Gasthof Zum Fasan 1906

Geplanter Schulbesuch in Auwinkel

Der Deutsche Schulverein der Komitate Pesth und Naurad hat sich bei der Gründung zum Ziel gesetzt, regelmäßig Studienreisen zu organisieren. Der Vorstand hält es nämlich für sehr wichtig, dass die Kollegen im ungarndeutschen Unterricht Orte, Gedenkstätten, Gebäude und Denkmäler kennenlernen, die im Leben der Ungarndeutschen eine wichtige Rolle spielten. Im Frühling hatten wir vor, eine kürzere Studienreise mit Besuch in der Zugligeti-Schule in Auwinkel zu organisieren, die aber wegen der Corona-Krise nicht realisiert werden konnte.

Auwinkel/Zugliget im XII. Bezirk gehört zu den schönsten Stadtteilen von Budapest, wo unser Verein früher das wunderschöne, im Jahre 1885 errichtete Gebäude (entworfen von Josef Kauser) der ehemaligen Pferdebahnstation besuchte.

Auwinkel spielte im 18. – 19. Jahrhundert eine bedeutende Rolle im Wirtschaftsleben der Ungarndeutschen. Die Handelswege führten von Wudigeß durch den Wald mit Berührung von Wetterbaum durch Schwabenberg nach Ofen. Auf diesem Weg haben die Bauern und die Händler aus Wudigeß, aus dem Ofner Bergland ihre Waren auf die Märkte der Ofner Festung und von Pesth geliefert. Die Marktfahrer konnten in die Wirtshäuser, Kneipen, Meierhöfe, Gasthöfe an den Handelswegen einkehren, um sich auszuruhen oder sogar zu übernachten, und um auf dem Rückweg einen Rundtrunk zum erfolgreichen Kaufabschluss zu machen.

Die bekanntesten Wirtshäuser waren: Gaststätte zum Hirsch, Meierhof Laszlovszky, Gasthof zur Schönen Schäferin, Meierhof Schäfer, Kneipe zum Einsiedler, Gasthof zur Schönen Helene, Gasthof zum Gottes Auge, Meierhof Zillich-Zerkowitz, Kneipe zur Glocke, Jägerhof, Gasthof zum Fasan, Niedermayer-Kneipe, Wirtshaus zur Schönen Aussicht, Schäffer-Kneipe.

Das Gebäude des Fasan-Großgasthofes steht auch heute noch in Auwinkel, auf dem Béla-király-Weg 59 – 61. Seine Geschichte reicht ins 18. Jahrhundert zurück; damals stand hier der Meierhof des namhaften Ofner Steinmetzmeisters Henrich Jäger, der u. a. die Maria Eichler Kirche, die St.-Anna-Kirche und die Kleinzeller Kirche gebaut hat. Später gehörte das Gebiet dem Amtsarzt József Krammer. Laut alter Dokumente hat er das Grundstück an den Ofner Seifensiedermeister Ignác Riegler weitergegeben. Ihm ist die Errichtung des weit und breit berühmten Gasthofes „Zum Fasan“ zu verdanken. Schon im Jahre 1836 wurde über die Gaststätte geschrieben, dass dort „fleißig getanzt wird“. Die Benennung „Fasan“ entstand dadurch, dass der Wildgarten von König Matthias hier lag, und man nimmt an, dass der König mit Vorliebe Fasane gejagt hatte. Der Gasthof „Zum Fasan“ war sehr populär nicht nur unter der örtlichen Bevölkerung, unter den vorbeigehenden Händlern, sondern auch unter den Ausflüglern. Ihr Erfolg war so groß, dass sich Ignác Riegler entschlossen hat, zu dem Gasthof ein Kurhotel bauen zu lassen, und zwar nach Entwürfen des berühmten Architekten Josef Hild.

