Mundart im Kindergarten und in der Grundschule – Fortbildung für deutsche Nationalitätenkindergärtnerinnen und Grundschullehrer in Tarian
„Mundart im Kindergarten und in der Grundschule“, unter diesem Titel fand am 22. Mai in Tarian (Komitat Komorn-Gran) eine Fortbildung für Kindergärtnerinnen und Grundschullehrer statt, organisiert vom Pädagogischen Bildungszentrum für Nationalitäten. In dessen Vertretung war Maria Miskovics anwesend. Schauplatz der eintägigen Veranstaltung war der Kindergarten von Tarian. Wir haben uns sehr gefreut, die Referentin Dr. Agnes Klein bei uns begrüßen zu dürfen. Für mich war es ein besonderes Treffen, weil wir uns noch von der Hochschule in Baje kannten. „Hat die Mundart noch ihren Platz in unseren Nationalitätenkindergärten?“ – war der Grundgedanke dieser Fortbildung. Dr. Klein hat uns einen sehr ausführlichen und interessanten Vortrag über die vielen Mundarten präsentiert, die zur „geistigen Kultur“ gehören. Die Referentin informierte über die Sprachsituation der Ungarndeutschen. Leider zeigt die Statistik ein unaufhaltbares Verschwinden der Dialekte. In den Bildungsinstitutionen wird Standarddeutsch gesprochen. Bei der Umfrage „Wichtigkeit der Mundart“ entstand eine einheitliche Antwort seitens Eltern, Kindergärtnerinnen und Grundschullehrern: Sie haben behauptet, dass Mundart nicht so wichtig sei.
Das Bildungsgesetz und die Richtlinien der Kindergartenerziehung der Nationalitäten und ethnischen Minderheiten formulieren die konkreten Bestimmungen für unsere Arbeit. Die Mundart betreffend haben wir die Aufgabe, dass wir sie den Kindern bekannt machen, Wörter, Ausdrücke, Gedichte, Reime sagen. Die Kinder sollen mit der Sprache, mit der Mundart in Berührung kommen, sie hören, ihre Melodie erfassen und damit die Grundlagen des späteren Spracherwerbs setzen. In dieser Hinsicht sind die Kindergärtnerinnen im Vorteil. Ein Kindergartenalltag ähnelt am meisten dem Familienalltag. So können wir die Mundart in den natürlichsten Situationen nutzen. Die vielen Reime und Lieder können in den unterschiedlichsten Alltagssituationen oder bei Festen verwendet werden: z. B. Trostreime, wenn ein Kind traurig ist oder sich verletzt hat, Schlaflieder beim Mittagsschlaf, Lieder beim Trachttag; wir können beim Essen die Speisen benennen und den Kindern verschiedene Aufforderungen in der Mundart sagen usw. „Im Kindergarten kann nur auf das Mündliche gebaut werden, was durch ständige Wiederholung vertieft werden sollte.“ Kinder lernen mit allen Sinnen. Wahrnehmung, Sprache, Musik und Bewegung sind bei der frühkindlichen Sprachförderung miteinander verknüpft.
Dr. Agnes Klein betonte, dass es nicht wichtig ist, die Mundart zu beherrschen. Wichtig ist, dass der Pädagoge aus Berufung zur Volksgruppe das Volksgut der Mundart selber kennenlernt und es dann den Kindern vermittelt. Während des Tages haben wir auch einige Beispiele für die Praxis gelesen und gehört. Was die Tendenz der Mundart betrifft, zeigt die Statistik auch in Tarian nichts anderes. Die Kinder, die in den Kindergarten kommen, sprechen weder den Dialekt noch Standarddeutsch. Ausnahmen gibt es natürlich immer, auch bei uns gibt es erfreulicherweise zwei, drei Kinder, mit denen die Eltern, Großeltern zu Hause in der Mundart oder Standarddeutsch sprechen.
Wir können uns im Kindergarten Tarian glücklich schätzen, dass viele der Mitarbeiter die Mundart sprechen. So können wir dieses geistige Erbe unseren Kindergartenkindern weitergeben. Reime, Lieder in der Mundart gehören zu unserem Alltag, aber wir organisieren auch verschiedene Veranstaltungen, bei denen die Traditionspflege im Mittelpunkt steht, z. B „Leben im Heimatmuseum“ oder „Liebe Schwester tanz mit mir“. Weil auch mir die Mundart in die Wiege gelegt wurde, ist es für mich wichtig, dass diese weiterlebt. Aus diesem Grund spreche ich öfter mit meinen Kolleginnen „schwäbisch“. Unser Dialekt gehört in die Gruppe der bayrischen Mundarten. Diese Fortbildung ermutigt die Pädagogen dazu, dass sie nicht nur in Standarddeutsch, sondern auch in der Mundart zu den Kindern sprechen.
Wir möchten uns in erster Linie bei der Referentin Dr. Agnes Klein für diese wertvolle und interessante Fortbildung bedanken. Für die Organisation danken wir dem Pädagogischen Bildungszentrum für Nationalitäten.
