Dissertation von Borbála Pach-Heltai
Borbála Pach-Heltai (geb. 1986) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Sprachwissenschaften an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (MTA). Ihre Forschungsgebiete sind sprachliche Ideologien, Sprache und Unterricht sowie Mehrsprachigkeit innerhalb von Gemeinschaften. Der Titel ihrer Dissertation ist Sprachwechsel und saisonale Migration in einer mehrsprachigen ungarischen Gemeinde (ELTE BTK, 2017). Im Mittelpunkt ihrer Forschung stand die 750 Einwohner zählende Gemeinde Gereschlak im Komitat Branau, wo Ungarndeutsche, Ungarn, Finnen, Deutsche und Roma zusammenleben.
Borbála Pach-Heltai ist in Budapest geboren und aufgewachsen. Mütterlicherseits stammt sie aus einer teilweise ungarndeutschen Familie aus Paks. Sie hat an der ELTE Ungarisch, Finnisch und Deutsch studiert und zudem auch Fächer im Bereich Kommunikation absolviert. Unter der Leitung von Dr. Csilla Bartha hat sie während ihres Doktoratsstudiums ein komplexes Thema erforscht. „Ich wollte ein Thema bearbeiten, das eng mit unserem Alltag zu tun hat. Unsere Sprache hat einen ungeheuren Einfluss auf unser Leben. Besonders trifft das zu, wenn man über die Sprache einer Minderheit spricht“, erklärt die junge Forscherin.
„Gereschlak habe ich durch Zufall im Internet gefunden. Ich bin auf einen Artikel gestoßen, wo geschrieben stand, dass in diesem Dorf Finnen Häuser kaufen und das Verhältnis zwischen den Neuankömmlingen und den Einwohnern sehr gut sei.“ Das hat ihr Interesse geweckt und sie hat bald darauf Kontakt zu der Selbstverwaltung aufgenommen. Seit Jahren ist sie nun schon gern gesehener Gast im Dorf.
Aus ihrer Forschungssicht fand Pach-Heltai spannend, dass man hier eine sehr gemischte Zusammensetzung der Bevölkerung beobachten kann. Deutsche kamen bereits um die Wende, Finnen ab den 2000er Jahren ins Dorf. Die meisten von ihnen halten sich nur saisonal, vorwiegend im Herbst und Frühjahr in Gereschlak auf. „Mich reizte in erster Linie, wie oder ob überhaupt die Anwesenheit der Ausländer die sprachlichen Verhältnisse vor Ort beeinflusst. Darunter verstehe ich Fragen, wie ob die hier Lebenden dadurch öfter deutsch reden, oder wie sie überhaupt mit den Finnen kommunizieren, oder ob sie offen dafür sind, gegenseitig die Sprachen zu lernen. Ich wurde sehr gut von der Dorfgemeinschaft aufgenommen. Erst hat mir die Selbstverwaltung geholfen, Interviewpartner ausfindig zu machen und danach ging alles von alleine. Später haben wir sogar auch einen Finnisch-Sprachkurs organisiert und ich war als Dolmetscherin öfters bei den Veranstaltungen dabei, auch damals, als Delegationen der finnischen Partnergemeinde empfangen wurden.“ So hat die Forscherin das Alltagsleben und natürlich auch die Bewohner von Gereschlak immer näher kennenlernen können. Was ihre Forschungsarbeit anbelangt, hebt sie hervor: „Das Wichtigste, was ich mit meiner Arbeit zeigen konnte, ist diese ungeheure Vielfältigkeit der Sprachverwendung der Bewohner dieser ungarndeutschen Ortschaft in der Gegenwart. Obwohl die ursprüngliche deutsche Mundart des Dorfes immer weniger verwendet wird, sind die verschiedenen Varietäten der deutschen Sprache bis heute ein wichtiger Bestandteil des Alltagslebens der Dorfgemeinschaft. Da Gereschlak schon immer ein gemischtes Dorf war, trägt das meinen Ergebnissen nach wesentlich dazu bei, dass die hier Lebenden sehr offen auf Neuankömmlinge reagieren, sie aufnehmen und ihr Sprachwissen während der Kommunikation mit ihnen kreativ einsetzen können. Sie lernen gegenseitig voneinander und formen auch gegenseitig ihre Gemeinschaft“, sagt Pach-Heltai und bringt auch ein Beispiel:„Bemerkenswert ist, dass sich diese Offenheit auch auf Aushängen und Tafeln realisiert. An einem der Geschäfte in Gereschlak gibt es eine dreisprachige Tafel, die zeigt, was man dort alles kaufen kann. Einerseits hat diese Tafel eine Informierungsfunktion, andererseits trägt sie aber auch die symbolische Geste der Offenheit in sich, denke ich. Sie zeigt den Ausländern, dass sie hier willkommen sind und zur Gemeinschaft gehören. Solche Aufschriften sind für die Alltagsmenschen zwar nur Kleinigkeiten, vielleicht fallen sie einem auch nicht sofort auf, zeugen jedoch von einem harmonischen Zusammenleben der Dorfgemeinschaft. Und nicht zuletzt wecken sie auch das Interesse von Touristen.“ Solche und viele andere sprachliche Erscheinungen, die die Forscherin in ihrer Dissertation behandelt, ergeben ein Gesamtbild über die Mehrsprachigkeit der Gereschlaker.
