23. Landesgala am Tag der Ungarndeutschen Selbstverwaltungen
Mit einer Zusammenstellung aus Gedichten von Valeria Koch leitete die Deutsche Bühne Ungarn das Gedenkjahr zum 70. Geburtstag der Dichterin ein. / Foto:László Bajtai
Eine beeindruckende, mit Preisverleihung verbundene Gala veranstaltete die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen am 12. Januar im Kongresszentrum Budapest. Niveauvolle Ensembles und preisgekrönte Kulturgruppen der Ungarndeutschen brachten das Galaprogramm auf die Bühne. Großen Applaus ernteten die zahlreichen, vor allem aus dem Volkslied-, Volksmusik- und Volkstanzgut der Ungarndeutschen schöpfenden Produktionen.
Die Landesselbstverwaltung widmete die diesjährige Gala Otto Heinek. Der verstorbene LdU-Vorsitzende habe zwei Jahrzehnte hindurch durch zahlreiche Initiativen dazu beigetragen, dass das Ungarndeutschtum zu neuem Selbstbewusstsein und einer stärkeren Gemeinschaft gefunden hat – betonte in ihrer Grußansprache Olivia Schubert. Die Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen steht für Kontinuität und Fortsetzung dieser Arbeit: „Wenn wir nach der Zukunft der Ungarndeutschen fragen, so müssen wir uns mit der sich rasant entwickelnden, verändernden und oft polarisierenden Welt auseinandersetzen. Zuversicht und Hoffnung geben uns dabei der Zusammenhalt und die Kooperation der ungarndeutschen Nationalitätenselbstverwaltungen, der Vereine und der Institutionen.“
Olivia Schubert blickte in ihrer Rede auf die die politische Wende in Ungarn und der Fall der Berliner Mauer vor 30 Jahren zurück und sprach über deren Wirkungen auf die ungarndeutsche Gemeinschaft: „Familien schöpften neue Hoffnung, Grenzen öffneten sich, Verwandte fanden wieder zueinander, der lange Weg der Demokratisierung, des Dialogs und des Wiederaufbaus begann. Die LdU hat sich im Namen der ungarndeutschen Gemeinschaft in den letzten Jahrzehnten stets für die demokratischen Werte, gegen nationalistische Tendenzen und für ein vereintes Europa ausgesprochen. In diesem Jahr können wir es gleich zweimal beweisen: im Frühjahr bei der Wahl des Europaparlaments sowie im Herbst bei der Wahl der kommunalen und der Nationalitätenselbstverwaltungen. Im Bereich der kulturellen Autonomie sind wir aufgerufen, die Arbeit der in unserer Trägerschaft stehenden Einrichtungen zu unterstützen und zu sichern. Dazu halten wir auch weiterhin eine fachliche und finanzielle Berechenbarkeit und Stabilität für wichtig. Große Sorge bereitet uns aber die Sicherung des Nachwuchses auf allen Gebieten unserer Tätigkeit. Unsere Schulen und Kindergärten, unsere Zivilvereine, aber auch die Nationalitätenselbstverwaltungen und die ungarndeutschen Medien kämpfen mit der gemeinsamen großen Aufgabe. Uns stehen große Herausforderungen bevor, die wir nur meistern können, wenn wir die Interessen unserer Gemeinschaft einheitlich und entschlossen vertreten, die fachliche und personelle Arbeit unserer Gremien, Organisationen und Einrichtungen unterstützen.“
Der Bundesbeauftragte Prof. Dr. Bernd Fabritius besuchte das Deutsche Nationalitätengymnasium Budapest und das Haus der Ungarndeutschen und zeigte sich beeindruckt. / Foto: LdU
Schirmherr der Landesgala war Prof. Dr. Bernd Fabritius. Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten würdigte in seiner Festansprache ebenfalls Otto Heineks Verdienste, und bedankte sich anschließend bei der Landesselbstverwaltung und bei den örtlichen deutschen Selbstverwaltungen für ihren Einsatz für ihre eigene Nationalität und die Völkerverständigung. Die Ungarndeutschen seien – so Fabritius – ein Bindeglied zwischen Deutschland und Ungarn, und spielten darüber hinaus auch eine wichtige Rolle in der Europäischen Union sowie auch im wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben von Ungarn. „Es ist von essentieller Bedeutung, dass die Bindung an die deutsche Sprache, und dadurch die Sicherung der kulturellen Identität erhalten bleibt.“ Bernd Fabritius sicherte den Ungarndeutschen auch künftige Förderungen Deutschlands zu.
