Abschiedsbesuch von Uwe Stiemke in Ungarn

Zwei Milliarden Forint in über dreißig Jahren – so hoch ist die Gesamtsumme, mit der die Gemeinnützige Hermann-Niermann-Stiftung mit Sitz in Düsseldorf Minderheitenprojekte in Ungarn förderte und fördert: Ausbau von Kindergärten und Schulen, Dienstwohnungen für Lehrer oder Begegnungsstätten für die Ungarndeutschen, Stipendien fürs Studium an deutschen Universitäten oder die Herausgabe von Literaturpublikationen. Aber auch das Ghandi-Gymnasium für Zigeuner in Fünfkirchen oder die Rabbinerbibliothek, das jüdische Altersheim in Budapest oder Projekte der Slowaken in Ungarn wurden unterstützt. Und das alles trotz der mitunter sehr hohen Beträge schnell, unbürokratisch und auf Augenhöhe, wie der Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen Otto Heinek bei der Abschiedsfeier für den Vorstandsvorsitzenden der Niermann-Stiftung Uwe Stiemke am 13. Mai im Jugendklub von Wudersch betonte.

Uwe Stiemke und Maria Herceg-Kóthy

Uwe Stiemke mit Mária Herceg-Kóthy

Stiemke geht in diesem Jahr in den wohlverdienten Ruhestand und hat Ungarn, das von der Stiftung besonders gefördert wurde, einen Abschiedsbesuch gemacht. Dabei wurde er vom Vorstand und dem Kuratorium der Stiftung begleitet. Uwe Stiemke betonte die „wichtige Rolle der Ungarndeutschen für den Zusammenhalt Ungarns und für den Zusammenhalt Europas“ und überbrachte die Grüße der Landesregierung Nordrhein-Westfalen.

Vertreter von Institutionen, die von der Stiftung gefördert wurden

Vertreter von Institutionen, die von der Stiftung gefördert wurden

Aus Ödenburg, Wudersch, Wudigeß, Seksard, Gereschlak, Baje und Jula sind Vertreter der geförderten Institutionen zur Feier gekommen, um der Stiftung und persönlich dem Vorstandsvorsitzenden Uwe Stiemke zu danken. Der Wuderscher Bürgermeister Tamás Wittinghoff und der parlamentarische Sprecher der Ungarndeutschen Emmerich Ritter würdigten die Verdienste der Niermann-Stiftung und ihres Vorstandsvorsitzenden.

Mitglieder des Kuratoriums der Gemeinnützigen Hermann-Niermann-Stiftung

Mitglieder des Kuratoriums

Die Feierstunde wurde von der Ungarn-Repräsentantin der Stiftung Maria Herceg-Kóthy moderiert. Die Mitglieder des Vorstandes und des Kuratoriums inspizierten am Vormittag das Haus der Ungarndeutschen in Budapest und den Ausbau des Jakob-Bleyer-Heimatmuseums Wudersch.

Fotos: László Bajtai 

 

Aus dem Inhalt

 

Drei neue ungarndeutsche Lehrpfade im Entstehen

Nach zwei gut gelungenen Pilotprojekten in Schomberg und Sanktiwan unterstützt die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen den Ausbau von drei weiteren ungarndeutschen Lehrpfaden, die auch zum landesweiten Netzwerk der ungarndeutschen Lehrpfade der LdU (www.lehrpfad.hu) gehören werden. Von den Bewerbungen von zehn ungarndeutschen Selbstverwaltungen entschied sich der Bildungs- und der Kultur- und Medienausschuss der Landesselbstverwaltung für die von Feked, Nadasch und Tarian eingereichten Konzepte. Unlängst kam es im Valeria-Koch-Schulzentrum zu Fünfkirchen schon zur ersten Arbeitsbesprechung, bei der Vertreter der drei Ortschaften, MitarbeiterInnen der LdU, des Ungarndeutschen Pädagogischen Instituts und einer Kommunikationsberatungsfirma anwesend waren.

