Etschi, ein Edelstein in der Schomodei
Etschi/Ecseny ist eine Kleingemeinde in der malerischen Hügellandschaft in der Schomodei, etwa 30 km von Kaposvár entfernt. Das Dorf war seit der Ansiedlung im 18. Jahrhundert eine echte ungarndeutsche Gemeinde. Die traditionell evangelische Gemeinde liegt in einem Tal, fast abgeschnitten von allem. Hier kann man die frische Luft und die ungestörte Stille genießen. Heutzutage leben hier weniger als 200 Menschen, in den 1800er Jahren hatte das Dorf mehr als 2000 Einwohner.
Die ehemalige Bevölkerung verdiente ihr Brot in der Landwirtschaft. Die Mehrheit der Bevölkerung des Dorfes bewirtschaftete nicht mehr als fünf bis sechs Joch Boden. Die Arbeit war mühselig. Man musste sich mit den Haustieren beschäftigen, füttern, tränken, mähen, ernten, immer, was die Tiere erforderten. Die Parzellen waren nicht groß genug, um eine Großfamilie zu ernähren. Zehn- bis zwölfjährige Kinder mussten zusammen mit den Erwachsenen schuften. Die keinen Boden besaßen, waren Taglöhner. Sie hackten und pflügten auf dem Ackerboden des Grundherrn. Es war ein Brauch in den 1910er Jahren und auch in der Zwischenkriegszeit, in die USA und nach Kanada auszuwandern, dort zu arbeiten, und ein paar Monate, sogar Jahre später heimzukehren.
Während des Zweiten Weltkriegs litt die Bevölkerung sehr, die Wehrmacht und die Rote Armee kämpften auch hier und es gab tragische Zwischenfälle zwischen der Bevölkerung und den Soldaten. Dorfbewohner wurden 1946 zur Zwangsarbeit verschleppt. In Etschi mussten die auf der Vertreibungsliste stehenden Personen am 6. April 1948 ihre Heimatgemeinde verlassen. 280 Einwohner gingen zu Fuß nach Bonna, stiegen dort in die Viehwaggons ein und der Zug fuhr in die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands. Das Dorf zählte zirka 990 Personen, 85 Häuser standen leer, aber nicht lange. Die ersten Siedler, Magyaren aus der Slowakei, kamen schon gegen 1946/47. Manche Siedler kamen aus verschiedenen Regionen Ungarns. Erst war die Beziehung zwischen der alten Bevölkerung und den Siedlern feindselig. In den 1950er Jahren wurden die Bauern, die etwas mehr Boden gehabt hatten, Kulaken genannt und verloren ihren Besitz. Man musste alles an die Kollektivwirtschaft abgeben, die Mehrheit der Bevölkerung arbeitete dort. Ein paar Jahre später gab es schon Mischehen zwischen Einheimischen und Siedlern.
Das Dorf verlor langsam seine deutsche Muttersprache, immer weniger Menschen sprachen Mundart, es war ja nicht ratsam, deutsch zu reden. Die Zahl der Einwohner nahm ab, schon vor Jahrzehnten wurde die Grundschule geschlossen, der Kindergarten funktioniert seit 15 Jahren nicht mehr. Die Kinder müssen jeden Tag mit dem Schulbus 13 km nach Mernye fahren. Die hier Lebenden werden immer älter, es gibt keine Arbeitsmöglichkeiten, die Menschen ziehen um. Kann man dieses Dorf retten?
Peter János Bús
Aus dem Inhalt
Protestantische Gemeinden in Südostungarn
Zu einem Symposium anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation und des 70. Jahrestages des tschechoslowakisch-ungarischen Bevölkerungsaustausches luden die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, die Landesselbstverwaltung der Slowaken in Ungarn, der Stiftungslehrstuhl für Deutsche Geschichte und Kultur in Südost- und Mitteleuropa (Fünfkirchen) und die Stadt Berin am 13. Oktober in den Festsaal des Rathauses in Berin/Mezőberény ein.
5. MGV-Kongress in Budapest: Region(en) von Mitteleuropa – Historische, kulturelle, sprachliche und literarische Vermittlungen
„Region“ und „Mitteleuropa“ seien in den letzten Jahrzehnten in verschiedenen Wissenschaftsgebieten vielfach untersucht und diskutiert worden, angesichts der aktuellen Entwicklungen in Europa bliebe ihre Thematisierung hochaktuell – so die Organisatoren des diesjährigen internationalen Kongress des Mitteleuropäischen Germanistenverbandes (MGV) am Germanistischen Lehrstuhl der ELTE Budapest. Der diesjährige Kongress wurde als Forum für wissenschaftlichen Gedankenaustausch konzipiert, der zu Diskussionen verschiedener germanistischer Disziplinen und interdisziplinär über die im Rahmenthema implizierten Fragestellungen und zu neuen Einsichten führen konnte.