Die Preisträger der Landesgala 2019 / Foto: Miklós Bölcskey
Im Rahmen der Gala wurde die höchste Auszeichnung der Ungarndeutschen, die „Ehrennadel in Gold für das Ungarndeutschtum“ an drei Persönlichkeiten überreicht. Die Auszeichnungen erhielten dieses Jahr Josef Emmert, Johann Fuchs und Dr. Eva Gerner. In diesem Jahr wurde der Valeria-Koch-Preis zum sechzehnten Mal an ungarndeutsche MittelschülerInnen für ihre außergewöhnlichen schulischen Leistungen und ihre Tätigkeit im Nationalitätenbereich bzw. an HochschulabsolventInnen für ihre Diplomarbeit über ein ungarndeutsches Thema überreicht. Die Auszeichnung erhielten Bettina Klász aus Fünfkirchen, Petra Stefán aus Bawaz, Vivien Szolnoki aus Hartian sowie Bernadett Berek aus Schomberg (József-Eötvös-Hochschule Baja) und Gabriella Sós aus Nadasch (Universität Fünfkirchen, Eötvös-Loránd-Universität Budapest).
Das Galaprogramm gestalteten auch heuer niveauvolle und preisgekrönte Ensembles der Ungarndeutschen: so die Blaskapelle des Musikvereins Wetschesch, das Ensemble „Sax Buam“ aus Leinwar-Werischwar, das Ensemble der Deutschen Bühne Ungarn in Seksard, der Kinderchor der Deutschen Selbstverwaltung von Daurog, die Kindertanzgruppe „Füzes“ aus Kleinturwall, der Gesangkreis „Heimatklang“ aus Waschludt, die Willander Jugendblaskapelle, SchülerInnen (Dávid Bényi, Lena Klein, Hannes Gerner und Kata Forray) mit Mundartvorträgen, der Deutsche Nationalitätenchor des László-Lovassy-Gymnasiums Wesprim, die Katona-Familienmusik aus Pußtawam, die Deutsche Nationalitätentanzgruppe aus Wemend sowie die „Bergländer Buam“ aus Werischwar.
Mit der „Ehrennadel in Gold für das Ungarndeutschtum“ ausgezeichnet
Preisträger der Auszeichnung “Ehrennadel in Gold für das Ungarndeutschtum” v.l.n.r Josef Emmert, Johann Fuchs und Dr. Eva Gerner / Foto: László Bajtai
Für ihren besonderen Einsatz um die Belange der Volksgruppe wurden bei der Gala der Ungarndeutschen drei Ungarndeutsche mit der „Ehrennadel in Gold für das Ungarndeutschtum“ ausgezeichnet.
Josef Emmert wurde 1963 als Sohn einer Wemender Familie geboren. Seine Branauer deutschen Wurzeln bestimmten seine ganze spätere Laufbahn. Das erste nennenswerte Datum dieser ist das Jahr 1973, als er der Kindertanzgruppe seines Heimatortes beigetreten ist. Aus dem kleinen Tänzer ist mit der Zeit ein erwachsener Tänzer geworden, anschließend der Obmann des mehrfach preisgekrönten Gesangkreises seines Heimatortes, und dann der Leiter des Wemender Duos.
