Studienreise von Lehrern in Hermannstadt
18 Lehrer aus ungarndeutschen Schulen nahmen vom 5. bis 8. Oktober bereits zum zweiten Mal an einer Studienreise auf Einladung des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien teil, um Erfahrungen bezüglich des deutschen Sprachunterrichts zu sammeln bzw. auszutauschen. Die Kollegen vertraten Schulen, die entweder von der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen oder der örtlichen Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung getragen werden (Bohl, Budapest, Tscholnok, Nadwar, Werischwar, Ödenburg, Steinamanger). Ziel der Studienreise war das bessere Kennenlernen des muttersprachlichen Schulsystems, die Netzwerkbildung im Bereich des Minderheitenschulwesens sowie die Entstehung von Schulpartnerschaften.
Die Mitarbeiter des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien unter der Leitung des Geschäftsführers Benjamin Józsa haben ein sehr reichhaltiges Programm in Hermannstadt und Umgebung zusammengestellt. Die Delegation und die LdU bedanken sich auf diesem Wege beim Bundesministerium des Innern der Bundesrepublik Deutschland für die finanzielle Unterstützung des Projekts.
Unterricht an deutschen Schulen in Siebenbürgen
Wir Pädagogen nehmen gern an Weiterbildungen teil. Nicht nur, weil uns das Neue reizt, damit wir unsere alltägliche Arbeit im Unterricht immer besser verrichten können, sondern wir hoffen auch auf lehrreiche Gespräche mit Kollegen aus allen Ecken des Landes in den Pausen. Bei ungarndeutschen Lehrerveranstaltungen kommt noch dazu, dass man alte Bekannte trifft, die man bei Wettbewerben, bei Schülerprogrammen kennen gelernt hat. Da wir die gleichen Interessen, Aufgaben, Probleme haben, stellen wir einander meistens die Fragen, „Wie macht ihr…?“ „Wie löst ihr…?“.
Gleich nach der Ankunft in Hermannstadt führte uns Frau Monika Hay, Leiterin des Hermannstädter Samuel-von-Brukenthal-Lyzeums, in den deutschsprachigen Unterricht in Rumänien ein. In den darauf folgenden drei Tagen konnten wir dann diese Informationen in der Praxis erfahren. Der Besuch im Kindergarten und in der Vorschulklasse des Kindergartens und Allgemeinschule „Onisifor Ghibu“ beeindruckte uns mit dem konsequenten Gebrauch der deutschen Sprache sowohl von Seiten der Pädagogen als auch von Seiten der Kinder. In den deutschen Schulen oder in den deutschen Abteilungen gemischter Schulen ist die Unterrichtssprache Deutsch: Alle Fächer lernen die Schüler in deutscher Sprache. Probleme bereiten aber der Lehrermangel vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern, und das Fehlen von für diesen Schultyp zugelassenen aktuellen Lehrbüchern.
In den höheren Klassenstufen bis zur 12. Klasse durften wir viele Unterrichtsstunden besuchen, und stellten immer wieder den starken Willen zur Nutzung und Vermittlung der deutschen Sprache fest. Die Ergebnisse dieser Arbeit lassen sich an der fast 100-prozentigen Bestehensquote der DSD II Prüfungen auf Sprachniveau C1 oder am weiterführenden Studium zahlreicher Schüler der Brukenthal-Schule an deutschsprachigen Fakultäten rumänischer Universitäten und Hochschulen festhalten. (Die Zahl der deutschsprachigen Studiengänge in Rumänien liegt bei über 60!)
Wie gestalten die Siebenbürger Sachsen ihren deutschsprachigen Unterricht?
Mit eindeutiger Entschlossenheit und Konsequenz, denn sie behalten die deutsche Sprache im Umgang mit Kindern in der Schule auch außerhalb der Unterrichtsstunden; mit besonders viel Kraft, denn sie schrecken nicht vor den vielen Schwierigkeiten zurück, und mit beneidenswertem Optimismus, denn auch heute noch gründet, baut oder übernimmt die deutsche Minderheit Schulen.
