Viele Pläne für das neue Jahr

Die Deutsche Selbstverwaltung Nadasch nutzt Zeit und Ressourcen effizient

Die Deutsche Selbstverwaltung Nadasch konnte trotz der Pandemie auch letztes Jahr eine recht erfolgreiche Bilanz ziehen. Das ungarndeutsche kulturelle Leben hat im Ort große Tradition, das ist auch kein Wunder, da sich bei der letzten Volkszählung 2011 fast die Hälfte der Bewohner zur deutschen Nationalität bekannte und die Gemeinde seit mehr als 300 Jahren mehrheitlich von Ungarndeutschen bewohnt ist. Ungarndeutsche Vereine und Zivilorganisationen und die örtliche Deutsche Selbstverwaltung tragen zum Fortbestehen der Traditionen und Bräuche bei, jedoch erfordern ungewöhnliche Zeiten, wie auch die aktuelle Pandemie, auch einen Blick über den Tellerrand. Wir haben Ákos Müller, den Vorsitzenden, gefragt, wie die DSV Nadasch mit der Situation klarkommt und welche Pläne sie für 2022 hat.

„Anfangs, 2020, wollten wir erstmal abwarten, wie sich die Pandemie entwickelt. Natürlich mussten wir dann doch alle geplanten Veranstaltungen absagen und seitdem sind wir fast völlig auf digitale Kanäle umgestiegen, um die Gemeinde zu erreichen, da wir momentan keine Präsenzveranstaltungen abhalten können“, so der Vorsitzende der Deutschen Selbstverwaltung Nadasch, Ákos Müller. Der 28-jährige Architekt ist seit Oktober 2019 in der Deutschen Selbstverwaltung aktiv und hat den größten Teil seiner Amtszeit bisher in der Pandemie verbracht: „Wir hatten das Glück, dass wir bereits vor Corona unsere Onlinekanäle eingerichtet haben, unsere Facebook-Seite (https://www.facebook.com/deutscheselbstverwaltungnadasch) ist von Anfang an gut besucht, außerdem haben wir letztes Jahr auch einen YouTube-Kanal (https://www.youtube.com/channel/UCopZku-s4fIxEhja6-E8_tg) gestartet. Auch das lokale Kabelfernsehen strahlt unsere Videos aus, also kann man sagen, dass wir flächendeckend für alle Altersgruppen erreichbar sind.“ Die von engagierten Jugendlichen unter der Leitung der Pädagogin Maria Frey gedrehten Filme umfassen ein breites Spektrum an örtlichen, aber auch allgemein ungarndeutschen Inhalten, wie Faschingsbräuche, Schweineschlachten, traditionelle Nadascher Gerichte, Volkstanz, vorgetragen vom Ungarndeutschen Folklore-Ensemble Nadasch und Volksmusik, unter der Mitwirkung der Alte Kameraden-Blaskapelle.

Programme und Ideen der Deutschen Selbstverwaltung kommen gut an und locken auch Besucher: Im Dorfzentrum ist der Fachwerk-Pavillon ein echter Hingucker bei jeder Jahreszeit, mal Krippe, mal Stillleben. Die 2019 fertiggestellte Gemeinschaftsküche ist fast durchgehend in Betrieb, es wird pandemiebedingt gemeinsam gebacken. „Großmutters Küche“, wo lokale Spezialitäten auch schon öfters vor der Kamera zubereitet wurden, ist sogar auch in der deutschsprachigen Fernsehsendung Unser Bildschirm gezeigt worden. Das Programmangebot ist groß: Im Sommer 2021 fand die landesweit erste Vorstellung des LdU-Gesellschaftsspiels „Der Weg“ statt. Schulklassen besuchen regelmäßig den ungarndeutschen Lehrpfad und auch mehrere Regionalsender drehen öfters in der Branauer Gemeinde. Wie jedes Jahr, konnte im September die Gedenkfeier an die Opfer der Weltkriege ohne größere Einschränkungen abgehalten werden und im Oktober fand ein Harmonikaabend mit Tamás Kéméndi statt, in dessen Rahmen auch die neue Notensammlung „Du, du liegst mir im Herzen…“ präsentiert wurde. Aus dem Erlös wurden die örtliche Grundschule, die Alte Kameraden-Blaskapelle und die Blaskapelle der Freiwilligen Feuerwehr unterstützt. Weitere finanzielle Unterstützung von der Deutschen Selbstverwaltung bekamen im letzten Jahr der deutsche Nationalitätenunterricht in der Grundschule und das örtliche Seniorenheim sowie der Sanierungsfonds für die Dreifaltigkeitsstatue der Gemeinde.

