Mit Büchern für Frieden und Verständigung: Schüler von Sprachdiplomschulen buhlten um den Titel des ungarischen Lesefuchses von 2018

„Ich bin froh, dass ich so interessante, vielsagende und schöne Bücher lesen konnte, die ich von mir aus möglicherweise nicht gelesen hätte. Ich bin glücklich, auf diesem Weg neue Perspektiven kennen gelernt zu haben“, freut sich Jacqueline Manetsch vom László-Lovassy-Gymnasium Wesprim über ihre Kürung zum ungarischen Lesefuchs des Jahres 2018 beim internationalen Wettbewerb „Lesefüchse“.

Vier deutschsprachige Jugendbücher, ein Schuljahr und viele spannende Begegnungen mit Gleichaltrigen im Rahmen von Schul-, Regional- und Finalrunden – das ist das Projekt der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) Bonn und der Partnerschulinitiative „Schulen: Partner der Zukunft“ in Schlagwörtern, das in Ungarn seit vielen Jahren mit Erfolg realisiert wird. So trafen sich am 22. März zum wiederholten Male lesefreudige Schülerinnen und Schüler von DSD-Schulen in der Deutschen Schule Budapest, um sich über aktuelle Themen, über Literatur und über persönliche Leseerlebnisse auszutauschen.

lesefüchse

Die diesjährigen Wettbewerbsbücher widmen sich in besonderer Weise Alltagsthemen und den Herausforderungen der modernen Welt: Thorsten Neschs „Der Drohnenpilot“ behandelt die Realisierung jugendlicher Berufswünsche, hier in Form des Berufs eines Drohnenpilots, was sich im Nachhinein als gar nicht so einfach erweist. Manfred Theisens „Checkpoint Europa“ beschäftigt sich mit den Herausforderungen der jüngsten Migrationsströme aus ganz persönlichen Perspektiven, wohingegen Silas Matthes’ „Miese Opfer“ und Christoph Scheurings „Echt“ universelle Probleme des Alltags wie Mobbing, Liebe und Abschied beleuchten.

Probleme, die den jugendlichen Teilnehmern nicht fremd sind: „Die Bücher fand ich wirklich interessant, ich habe eine gute Zeit mit den Lektüren verbracht. Dank solcher Wettbewerbe kann man sich sehr viel entwickeln, auch hier konnte man lernen, wie man diskutiert, und man hat daneben viele Anregungen bekommen“, blickt Márk Dominkovits vom Dániel Berzsenyi Evangelischen Lyzeum Ödenburg, der es bis ins Landesfinale geschafft hat, zurück. Seine Diskussionspartnerin Enikő Czentnár vom Ágoston-Trefort-Gymnasium Budapest erinnert sich so: „Letztes Jahr war ich bereits hier und ging mit einem Stipendium des Pädagogischen Austauschdienstes nach Hause. Ich genieße es, die deutsche Sprache zu benutzen. Man lernt, wie man argumentiert, und erkennt dabei, welche Gedanken wirklich wertvoll sind.“ Die Elftklässlerin, die auch an dem anderen Flaggschiffprojekt der ZfA und der PASCH-Initiative „Jugend debattiert“ teilnahm, zieht einen Vergleich: „Bei Jugend debattiert hat man eine bestimmte Reihenfolge in der Argumentation. Bei diesem Wettbewerb spielt die Höflichkeit eine Rolle, es geht weniger um einen Wettkampf als vielmehr darum, neue Freunde zu finden.“

Auch Projektleiterin Susan Kersten, Fachschaftsberaterin der ZfA am Valeria-Koch-Bildungszentrum Fünfkirchen, bestätigt dies: „Literarische Texte fordern zur subjektiven Auseinandersetzung heraus, bieten Möglichkeiten für das eigenständige Lernen und erweitern den Erfahrungshorizont der Schülerinnen und Schüler. Im Zentrum des Projekts Lesefüchse International steht der Gedanke, durch die Arbeit mit authentischer deutscher Literatur die interkulturelle Kompetenz zu schulen. Das Projekt dient daher der übernationalen Verständigung über kulturelle Güter als Instrument der Friedensförderung.“ – Eine Aufgabe, die heutzutage dringender ist als je zuvor.

Oberstudienrat Richard Guth
Landesprogrammlehrkraft am József-Eötvös-Gymnasium Totis

 

 

Aus dem Inhalt

 

Minderheiten machen Europa reicher

minority_safepackDie Bürgerinitiative Minority Safepack der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten ist von Erfolg gekrönt. Bei Redaktionsschluss wurden fast 1,2 Millionen Unterschriften geleistet und in zehn Ländern der EU wurde das vorgeschriebene Minimum überschritten. Ziel der Unterschriftensammlung war es, die Europäische Kommission dazu zu bewegen, sich mit den Anliegen der autochtonen Minderheiten in der EU zu beschäftigen. In Europa leben etwa 50 Millionen Menschen, die einer Minderheit angehören.