Seine Jugendjahre knüpfen sich an Fünfkirchen, wo er neben seinem Studium immer Zeit für die Traditionspflege hatte: Von 1977 bis 1994 nahm er als Musiker an der Arbeit der renommierten Leőwey-Tanzgruppe teil, und 15 Jahre hindurch beteiligte er sich an der Verwirklichung von traditionspflegenden ungarndeutschen Volkstanzlagern und Tanzhäusern in Fünfkirchen und im deutschsprachigen Ausland. Josef Emmert gründete in Baje eine Familie. Das vom Elternhaus mitgebrachte Erbe – vor allem die Liebe zur Musik und den Mundarten der Ungarndeutschen – wird auch in seiner eigenen Familie hochgeschätzt und aktiv gepflegt.
Auch in seiner neuen Heimatstadt scheut er weder Zeit noch Energie, um sich für die ungarndeutsche Kulturpflege einzusetzen. Das tut er teilweise auch in seinem Beruf: Josef Emmert arbeitet nämlich als Leiter der Kulturabteilung des Ungarndeutschen Bildungszentrums, dessen Tanzgruppe und Chor er seit 2014 auf seinem Akkordeon begleitet. Darüber hinaus ist er der musikalische Begleiter des Rosenkranz-Chores in Baje, und in der Stadt und der Region trägt er seit Beginn der Veranstaltung „Tanz der Nationen“ mit seinem Harmonikaspiel zur Bekanntmachung des ungarndeutschen Tanzgutes bei. Lange Jahre hindurch war er Mitglied der weit bekannten Schütz-Kapelle und als Akkordeonspieler wirkte er bei der Aufnahme zahlreicher CD-s mit.
Sein vielfaches Engagement machte ihn auch als Vertreter diverser Organisationen und Körperschaften authentisch: Er war Gründungsmitglied der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher, Vorsitzender des von ihm gegründeten Wemender GJU-Freundeskreises, aber auch Abgeordneter der Deutschen Selbstverwaltung seines Heimatdorfes. Im Landesrat der Ungarndeutschen Chöre, Kapellen und Tanzgruppen arbeitete er als Vizevorsitzender der Sektion „Chöre“. Derzeit setzt er sich mit weiteren engagierten Freunden zusammen für die Verwirklichung einer „Ulmer Schachtel“, eines Landesdenkmals der Ansiedlung der Ungarndeutschen in Baje ein.
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Ungarndeutsche Traditionen zu pflegen und zu leben, und dazu auch vielen anderen Lust zu machen – das ist seit vielen Jahrzehnten die ausgeprägte Mission von Johann Fuchs. Er wurde 1952 in Maan, Komitat Weißenburg, in einer ungarndeutschen Familie geboren und lebt heute noch in seinem Geburtsort.
Der aktive Einsatz des gelernten Handwerkers für seine Volksgruppe begann bereits in seinen Jugendjahren: Er führte Dorfleute zusammen, denen die Wichtigkeit der ungarndeutschen Traditionspflege bewusst war. Als führende Persönlichkeit dieser Gemeinschaft sorgte er mit für den Start des deutschen Nationalitätenunterrichts in der örtlichen Grundschule und anschließend auch der deutschen Nationalitätenerziehung im Kindergarten.
In den 80er Jahren vertrat er die Ungarndeutschen auf Komitatsebene und setzte sich für die Förderung traditionspflegender Kulturgruppen ein. Auf seine Initiative hin wurden in Maan Volkstanzgruppe und Blaskapelle gegründet, denen er permanent Fortbildungs- und Auftrittsmöglichkeiten sicherte.
Hingebungsvoll setzte er sich für aktive Kontakte mit den aus Maan nach Deutschland Vertriebenen ein. Daraus resultierte schließlich eine heute noch funktionierende Gemeindepartnerschaft mit Leimen.
Ununterbrochene Entwicklung charakterisiert das von Johann Fuchs geleitete ungarndeutsche Leben in Maan: Während der Jahre hat man einen Verein gegründet, Kontakte mit anderen ungarndeutschen Ortschaften ausgebaut und zahlreiche nachhaltige Projekte durchgeführt; es gibt bereits sogar eine Begegnungsstätte, die diversen Initiativen Platz bietet, und bald auch schon ein Heimatmuseum beherbergen soll.
