Foto_Gábor_Máté_Geibl KataKata Geibl wurde 1989 in Budapest geboren, stammt aus einer ungarndeutschen Familie aus der Branau und gehört zu der jüngsten Generation von talentierten Fotokünstlern unserer Gegenwart. Mit ihren Bildern möchte sie zeigen, dass es sich lohnt, die Welt um uns herum zu entdecken und zu hinterfragen. Geibl hat mehrere internationale Ausstellungen hinter sich, gegenwärtig arbeitet sie in Den Haag. Von den Anfängen bis zu den ganz großen Erfolgen hat sie schon viel in ihrem Beruf erlebt.

Frau Geibl, Sie sind seit Jahren als Fotokünstlerin tätig. Woher kommt Ihre Leidenschaft für Fotografie?

Das Fotografieren interessiert mich seit meiner ganz frühen Kindheit. Ich war sechs, als ich mir zu Ostern einen Fotoapparat gewünscht habe. Bis zum heutigen Tag erinnere ich mich daran, es war ein kleiner giftgrüner 35-mm-Apparat. Ich trug ihn immer bei mir, egal wo ich hinging.

Haben Sie noch Ihre allererste Kamera? Mit welcher Kamera arbeiten Sie heute?

Die erste habe ich leider nicht mehr, sie ging im Lauf der Jahre verloren. Ich besitze aber sehr viele Kameras, doch um ehrlich zu sein, benutze ich für meine autonomen Bilder immer nur eine, meine Mamiya RZ67. Wenn es aber um eine Auftragsarbeit geht, passe ich die verwendete Technik der jeweiligen Plattform an, wo meine Bilder erscheinen werden.

Haben Sie schon immer analog fotografiert? Was reizt sie daran besonders?

Ja, seit ich fotografiere. Ich besitze natürlich auch digitale Fotoapparate, diese kommen aber nur bei angewandten Arbeiten zum Einsatz. Die analoge Technik gibt mir die Zeit, die ich bei der und für die Erstellung eines Fotos benötige. Ich mag es, dass man den Apparat auf ein Stativ stellen, das Licht messen und die Komposition genau einstellen muss, und natürlich auch, dass ich den Film entwickeln muss. Meine Arbeitsmethode verlangt dieses Format.

Welche Ihrer Arbeiten würden Sie als Highlight Ihrer bisherigen Laufbahn bezeichnen? Haben Sie ein Lieblingsbild oder ein Lieblingsthema, das Sie oft beschäftigt?

Da würde ich meine Fotoserie Sisyphus nennen. Das war die erste Fotoserie, an der ich mehrere Jahre lang gearbeitet und aus der ich die meisten Lehren für mich gezogen habe. Sie setzt sich mit dem Glauben der Menschheit an die Wissenschaft auseinander. Ich arbeite vor allem an längerfristigen Projekten, die ein globales Thema behandeln. Als Künstlerin versuche ich immer unsere zeitgenössische Kultur zu reflektieren, und natürlich auch die Welt, in der wir leben. Das bedeutet nicht zwingend eine politische Kunst, vielmehr das Sichtbarmachen von Ereignissen in unserer Gesellschaft.

Was machen Sie, wenn Sie mal keine gute Idee haben? Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?

In solchen Fällen wende ich mich in Richtung Amateurfotografen, schaue mir Archivbilder an, auch Familienalben. Jene instinktive Neugier und der Zufall, die diesen Bildern eigen sind, haben mich schon immer fasziniert.

Sie haben zahlreiche, auch international bedeutende Ausstellungen hinter sich, haben Stipendien bekommen und waren sogar eine längere Zeit über in Finnland tätig. Was haben Sie von Ihren Auslandsaufenthalten mitgenommen?

In Finnland verbrachte ich noch während meiner Studienzeit vier Monate, diese Zeit hatte vielleicht den größten Einfluss auf meine Arbeiten. Dort wurde ich das allererste Mal damit konfrontiert, dass die Menschen neugierig auf meine Werke sind, und dass ich sehr wohl den Mut aufbringen muss, diese ihnen auch zu zeigen. An der Budapester Kunstuniversität Moholy-Nagy wurden immer Themen bestimmt, um diese mussten wir dann unsere Fotoserien aufbauen. In Helsinki wurden uns keine Themen vorgegeben und so durften wir alles machen, wozu wir Lust hatten. Diese Freiheit war eine größere Herausforderung als ich dachte, aber letztendlich habe ich gerade aus dieser Erfahrung vielleicht das meiste gelernt.

