Traditionspflege gehört zum Alltag
DNG-Projekt in Schaumar Das Budapester Deutsche Nationalitätengymnasium hat im März die Unterstützung der Deutschen Botschaft zur Durchführung eines Projektes erhalten. Im Rahmen des Projektes ist es geplant, mit Schülergruppen sechs Siedlungen im Norden von Ungarn zu besuchen, um ihre Bemühungen für Pflege und Erhalt der ungarndeutschen Traditionen zu erforschen und in Form von Fotos, Interviews und Videos zu dokumentieren. Mithilfe der so gesammelten Materialien haben wir vor, im DNG im November des nächsten Schuljahres einen Projekttag durchzuführen, an dem alle Schüler und Schülerinnen des Gymnasiums mit den Dokumenten aktiv mitarbeiten und eigene Erlebnisse sammeln können.
Als gebürtige Schaumarerin schlug ich gleich vor, auch mein Heimatdorf in die Forschungsarbeit einzubeziehen. Um Hilfe bat ich Frau Magdalena Marlok Cservenyi, bei der ich in der Grundschule angefangen hatte, Deutsch zu lernen, und die gegenwärtig die Vorsitzende der Deutschen Minderheitenselbstverwaltung ist. Sie war sofort bereit uns zu helfen und wusste gleich, an wen man sich wenden sollte, wer unbedingt befragt werden soll, wer die besten Anekdoten erzählen kann. Meine Kollegin Márta Sziklai Leposa und ich waren sehr erfreut über die Einladung zum Gedenktag der Vertreibung. Während der zwei Tage, die wir in Schaumar verbrachten, wurde ein sehr reichhaltiges Programm geboten.
Im Dr.-Jablonkay-István-Heimatmuseum erzählte uns meine ehemalige Lehrerin Frau Mária Jablonkay liebevoll und kompetent über die Sammlung im 2012 renovierten Museum. Sie zeigte uns wunderschöne Kleidungsstücke der Schaumarer Tracht, die unsere Schülerinnen auch gerne anprobierten.
Im Heimatverein bereitete uns Frau Magdalena Marlok Cservenyi die leckeren „Einmochknyeil“ zu, die wir gleich auch bis zum letzten Stück verzehrt haben. Solange die Leckereien gebraten wurden, führten wir ein Gespräch mit Josef Mentesi, dem Vorsitzenden des Heimatvereins, über Traditionspflege. Frau Maria Milbich Tallér, eine echte „Ritterin der ungarischen Kultur“, erzählte von der Schaumarer Tracht und vom Faschings- und Osterbrauchtum. Wir konnten sogar eine spontane Aufführung von Marika néni, Magdi néni und Jóska bácsi mit Mundharmonika und Gesang genießen. Samt Schülern waren wir einfach begeistert, dass wir diese lebendige Tradition miterleben konnten.
Danach nahmen wir an der Eröffnungsfeier der Ausstellung des Grafikers Géza Barcsik „Schaumarer Alte, Schaumarer Wurzeln“ teil, anschließend hörten wir Herrn Boths beim Vortrag über die Zusammenhänge des Volksliedgutes von Schaumar und der Ukraine bzw. der deutschen Balladen aus dem 19. Jahrhundert.
Am Sonntagvormittag machten wir Fotos auf dem Kirchplatz vom Mahnmal der Vertriebenen, vom Gedenkstein zum 300-jährigen Jubiläum der Ansiedlung und von der Bronzeskulptur „Tradition“ vor der Kirche.
Frau Marlok machte uns auch auf die Gebetbücherausstellung aufmerksam, wo wir von der Sammlerin, Frau Elisch, herumgeführt wurden. Wir erfuhren, dass Frau Elisch zwei zweisprachige Bücher über die Schaumarer Schule bzw. über die Geschichte von Schaumar zusammenstellte. Ein glücklicher Zufall, dass gerade ihr Mann János Elisch in der Ausstellung war. So bekamen wir aus erster Hand die Geschichte der Renovierung des heiligen Grabes in Schaumar zu hören.
Am Nachmittag erzählte uns die Mitbegründerin und Seele des interaktiven Bauernhauses, Frau Hilda Hartmann Hellebrandt, von der Geschichte des Hauses, der ehemaligen Einwohner und der Laienschauspielgruppe „Kompanei“, die sich das anerkennenswerte und ehrenwerte Ziel der Mundartpflege zum Ziel gesetzt hat. Berührt hörten wir ihre lebendige, hautnahe Erzählung über das Schicksal der Schaumarer Familien.
Zum Schluss nahmen wir an der feierlichen, deutschsprachigen Messe und an der damit verbundenen Gedenkfeier anlässlich des 71. Jahrestages der Vertreibung teil, bei der Emmerich Ritter, der parlamentarische Sprecher der Ungarndeutschen, eine Rede hielt.
So konnten alle Teilnehmer unserer Projektgruppe miterleben, dass die Traditionspflege in Schaumar, die von den Mitgliedern der Gemeinde erlebte Wirklichkeit ist, zum Alltag dazugehört. Wir sind glücklich, dass wir es persönlich erfahren konnten, und dass wir diese Erfahrung zahlreichen Schülern und Lehrern des DNGs zeigen und weitergeben können.
Hiermit danken wir allen Mitwirkenden sehr herzlich für die selbstlose, freundliche Hilfe – in erster Linie Frau Magdalena Marlok Cservenyi. Und wir möchten alle Interessierten recht herzlich zu dem Projekttag unseres Gymnasiums einladen (der Termin wird später veröffentlicht).