Mit besonderem Interesse besuchten wir die siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen und bewunderten die Hermann-Oberth-Schule in Mediasch, die sich in der Burg selbst befindet. Die Buchhandlung in der Nähe der Schule bot uns köstliches Stöbern in deutscher und sächsischer Literatur und Volkskunde. In der nach baden-württembergischem Lehrplan unterrichtenden Charlotte-Dietrich-Schule in Hermannstadt bewunderten wir den Erfolg der Gründung einer neuen Bildungseinrichtung.
Unser Heimweg führte uns noch in die Schulen von Großpold und von Mühlbach, wo uns Lehrerkolleginnen – trotz des Sonntags – ganz herzlich erwarteten.
Jede Erfahrung, jeder neue Eindruck wurde von den Teilnehmern während der Busfahrt, während der Spaziergänge und auch am weißen Tisch gleich diskutiert. Diese Gespräche und Aussagen bilden eigentlich das Resultat unserer Studienreise, das wir mit nach Hause nehmen und auch in unsere eigene Arbeit einbauen wollen.
Wir danken Benjamin Józsa und seinem Team beim Deutschen Forum der Deutschen in Rumänien für die Betreuung, aber auch für all die Antworten, die wir auf unsere zahlreichen Fragen bekommen haben. Die gleiche Danksagung gebührt Ibolya Sax seitens der LdU für die Koordination unserer Studienreise.
Erika Radnai
Aus dem Inhalt
„Ungarndeutsch. Steh’ dazu!“ – LdU verabschiedete Landesliste für Parlamentswahlen – Spitzenkandidat ist Emmerich Ritter
Die nächstes Jahr fälligen Parlamentswahlen standen im Vordergrund der jüngsten Sitzung der Vollversammlung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen. Auf seiner Beratung am 21. Oktober fasste das Gremium einen Beschluss über die ungarndeutsche Landesliste, wie auch über Kommunikationskanäle und -mittel, die zum Erringen der nötigen Zahl der Registrierten und der Wahlstimmen führen sollen. Die Vollversammlung akzeptierte darüber hinaus auch die Rücktrittserklärung eines Abgeordneten: Dr. Koloman Brenner entschied sich nach 22 Jahren Mitgliedschaft, für die Partei „Jobbik“ als Kandidat anzutreten. Für Brenner wurde Ladislaus Sax aus Werischwar in die Vollversammlung nominiert, in den Bildungsausschuss Dr. Maria Erb, Sprachwissenschaftlerin und Dialektologin der Eötvös-Loránd-Universität gewählt.
Spürbare Dazugehörigkeit – deutsch zu sein in Ungarn im 20. Jahrhundert
Der ungarische Vortrag von Professor John C. Swanson von der University of Tennessee in der Stadt Chattanooga an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (Institut für Minderheitenforschung) in Budapest brachte eine hohe Zahl an Historikern und Interessierten zusammen. Swanson ist Historiker, seine Forschungsschwerpunkte sind moderne mittel- und osteuropäische Geschichte, Nationalismus und ethnische Identität, Minderheiten, Holocaust-Studien und deren historische Darstellung im Film. In seiner aktuellen Forschung untersucht er Formen des Deutschseins bei der deutschen Minderheit im Ungarn des zwanzigsten Jahrhunderts.
„Man kann nicht so sprechen wie vor 100 Jahren und leben wie heute“ – Interview mit PD Mag. Dr. Manfred Glauninger
Manfred Glauninger (Universität Wien/ÖAW) hat auf Einladung des Germanistischen Instituts der ELTE Ende September zwei Gastvorträge gehalten. Dem österreichischen Soziolinguisten ist Ungarn nicht fremd, er hat jahrelang als Lektor an der Universität Fünfkirchen gearbeitet und ist auch mit den ungarndeutschen Dialekten vertraut. Von den gegenwärtigen Entwicklungstendenzen der deutschen Dialekte in Österreich, Deutschland und Ungarn hat er der NZ berichtet.