Auch der Einsatz von Johann Fuchs in der Nationalitätenpolitik ist von Bedeutung: er war jahrelang Mitglied des Landesrates des Verbandes der Ungarndeutschen, Wegbereiter der Gründung der Deutschen Selbstverwaltung seines Heimatdorfes, Vorkämpfer jeglicher Initiativen der Ungarndeutschen im Komitat und lange Jahre hindurch auch Mitglied der Vollversammlung und des Kontrollausschusses der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen. Auch derzeit engagiert er sich als Mitglied der Komitatsselbstverwaltung der Ungarndeutschen, als Vorsitzender deren Finanzausschusses sowie als Leiter des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen im Komitat Weißenburg.
Johann Fuchs‘ Begeisterung für die Weitergabe des ungarndeutschen Erbes offenbart sich natürlich auch in seinem Privatleben: auch seine beiden Kinder hat er zum Engagement für seine hochgeschätzte Nationalität erzogen.
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Dr. Eva Gerner stammt aus einer Badeseker ungarndeutschen Familie. Die Matura absolvierte sie am Deutschen Nationalitätenklassenzug des Klara-Leőwey-Gymnasiums in Fünfkirchen. Anschließend studierte sie Germanistik und Geschichte an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Danach verbrachte sie ein Schuljahr als Lehrkraft an einer Fünfkirchner Mittelschule.
Bereits als Gymnasiastin folgte sie mit Begeisterung den 1978 begonnenen Sendungen des Regionalstudios Fünfkirchen des Ungarischen Fernsehens. Der erste Kontakt mit dem Fernsehen erfolgte noch während ihrer Leőwey-Jahre, als es zu einer Dreharbeit über ein teilweise von ihr zusammengestelltes literarisches Mundartprogramm kam. Damals wusste sie noch selber nicht, dass die ungarndeutsche Redaktion schon bald und für ganz lange Zeit ihr Arbeitsplatz sein wird. Sie arbeitet nämlich seit 1984 als Redakteurin und Moderatorin der ungarndeutschen Fernsehsendung „Unser Bildschirm“. Während dieser Zeit absolvierte sie etliche Studien, Kurse und Weiterbildungen im journalistischen Bereich. In ihren Filmen thematisiert sie immer wieder gerne die ungarndeutsche Geschichte und Volkskunde und freut sich immer über Dialektsprecher. Sie selber spricht ja eine Mundart, die sie von ihrer Familie mit auf den Weg bekommen hat. Bei den unzähligen Dreharbeiten lernte sie unheimlich viele Initiativen, Feste, Freuden, Probleme und einfach den Alltag ihrer Landsleute kennen, und berichtete darüber in vielfältigen Reportagen. Und das tut sie immer noch: unermüdlich und engagiert.
Eva Gerner betrachtet ihre Arbeit als Mission, als einen ganz wichtigen Dienst, durch das Medium „Fernsehen“ Werte zu ermitteln, nach diesen zu recherchieren und diese an viele Zuschauer weiterzureichen. Diesen Dienst erfüllt Eva Gerner durch ihre jahrzehntelange Tätigkeit mit Herz und Seele, und leistet dadurch einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung unserer Identität und Traditionen.
Allen Ausgezeichneten herzlicher Glückwunsch!
Valeria-Koch-Preisträgerinnen
Preisträgerinnen des Valeria-Koch-Preises 2019 / Foto: Miklós Bölcskey
Drei Mittelschülerinnen und zwei Hochschulabsolventinnen erhielten heuer den Valeria-Koch-Preis für ihre ausgezeichneten Leistungen. Der Preis wurde bei der Gala der Ungarndeutschen vom Vorsitzenden des Bildungsausschusses und vom Vorsitzenden des Jugendausschusses, Lászlói980 trägerL-Koch-Preisträgerna der Ungarndeutschen vom Vorsitzenden des Bildungsausschuss und von Vorsitzenden des Jugendauss Schindler und Emil Koch überreicht.