Und wie sich das Ganze in der Ortschaft realisiert? Den Erfahrungen zufolge hat der Häuserkauf der Finnen zahlreiche positive Auswirkungen auf das Dorf. Viele Einwohner verwenden die deutsche Sprache wieder und gewinnen neue Sprachkenntnisse. Die finnischen Einwohner können immer besser Ungarisch, und es gibt sogar Gereschlaker, die jetzt von ihren Nachbarn oder Freunden ein bisschen Finnisch lernen. Die Aufwertung der Sprachkenntnisse sehen wir aber auch bei den verschiedenen Veranstaltungen.
Durch die Forschung hat Borbála Pach-Heltai Bekannte in Gereschlak gefunden und möchte auch in Zukunft am Leben des Dorfes teilhaben. Gerade arbeitet sie mit der örtlichen Grundschule und dem Kindergarten im Rahmen eines Projekts der MTA zusammen. NyelvEsély (etwa SprachChance) ist ein pädagogisches Forschungsprojekt, wobei Unterrichtsmethoden entwickelt werden, durch die die Vorteile der sprachlichen Vielfalt genutzt werden können.
Gabriella Sós
Aus dem Inhalt
Besuch in der Partnergemeinde Ratznane
Die Tradition der gegenseitigen Besuche fand auch in 2019 seine Fortsetzung. Gerne kamen der Vorsitzende der Partnerschaftskommission Alsónána der Gemeinde Linsengericht, Heinz Breitenbach mit Partnerin, der Einladung der Bürgermeisterin Kis Istvánné am Erntetag der Gemeinde Ratznane (Komitat Tolnau) teilzunehmen, nach. Für die aus dem Amt scheidende langjährige Bürgermeisterin war es das letzte offizielle Treffen mit den deutschen Gästen. Für Heinz Breitenbach war dies natürlich Anlass in seiner Ansprache die Verdienste von Frau Kis um die Partnerschaft hervorzuheben. Schon vor ihrer Amtszeit als Bürgermeisterin gehörte sie zu den Initiatoren der Partnerschaft auf der ungarischen Seite. Als kleines Dankeschön überreichte Breitenbach auch im Namen von Bürgermeister Albert Ungermann ein „Linsengerichter Ruhekissen“ und eine Flasche Rotwein. Den Besuch in der Partnergemeinde Ratznane nutzten die Besucher, um den Mädchen und Jungen des Kindergartens und der Schule ein Geschenk zu überreichen. Auch den Damen des örtlichen Seniorenklubs wurde ein Geschenk übergeben.
Koch- und Backfest in Hetting
Wunderbares Wetter und herrliche Düfte lockten zahlreiche Zuschauer an
Das internationale Festival, organisiert vom Dorftourismusverband des Komitates Branau, wurde schon zum dritten Mal in Hetting/Hosszúhetény veranstaltet. Dort wird nämlich die Bewirtung von Gästen seit vielen Jahrzehnten praktiziert und ein buntes Fest ist ein willkommenes Programm, um noch mehr Besucher anzulocken. Die Reisenden heutzutage sind immer mehr auf der Suche nach besonderen Festlichkeiten, wo auch Leckereien angeboten werden, in einer schönen Umgebung. Zum Festival kamen 15 Mannschaften, darunter auch ausländische Kochgruppen, so mischten sich Geschmacksrichtungen und die Traditionen ebenso wie das musikalische Angebot im Kulturprogramm, wo auch ungarndeutsche Melodien erklangen.