Die Brücken sind gebaut
Zum diesjährigen Weinlesefest reisten auch Gäste aus der deutschen Partnergemeinde Willingshausen-Loshausen für ein verlängertes Wochenende nach Bawaz. Selbstverständlich wurde am 14. Oktober traditionell der Neuwein mit großem Festumzug durchs Dorf gefeiert. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stand aber diesmal das 25. Jubiläum des Bestehens der offiziellen Partnerschaft zwischen den beiden Ortschaften.
Im Land der Dealer und Denker
Mode, Veränderung, Wandel in der Sprache. Denglisch oder Neudeutsch? Fun Bird oder Spaßvogel? Sollte man Mirror Egg oder doch lieber Spiegelei frühstücken? Macht es Sinn, über solche Frage zu diskutieren, oder hat es eben Sinn? Der Autor des vorliegenden Bandes, Gunter Grabowski, hat Angst um die deutsche Sprache. Mit Hilfe von amüsanten Sprechblasen und Zitaten sowie mit aus der Presse, aus Fernsehsendungen und aus der Alltagssprache gewählten Textbeispielen wird die deutsche Sprachkultur dargelegt, und zugleich die Befürchtung geäußert, dass die deutsche Sprache ihre Bildhaftigkeit, Rhythmik, Klarheit und Transparenz verlieren kann.
VUK-Jugendleiterbildung – Sowohl Vereinsarbeit als auch spielerisches Zusammensein
Der Verein für Ungarndeutsche Kinder (VUK) veranstaltete seine zweite Jugendleiterausbildung vom 6. – 8. Oktober in Fünfkirchen, im Lenau-Haus und mit Übernachtung im Schülerwohnheim des Valeria-Koch-Bildungszentrums. Das Hauptthema war an diesem Wochenende: Wie kann man den Verein fördern und entwickeln?
Doppeljubiläum in Harast – Zehn Jahre Haraster Dorfmusik und Verein Junger Haraster Schwaben
Eine Jugendorganisation und eine Blasmusikformation feierten gemeinsam ihr zehnjähriges Doppeljubiläum in Harast im Komitat Pesth in Form eines Kulturtreffens mit befreundeten Tanzgruppen und Kapellen. Das Feiern war durch viele gemeinsam erlebte Programme begründet, da die Tanzgruppen des Vereins von der Haraster Dorfmusik begleitet werden. Der Verein Junger Haraster Schwaben ist seit 2014 offizielles Mitglied der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher. Seitdem spielt der Haraster Freundeskreis eine unentbehrliche Rolle im Leben der GJU. Die Mitglieder pflegen besonders gute Beziehungen zu anderen Freundeskreisen bzw. haben mehrere GJU-Veranstaltungen (Fahrradtour 2014, Fußballturnier 2016) hervorragend organisiert.
Literatur mal anders erleben
Am milden Altweibersommerabend des 18. Oktobers fand bereits das dritte Programm der Veranstaltungsreihe Zentrum-Programme im HdU statt, welches der ungarndeutschen Literatur gewidmet wurde. Diesmal wurde ein Hörbuch vorgestellt. Zentrum-Direktorin Monika Ambach freute sich sehr, dass die CD Hilfsverbissima im Budapester Haus der Ungarndeutschen uraufgeführt werden konnte. Zoltán Ágoston sprach über die Entstehung des Hörbuches. Als praktizierender Literaturredakteur ohne ungarndeutsche Wurzeln war er bei der Auswahl bestrebt, solche Werke auszuwählen, in denen es um die Schicksalsprobleme der Ungarndeutschen geht. Andererseits sollten aber in den Werken allgemeine menschliche Fragen – wie Vergänglichkeit oder Liebe – behandelt werden, weil diese von der jeweiligen historischen Situation unabhängig sind.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.