Bettina Klász stammt aus einer ungarndeutschen Familie. Obwohl sie seit ihrer Geburt in Fünfkirchen wohnt, verbrachte sie die Hälfte ihrer Kindheit in ungarndeutschen Dörfern, in Wemend und Boschok, bei ihren Großeltern. Dort lernte sie deutsche Bräuche und Sitten kennen, und je bewusster ihr das alles wurde, desto mehr nahm ihr Interesse dafür zu. Den fördernden Hintergrund bietet ihr das Valeria-Koch-Bildungszentrum in Fünfkirchen, wo sie momentan die 12. Klasse besucht und bald Matura machen wird. Sie vertritt ihr Gymnasium gerne und erfolgreich bei Deutsch-, Volkskunde-und Rezitationswettbewerben. Sie engagiert sich auch kulturell: als Tänzerin verschiedener ungarndeutscher Tanzgruppen und als Mitglied des Schulchores tritt sie regelmäßig vor das Publikum. Bettina ist es mit der Zeit klar geworden, dass sie die Kultur ihrer Volksgruppe nicht nur erleben und kennen lernen, sondern auch weitergeben möchte, deshalb suchte sie sich einen Platz, wo sie – wie sie selber formulierte – „etwas Bleibendes, etwas Nützliches schaffen kann“. Dies fand sie bei der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher. Ihre jugendhafte Denkweise, ihre hohe Sorgfalt und ihr Organisationstalent kann sie vielseitig verwenden. Sie betreut gerne ausländische Gäste und zeigt ihnen einen Ausschnitt aus dem Leben der Ungarndeutschen – mit ihrer offenen und freundlichen Art ist das für sie eine leichte Aufgabe. Sie möchte ungarndeutsche Kindergärtnerin werden, weil sie der festen Überzeugung ist, dass auch der Nachwuchs die alten Bräuche nicht vergessen darf.
Petra Stefán kommt aus dem Branauer ungarndeutschen Dorf Bawaz. Als Kleinkind verbrachte sie viel Zeit bei den Großmüttern, und wuchs dadurch in den „schwäbischen“ Alltag der Omas ganz natürlich mit hinein. Die Unterstufe der Grundschule besuchte sie in Bawaz, die Oberstufe im benachbarten Bohl. Seit ihrer Kindheit ist sie auf der Bühne daheim: mit sieben Jahren wurde sie Mitglied der Tanzgruppe ihres Heimatdorfes, und neben dem Tanzen begann sie auch mit dem Musizieren. Sie spielte vor allem in der örtlichen Jugendblaskapelle und mit den Bawazer Dorfmusikanten, ist aber auch Mitglied des Bawazer Regenbogen-Chors geworden. Sie vertrat ihre Grundschulen erfolgreich bei zahlreichen Rezitationswettbewerben, und war als Hauptdarstellerin und Mitarbeiterin an der Entstehung des Abgedreht-Films „So ein Tag“ beteiligt. Zurzeit vertieft sie ihr musikalisches Wissen in Budapest, an der Béla-Bartók-Musikfachmittelschule im Fach Klarinette, sie blieb aber dennoch aktive Mitgestalterin des kulturellen Lebens ihres Heimatdorfes. Sie engagiert sich als Helferin bei der Gesellschaft Junger Ungarndeutscher und möchte demnächst eine GJU-Gruppe in Bawaz gründen. Petra möchte einmal deutsche Nationalitätenkindergärtnerin werden, um kleinen Kindern das Schöne an der ungarndeutschen Volksmusik zeigen zu können.