Sie stammen aus einer ungarndeutschen Familie. Ist es für Sie wichtig, dass sich Ihre Wurzeln in Ihren Arbeiten widerspiegeln?

Meine Werke haben ihre Motivation, ihre Veranlassung nie im Privaten, ich bin ein ziemlich zurückgezogener Mensch und das sieht man auch an meinen Bildern. Deshalb verraten auch meine Fotoserien nichts über mich selbst, nur so viel, dass ich über die Welt nachdenke. Wenn in meinen Bildern meine deutsche Herkunft auch nicht zum Tragen kommt, als Privatmensch ist dies für mich äußerst wichtig.

Woran arbeiten Sie jetzt? Worauf kann sich das Publikum als nächstes von Ihnen freuen?

Zurzeit arbeite ich an einer neuen Fotoserie mit dem Titel „Nichts Neues unter der Sonne“. Ich versuche die Wirkungen des Kapitalismus auf die Gesellschaft auf eine sehr assoziative Art in Bildern einzufangen.

Gabriella Sós
Foto: Gábor Máté

Aus dem Inhalt

Es sehen und verstehen

dbu-hdu Dieses Jahr würde Valeria Koch ihren 70. Geburtstag feiern. Aus diesem Anlass gastierte das Ensemble der Deutschen Bühne Ungarn auf Einladung des Ungarndeutschen Kultur- und Informationszentrums und Bibliothek am 6. Juni im Budapester Haus der Ungarndeutschen und zeigte eine Vorführung, die aus den Werken der anerkanntesten ungarndeutschen Dichterin zusammengestellt wurde. Für die Künstler der Deutschen Bühne Ungarn ist das Stück Valerias verdichtete Welten von besonderer Bedeutung, denn es wurde anhand ihrer eigenen Ideen zusammengestellt. Ihr Ziel, dass es die Kreativität, den Intellekt und die Lebenslust der Dichterin widerspiegeln soll, ist ihnen hervorragend gelungen.

 

Über 800 Teilnehmer, Musik, Tanz und gute Laune: Deutscher Nationalitätentag in Weißenburg

weißenburg Es war wieder so weit. In Pußtawam versammelten sich die Kulturgruppen der Kindergärten, Schulen und Vereine aus dem Komitat Weißenburg, um einander und den Interessenten ihr Können zu zeigen. Der höchste Preis der Ungarndeutschen im Komitat Weißenburg wurde an zwei Personen verliehen, die für das Ungarndeutschtum, für den Erhalt der Werte der Ungarndeutschen ihr Leben lang gearbeitet haben. Anna Bauer Keilbach und Elisabeth Szelle Nágl, beide aus Boglar/Vértesboglár, bekamen für ihre Tätigkeit die Anerkennung der ganzen Gemeinschaft (die Laudatio veröffentlichen wir in der nächsten Ausgabe).

 

Ede Herger gestorben

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Der Deutschlehrer Ede Herger ist am 05. Juni 2019 im Alter von 78 Jahren von uns gegangen. Er stammte aus Palkan, unterrichtete von 1970 – 1983 Deutsch als Nationalitätensprache in der Oberstufe in Willand. Während dieser Zeit wurde er auch Fachinspektor für Deutsch als Nationalitätensprache im Komitat Branau. Er setzte seine Unterrichtstätigkeit im Stefan-Széchenyi-Gymnasium in Fünfkirchen fort. 1999 gab er Deutsche Grammatik in Tabellen (für Grundschulen und Mittelschulen) heraus. Er sammelte in seinem Heimatdorf Märchen, die im Buch Der Teufelsgipfel (Ungarndeutsche Volksmärchen für Kinder) 1984 erschienen sind. 2018 veröffentlichte er sein Werk Mein Heimatdorf Palkan/Palkonya, Dorfgeschichte, Volkskultur und Märchen. Herger malte auch gern, hatte mehrere Ausstellungen in Fünfkirchen und Umgebung. Die Beerdigung von Ede Herger findet am 25. Juni um 15.00 Uhr nach der Trauerfeier im Festsaal des Fünfkirchner Friedhofs (köztemető) statt.