Orsolya John und Márta Sziklai Leposa
Lehrerinnen des DNG
Aus dem Inhalt
Strategisches Ziel: Ungarndeutscher Abgeordneter im Parlament – LdU wählte neue DBU-Intendantin
Die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen diskutierte auf ihrer Sitzung am 6. Mai in Budapest auch darüber, wie es zu erreichen sei, dass sich nach den Parlamentswahlen 2018 ein vollberechtigter Abgeordneter im Hohen Haus für die Interessen der Ungarndeutschen einsetzt. Die Körperschaft wählte eine neue Intendantin, die die Deutsche Bühne Ungarn ab Dezember leitet.
Danke für die Trachten!
Die deutsche Nationalitätentanzgruppe der Nationalitätengrundschule von Gereschlak wurde im Jahre 2015 gegründet: mit 14 begeisterten Tänzerinnen und Tänzern zwischen 7-10 Jahren – aus den Klassen 1, 2 und 3. Am Treffen der Branauer deutschen Kindertanzgruppen in Fünfkirchen hat die Kindertanzgruppe – beim zweiten Auftritt – die Silber-Qualifizierung erreicht. Eine Empfehlung der Jury war damals: die Kindertanzgruppe solle in echter, traditioneller Volkstracht tanzen. Im September 2016 stieg die Zahl der Mitglieder der Tanzgruppe an, also wurde beschlossen, den Tänzern traditionelle Volkstrachten nähen zu lassen. Die Arbeit fing im Herbst 2016 an. Der Stoff der Röcke wurde von der Deutschen Selbstverwaltung Gereschlak gekauft, wobei die Deutsche Selbstverwaltung Sandeschewe auch beigesteuert hat.
„Blaufärber zu sein ist ein Geschenk Gottes“: Zum Tod des Blaufärbermeisters Johann Sárdi
Die Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung Großnarad gibt mit großem Bedauern bekannt, dass Johann Sárdi, der „König der Blaufärber“, am 7. Mai in seinem 97. Lebensjahr verstorben ist. Er sagte, „Blaufärber zu sein ist ein Geschenk Gottes“. Ein Geschenk Gottes war er für uns alle. In seiner Werkstatt konnten die Menschen die mehrere hundert Jahre lange Tradition der Blaufärberei entdecken. Seine Persönlichkeit, die Liebe und Hingabe zu seinem Beruf und seinem Handwerk sind für uns alle beispielhaft.
Würdige Gedenkfeier in Deutschtewel: Die Heimatgemeinde gedachte Julius Gottfried Schweighofer
Am 5. Mai 1917 erblickte Julius Gottfried Schweighofer in einer kinderreichen deutschen Bauernfamilie in Deutschtewel/Nagytevel am Rande des Bakonyerwaldes das Licht der Welt. Nach dem Eintritt in den Zisterzienserorden studierte Schweighofer Theologie, Germanistik und Latein. Nach einem von der leidvollen Geschichte der Ordensleute und der Ungarndeutschen gezeichneten Schicksal starb er 1981 in Budapest. Die Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung Deutschtewel veranstaltete anlässlich des 100. Geburtstages eine Gedenkfeier im Heimatort.
Lessing für Kindergartenkinder? Nutzung literarischer Werke bei der Sprachförderung
Die Weiterführung des berühmten Gedankens „Hilf mir, es selbst zu tun!“ der einstigen Reformpädagogin Maria Montessori diente neulich als Motto einer Fortbildung für Pädagogen. Dazu lud das Ungarndeutsche Pädagogische Institut eine Expertin als Referentin aus Deutschland ein. Dr. Ilona Bachmann, Dozentin an der Fachakademie für Sozialpädagogik des Landkreises Deggendorf, machte Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen der Unterstufe der Grundschule mit innovativen und effektiven Methoden vertraut, die mithilfe von literarischen Werken die Sprachkenntnisse der Kinder fördern. Die Fortbildung wurde auf zwei Schauplätzen ausgetragen: im von der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen getragenen Valeria-Koch-Bildungszentrum in Fünfkirchen sowie im Deutschen Haus in Wesprim.
Lustige Stimmung und gute Weine beim Kretzlfest in Nadasch
Die Winzer aus dem Nadascher Schlawaker Grund laden seit 2001 jedes Jahr zu einem fröhlichen Beisammensein in ihre Kellerreihe ein. Das bereits zur Tradition gewordene Kretzlfest bietet jedes Jahr eine hervorragende Möglichkeit, um sich über Weinherstellung auszutauschen und gemeinsam zu singen.
Wir waren wieder am „SchulBrücke-Europa“-Programm in Heidelberg beteiligt
Eine zehnköpfige Gruppe – neun SchülerInnen und ein Begleitlehrer – aus dem Tamási Áron Allgemeinen und Zweisprachigen Ungarndeutschen Nationalitätengymnasium in Budapest nahm zum dritten Mal am „SchulBrücke-Europa“-Programm teil, nach Weimar und Naumburg diesmal in Heidelberg. Im „SchulBrücke“-Programm soll man an Projekten arbeiten, in denen es sich um die Geschichte und Zukunft Europas handelt. Beim Programm in Heidelberg wurde der 10. Jahrestag des Projekts gefeiert.
Die erste Deutsche Retro-Disco in Fünfkirchen
Dank der gemeinsamen Initiative und Zusammenarbeit der GJU und des Lenau-Haus-Teams fand im Fünfkirchner Klub Szabadkikötő die erste Deutsche Retro-Disco statt. „DJ Zsolt Anders“ sorgte für die besten Hits der 60er-90er Jahre. Das nagelneue Programm am 27. April hat Germanistikstudenten, deutsche Medizinstudenten, ihre Lehrer und Lektoren bzw. die deutschen Freiwilligen in der Stadt zu einem stimmungsvollen Abend zusammengebracht.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.