Vivien Szolnoki lebt in der ungarndeutschen Gemeinde Hartian, Komitat Pest. Starke deutsche Wurzeln der Familie, und vor allem die in der örtlichen deutschen Nationalitätengrundschule verbrachten Jahre hätten zur Ausprägung ihrer ungarndeutschen Identität wesentlich beigetragen – artikulierte die Preisträgerin in ihrem Bewerbungsschreiben. Volkstanzstunden in der Schule hätten ihr besonders großen Spaß gemacht, und das sei der ausschlaggebende Punkt gewesen, um das Deutschen Nationalitätengymnasium Budapest – ihre gegenwärtige Schule – zu wählen. Vivien ist im Moment Maturandin. Seit 2014 ist sie aktive Mitgestalterin des Vereinslebens des Freundeskreises Schwäbischer Jugendlicher Hartian. Mit ihrem Einsatz kann man immer rechnen: egal, ob es sich um Planung oder Durchführung von „Blochziehen“ in der Fastnacht, Maibaumstellen, einer schwäbischen Backwoche oder einer großangelegten traditionellen Hochzeit handelt: sie ist immer tatkräftig mit dabei, und berichtet darüber gerne in der Hartianer Zeitung oder in Neue Zeitung. Viven nimmt regelmäßig an Programmen der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher teil, lernt gerne Deutsche aus anderen Regionen des Landes kennen und stellt Kontakte zu anderen deutschen Minderheiten im Karpatenbecken her. Nach der Matura möchte sie an der Semmelweis-Universität studieren und Physiotherapeutin werden. Vivien verspricht aber, ihre Tätigkeit für die ungarndeutsche Gemeinschaft auch längerfristig fortzusetzen, weil das ein wichtiger Teil ihres Lebens sei.
Bernadett Berek lebt in Schomberg, stammt mütterlicherseits aus einer ungarndeutschen Familie. Generationen übergreifende Traditionspflege durfte sie in ihrem Heimatdorf bereits ganz früh miterleben: sie war erst sechs, als sie mit ihren Eltern zusammen in der Tanzgruppe mittanzen durfte, und als kleines Mädchen trat sie mehrerenorts im Lande als Mitgestalterin des Volksstückes „Spinnstubenzeit“ auf. In der Grundschule war sie Mitglied der deutschen Theatergruppe. Die Matura legte sie am Valeria-Koch-Bildungszentrum in Fünfkirchen ab, wo sie sich vor allem im Schulchor und bei der Vorführung der Johannespassion engagierte. Mit lustigen Mundartstücken nahm sie regelmäßig am ungarndeutschen Rezitationswettbewerb teil, schaffte es mehrmals ganz bis zum Landesfinale und schnitt dort des Öfteren mit sehr guten Ergebnissen ab. Bernadett studierte deutsche Nationalitätenkindergartenpädagww2ogik an der József-Eötvös-Hochschule Baje und absolvierte ihr Studium mit sehr guter Leistung. „Hochzeit traditionell oder modern?“ – diesen Titel trägt ihre Diplomarbeit. Die Themenwahl der Forschung erfolgte aus ihrer tiefen Verbundenheit mit der Kultur der deutschen Gemeinschaft ihres Heimatdorfes Schomberg. Einerseits werden in der Arbeit alte Hochzeitstraditionen zwischen 1930 und 1960 präsentiert, andererseits werden in die Zukunft weisende, die Pflege dieser Traditionen in den Mittelpunkt stellende Fragen behandelt. Bernadett Berek arbeitet derzeit im Schomberger Kindergarten. Durch kreative Ideen möchte sie Sprache, Kultur und Tracht der Deutschen des Dorfesfür dieKinder attraktiv machen.
Gabriella Sós wuchs in Nadasch auf. Sie gehört zu den wenigen ihrer Generation, die noch einen ungarndeutschen Dialekt aktiv verwenden können. Gabriella besuchte den örtlichen Kindergarten und die Grundschule, wo sie von klein auf Bräuche und Sitten des Heimatdorfes kennen lernte. Erst am Deutschen Nationalitätenklassenzug des Klara-Leőwey-Gymnasiums zu Fünfkirchen ist es ihr so recht bewusst geworden, dass sie – wie sie selber formulierte – in einer völlig behüteten Glaskugel mit all dem Wissen und dem Erlebten über ihre Nationalität aufgewachsen sei. Ihr besonderes Interesse gilt Sprache und Volkskultur der Ungarndeutschen. Seit 1998 ist sie Mitglied des Nadascher Folkloreensembles und vier Jahre lang war sie Abgeordnete der örtlichen Deutschen Selbstverwaltung. Sie zeichnet sich nicht nur durch ihre ausgeprägte emotionale Bindung an das Ungarndeutschtum aus, sondern auch durch ihren rationalen Tatendrang unter dem Motto: „Retten, sammeln, dokumentieren.“ In ihrer Bachelor-Diplomarbeit an der Universität Fünfkirchen untersuchte sie das Nadascher religiöse Leben und apokryphe Volksgebete. Ihre Diplomarbeit im Magisterfach „Deutsch als Minderheitensprache und Literatur“ an der Eötvös-Loránd-Universität Budapest thematisiert die Bestattungsbräuche der deutschen Gemeinschaft von Nadasch mit besonderer Berücksichtigung der sprachlichen und inhaltlich-thematischen Untersuchung der Grabinschriften.
