werks Stuttgart fand am 13. und 14. Juli in dem uralten Wallfahrtsort Altötting statt. Seit 1489 pilgern Wallfahrer zu der Gnadenkapelle, viele sollen Hilfe von der „Schwarzen Muttergottes“ erfahren haben. Von Heilung und Trost erzählen die Dankesgaben und die beinahe 2000 Votivtafeln rund um die Wallfahrtskapelle in der Stadtmitte, dazu kommen jährlich ca. 30 Tafeln. Außer dem Weihbischof Dr. Lajos Varga aus der Diözese Waitzen wurde auch eine fünfköpfige Delegation aus Ungarn zu der Wallfahrt eingeladen. Der Vorstand des St.-Gerhards-Werks Ungarn bereitete sich mit Freude auf das Wallfahrtsprogramm und auf das Treffen mit dem Vorstand des St.-Gerhards-Werks Stuttgart.

„Wir haben den gleichen Weg und das gleiche Ziel!“ Schwäbische Kirchweih in Detta und das 5-jährige Bestehen der Tanzgruppe Edelweiss – Hartian und Bonnhard feiern mit

detta„Buwe was han mr heit? – Kerweih!” – Noch dazu was für eine Kirchweih! So könnte man den stimmungsvollen Aufschrei des Kirchweihvaters in Detta ergänzen. Denn die diesjährige Kirchweih in Detta/Banat war in vielerlei Hinsicht was ganz Besonderes! Zu dem Reiz des Kirchweihfestes in Detta hat das Jubiläum der Tanzgruppe Edelweiss wesentlich beigetragen. Alle Freunde haben sich versammelt, mit denen der Dettaer Verein in den vergangenen fünf Jahren zusammengearbeitet hat.


Kunstmesse im Residenzhof Salzburg

art&antique_Salzburg_messen.deFür den Salzburger Festspielsommer und seine Gäste aus der ganzen Welt ziehen zum fünften Mal dutzende österreichische und deutsche Kunsthändler ins klimatisierte Zelt im Residenzhof ein. Die ART&ANTIQUE 2019 erwartet zwischen dem 10. und 18. August die Besucher mit einem breiten Angebot von archäologischen Grabungen über antike und moderne bäuerliche und bürgerliche Möbel sowie Bilder bis hin zu zeitgenössischen Plastiken, Design oder Modeschmuck. Foto: messe.de

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Weitere Artikel

Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön

Ich heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.

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Der Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.

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Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.

„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller

Der Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.

300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm

Die Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.