Das harmonische Gebäude des ehemaligen Gasthofes, das in den 90er Jahren schon in schlechtem Zustand war, hat die Selbstverwaltung des XII. Bezirks 2018/19 sanieren lassen mit dem Ziel, dass die Oberstufe der Zugligeti-Schule hier Platz bekommt. Das alte Gebäude wurde um eine große neue Turnhalle ergänzt und der Unterricht konnte im Schuljahr 2019/20 hier beginnen. Wegen der frischen Luft und des Waldes in der Nähe wählen die Eltern diese Schule sehr gern. Das ehemalige Kurhotel hinter dem Schulgebäude wird gegenwärtig renoviert. Hier wird wahrscheinlich ein Kulturzentrum eröffnet.

Nicht weit von der Schule liegt das wunderschöne Glockental (Harangvölgy), das an eine Alpenlandschaft erinnert. Ursprünglich hatten wir vor, hier einen kleinen Spaziergang zu machen und die ehemaligen kleinen, schon unter Denkmalschutz stehenden Wohnhäuser und Erholungsheime zu besichtigen, auf den Spuren der alten Kneipen zu wandeln.

Am Eingang des Tales in der Harangvölgyi-Straße stand einst der Namensgeber, die Kneipe „Zur Glocke“. Laut eines Werbeplakates aus dem 19. Jahrhundert wurden hier den Gästen köstliche warme und kalte Speisen, Frühstück mit eigener Milch, nachmittags Kaffee und erstrangige Getränke angeboten. Im Keller der Gebäude im Glockental sprossen eigene Quellen, so bekamen die Ausflügler klares, gesundes Wasser. Die Kneipe „Zur Glocke“ wurde Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen, an ihrer Stelle steht heute ein Wohnhaus.

Das Glockental mit den kleinen Häusern, mit der subalpinen Vegetation ist eines der schönsten Täler im Ofner Bergland, ein ausgezeichnetes Ausflugsziel mit hervorragenden Verkehrsverbindungen.

Maria Herein Kőrös

 

Aus dem Inhalt

 

„König der Blaufärber“ wäre 100 Jahre alt

Blaufärbermeister Johann Sárdi wurde am 3. Juni 1920 in Mohatsch geboren. Auf Rat seiner Großmutter wählte er das Blaufärberhandwerk. Im Jahre 1947 hat er seine Meisterprüfung bestanden und in Großnaarad eine Werkstatt eröffnet. Der Meister stellte mit Handdruck und Bildstock seine indigo- und kornblumenblauen Textilien her. Einen Teil seiner Motive kaufte er von alten Werkstätten, den anderen Teil entwarf er selber. Die Arbeit der Blaufärber erfordert gründliches Wissen über Textildruckerei, sichere Zeichenkenntnisse, Präzisität, Geduld und Fleiß – was er alles besessen hat. Der Meister bekam für seine Arbeit und sein berufliches Engagement zahlreiche Anerkennungen.

Großnaarad-Sárdi

Adam Hetényi, der ehemalige Motor der Seetscher Deutschen ist nicht mehr unter uns

Nach schwerer, langer Krankheit ist Adam Hetényi (geb. Huitz), der ehemalige Vorsitzende der Nationalitätenselbstverwaltung der Seetscher Deutschen. am 22. April gestorben. Er setzte sich dafür ein, in Seetsche den deutschen Nationalitätenunterricht einzuführen. Die ist im Schuljahr 1978/79 gelungen. Von 1990 an arbeitete er als Direktor in der örtlichen Schule. Anfang der 90er Jahre fand er eine Partnerschule in Immenstaad am Bodensee, damit sich unsere Schüler die deutsche Sprache noch besser aneignen können. 1996 organisierte er erstmals den deutschen Nationalitätentag in Seetsche. Bis heute ist dieser Tag das größte Fest der Deutschen in Seetsche. Er gründete den Deutschen Nationalitäten-Gemischtchor und war 14 Jahre lang dessen Leiter. Dank seiner Aktivität wurde 2002 die Nationalitätenselbstverwaltung der Seetscher Deutschen gegründet, wo er acht Jahre lang der Vorsitzende war. Zeitlebens erforschte er die Geschichte, die Kultur und die Sprache der Seetscher Deutschen. Er war Mitverfasser von drei Büchern: Die Seetscher Deutschen, Buch der Erinnerungen und Beiträge zur Seetscher Mundart.

