Spaziergang in die Vergangenheit

Ein wunderschönes Gebäude von Ofen, die ehemalige Pferdebahnstation in Auwinkel/Zugliget, war jahrzehntelang in ruinösem Zustand. Im Herbst 2017 wurde die von der Selbstverwaltung des XII. Bezirks rekonstruierte und wiederhergestellte Pferdebahnstation (Zugligeti-Straße 64) dem Publikum als Kultur- und Veranstaltungszentrum übergeben.

Pferdebahnstation Auwinkel

Die ab 30. Juni 1868 zwischen der Kettenbrücke und Auwinkel verkehrende Pferdebahn war die zweite auf dem Gebiet der heutigen Hauptstadt. Die Bevölkerung in Auwinkel und Tausende von Ausflüglern konnten sie morgens von 5.00 bis abends 22.00 Uhr in Anspruch nehmen. Die Wagen der ersten Pferdebahn auf der Pester Seite zwischen Neupest und Kalvin-Platz waren mehrstöckig, aber nach Auwinkel verkehrten – wegen des Höhenunterschiedes – nur einfache Wagen.

Für die erste Klasse war der Fahrpreis 21 Kreuzer, für die zweite mussten die Fahrgäste 16 Kreuzer bezahlen. Der Erfolg dieses Verkehrsmittels war enorm. Schon am ersten Tag transportierte es 1500 Personen und im ersten Monat insgesamt 42 000!

Die Ofner Pferdebahn hat die 13 Kilometer lange Strecke von der Kettenbrücke nach Auwinkel in 33 Minuten zurückgelegt, in die andere Richtung dauerte die Fahrt etwas weniger, nur 24 Minuten. Im Jahre 1885 wurde in Auwinkel – anläßlich der Budapester Landesausstellung – ein größerer, imposanter Wartesaal für die Fahrgäste der Pferdebahn, teilweise aus Ziegeln, teilweise aus Holz, gebaut, dessen Schönheit dem hölzernen giebelreichen Satteldach und der Holzkonstruktion der Galerie zu verdanken war. Das Gebäude hat der bekannte deutsche Architekt Josef Kauser (1848 – 1919) entworfen, dessen Urenkel in unseren Tagen in Wudigeß lebt. Die Ofner Pferdebahn wurde 1896 elektrifiziert, im Engpass unter der Gaststätte „Fácán” wurde im Jahre 1903 eine neue Endstation der Straßenbahn gebaut. Die Straßenbahn 58 verkehrte bis 1977 zwischen Moskau-Platz und Auwinkel.

Der Deutsche Schulverein der Komitate Pest und Naurad organisierte gleich nach der Einweihung einen kleinen Ausflug nach Auwinkel, um das herrliche neue Gebäude der ehemaligen Pferdebahnstation mit der dort eingerichteten Ortshistorischen Sammlung zu besichtigen. Dr. András Salamin führte uns durch die Räume des Kulturzentrums und hielt für die Vereinsmitglieder einen interessanten Vortrag über die ehemaligen Verkehrsmittel, über die wichtigsten Gebäude, Villen, Gaststätten und Naturschönheiten der Gegend.

Schwabenberg und Auwinkel – in der Nachbarschaft von Wudigeß – spielten im 18. – 20. Jahrhundert eine wichtige Rolle im Leben des ungarndeutschen Dorfes. Hier führten die Handelswege durch und unterwegs sind die Leute in die kleinen Wirtshäuser und Gaststätten eingekehrt. Die renovierten Villen der deutschen Bürger, Wissenschaftler, Architekten und Künstler rufen bei den heutigen Besuchern die Vergangenheit hervor. Als Vorsitzender des Zugliget-Vereins berichtete Dr. Salamin über verschiedene Pläne, vor allem über die Wiederherstellung der Straßenbahn 58 in Auwinkel.

Schulverein bei der Endstation

Nach der Besichtigung der lehrreichen Ausstellung spazierte die 18-köpfige Gesellschaft zur ehemaligen Endstation der 58er Straßenbahn, wo die beim Eingang ausgehängten alten Fotos einen großen Eindruck auf die Teilnehmer machten: viele von uns kannten diese Gegend gar nicht. Das alte, teilweise aus Holz gebaute Gebäude in schweizerischem Stil auf dem Gelände des Campingplatzes dient heute als Gaststätte.

Der Erfahrungsaustausch der Deutschlehrerinnen und Kindergärtnerinnen bei Kaffee und Kuchen in dieser kleinen Gaststätte war – wie die Rückmeldungen zeigten – sehr nützlich. Es ist wichtig, dass Deutschpädagogen in verschiedenen Institutionen über ihre Tätigkeit, über ihre Probleme und Erfolge berichten können, der Deutsche Schulverein der Komitate Pest und Naurad möchte zu diesem Zweck ein Forum sein. Unser kleiner Ausflug an dem angenehmen Herbstnachmittag diente auch dazu, dass die Kolleginnen Ideen bekommen, wohin sie für die Kinder Klassenfahrten und Ausflüge organisieren können.

Maria Herein Kőrös

 

Aus dem Inhalt

3. Jugendkonferenz der LdU

Auf den bisherigen Jugendkonferenzen arbeiteten die Jugendlichen an der Jugendstrategie der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen und an deren Umsetzungsmaßnahmen. Bei der 3. Jugendkonferenz am Wochenende in Seksard wollte der LdU-Jugendausschuss die jungen Mitwirkenden motivieren, sich an der Vertretung der Interessen der Ungarndeutschen zu beteiligen. 2018 werden die Parlamentswahlen stattfinden, wo die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen ein Abgeordnetenmandat für die Ungarndeutschen erreichen möchte. Dazu müssen sich aber die Wähler auf der deutschen Liste auch für die Parlamentswahl registrieren und wählen gehen! Bei der Überzeugung der möglichen Wähler spielen die ungarndeutschen Jugendlichen eine wichtige Rolle.

