Der Wildhüter

„Ja, wir sind bereit, die kleinen Frischlinge zu empfangen“, sagt der Wildhüter Ádám Hirsch-Tagai. Der junge Mann arbeitet bei der Wadkerter Jagdgesellschaft und beginnt seine Arbeit morgens im Wald. Er ist ein Ungarndeutscher, in dessen Familie die Tradition von Naturliebe, Sorgfalt und Fleiß immer noch ernst genommen wird. Wir haben ihn zur Tierfütterung begleitet. Dieses Mal fuhr er Kukuruz zu den Futterstellen, damit Rehe, Hirsche und Wildschweine nicht hungrig bleiben und im Winter abwandern müssen.

wildhüter

Das Jagdrevier sei nicht günstig, weil sich da viele Weinberge, Obstgärten und Ackerfelder befinden, meint Hirsch-Tagai. „Aber wir vertreten auch einen Landwirtschaftszweig und wir wollen erreichen, dass unser Wildbestand sich in den Wäldern, den Schilfdickungen und auf den Wiesen wohl fühlt.“

Ein Kollege hat letzte Woche Äpfel und Heu hierher gebracht. Zu den Aufgaben des Wildhüters gehört jetzt auch das Kontrollieren des Wassers in den kleinen Becken, obwohl das eher sommers wichtig ist. Er legt ein Salzstück aus. Das ist fürs Großwild eine Ergänzung des Futters.

„Jetzt bereiten wir uns schon auf die Ankunft der kleinen Wildschweinferkel vor, die Ende Februar geboren wurden. Einige Tage später laufen sie bereits mit ihrer Mutter, aber die älteren „Brüder“ achten nicht auf ihre Futteransprüche. Es kommt häufig vor, dass die Frischlinge einfach weggestoßen werden. Deshalb bauten wir solche Futtertröge, die einem Käfig ähnlich sind. Die Kleinen können hineingehen und da ihren Mais ruhig fressen, während die größeren Exemplare draußen bleiben müssen. Droht eine Gefahr, geben sie ein Signal, und die Tiere verschwinden im Dickicht. Wildschweine sind ja sehr vorsichtig! Aber die Jagd beginnt erst später: wir warten ab, bis alle stark und groß sind…“, berichtet der Wildhüter.

Adam Hirsch-Tagai verrät, dass er mit der deutschen Sprache in der Schule nicht besonders befreundet war. Er wollte sie nie sprechen und erlernen. In seinem neuen Amt kommen jedoch jeden Monat ausländische Jäger, vor allem aus Österreich. So ist er gezwungen, seine Sprachkenntnisse aufzufrischen und zu ergänzen. Er sieht jetzt schon den Sinn dieser Sprache und freut sich, mit den ausländischen Gästen kommunizieren zu können.

Lajos Káposzta

 

Aus dem Inhalt

Flashmob auf dem Heldenplatz

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Auf die Möglichkeit des Erlangens eines ungarndeutschen Mandates im Parlament und auf die Minority-Safepack-Initiative wollten die Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher (GJU) und das Team der Facebook-Seite SVUNG am 9. März mit einem ungarndeutschen Flashmob auf dem Heldenplatz in Budapest aufmerksam machen. Die spontane Tanzaufführung vor der beeindruckenden Kulisse begeisterte die Besucher und Touristen und animierte zum Mitmachen. Der Flashmob ging auf dem Hof des Hauses der Ungarndeutschen in der Nähe des Heldenplatzes weiter und endete mit einem geselligen Beisammensein im Veranstaltungssaal des HdU.

Lehrpfad in Feked im Entstehen: Leitmotiv ist das Holz

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In Feked – in der Branauer Gemeinde, die auch „die Perle der ungarndeutschen Architektur“ genannt wird – ist wieder etwas Tolles im Entstehen: engagierte Dorfbewohner, Deutsche Selbstverwaltung, Bürgermeister, eine Expertin der Sprache und Volkskunde der Ungarndeutschen, Mitarbeiter einer Kommunikationsagentur sowie der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen arbeiten seit Monaten fest daran, einen der neuesten ungarndeutschen Lehrpfade zustande zu bringen. Das Leitmotiv des geplanten Themenwegs wird das Holz sein: Vergangenheit und Gegenwart, Lebensweise, Bräuche, Feste und Alltag der Fekeder Deutschen werden sich an acht Lehrpfadstationen erschließen.