Courage, Freunde! Courage…

Es ist nicht einfach, etwas Neues zu wagen, von den eingetretenen Pfaden abzuweichen. Es ist nämlich eine Erwartung des Durchschnitts, das schon Bekannte und Bewährte als Regel zu akzeptieren. Der Mensch trachtet nach gewohnter Ordnung, nicht nach unbekannten Wegen. Gott sei Dank gibt es aber manche, die das Risiko, gänzlich aus dem Rahmen zu fallen, auf sich nehmen! „Kreativität braucht Mut“ sagt dazu der französische Maler, Graphiker, Zeichner und Bildhauer Henri Matisse (1869 – 1954), der mit Pablo Picasso zu den bedeutendsten Künstlern der Klassischen Moderne zählt, der sich von dem damals weit und breit anerkannten Stil des Impressionismus losgelöst und die erste künstlerische Bewegung des 20. Jahrhunderts, den Fauvismus, in Gang gesetzt hat.

Blumenteppich und Festzug

Diese Traditionen stammen von vor 200 Jahren, verschwanden aber in der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Jedoch sind sie heutzutage wieder lebendig geworden, zum Beispiel in Hartian. Wenn die Natur zum Leben erwacht, gehen die Leute auf die Wiesen, um Mohnblüten, Kornblumen, Holunder, Butterblumen, Heckenrosen, Rittersporn, Kastanien und Margareten zu pflücken. Die Sammler fangen den Tag in der Kirche um 04.00 Uhr in der Früh an und bitten um die Hilfe Gottes, ihren Tag glücklich zu machen. Das Blumenpflücken wird als ein Familienprogramm betrachtet. Im Allgemeinen feiern die Ungarndeutschen diesen Brauch vor dem Fronleichnamsfest, das am dritten Sonntag nach Pfingsten stattfindet.

Hartian Fronleichnam1

„Was habe ich von den Ungarndeutschen gelernt“ (VI. Teil)

„Jugendliche, die nicht ungarndeutsch sind, haben wir gefragt…“ das war die ursprüngliche Konzeption, aber die Antworten zeigen, dass es nicht ganz stimmt, denn sehr viele haben in ihren ungarndeutschen Freund/innen, Mitschüler/innen eine Gemeinschaft gefunden. Bei einigen Jugendlichen wurde sogar die in der eigenen Familie bereits bestehende Bindung an die ungarndeutsche Gemeinschaft gestärkt. Die Antworten sind auf den Facebook- und Instagram-Seiten des Lenau-Hauses sowie auf Mind-Netz, der Facebook-Seite des Instituts für Auslandsbeziehungen (Stuttgart), nachzulesen. Auch wir veröffentlichen die letzten Antworten aus dem gemeinsamen Projekt des Lenau-Hauses und des ifa, erstellt von der ifa-Kulturmanagerin Anna Czenthe in Fünfkirchen.

Speisen zur Wende des menschlichen Lebens

Die Hochzeit

Der zweite Wendepunkt des menschlichen Lebens war die Hochzeit. Sie fand nach dem Glauben unserer Vorfahren nur ein einziges Mal statt. Die Ehen wurden fürs ganze Leben geschlossen und das musste mit der Verwandtschaft, den Nachbarn und den guten Freunden mit einem Hochfest gefeiert werden. Wichtige Teile des Feierns waren der Hochzeitsschmaus, das gemeinsame Singen, das lustige Spiel und der Tanz. Die Gäste tranken Wein. Dieses Getränk beschafften die Wirte, aber auch die Bewohner vom Plattenseeoberland. Wir veröffentlichen die traditionelle Zusammenstellung des Hochzeitsmenüs und die Reihenfolge der Speisen.

Möchten Sie mehr erfahren? Bestellen Sie Neue die Zeitung!

Weitere Artikel

Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön

Ich heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.

Gala in Komitat Wesprim

Der Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.

„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen

Den Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.

„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller

Der Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.

300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm

Die Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.