Deutschstunde mit ungarndeutschen Autoren in der Wesprimer Botev-Schule
Christina Arnold und Josef Michaelis waren am 27. September in der Hriszto Botev Deutschen Nationalitätenschule in Wesprim zu Besuch. Die beiden Autoren beteiligten sich an den Werkstattgesprächen des Verbandes Ungarndeutscher Autoren und Künstler. Christina Arnold präsentierte den Schülern der Klassen 3c und 4c ihren nagelneuen Gedichts- und Märchenband „Wolki und ihre Feunde“. Sie las ihre Gedichte vor, erzählte den Kindern, wie man Gedichte schreibt und beantwortete dann die unzähligen Fragen der Kinder. Die Schüler der Klassen 8c und 8d hatten die Möglichkeit, Josef Michaelis zu treffen. Es war für sie ein außergewöhnliches Erlebnis, jemanden, dessen Namen sie nur aus Büchern kennen, auch persönlich zu sehen und kennenzulernen. Im ersten Teil des besonderen Lesertreffens sprach der Dichter über den Ursprung seiner Familie, erzählte den Kindern ganz persönliche Geschichten aus seiner Kindheit. Dadurch schuf er eine ganz innige Atmosphäre in der Bibliothek der Schule, die genau dazu geeignet war, seine Gedichte und Erzählungen in deutscher und ungarischer Sprache vorzulesen.
Weinlese in Sitsch
Meist führte das ganze Dorf am gleichen Tag die Weinlese durch, da nicht alle Familien eine Weinmühle (Woimü) hatten. An diesem Tag war der Weinberg stark belebt. In der Schule gab es sogar Ferien, damit die Kinder auch helfen konnten. Normalerweise begannen die Sitscher am 15. Oktober mit der Lese, am Teresia-Tag. Dies war so spät möglich, da es keine frühen Weinrebsorten in Sitsch gab.
„Von Freunden für Freunde“
Partnergemeinde Seekirch vom 2. – 6. Oktober 2019 zu Besuch in Tiedisch
Über 1.000 Kilometer Entfernung hinweg pflegen wir seit 23 Jahren unsere lebendige Gemeindepartnerschaft. Am Mittwochabend ganz pünktlich fährt der große Bus in den Hof des Kulturhauses in Tiedisch/Töttös. 48 Gäste aus Seekirch und den umliegenden Dörfern Ahlen, Tiefenbach und Alleshausen steigen aus. Ganz besonders freut uns, dass zwölf Jugendliche mit dabei sind. Mit Pogatschen, Sekt und Getränken empfangen wir die Gäste. Der Tiedischer Bürgermeister János Engert und Szuse-Annette Hasenfus von der Deutschen Selbstverwaltung begrüßen die Gäste und wünschen ihnen einen ereignisreichen Aufenthalt. Auch der Seekircher Bürgermeister spricht einige Begrüßungsworte. Danach fahren alle zu ihren Gastfamilien und werden mit einem feinen Abendessen begrüßt und verwöhnt.
Stadtrallye 2019 – (ungarn-)deutsche Spuren in Fünfkirchen
„Lerne die (ungarn-)deutsche Seite von Fünfkirchen kennen!“ – mit diesem Slogan fand am 15. Oktober die bereits traditionelle Stadtrallye in der Fünfkirchener Innenstadt statt. An dem sonnigen Herbstnachmittag in Fünfkirchen wuselten 120 Schülerinnen und Schüler aus fünf Schulen durch die Innenstadt. Die Jugendlichen nahmen an einer vom Lenau-Haus organisierten Stadtrallye teil und suchten in der Innenstadt nach relevanten Orten für die ungarndeutsche Kultur und Geschichte oder nach Plätzen mit einem Bezug zu Deutschland. Dabei lösten sie verschiedene Aufgaben, die viel Kreativität und Einfallsreichtum verlangten. Unter anderem mussten sie vor dem ehemaligen Gymnasium der ungarndeutschen Dichterin Valeria Koch ihr Gedicht „Das Land Nirgendwo“ in einem Video interpretieren – damit erinnerten sie an den 70. Geburtstag der vor über 20 Jahren verstorbenen Schriftstellerin.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.