Als Trägerin des Nadascher Schlossgarten-Kindergartens hat die Deutsche Selbstverwaltung mit staatlichen Mitteln die umfassende Sanierung der Küche, der Umkleideräume, des Sanitärblocks und der Kinderkrippe vornehmen können. Es soll demnächst auch der Elternparkplatz fertiggestellt werden. Ein weiteres, bereits abgeschlossenes Projekt war letztes Jahr die Sanierung des Christuskreuzes auf dem Kalvarienberg, die teils aus Bewerbungen, teils durch die Kirchengemeinde und teils aus eigenen Quellen der Deutschen Selbstverwaltung finanziert wurde.

Für 2022 hat die DSV Nadasch viel vor: Die ständigen Veranstaltungen, wie die Vortragsreihe „Nationalitätenleben gestern und heute“, das Sommerlager für Schulkinder, das Schaubacken mit Omis, Großmutters Küche, sollen weitergehen, die Gedenkfeier an die Opfer der Weltkriege und die gemeinsame Adventsfeier vor der Kirche werden hoffentlich auch heuer abgehalten werden können. Abhängig von staatlichen Mitteln und anderen Einnahmen ist außerdem für dieses Jahr ein ungarndeutscher Nationalitätentag geplant und auch die Restaurierungsarbeiten an den historischen Statuen auf dem Kalvarienberg sowie Sanierungsarbeiten in den Innenräumen von Gemeinschaftsimmobilien sollten fortgesetzt werden. Die Deutsche Selbstverwaltung ist sehr zuversichtlich, dass der landesweite Weinwettbewerb der Ungarndeutschen im April und das geplante Chortreffen des Hl. Margareta von Schottland-Chors sowie die beliebten Stammtisch-Singabende im Winter fortgesetzt werden können. Die anstehenden Parlamentswahlen und die Volkszählung bringen dieses Jahr aber womöglich auch einige unvorhersehbare Herausforderungen mit sich.

GS

 

Großmutters Küche: gemeinsames Backen in der Gemeinschaftsküche Nadasch

 

Aus dem Inhalt

 

Du bist auch ein Star!

Rockig und fetzig legten Tamás Boglári und Dustin Leitol, beide Ensemblemitglieder der Deutschen Bühne Ungarn, mit ihrem Auftritt im Haus der Ungarndeutschen los. Sie erzählten am 5. Februar im Rahmen der Veranstaltungsreihe Zentrum-Programme im HdU in Budapest den Kindern und ihren Begleitern die Geschichte des Rattenfängers von Hameln. In die interaktive Märchenvorstellung wurde auch das begeisterte Publikum eingebunden, das auch gerne die Bürger von Hameln spielte, und die Kinder halfen sogar, die Nagetiere aus der deutschen Stadt – und auch aus dem HdU – zu verjagen.

 

Deutscher Nationalitätenunterricht im Táncsics-Gymnasium in Siklós

Vor zwei Jahren hatte die ungarndeutsche Gemeinschaft bei einem Schwabenball in Siklós die Idee, den deutschen Nationalitätenunterricht auch in der Mittelschule in der Stadt fortzuführen. In der Grundschule gibt es diesen Unterricht schon seit vielen Jahren. Wenn die Kinder diese Ausbildung fortsetzen wollten, mussten sie nach Fünfkirchen. Nach gründlicher Absprache mit der hiesigen Deutschen Selbstverwaltung wagte der neue Direktor Zsolt Fischer diesen Schritt, und nach unzähligen administrativen Aufgaben gelang es der Schule, die Palette der Bildungsmöglichkeiten mit dem Nationalitätenunterricht zu erweitern.

