Vier Tage auf Spurensuche in Schorokschar
„So alt musste ich werden, dass ich zum ersten Mal in Budapest mit der U-Bahn fahre“, sagte Maria Kaiser (geb. Merx). Mit 86 Jahren war sie mit ihren Kindern und deren Partnern sowie ihrer Enkelin noch einmal in ihrer alten Heimat in Budapest und Schorokschar unterwegs. Neben den bekannten Besuchsklassikern in Ungarns Hauptstadt mit Parlament, Markthalle, Festung, etc. war vor allem der Besuch von Schorokschar auf dem Programm.
Im Schorokscharer Heimatmuseum mit dem Ehepaar Schirling
1946 im Alter von 14 Jahren musste sie mit ihrer Familie den Heimatort verlassen. Die Verbundenheit und die Erinnerungen hat sie aber nie zurückgelassen und aus dem Herzen und Sinn verloren. Durch viele Besuche blieben sie erhalten und je älter sie wird, umso stärker treten sie wieder ins Bewusstsein. Bevor sie weiter verblassen, konnte sie diese im Kreise der Familie noch einmal aufleben lassen.
„Das ist mein Schulweg gewesen, hier bin ich zur Schule gegangen, wir sind immer alles gelaufen“, erzählt sie immer wieder unserer Gruppe. „Schaut da unten, auf der anderen Straßenseite steht noch mein Elternhaus“, zeigte sie uns beim Besuch in der Scramli Csárda. Hier wohnte der und da jener, das ist das Haus von, so geht es weiter und die Erinnerungen werden immer lebendiger. Im alten Schorokscharer Liederbuch entdeckt sie Fotos von ihrem Vater und Großvater und ist sichtlich bewegt. Sie findet ein altes Lied „Auf dr Insel steht a Baam“ und singt es uns vor.
Mit ein Höhepunkt der Reise war der Besuch im Heimatmuseum, dort konnten wir dann alle das Alltagsleben der deutschen Einwohner sowie die Kultur- und Brauchtumspflege noch besser kennenlernen. Wo und wie kamen die Deutschen her, wie lebten und leben sie. Hier setzen sich, die aus Erzählungen bekannten Bilder und Geschichten wieder plastisch zusammen. Ein besonderer Ort, der Erinnerungen lebendig hält. Schön, dass es diesen gibt und sich Menschen für den Erhalt der Geschichte engagieren. Ein Besuch ist ein absolutes Muss. Vielen Dank an das Ehepaar Schirling dafür, dass für unsere kleine Gruppe extra geöffnet wurde.
Die Reisegruppe: Maria Kaiser, Tochter Barbara Faix-Kaiser/Schwiegersohn Willi Faix/Enkelin Marthe Faix, Tochter Ingrid Kaiser, Sohn Michael Kaiser und Schwiegertochter Ulrike Kaiser
Sehr beeindruckend war für uns auch das Denkmal der Heimatvertriebenen, das 2014 im Gedenken an 70 Jahre Vertreibung aufgestellt und eingeweiht wurde. Ohne Worte drückt das Ensemble (Mutter mit Kind, den Koffer in der Hand, den Familienhund, Haus und Herd zurücklassend) die Stimmung und Gefühlslage aus, den der Gang in eine ungewisse Zukunft damals auslösen musste.
Es wurde viel zurückgelassen, aber auch viel im Herzen mitgenommen. In der noch lebenden Generation werden die Kontakte weniger. Aus den Familien väterlicher- und mütterlicherseits leben noch zwei Cousinen 82 und 84 Jahre alt und ein Großcousin vor Ort. Das gemeinsame Kaffeetrinken in Harast war noch einmal sehr emotional.
Voll mit Eindrücken sind wir wieder nach Herrenberg zurückgekehrt. Für Maria Kaiser wird es aufgrund ihres Alters und ihrer Gesundheit wohl der letzte Besuch in Ungarn gewesen sein, wir anderen wollen gerne noch einmal wiederkommen, um weiteres zu erfahren.
Aus dem Inhalt
Großartige technische Modernisierung im DNG
Dank des deutschen Bundesministeriums des Innern (BMI) hat das Deutsche Nationalitätengymnasium und Schülerwohnheim in Budapest durch seinen Schulträger, die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen (LdU), eine groß angelegte Investition durchführen können. Es wurde eine komplett neue Lautverstärkungstechnik in der Mehrzweckhalle des Gymnasiums eingebaut, zwei digitale Tafeln, ein digitales Projektionssystem mit zwei Monitoren für den Vertretungsplan, und zehn Laptops in abklappbaren Behälterschränkchen angeschafft. Damit hat die Schule die größte Investition seit ihrer Gründungszeit erlebt und einen großen Fortschritt auf dem Weg zu einer technisch modern ausgerüsteten Schule gemacht.
