Ein Wunderhaus in Tarian
Wunderhaus – so nannte Theresia Klinger (1947 – 2015) in einem Artikel die Grundschule, wo sie unterrichtete, als Schuldirektorin arbeitete und wo sie vor 30 Jahren den deutschen, zweisprachigen Nationalitätenunterricht initiierte. Anlässlich dieses Jubiläums wurden am 19. Oktober DeutschlehrerInnen, ehemalige SchülerInnen und Interessenten nach Tarian zu einer Weiterbildung und Diskussion eingeladen.
In der Grundschule von Tarian, Foto: NZ-Archiv
Das ganztägige Programm begann am Morgen mit den „offenen Stunden“. In der dritten Klasse mit Maria Riesing war das Hauptthema die Tier- und Pflanzenwelt unserer Umgebung. Von Katalin Árendás-Huj in der fünften Klasse wurde die Methode Mini-Werkstatt vorgestellt, Cecília Ruckenbrot und die sechste Klasse beschäftigten sich mit dem Familienfest Geburtstag und der Titel der Stunde von Ágnes Schneider-Bachmann in der vierten Klasse war Landeskunde – Hallo, wir sprechen Deutsch!
Im Kulturhaus hielt Dr. Maria Erb, Leiterin des Ungarndeutschen Forschungszentrums der ELTE, einen Vortrag über den gegenwärtigen Sprachgebrauch der Gemeinschaft der Tarianer: die Ergebnisse im Spiegel der empirischen Untersuchungen. Die Anfang der 2000er Jahre gewonnenen Daten repräsentieren gut den Stand des Sprach- und Varietätenwechsels, der auch in anderen Ortschaften Ungarns seit 1945 stattfindet.
Adelheid Manz und Katinka Szettele von der Pädagogischen Hochschule Eötvös József in Baje zeigten in ihrem Workshop, wie die Identität in der Unterrichtsstunde durch ungarndeutsche literarische Werke, mit Hilfe von Kunst und Kleingruppenarbeit unterstützt werden kann. Adelheid Manz berichtete über die Hochschulausbildungsplattform in Baje, Krisztina Szeiberling informierte die Anwesenden über den ungarndeutschen Lehrpfad, der in Tarian errichtet wird.
Theresia Klinger bei der Übernahme der Ehrennadel in Gold für das Ungarndeutschtum, Foto: L. Bajtai
Der ereignisreiche Tag endete mit dem Treffen der ehemaligen Schüler des ungarndeutschen Unterrichtsprogramms. Sie konnten über ihre Erfahrungen berichten, was dieses Programm ihnen gegeben hat, wie sie zurzeit die deutsche Sprache benutzen. Mehrmals wurde hervorgehoben, dass das Lernen und die Schulzeit sowohl für die Schüler als auch für die Lehrer und die Schulleitung nicht immer leicht waren, aber mit Entschlossenheit und Ausdauer haben sie es geschafft. Die gegenwärtigen Pädagogen und die Leitung der Schule hoffen darauf und streben danach, dieses Erbe, das sie vor 30 Jahren von Theresia Klinger bekamen, zu pflegen und weiterzuentwickeln.
Katinka Árendás
Aus dem Inhalt
Schlachtfest und Auszeichnung in Kleindorog
Die Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung in Kleindorog veranstaltete bereits zum vierten Mal ein gemeinsames Schlachtfest, an dem sich alle drei Volksgruppen aus dem Dorf beteiligten. Am „Gastro-Abend“ konnten die Teilnehmer sowohl das schwäbische gefüllte Kraut, die Knödel mit Soße der Oberungarn als auch die „Galuschka“ der Szekler kosten. Der Abend war ein guter Anlass, den Preis „Für das Deutschtum in Kleindorog“ zu verleihen. Diese Anerkennung, gestiftet von der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung von Kleindorog und überreicht von Dr. Michael Józan-Jilling, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen in Komitat Tolnau, erhielt János Höffler, der als Bürgermeister großen Wert auf die Förderung von Kultur und Identität der Kleindoroger Deutschen legt.