Zünftige Blasmusik in Mesch
Am sonnigen 1. Oktobersonntag hörte man in ganz Mesch zünftige Blasmusikklänge. Die Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung veranstaltete zum dritten Mal in der Stadt Tolnau einen beschwingten Musiknachmittag. Die Idee des Zeitpunktes der Veranstaltung ging von unseren Vorfahrern aus, die jedes Jahr am Tag von Sankt Michael (29. September) die Viehherden in die Ställe trieben. Die Seksarder Deutsche Nationalitäten-Feuerwehrblaskapelle Alisca-Brass-Band und die Akkordeon-Jugendkapelle des Landesrates waren der Einladung zum Musiktreffen gefolgt. Die beiden Kapellen begeisterten das interessierte Publikum mit meist traditioneller ungarndeutscher Blasmusik. Schwungvolle Walzer, Polkas oder historische Märsche ließen die Herzen aller sofort höher schlagen.
Teitsche Kirichetachsmess in Herend
Bräuche und Sitten zu pflegen gehört mancherorts glücklicherweise zum Alltagsleben, macht sogar viel Spaß und stärkt die ungarndeutsche Gemeinschaft. In anderen Ortschaften kann es dagegen viel Mühe kosten, sogar eine schlummernde Tradition wieder zu beleben. Wenn es schließlich trotzdem gelingt, ist das Ergebnis herzerwärmend. Diese Wärme konnten wir Herender Gläubigen am 23. September spüren.
Bewegung in der Sache: Erster deutschsprachiger Schülergottesdienst in Fünfkirchen gefeiert
Tod und Neugeburt stehen oft eng beieinander. Möglicherweise könnte es auch für den deutschsprachigen katholischen Gottesdienst in Fünfkirchen gelten, der, in der Wendezeit (wieder) eingeführt, Anfang diesen Jahres abgeschafft wurde. In den letzten Jahren soll sich die Zahl der Kirchengänger drastisch reduziert haben: „In der letzten Zeit erschienen in der Innenstädtischen Kirche höchstens nur noch 25 Gemeindemitglieder“, sagt Gabor Werner vom Valeria-Koch-Bildungszentrum. Der Ethiklehrer könnte als verantwortlicher Leiter eines besonderen Projekts derjenige sein, welcher der deutschsprachigen katholischen Messe in der Hauptstadt der „Schwäbischen Türkei“ zu einer Neugeburt verhilft.
III. Jugendkonferenz des Jugendausschusses der LdU
Der Jugendausschuss der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen lädt dich herzlich zur III. Jugendkonferenz ein. Die Jugendkonferenz bietet den aktivsten ungarndeutschen Jugendlichen eine perfekte Fortbildungs- und Netzwerkbildungsmöglichkeit im Thema Parlamentswahlen in Hinsicht auf die deutsche Minderheit. Die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen hat sich zum Ziel gesetzt, 2018 ein Abgeordnetenmandat zu erreichen. Darin soll die Jugend auch eine große Rolle spielen.
Lampenausstellung in Kleinzell
Der Wiener Unternehmer Max Schmidt gründete 1902 auch in Budapest eine Firma zur Herstellung von Einrichtungsgegenständen für die Paläste und großbürgerlichen Wohnungen. 1910 kaufte er in Ofen das vernachlässigte Gebäude des ehemaligen Trinitarierklosters in Kleinzell, das damals als Militäruniformdepot diente. Die hier eingerichteten, eleganten Präsentationsräume boten für Magnate, Industrielle oder Kaufhausbesitzer alle möglichen Möbel oder Lichtquellen in antikem oder modernem Stil, sogar nach persönlichen Wünschen und in exklusiver Qualität. Das denkmalgeschützte Gebäude beherbergt heutzutage das Musem in Kleinzell. Die aktuelle Ausstellung präsentiert – in Zusammenarbeit mit der Kulturellen Stiftung Maria und Walter Schnepel aus Bremen – eine sehr interessante Lampengeschichte von den 1870er Jahren bis heute.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.