Herzliche Gratulation allen Valeria-Koch-Preisträgern!
Aus dem Inhalt
Stipendium für angehende Kindergartenpädagogen
Die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen gründete – in Zusammenarbeit mit der ungarischen Regierung – im Interesse der Sicherung des Nachwuchses der deutschen NationalitätenkindergartenpädagogInnen ein Stipendium, das bis zum 30. Jänner beantragt werden kann. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite www.udpi.hu
Botschaften aus dem 18. Jahrhundert
Im Forschungsraum des wunderschönen Gebäudes der ehemaligen Pferdebahnstation in Auwinkel/Zugliget wurden zwei interessante Bücher vom bekannten Lokalhistoriker Dr. András Salamin mit den eingeladenen Autoren György Bednárik (Lateinlehrer am Katholischen Gymnasium Ottokár Prohászka) und János Bednárik (Germanist, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Ethnographischen Instituts der Ungarischen Akademie der Wissenschaften) präsentiert.
Großer Erfolg des Abgedreht-Films im Hajoscher Schwabenklub!
Auf der Veranstaltung der Hajoscher Deutschen Selbstverwaltung am 6. Januar wurde vor zahlreichen Interessenten „Der Heimkehrer“ gezeigt. Der Kurzfilm der Schüler des Ungarndeutschen Bildungszentrums Baje (2. Platz bei Abgedreht 2016) wurde in Hajosch gedreht und bearbeitet eine wahre Geschichte. Mit der Filmvorführung und dem Vortrag, der den historischen Hintergrund der Geschehnisse erläuterte, gedachten die Anwesenden der Opfer des Zweiten Weltkrieges.
Dreikönigstag in Hartian – Die Heiligen Drei Könige machten sich wieder auf den Weg…
Nach jahrzehntelanger Pause hat man heuer in Hartian den fast schon vergessenen Brauch des deutschsprachigen Haussegens am Dreikönigstag (der 6. Jänner) wieder aufgegriffen. Auf Initiative des Freundeskreises Schwäbischer Jugendlicher sind drei Achtklässler der Deutschen Nationalitätengrundschule Hartian – als heilige drei Könige gekleidet – unter der Leitung des Pfarrers Gábor Hefler von Haus zu Haus gezogen, um den Segen Gottes in die Haushalte zu bringen. Bei den Familien haben die Schüler die Geschichte der Weisen aus dem Morgenland in deutscher Sprache vorgetragen, beziehungsweise hat der Pfarrer einen deutschsprachigen Segen für das neue Jahr verteilt.
90 Jahre jung und immer noch mitten im Leben!
Hans Pálinkás aus Atscha feierte am 7. Januar 2019 seinen 90. Geburtstag. Er gehört noch zur Erlebnisgeneration der vertriebenen Deutschen aus Ungarn. Geehrt wurde der Jubilar von der Stadt Wernau durch die stellvertretende Bürgermeisterin Sabine Dack-Ommeln, vom Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde Felix Thome, Vorstand der KAB, Angehörigen seiner Familie, Verwandten, Freunden und Nachbarn. Der Ehrenvorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn in Bayern Hans Schmuck übermittelte eine Gratulation.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.