Wert und Wissen – Besuch in der Deutschen Nationalitätenschule am Marktplatz in Werischwar
Lehramtsstudierende der Eötvös-Loránd-Universität sind nach Werischwar gefahren, um die dortige Deutsche Nationalitätengrundschule am Marktplatz zu besuchen. Vor dem Schulbesuch am 16. November hatten die Jugendlichen unter der Führung von Márta Müller, Dozentin der ELTE, einen kurzen Spaziergang in der Altstadt gemacht, währenddessen man sich auch die zweisprachigen Straßenschilder anschauen konnte. Von der Hospitation und dem darauf folgenden Gespräch mit der Leitung der Schule berichten zwei Studierende.
Basteln, baden, lernen und Laternen: 13. VUK-Familienwochenende in Dewrenten
Was für eine lustige, bunte, herrlich glitzernde Truppe. Da gehe ich ein wenig mit! – Vermutlich waren das die Gedanken der kleinen Katze, die sich am Samstagabend dem Martinsumzug der VUK-Kinder in Dewrenten/Döbrönte anschloss. Mit ihren zuvor gemeinsam selbst gestalteten, bunten Laternen aus Einmachgläsern liefen die Teilnehmer des 13. Familienwochenendes, lautstark Laternenlieder singend, durch die kleine Gemeinde. 32 Erwachsene und 35 Kinder aus 14 Familien trafen sich vom 10. bis 12. November im Schatten der Dewrenter Burg, um gemeinsam ein von Gábor Werner perfekt organisiertes Wochenende zu verbringen. Märchenvorlesungen und jede Menge Bastelrunden mit den engagierten Jugendleitern für die Kinder gehören an diesen Tagen ebenso dazu wie Gespräche und Diskussionen über die Situation der Ungarndeutschen für die Erwachsenen.
Pilgerwanderung zum Kreuz der heiligen Margareta von Schottland
Seit 1996 wird die Pilgerwanderung zum Kreuz der heiligen Margareta von Schottland bei Nadasch/Mecseknádasd unternommen. 1996 waren es 950 Jahre, dass die hl. Margareta auf der Réka-Burg nahe dem heutigen Nadasch zur Welt kam, aus diesem Anlass hat die Kirchengemeinde aus Privatspenden ein Holzkreuz erstellen lassen. Die Enkelin des ersten ungarischen Königs Stephan I. Margareta wurde mit dem schottischen König Malcolm III. vermählt und führte in Schottland ein vorbildliches, tief religiöses Leben und trug auch zur Bekehrung des Landes bei. Ihr Feiertag ist der 16. November und die Pilger machen sich immer am darauf folgenden Sonntag auf den Weg.
Martinstag in Kirne
Zum 14. Mal wurde eine Feier zum Martinstag vom Deutschen Freundeskreis und Kulturverein und von der Deutschen Minderheitenselbstverwaltung Kirne im örtlichen Kulturhaus organisiert. Am 18. November wurde das Galaprogramm von der deutschen traditionspflegenden Kindertanzgruppe Kirne eröffnet, die mit ihren kleinen Lampions die Bühne betrat und die Zuschauer mit lieben Sprüchen und Tanzen verzauberte. Zwei geschnitzte Riesenkürbisse schmückten die Bühne: der eine aus Kirne betrug 63,5 kg und der andere aus Tarian 53 kg! Die seit mehr als 20 Jahren existierende Regenbogen-Tanzgruppe präsentierte ihren Fleiß in zwei verschiedenen Altersgruppen. Der Wagenhoffer-Frauenchor aus Tscholnok und die deutschen Nationalitätenchöre aus Kirwa, Tolnau und Kirne riefen die schönen ungarndeutschen Lieder wieder wach.
“Aktiv zu sein lohnt sich” – Viktória Varga, Germanistikstudentin aus Pußtawam
Viktória Varga (21) stammt aus der ungarndeutschen Ortschaft Pußtawam. Sie studiert Germanistik, Deutsch als Minderheitenfach am Germanistischen Lehrstuhl der ELTE in Budapest und hält die Jugendsektion der Deutschen Nationalitätentanzgruppe in ihrem Heimatort zusammen. Die Studentin ist eng in die Traditionspflege eingebunden und sieht es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben an, die Tradition als etwas Gelebtes und Erlebbares zu erhalten.Varga wird im kommenden Jahr ihr BA-Studium beenden und möchte sich in ihrer Diplomarbeit mit der Vertreibung der Ungarndeutschen aus Pußtawam auseinandersetzen und deren Umstände und Folgen für das Dorf untersuchen.
20 Jahre Partnerschaft gefeiert und neu besiegelt
Zwischen Neuofen, dem XI. Bezirk von Budapest, sowie Bad Cannstatt (Stuttgarter Bezirk) begannen die partnerschaftlichen Kontakte vor 20 Jahren, und zwar mit der Ausstellung von bildenden Künstlern der Galerie Kunsthöfle in Cannstatt im Karinthy-Salon in Neuofen. Nun kam es am 21. November erneut zu einer Ausstellung, es werden Werke von Gabi Schreiner und Annerose Lechner von der Galerie Kunsthöfle gezeigt. Gleichzeitig wurde die Partnerschaft von Bürgermeister Tamás Hoffmann und Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler neu besiegelt.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.