Anna Maria Pilczinger
Kindergartenleiterin
Aus dem Inhalt
Ibolya Hock-Englender: „Das Deutschtum in Ungarn geht mit gutem Beispiel voran“- Ungarndeutscher Lehrpfad in Band feierlich übergeben
Das Netzwerk der ungarndeutschen Lehrpfade erweitert sich fortlaufend: Pünktlich zum meteorologischen Sommeranfang, am 1. Juni, wurde nun schon der siebte ungarndeutsche Lehrpfad, und zwar in Band, übergeben. Die sieben Stationen des ersten thematischen Wanderweges im Komitat Wesprim gewähren einen Einblick in das Leben, in die Bräuche, Geschichte und lokalen Besonderheiten des kleinen Dorfes im südlichen Bakony-Gebirge.
Würdigung der Talente – Preisübergabe des Landeswettbewerbes für Mittelschüler
Der Festsaal des Móricz-Zsigmond-Gymasiums in Budapest füllte sich mit stolzen Gewinnern: Am 31. Mai fand die feierliche Preisübergabe des Landeswettbewerbs für Mittelschüler (OKTV) statt. Der Landeswettbewerb wird jedes Jahr vom Ministerium für Humanressourcen ausgeschrieben. Heuer wurden in 28 Fächern und 39 Kategorien Wettbewerbe ausgetragen, woran insgesamt 28 030 SchülerInnen teilgenommen haben. 1488 SchülerInnen bewiesen ihre deutschen Sprachkenntnisse in zwei Kategorien (Deutsch und Deutsche Nationalitätenliteratur und -sprache).
BUSCH-Schulvereinstag in Wieselburg-Ungarisch-Altenburg
Der diesjährige Schulvereinstag von BUSCH (Bund Ungarndeutscher Schulvereine) fand vom 24. – 26. Mai in Wieselburg-Ungarisch-Altenburg statt. Der Gastgeber war diesmal der Schulverein Raab-Wieselburg-Ödenburg und Direktor Dr. Zoltán Makk mit den LehrerInnen der beliebten Móra-Ferenc-Grundschule. Das Kulturprogramm nach dem feinen Abendessen diente dazu, dass die Schulvereins-Teilnehmer und die Gäste einen Einblick in die örtliche Traditionspflege der Ungarndeutschen bekommen. Das gemeinsame Singen sorgte für gute Stimmung.
Wieselburger gedachten der Vertreibung
Am 20. Mai 1946 startete der letzte Zug mit Ungarndeutschen aus der Stadt Wieselburg-Ungarisch-Altenburg vom Wieselburger Bahnhof Richtung Deutschland. Der Zug war aus Viehwaggons zusammengestellt. Man kann sich leicht vorstellen, wie viel Leid die Vertriebenen ertragen mussten. Hier in Ungarn waren sie dreckige Schwaben und in Deutschland ungarische Zigeuner. Sie wurden alle heimatlos. Am 20. Mai 2019 versammelten sich die Ungarndeutschen der Stadt in der Wieselburger römisch-katholischen Pfarrkirche, wo ab 17 Uhr eine deutschsprachige Messe stattfand.
Pfingsten
Pfingsten fällt heuer auf den 9. und 10. Juni. Bei den Ungarndeutschen wird es nicht nur als religiöses Fest, sondern auch als Frühlingsfeier nach heidnischem Ursprung begangen. Die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen hat 1995 Pfingsten zum offiziellen Feiertag der Ungarndeutschen erklärt. Bekannt sind vor allem der Brauch des Pfingstlümmels, auch Pfingstkatze genannt, und der des Pfingstkönigs. Sowohl Pfingstlümmel als auch Pfingstkönig galten als Personifizierung des siegreichen Frühlings, der Lebenskraft der Natur.
Ella Fazekas aus dem Deutschen Nationalitätengymnasium Budapest ist Landessiegerin von Jugend debattiert international 2019
Nach monatelanger Vorbereitung und Wettbewerbsphase traten am 30. Mai die vier besten deutschsprachigen Debattantinnen und Debattanten aus Ungarn gegeneinander an und stellten ihre Wortgewandtheit vor einer fünfköpfigen Jury unter Beweis. Im diesjährigen Landesfinale gab es eine intensive Debatte zur Streitfrage: „Sollen in Ungarn mehr Filme in der Originalsprache gezeigt werden?“ Gemeinsam mit dem Zweitplatzierten Gergely Jakubovics vom Karinthy-Gymnasium Budapest wird Ella Fazekas aus dem Deutschen Nationalitätengymnasium Budapest Ungarn beim XIII. internationalen Finale am 10. Oktober 2019 in Budapest vertreten.
GJU-Aktivitäten im Sommer 2019
Der Sommer ist endlich da! Bald fangen auch die Sommerferien in den Schulen an. Es ist nun die höchste Zeit zur Erholung und zum Spaßhaben. Deshalb bietet die GJU in diesem Sommer wieder vielfältige Programme für verschiedene Altersklassen. Was die GJU für diesen Sommer vorhat? Darüber wird in dieser Ausgabe ein kleiner Überblick gegeben. Foto: NZ-Archiv
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.