 

280 Jahre Ansiedlung in Tarian

Jubiläen spielen eine wichtige Rolle in der Geschichte einer Gemeinde. Bei der Wiederkehr eines besonderen Datums halten wir an, erinnern wir uns, rufen die Vergangenheit wach, stellen sie der Gegenwart gegenüber und blicken erwartungsvoll in die Zukunft. Tarian begeht dieses Jahr das 280-jährige Jubiläum. Wovon? Vor so vielen Jahren siedelten sich unsere deutschen Ahnen im Dorf an. Aus diesem vorzüglichen Anlass versammelte sich am 22. Oktober Groß und Klein im Kulturhaus. Ein Teil als Darsteller, um die Geschichte des Dorfes auf die Bühne zu stellen, der andere als Publikum, um mit weiteren Gästen die niveauvolle Aufführung anzuschauen.

 

Gemeinschaftsbildende Veranstaltungen

Seit ihrer Gründung im Jahre 2006 will sich die Selbstverwaltung der deutschen Nationalität in Dunakeszi für die Stadt öffnen. Vor allem den Deutschunterricht wollte der Gründungsvorsitzende Prof. Antal Madl fördern, dafür wurden 2009 die Lenau-Preise für Maturanden, für Grundschüler und für Pädagogen geschaffen. Die derzeitige dreiköpfige Selbstverwaltung setzt diese gute Tradition fort, half, 2013 den deutschen Nationalitätenunterricht in der Fazekas-Grundschule einzuführen. Mit Ausflügen (Willand, Nadasch, Hartau), Vorträgen, kulturellen Veranstaltungen, zu denen vor allem Gruppen aus der Region eingeladen werden, wird die Bildung einer Gemeinschaft vorangetrieben. Denn die hier lebenden Ungarndeutschen sind „Zugereiste“, die sich in den letzten Jahrzehnten wegen der guten Arbeitsmöglichkeiten und der Nähe zur Hauptstadt in der heute 45000 Bewohner zählenden Stadt niederließen. Zu einem solchen Kulturnachmittag lud die Selbstverwaltung am 4. November ins wunderschön restaurierte, gediegene städtische Kulturzentrum.

 

Letzter Abschied von Beate Dohndorf

Die Redaktion Neue Zeitung trauert um Beate Dohndorf, die uns am 6. November für immer verlassen hat. Wir trauern um eine kreative, zuverlässige, fleißige, gewissenhafte Redakteurin, die sich besonders für den Deutschunterricht eingesetzt hat. Als langjährige Büroleiterin des Bundes Ungarndeutscher Schulvereine und Herausgeberin von BUSCH-Trommel hat sie wesentliche Impulse für die Verbesserung des Deutschunterrichts, für die Fortbildung der Deutschpädagogen (BUSCH-Akademie an der ELTE) gegeben. Mit NZjunior (1994) und DKjunior (1996) schuf sie wichtige Foren für und über die Deutsch lernenden jungen Generationen.

 

Beim Doppeljubiläum zu Gast in Ziko

Gleich zwei Jubiläen: das 20-jährige Bestehen der Gemeindepartnerschaft mit Dautphetal und den 250. Jahrestag der Einweihung der Pfarrkirche feierte die Gemeinde Ziko am Wochenende 30. September/1. Oktober. Dazu waren auf Einladung der Gemeinde und der Deutschen Selbstverwaltung ca. 70 Gäste aus Deutschland angereist. Das Jubiläumsprogramm begann am Samstagnachmittag bei strahlendem Sonnenschein mit einem Weinleseumzug durch das Dorf. Musikkapellen und Tanzgruppen, Chöre, Gruppen von Kindergarten- und Schulkindern, Reiterformationen und festlich geschmückte Kutschengespanne wechselten einander ab. Dem Umzug folgten in der Grundschule die Eröffnung der Ausstellung zur Verschleppung der Ungarndeutschen aus Bonnhard und Umgebung Ende 1944 in sowjetische Arbeitslager sowie ein Kulturprogramm auf der Bühne des Festzelts im Schulhof.

Wemend

Der Autor des Bandes über Wemend, Johann Boros Brambauer, wurde im Jahre 1928 in Wemend geboren und hat sich bereits in seiner Jugend für die Geschichte und für die Traditionen seines Heimatdorfes interessiert. Als Abschluss seines Studiums am Deutschen Lehrstuhl in Fünfkirchen schrieb er 1962 seine Diplomarbeit mit dem Titel „Beiträge zur Siedlungsgeschichte und Volkstracht der deutschen Einwohner in der Gemeinde Véménd“. Seine Tätigkeit als Deutschlehrer und als Forscher hat er nicht einmal im Rentenalter aufgegeben und war bestrebt, die Werte der Vergangenheit als Muster für die Nachkommen der Wemender aufzuzeigen.

ELTE-Projekttage in Südungarn: “Wir werden das Erlebte nie vergessen”

Neue Kenntnisse erwerben und neue Menschen kennen lernen konnten Germanistikstudenten der ELTE im Rahmen eines von Dozentin Maria Erb organisierten zweitägigen Projektausfluges nach Fünfkirchen, Schomberg, Feked und Gereschlak. Obwohl der Freitag sehr früh begann, denn der Zug nach Fünfkirchen fuhr schon um 5.45 Uhr los, war jeder sehr gut gelaunt und neugierig, was die nächsten zwei Tage bringen werden.

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Weitere Artikel

Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön

Ich heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.

Gala in Komitat Wesprim

Der Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.

„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen

Den Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.

„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller

Der Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.

300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm

Die Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.