Die Taufe und die Patenschaft
Die Eltern machten sich schon vor der Geburt ihres ersten Kindes Gedanken darüber, wen sie als Pateneltern für ihr Neugeborenes bitten würden. Sie dachten an ihre Freunde oder Freundinnen, an gute Bekannte oder an weitläufige Verwandte. Die Ausgewählten hatten die Wahl, ob sie diese Rolle als eine Ehre annahmen oder aus verschiedenen Gründen (meistens aus finanziellen) zurückwiesen. Man hatte ja der im Kindsbett liegenden jungen Mutter drei Tage nacheinander den Gevatterkorb (Kfatrinkorb) zu tragen und zur Taufe des Kindes ihm etwas Kostbares zu schenken. Sie mussten auch die nachkommenden Kinder derselben Familie unter das Taufwasser halten, so wurde diese eine enge Beziehung fürs Leben oder sogar für mehrere Generationen. Oft wurden Freunde/innen zu Gevattern, die sich von da an siezten. Die Verantwortung der Paten übernahm auch seine spätere Ehefrau/ihr Ehemann. Falls die Pateneltern aus einem Grund (z. B. Militärdienst) nicht an der Taufzeremonie teilnehmen konnten, vertraten sie die Eltern mütterlicherseits.
Zu den Aufgaben der Godel (Kohl) gehörte also, dass sie der Gewohnheit nach dreimal einen Besuch bei der jungen Mutter machte und in ihrem Kfatrinkorb jedes Mal die traditionellen Speisen mitbrachte (S. NZ 21/2020). Das war schon ein Ereignis für die Dorfbewohner! Neben den frischgekochten Speisen für die Familie durfte auch der Wein nicht fehlen.
Der Säugling musste so schnell wie möglich getauft werden, auch wenn die Mutter noch nicht stark genug war und an der Zeremonie nicht teilnehmen konnte. Wichtig war die Anwesenheit der Patin. Aus der Kirche wurde das bereits getaufte Kleine mit diesen Worten nach Hause gebracht: „A klane Heid ham ma fortgetragn, unt e klani Christ ham ma zurückgepracht.“ Dem folgte die Bewirtung der nächsten Nachbarschaft.
Das Kindsbett verließ die Mutter nach sechs Wochen. Ihr erster Weg führte mit dem Kind in die Kirche, die sie nun schon durch das Haupttor betreten durften. Man nannte dieses Ereignis „Pfarrkange“.
Das Verhältnis der Pateneltern war nicht gleich. Entweder besuchten sie sich nicht zu oft, damit die „gute Beziehung nicht kaputtgeht“, oder sie trafen sich regelmäßig. Die heutzutage so übliche Bescherung des Patenkindes an einem Festtag übertrieb man nicht. Oft reichte sogar ein Apfel als Geschenk. Die Paten erschienen bei der Eheschließung des Taufkindes als Hochzeitszeugen und falls die Eltern starben, mussten sie die Erziehung des Kindes übernehmen.
Die Erstgeborenen trugen die Vornamen der Paten. Die nachgeborenen Kinder wurden nach den Eltern, Großeltern, Onkeln benannt. In alten Matrikeln sind als volkstümliche Namen für die Jungen Hans, Josef, Peter, Franz, Michael, Anton eingetragen. Mädchen bekamen meistens die Namen wie Rosalie, Theresia, Maria, Elisabeth oder Vroni.
Die Personen der Pateneltern und die von den späteren Firmeltern waren nicht identisch.
Maria Arnold
Quelle: Familienarchiv Etlinger
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Homeoffice und digitaler Unterricht sind Schlagwörter der Covid-19-Pandemiezeit. Sie bedeuten jedoch nicht nur eine Umstellung für Schüler, Lehrer, Eltern und Arbeitnehmer, sondern auch die Verlagerung von Schule und Beruf nach Hause. Dadurch verschwinden auch die Grenzen von öffentlich und privat, Arbeitsplatz und Zuhause. Philosoph Florian Rötzer meint in seinem Buch „Sein und Wohnen. Philosophische Streifzüge zur Geschichte und Bedeutung des Wohnens“, die Pandemie beschleunige einen tiefgreifenden Wandel des Wohnens. Einerseits werde man durch das Lockdown dazu gezwungen, in den eigenen vier Wänden zu bleiben, andererseits werde durch die Arbeit im eigenen Zuhause der ganz normale Alltag auf den Kopf gestellt.
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Seinerzeit gab es im und um das Haus – schon bedingt durch den Umstand, dass man auf dem Lande allerhand Nutztiere gehalten hat – ganz schön viele Insekten, die herumgeflogen sind, die nicht nur die Tiere, sondern auch tie Leit, uns Menschen geplagt haben. Tie Fliege hon nur so g’surrt, wenn m’r pei de’ Ssei nochk’schaat hot. T’pei woan Schmaase aa g’west, die durch ihre Größe unter den gemeinen Hausfliegen gleich aufgefallen sind. Wenn sie in tie Stuwe – oder noch schlimmer – in tie Komm’r, die Speisekammer, gelangten, hat man eine wahre Jagd auf sie gestartet. Mit Vorliebe haben sie nämlich auf Lebensmittel, in erster Linie auf Fleisch, ihre Aai’r traufk’lecht.
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Die Deutsche Selbstverwaltung Nadasch hat gerade vor einem Jahr, noch vor der Corona-Pandemie, die Veranstaltung „Großmutters Küche“, ein lustiges Schaubacken mit Hilfe von Großmüttern abgehalten, wobei die Teilnehmer unterschiedliche authentische Krapfensorten ausprobieren konnten. Die Veranstaltung war ein riesiger Erfolg, die geplante Fortsetzung war aber leider nicht mehr möglich. Im Hintergrund ging die Arbeit jedoch ununterbrochen weiter: Die Mitglieder der Deutschen Selbstverwaltung haben die geplanten Veranstaltungen weiter ausgearbeitet und Bewerbungen geschrieben, damit eine neue zeitgemäße Begegnungsstätte mit Gemeinschaftsküche entstehen kann. Sobald sich die Pandemiesituation bessert, können hier die geplanten Veranstaltungen in einem passenden Ambiente nachgeholt werden.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
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