Klassenzimmertheater: Das Stück bewegt die sonst coolen jungen Menschen sehr und auch die Lehrer sind begeistert

dbu-outKata Lotz, Intendantin der Deutschen Bühne Ungarn, Regisseur Stephan Rumphorst und Schauspielerin Melissa Hermann über das neue Stück „OUT – Gefangen im Netz“. Foto: Schauspielerin Melissa Hermann, Theaterpädagogin Rebekka Bareith, Intendantin Kata Lotz und Regisseur Stephan Rumphorst vor dem Budapester Goethe-Institut /DBU

KK: Frau Lotz, was war zuerst da, die Idee für ein Klassenzimmerstück oder die Idee „OUT – Gefangen im Netz“ umzusetzen?

KL: Als ich Stephan Rumphorst kennenlernte und erfuhr, dass er als Regisseur und auch als Schauspieler mit Klassenzimmerprojekten Erfahrung hat, habe ich ihn gleich auf das Thema angesprochen. Er hat mir dann unter anderem auch dieses Stück vorgeschlagen und ich habe sofort zugesagt.

KK: Herr Rumphorst, Sie haben das Stück schon mal inszeniert. Gab es Unterschiede in der Zielsetzung bzw. der Realisierung?

SR: Ja, wir haben das Stück in Absprache mit dem Verlag für Ungarn modifiziert. Wir mussten Gründe finden, warum Vicky im Stück nach Ungarn zieht. Sie tut dies, um dem Mobbing in Deutschland entkommen zu können, ihre Schwester (Domenika/Melissa) arbeitet bei der Deutschen Bühne, so kann sie bei ihr Unterschlupf finden, sich in Sicherheit wiegen und in Ungarn an einer ungarndeutschen Schule unterrichtet werden. In Deutschland habe ich „OUT“ in Naumburg und Eisenach mit jeweils einem Mann inszeniert. Mit Melissa als Schwester eröffnet sich noch eine neue Dimension. Während in Deutschland der „große Bruder“ auftaucht, um für Ordnung zu sorgen, sehen wir hier eine junge Frau, die ihrer Schwester helfen will. Sie tut es ebenso bestimmt, macht aber auch selber einen Emanzipationsprozess durch, das wirkt mit einer Frau noch eindringlicher.

KK: Frau Hermann, haben Sie schon einmal Klassenzimmertheater gemacht? Wenn ja, welche Erfahrungen hatten Sie? Wenn nicht, wie haben Sie sich vorbereitet?

MH: Ja, ich habe schon einmal Klassenzimmertheater gemacht, aber damals waren wir zu dritt. Diesmal stehe ich aber ganz alleine vor der Klasse, was eine ganz andere Erfahrung ist. Mit Kollegen an seiner Seite fühlt man sich einfach sicherer.

KK: Was ist für einen Regisseur das besonders Reizvolle oder besonders Schwierige an einem Klassenzimmerstück?

SR: Man muss die möglichen Reaktionen der SchülerInnen mit in Betracht ziehen. Das Stück findet nicht in einem dunklen, abgeschlossenen Raum statt, sondern die Spielerin schaut die SchülerInnen direkt an. Der Schutz der erleuchteten Bühne bricht weg, man platzt in den Alltag der Schüler. Es ist IHR Raum, das Klassenzimmer, nicht UNSER Raum, das Theater. Man muss sich die Aufmerksamkeit stärker erkämpfen, zumal die Schüler nicht wissen, dass es sich bei dem Stück um Theater handelt. Andererseits macht es das aber wiederum auch einfacher, da wir die Emotionen der Zuschauenden nutzen können, ihren Schockzustand, ihr Mitleid, vielleicht auch ihre Wut.

KK: Ein Monodrama in einer Klasse vorzuführen ist eine sehr komplexe Aufgabe. Was ist oder war die größte Herausforderung für die Schauspielerin?

MH: Die größte Herausforderung ist es, die Klasse nicht zu verlieren. Mein Ziel ist es, dass sie die Geschichte und die Botschaft dahinter verstehen. Man darf nicht vergessen, dass ich 45 Minuten eine Sprache spreche, die nicht die Muttersprache der Schüler ist.

KK: Und wie innovativ finden Sie OUT! als Schauspielerin? Vor allem bezüglich seiner Themenwahl und seines Konzepts?

MH: Das Thema ist sehr aktuell und das Stück ist sehr gut geschrieben und inszeniert worden. Mobbing hat jeder schon einmal selbst erlebt, ausgeübt oder mitbekommen. Es ist ein Stück, das jeden irgendwie anspricht und hoffentlich zum Nachdenken anregt.

lotz kata2KL: Für mich liegt die Innovation darin, dass die Schüler nicht wissen, dass ihnen ein Theaterstück vorgespielt wird, und dass das, was passiert, nicht „echt“ ist. Sie haben auf diese Weise keine Möglichkeit, sich vom Thema oder von der Vorstellung schon von vornherein – wie es bei Pubertierenden, die Theater schauen müssen, oft der Fall ist – zu verschließen oder abzugrenzen. Vorurteilslos werden sie in die Erzählung reingezogen und sie bekommen auch noch direkt das Gefühl vermittelt: Sie tragen in der Klasse Verantwortung füreinander. (Foto: DBU)

KK: Wie haben die Jugendlichen reagiert?

MH: Die Reaktionen der Schüler waren unterschiedlich. Die meisten Schüler zeigen Interesse und hören aufmerksam zu. Manchmal gibt es auch ein paar Störenfriede, damit muss man dann eben umgehen können. Bei der Nachbesprechung zeigt sich dann immer, wie viel die Schüler verstanden haben und ob sie der Geschichte folgen konnten. Bisher bin ich positiv überrascht.

KK: Was hat sich die Intendantin von dem Stück erhofft? Sind diese Hoffnungen wahr geworden oder eher nicht?

KL: Ich wollte, dass diese Geschichte die Jugendlichen emotional packt, sie im Herzen berührt und dass sie dann selber für sich entscheiden, das Internet und die sozialen Medien bewusst zu nutzen und in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen verantwortungsvoll miteinander umzugehen. Die ersten Erfahrungen sind sehr positiv. Das Stück bewegt die sonst coolen jungen Menschen sehr und auch die Lehrer sind begeistert.

Katharina Kellig

  

Aus dem Inhalt

 

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