17. VLÖ-Volksgruppensymposium in Pressburg
Der Verband der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich (VLÖ) veranstaltete vom 19. bis zum 22. Oktober wiederum sein bereits traditionelles „Volksgruppensymposium“, dieses Mal in der slowakischen Hauptstadt Pressburg. Bereits in den vergangenen Jahren hat der VLÖ seine Symposien in verschiedenen Nachfolgestaaten der Donaumonarchie abgehalten, um einerseits die Lebensumstände der dortig heimatverbliebenen deutschen altösterreichischen Volksgruppen zu betrachten, aber auch zu aktuellen – politischen – Themen, die Heimatvertriebenen und Heimatverbliebenen betreffend, offiziell Stellung zu beziehen. So erwartete die Tagungsteilnehmer, die neben Österreich aus Serbien, Kroatien, Slowenien, Ungarn, Rumänien und aus der Ukraine nach Pressburg gekommen waren, unter dem Veranstaltungstitel „Versöhnung braucht Wahrheit“ auch heuer wieder ein umfangreiches Tagungsprogramm.
Josef-Wenczl-Erinnerungsreise – Die Werischwarer Tänzer in Übersee
2014 hat Stefan Ihas, Präsident des Weltdachverbandes der Donauschwaben, die Werischwarer Tänzer zu einer US-Tournee eingeladen. Damals, auf der 60. Jubiläumsfeier unserer Tanzgruppe, haben wir nicht gedacht, dass aus einer „einfachen“ Tournee eine Erinnerungsreise werden würde. Josef Wenczl, unser beliebter und hochverehrter Choreograph, hat sich jahrelang dafür eingesetzt, dass wir diese Möglichkeit erhalten. Unter tragischen Umständen ist er am dritten Tag des Jubiläums der Tanzgruppe verschieden. Sein Traum ist jetzt, im Jahr 2017, in Erfüllung gegangen, denn die Werischwarer Tänzer nahmen vom 12. – 28. August an der „Erinnerungsreise Josef Wenczl – USA-Kanada – Donauschwabentreffen“ teil. Wir bedanken uns recht herzlich auch auf diesem Wege bei den Organisatoren, die die ganze Reise der Erinnerung an ihn gewidmet haben.
Musikfest im Herbst in Sammet
Zum elften Mal organisierte die Deutsche Selbstverwaltung Sammet das Musikfest im Herbst. Die Ungarndeutschen in Sammet bewahren ihre Traditionen. Ihr wichtigstes Programm ist dieses Musikfest. Sie haben sehr gute Beziehungen nicht nur mit den anderen deutschsprachigen Siedlungen im Komitat Komorn-Gran, sondern auch mit Siedlungen und Musikkapellen in Österreich und in Deutschland. So gestaltet sich das Festival zu einem internationalen Musiktreffen.
Im Andenken an die Verschleppten zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion
Bereits zahlreiche Bände wurden dem Andenken der Opfer gewidmet, die während und nach dem Zweiten Weltkrieg infolge der rachesüchtigen Vergeltungsmaßnahmen der sowjetischen Behörden verschleppt wurden. Es können nicht genug Berichte über das Schicksal der deportierten Ungarndeutschen verfasst werden, es muss nämlich immer wieder in Erinnerung gerufen werden, welche Unbarmherzigkeiten die Betroffenen erleiden mussten. Der Band beschäftigt sich mit den Umständen der Verschleppung hinsichtlich dreier Ortschaften – Berzel/Ceglédbercel, Taks/Taksony und Hartian/Újhartyán –, deren deutsche Einwohner von der „Malenki Robot“ betroffen wurden.
Schüler der Pannónia-Grundschule im XIII. Bezirk gedachten des 500. Jahrestages der Reformation
Im Zeichen des 500. Jahrestages der kirchenhistorischen Tat Martin Luthers organisierte die Deutsche Selbstverwaltung des 13. Bezirks von Budapest in Zusammenarbeit mit der reformierten und der evangelischen Gemeinde des Stadtbezirkes ein gemeinsames Programm. Mit Schülern aus den deutschen Nationalitätenklassen der Pannónia-Schule, die am Religionsunterricht der beiden Konfessionen teilnehmen, besuchten sie die Wanderausstellung „Reformation im östlichen Europa“ im Haus der Ungarndeutschen in Budapest. Die Ausstellung des Deutschen Kulturforums östliches Europa (Potsdam) zeigt wirkungsvoll, welche Bedeutung der Thesenanschlag Luthers an die Schlosskirche in Wittenberg für das damalige Europa, so auch für den mittleren und östlichen Teil des Kontinents hatte.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.