Mitta in dr Fasta in Elek

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Vor 1946 gab es in manchen Eleker fränkischen Familien zwei strenge Fasttage (Mittwoch und Freitag), in extremen Fällen sogar drei (Mittwoch, Freitag und Samstag). Viele haben zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag überhaupt kein Fleisch gegessen, manche auch keinerlei tierische Produkte wie Eier, Milch, Butter zu sich genommen. Auch die öffentlichen Zusammenkünfte, Veranstaltungen waren bis Ostermontag verboten. Für junge Burschen war diese Zeit zu lange. Ihnen ist wohl zu danken, dass der Brauch „Mitta in dr Fasta“ in Elek aufrechterhalten wurde und in veränderter Form auch heute noch weiterlebt.

Eine besondere Liebeserklärung an Ungarn: Die Geschichte einer Fußwanderung von Wien nach Budapest

Wenn jemand beruflich in einem Entsendeprogramm steckt, ist es nicht verwunderlich, wenn das Land erkundet wird. Wenn zumindest der Versuch gestartet wird, die fremde Sprache zu erlernen. Wenn über historisches und kulturgeschichtliches Wissen eine Annäherung geschaffen wird. Wenn sich noch dazu eine literarische Ader des Beobachters paart, ist es nicht verwunderlich, dass ein Band daraus entsteht. Andreas Kurz, Autor, Regisseur aus Österreich, lernte Ungarn in zwei Jahren lieben. Der nun in Moskau arbeitende Universitätslektor schrieb eine besondere Liebeserklärung an Ungarn in Buchform „Der Blick von unten durch die Baumkrone in den Himmel“ betitelt. Der Autor war von 2011 – 2013 Österreich-Lektor an der Loránd-Eötvös-Universität zu Budapest und beschreibt in seinem Buch eine Fußreise des Protagonisten von Wien nach Budapest.

„Denke global!“: die Kulturvielfalt Europas erleben: Erasmus+-Projekt im DNG Budapest

Ein besonderes Beispiel der Kulturvermittlung auf europäischer Ebene stellt das Projekt „Denke global!“ dar. Zwischen dem 4. und 11. März fand im Deutschen Nationalitätengymnasium Budapest die letzte Station des zweijährigen Erasmus+-Projekts statt. Bei der Präsentation des Teilprojektthemas „Kulturvielfalt“ am 9. März sprach NZ mit den Projektkoordinatoren aus fünf Ländern: sie erzählten über ihre Erfahrungen und die Ergebnisse der zwei Jahre. Fünf europäische Schulen – Krakau (Polen), Buxtehude (Deutschland), Assisi (Italien), Växjö (Schweden) und das DNG in Budapest – waren mit jeweils 24 SchülerInnen im Projekt vertreten.

„Pinocchio“: Deutsche Bühne Ungarn stellte neues Märchenstück vor

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Das Ensemble der Deutschen Bühne Ungarn (DBU) in Seksard stellte am 12. März ihr neuestes Märchenstück vor: in der wohl bekannten Geschichte von Pinocchio geht es um Verantwortung für unsere Lieben und um sinnvolle Wonnen im Leben. Der aus Holz geschnitzte Bub – der größte Schatz seines Vaters – kehrt seinem Elternhaus und vor allem der Schule den Rücken und macht sich auf den Weg, um sich durch zahlreiche Abenteuer – durch Spaß und Pein – anzueignen, wer und was wahres Glück bedeutet.  Die vielen Rollen im Stück spielen lediglich vier SchauspielerInnen: in die Haut von Pinocchio schlüpfte Paula Donner, Geppetto, den Vater des kleinen Hampelmanns, wie auch weitere Nebenfiguren verkörpert Tamás Boglári. Melissa Herrmann und Máté Zakariás verwandeln sich im Nu von weiser Grille zum listigen Fuchs oder von raffinierter Katze zur gütigen Fee.

 

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Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön

Ich heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.

Gala in Komitat Wesprim

Der Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.

„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen

Den Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.

„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller

Der Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.

300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm

Die Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.