„Wenn meine Musik beim Publikum ankommt, ist das ein tolles Gefühl“ – Jazztrompeter Peter Tutti

zsg-3456_smallPeter Tutti stammt aus einer ungarndeutschen Familie. Zu Hause war die ungarndeutsche Kultur – vor allem die Musikkultur – schon immer geschätzt und gepflegt. Seine Großmutter mütterlicherseits, Elisabeth Koller, singt schon seit fast 50 Jahren im Boschoker Gemischtchor. Sein bereits verstorbener Großvater väterlicherseits, Sebastian Tutti, war ebenfalls Musikant. Er hatte damals sogar eine eigene Kapelle. Der Enkelsohn trat in seine Fußstapfen, lernte Trompete spielen und steht heute fast jedes Wochenende auf der Bühne.

 

Qualifikation der besten Weine im Komitat Komorn-Gran

Die Selbstverwaltung der Deutschen des Komitates Komorn-Gran und die Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung Niklo veranstalteten die I. Weinqualifikation der schwäbischen Weine im Komitat Komorn-Gran. Am Wettbewerb konnten die Winzer jener Gemeinden teilnehmen, in denen es eine deutsche Nationalitätenselbstverwaltung gibt. Teilgenommen haben 10 von den 24 deutschen Gemeinden.

 

Auch die Jugend erinnert sich an ihn

Josef_MikonyaVor 90 Jahren, am 23. März 1928, wurde er geboren. Josef Mikonya, ungarndeutscher Dichter, Schriftsteller und unser Dorfchronist. Meine Generation hatte leider nicht genug Zeit, ihn persönlich erleben zu können, doch durch seine Werke fühle ich oft, dass er unter uns ist. Nicht nur das Deutschbuch der Grundschulkinder mit seiner Erzählung Nichtsbrot trägt dazu bei. Seine Mundarterzählungen und -gedichte waren meine ständigen Begleiter der Rezitationswettbewerbe – schreibt Richard Schneider.

 

Religiöse Stimmung im Haus der Ungarndeutschen

hdu-gerhardswerk

In der Reihe Auf dem Teppich wirkte am 28. März im Haus der Ungarndeutschen der Vorstand vom St. Gerhards-Werk Ungarn mit: Vorsitzender Dr. Paul Klincsek, Vizevorsitzende Maria Kőrös-Herein und Ehrenvorsitzender Franz Reichardt. Mit dabei war Bernhard Kollmann, der neue Pfarrer der deutschsprachigen katholischen St.-Elisabeth-Gemeinde in Budapest. Die Podiumsdiskussion wurde von Zentrum-Direktorin Monika Ambach moderiert.

 

VUK steht auch dazu!

vuk-bildungDie Jugendleiterbildung des Vereins für Ungarndeutsche Kinder wurde vom 2. – 4. März in Edek/Etyek veranstaltet, parallel dazu waren wir auch beim GJU-Kooperationstreffen in Hartian/Újhartyán vertreten. Es gab mehrere Themen, die besprochen werden sollten. Zuerst ging es um die Wahlen und welche Rolle dabei das Ungarndeutschtum spielt. Behandelt wurde, dass bei den Parlamentswahlen die Liste der Ungarndeutschen unterstützt werden soll. Die Kandidaten wurden vorgestellt und betont, welches Gewicht diese Wahlen haben, dass statt eines Minderheitensprechers ein Abgeordneter für das Ungarndeutschtum gewählt werden kann. VUK unterstützt auch die Deutsche Liste bei den Parlamentswahlen: Wir stehen dazu!

Osterseminar der JEV in Oppeln

In der Karwoche hat Ferenc Rickert am Osterseminar der Jugend Europäischer Volksgruppen teilgenommen. Diese paar Tage, die er in Schlesien verbringen konnte, waren sehr lehrreich. Er hat viel Neues gelernt und natürlich viele Menschen mit verschiedenen Minderheitenzugehörigkeiten kennengelernt. Dabei sind sehr gute Freundschaften entstanden. Die Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher, die seit 1991 ein offizielles und aktives Mitglied der Jugend Europäischer Volksgruppen ist, hat sich erfolgreich für das Kick-Off Seminar der JEV 2020 beworben. Die GJU hat zurzeit mehrere aktive und neue Freundeskreise in der Budapester Region, deswegen hat das Präsidium gemeint, das nächste von uns organisierte JEV-Programm in der Region von Budapest zu veranstalten. Das Programm des Kick-Off-Seminars steht unter dem Motto „Tradition und Innovation“.

Eine kleine Arbeit, die mehrere Jahre dauerte

Die Budapester Filmpremiere des Dokumentarfilms Kicsi munkán a Kaukázusban (Auf kleiner Arbeit im Kaukasus) im Budapester Haus der Ungarndeutschen erweckte großes Interesse. Auch dass es bei Zentrum-Programme im HdU am 12. März wieder volles Haus gab beweist, wie wichtig die Verarbeitung der Vergangenheit und die Antwortsuche auf bestimmte Fragen sind.

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Die Jähn (die Jäne) ist ein altfuldischer Mundartausdruck aus der Landwirtschaft und leitet sich aus dem Verb: „ja(h)nen“ ab, vgl. Jahn (Deutsches Rechtswörterbuch – DRW). Sie bezeichnet eine bestimmte Landfläche (s. u. „II“ ebenda) und wird somit (vgl. unter „II1“) als der Teil einer bebauten Fläche, den eine Person zur Bestellung oder Aberntung vor sich hat und in einem Gang (siehe Etymologie) erledigt; dann auch „Arbeitspensum“ genannt.

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