 

Ehrenbürger Karl Wenesz in St. Peter wurde 90

Karl Wenesz wurde am 29. April 1927 in St. Johann geboren. Sein Vater war ein Schmiedemeister, seine Mutter Paula Mihaletz war im Haushalt tätig. 1929 ist die Familie nach St. Peter gezogen. Seine Schwester Olga wurde schon hier geboren. Der Vater hat in St. Peter die fünfte Schmiedewerkstatt eröffnet. Die Einwohner der zwei Gemeinden St. Johann und St. Peter waren deutschsprachig. Der Vater war ungarischer Abstammung. Seine Pünktlichkeit, sein Fleiß und seine präzise Arbeit haben ihm in der deutschen Bevölkerung jedoch Anerkennung verschafft. Auf der Straße hat er schnell Deutsch gelernt. Die Mutter war deutscher Abstammung.

 

Schicksal eines Vertriebenen

Die Landsleute wurden am 11. Mai 1946 aus Saar verjagt. Dieses traurige Schicksal hat auch den 1931 geborenen Johann Bischoff mit Mutter Katharina Stark, Schwester Franziska und Bruder Josef getroffen. Der Vater war in Gefangenschaft. Die Familie Bischoff hatte aber Glück. Als nämlich der Güterzug in Wiener Neustadt gerastet hat, stand auf dem Nebengleis ein Zug mit aus der Gefangenschaft entlassenen Männern. An diesem Zug war der Vater, er hat Leute aus Saar entdeckt und angesprochen. „San mei Leid a im Zug?“ Die Antwort war „ja“! So kam er zu seiner Familie und ist mit ihnen Richtung Deutschland gefahren.

 

Aus Sebegin zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt

Die Verschleppung der deutschen Einwohner aus Sebegin/Zebegény am 5. Januar 1945 ist Thema des vorliegenden Bandes, gerade am Tag, an dem György Krebsz seinen fünfundzwanzigsten Geburtstag „gefeiert“ hat – und an welchem Tag er sein Tagebuch über die schrecklichen Ereignisse zu schreiben begann. Nunmehr erschien bereits die zweite Ausgabe der zuerst im Jahre 1995 veröffentlichen Aufzeichnungen von György Krebsz, wohl mit der Zielsetzung, die heutige Generation der Dorfeinwohner an das Schicksal der Verschleppten zu erinnern.

 

Volkskundecamp des Deutschen Nationalitätengymnasiums in der Branau: „Das Leben auf einem Bauernhof…“

Das Deutsche Nationalitätengymnasium in Budapest hat im Jahre 2014 etwas Neues ins Leben gerufen, damit die Schüler den Volkskundestoff nicht nur in den Schulbänken lernen, sondern auch hautnah erleben können. Das erste Volkskundecamp wurde in Litowr in der Branau organisiert, danach kamen Hartian (Komitat Pesth) und Hartau (Komitat Batsch-Kleinkumanien) an die Reihe. Zum vierten Mal kehrte das Camp in seinen Ursprungsort, in die Schwäbische Türkei zurück. Zum Gastgeberort wurde Sawer/Székelyszabar ausgewählt, wo die Campteilnehmer auf dem „Ökogehöft” der Familie Reisz empfangen wurden. Aus diesem Grund war das Motto „Das Leben auf einem Bauernhof…“ auch kein Zufall.

Zum TrachtTag gestylt

Das Ungarndeutsche Kultur- und Informationszentrum und Bibliothek (Zentrum) in Budapest rief die Ungarndeutschen bereits zum dritten Mal dazu auf, ein Kleidungsstück oder ein Accessoire ihrer Tracht auszuwählen, und dieses mit der Alltagskleidung zu kombinieren bzw. es einen Tag lang oder in einer Tageszeit – diesmal am 28. April – zu tragen. Auch dieses Jahr ist es hervorragend gelungen zu zeigen, dass die schöne alte Tracht auch heute noch tragbar ist. Der TrachtTag ist ein wichtiger Beweis dafür, dass immer noch eine starke ungarndeutsche Gemeinschaft existiert, deren Mitgliedern das Erbe ihrer Ahnen von besonderer Wichtigkeit ist.

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Die Jähn (die Jäne) ist ein altfuldischer Mundartausdruck aus der Landwirtschaft und leitet sich aus dem Verb: „ja(h)nen“ ab, vgl. Jahn (Deutsches Rechtswörterbuch – DRW). Sie bezeichnet eine bestimmte Landfläche (s. u. „II“ ebenda) und wird somit (vgl. unter „II1“) als der Teil einer bebauten Fläche, den eine Person zur Bestellung oder Aberntung vor sich hat und in einem Gang (siehe Etymologie) erledigt; dann auch „Arbeitspensum“ genannt.

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