 

Lebensbejahende Trinklieder DNG-Chor beim Weinfest zum Urbanstag in Hajosch

Der Chor des Deutschen Nationalitätengymnasiums und Schülerwohnheims in Budapest hat im Mai im Rahmen eines Chorcamps das Hajoscher Weingebiet besucht und ist am Weinfest zum Urbanstag mit freudigen und lebensbejahenden Trinkliedern aufgetreten. Seit Jahrzehnten findet in dem ungarndeutschen Kellerdorf Hajosch zum Urbanstag (25. Mai) ein traditionelles Weinfest statt. Der Schutzheilige der Trauben und der Winzer und die traditionsreiche ungarndeutsche Weinkultur werden jeden Mai drei Tage lang mit Fröhlichkeit, Musik, Tanz und Wein gefeiert.

 

Alles unter Kontrolle: 7. Orientierungslauf in Gedelle

orientierungslauf Wie verknüpft sich Deutsch mit einer sportlichen Aktivität in der Natur? Ganz gut, natürlich! Zum Beispiel während einer Sportstunde für die ungarndeutschen Schüler in Gedelle. Der Orientierungslauf (OL) ist seit zwei Schuljahren ein Teil des alltägigen Sports in der Petőfi-Sándor-Grundschule Gedelles geworden. Die Idee, dass der OL für die Nationalitätenklassen auf Deutsch eingeführt werden kann, und die Benennungen der Kontrollpunkte leicht ins Deutsche übersetzt werden könnten, wurde mit den Kindern zweimal verwirklicht, und zwar im Unterpark des Grassalkovich-Schlosses.

 

Wer wird „Auslandsdeutsche des Jahres 2019“?

auslandsdeutscheDie Kandidatinnen für die diesjährige Wahl zur „Auslandsdeutschen des Jahres“ stehen fest. Bewerbungsvoraussetzung war diesmal, dass man sich für deutschsprachige Zeitungen, Zeitschriften oder sonstige Medien im Ausland engagiert. Sie dürfen jetzt entscheiden, welche der drei Kandidatinnen den Titel „Auslandsdeutsche des Jahres 2019“ tragen soll. Schreiben Sie den Namen Ihrer Favoritin und den Namen des Landes, aus dem Sie abstimmen, bis zum 7. Juli an info@imh-service.de Diejenige Kandidatin, die am meisten Stimmen aus verschiedenen Ländern erhält, hat gewonnen. Das Ergebnis wird Mitte Juli bekanntgegeben.

 

Puppenhaus als Kunstwerk

ament-puppenhaus Das älteste bekannte Puppenhaus wurde 1558 für Herzog Albrecht V. von Bayern gebaut. Es war nicht zum Spielen gedacht, sondern als Schaustück. Im Kreise der Wohlhabenden wurde es bald zur Mode, ihren Reichtum in Form kleiner Kunstwerke zu zeigen. Als kleine, aber feine Kunstwerke verwies Monika Ambach, Direktorin des Ungarndeutschen Kultur- und Informationszentrums und Bibliothek, in ihrer Eröffnungsrede am 4. Juni auf die Puppenhäuser in der Ausstellung von Eva Ament im Bonnharder Völgységi-Museum und würdigte auch die Laufbahn der anerkannten Möbelmalerin, die für ihr Kalaser Puppenhaus sogar mehrere Fachpreise erhielt.

Theaterstück „Wallfahrt zur Kirchmesse nach Kemend“

gereschlak In die Grundschule von Gereschlak kommen aus mehreren Dörfern Schüler, die in ihrer Nationalität und Kultur verschiedene Werte tragen. Diese kulturelle Vielfalt kommt in der Bildungseinrichtung in Gereschlak laufend zum Tragen. Direktor Balázs Schulteisz zeigte diese Vielfältigkeit in Form eines Theaterstückes „Zarándoklat a máriakéméndi búcsúba – Wallfahrt“. Das Stück baut darauf auf, dass in unserer Gegend mehrere Minderheiten leben, verstärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl. Die an der Wallfahrt teilnehmenden Dörfer stellen durch ihre Tänze und Lieder die Kultur ihres Dorfes vor.

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Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön

Ich heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.

Gala in Komitat Wesprim

Der Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.

„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen

Den Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.

„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller

Der Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.

300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm

Die Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.