 

Schwarz auf weiß – neue Ausstellung von János Wagner

„Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen“ oder kurz, schwarz auf weiß – so lautet das Zitat und János Wagner verwendet es auch gerne. Es stammt aus der Feder von Goethe, er hat es in seinem Hauptwerk „Faust“ zu Papier gebracht. Die Ausstellungsräume in der Szép utca in der Pesther Innenstadt haben in früheren Zeiten sehr viel schwarz auf weiß gesehen, denn dort wirkte die aus der Geschichte bekannte Druckerei Landerer und Heckenast. Die schwarz-weißen Gemälde und kalligrafischen Werke von Wagner hätten also keinen passenderen historischen Ort für die nächsten Wochen finden können. Das Konzept ist wie bei der Ausstellung im Budapester Haus der Ungarndeutschen (HdU) im Herbst 2021: Die mehrheitlich dunkel geprägten Bilder werden mit einigen farblich gestalteten Gemälden ergänzt.

 

Letzter Abschied von Johann Fódi

Unter großer Anteilnahme wurde am 5. Feber von Johann Fódi, Musiklehrer, Musiker und Kapellmeister, auf dem Friedhof von Daurog Abschied genommen. Der Vorsitzende des Landesrates László Kreisz würdigte in zwei Sprachen die Verdienste des Verstorbenen. Im Namen der Gemeinde Tscholnok, wo Fódi mit Familie bis 1972 gelebt, aber bis 2015 gewirkt hat, hielt Bürgermeisterin Melinda Kolonics die Trauerrede, in der sie Leben und Wirken von Fódi umriss. Der begnadete Musiklehrer hatte seit 1963 in Tscholnok Klarinette und Musiktheorie unterrichtet, ab dem Schuljahr 1964/65 war die Zweigstelle der Erkel-Musikschule in Daurog unter seiner Leitung tätig. Die Musikschule wurde als Erste im Land zur deutschen Nationalitätenschule. Fódi war dort Direktor bis zur Pensionierung.

 

Rundgang im Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung

Das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin in der Stresemannstraße 90, am Anhalter Bahnhof, beherbergt die vermutlich größte Sammlung an Informationen und Daten über die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge aus Schewinghas/Győrsövényház. Seit ca. 1,5 Jahren versorgt Johann Geigl das Dokumentationszentrum mit Informationen, Dokumenten, Bildmaterialien, Video- und Tondateien sowie Gegenständen aus der alten Heimat. Seit dieser Zeit ist eine enge Zusammenarbeit mit dem zuständigen Archivar Jörg Schlösser entstanden.

 

Tschemer gedachte der in die Sowjetunion verschleppten Mitbürger

Mit einem deutschsprachigen Gottesdienst und anschließender Kranzniederlegung erinnern sich die Tschemerer Ungarndeutschen jedes Jahr an die zur Zwangsarbeit Verschleppten, heuer war es auch nicht anders. Am 30. Jänner versammelten sich viele in der örtlichen Dreifaltigkeitskirche, um an dem Gottesdienst, zelebriert vom Hartianer Pfarrer Gábor Hefler, teilzunehmen. Erfreulicherweise haben diesmal nicht nur Vertreter der örtlichen Deutschen Selbstverwaltung vorgelesen, sondern auch Achtklässler. Also der 2012 gestartete deutsche Nationalitätenunterricht fängt an, seine erhofften Früchte zu bringen!

Donauschwäbisches Zentralmuseum in Ulm

Mehr Raum für die Donau ab 1. April 2022

Das Donauschwäbische Zentralmuseum (DZM) in Ulm setzt nach 20-jährigem Bestehen neue Schwerpunkte. Eine interaktive und erlebnisorientierte Ausstellung zur Kulturgeschichte der Donau und des Donauraums bietet ab 1. April 2022 auf 550 Quadratmetern erfahrbare Geschichten für die ganze Familie. Herzstück des Museums bleibt die Darstellung der Geschichte der Donauschwaben vom ausgehenden 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Die historische Dauerausstellung auf 1.000 Quadratmetern wurde im Rahmen des Umbaus grundlegend modernisiert und aktualisiert.

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