Zwiebelgasse, Perlesgässje und Co.
Aus einer guten Idee ist eine große Herausforderung geworden. So könnte man die Initiative von Elisabeth Troszt, Vorsitzende der Deutschen Minderheitenselbstverwaltung von Willand, kennzeichnen. Bereits 2006, als sie noch in der örtlichen Grundschule unterrichtete, bereitete sie mit ihrer Klasse ein besonderes Projekt für den ungarndeutschen Nationalitätentag vor. Unter dem Titel „Willand früher und heute“ stellte sie mit der damaligen 4. Klasse eine Ausstellung zusammen, in der Schüler eine Landkarte mit den ursprünglichen deutschen Straßennamen herstellten, die sie mit Fotos und Zeichnungen über die alten Häuser illustrierten. Dafür holten sie Informationen von den Eltern, Großeltern, Nachbarn, älteren Willandern und aus einigen von ehemaligen Ortsansässigen herausgegebenen kleinen Büchern ein.
Elisabeth Troszt arbeitete jahrelang an der Idee, den Straßennamen endlich wieder Leben einzuhauchen, und mit dem Gesetz CLXXIX. vom Jahre 2011 über die Rechte der Nationalitäten bekam sie auch die Chance, den Gedanken in die Tat umzusetzen.
„Ich hatte schon immer vor, die gesammelten wertvollen Informationen zu unserer Vergangenheit irgendwie präsent zu machen, und vor ein paar Jahren ergab sich dann auch gesetzlich die Möglichkeit, dass die Ungarndeutschen über ihre Deutschen Minderheitenselbstverwaltungen beantragen konnten, dass die ehemaligen deutschsprachigen Straßennamen, die ihre Vorfahren benutzt hatten, wieder angebracht werden.“
Um das Projekt verwirklichen zu können, war nicht nur die Unterstützung der Willander Selbstverwaltung wichtig, sondern es mussten auch praktische Fragen und Probleme behandelt und aus dem Weg geschaffen werden.
„2016 hat die Minderheitenselbstverwaltung diesen Wunsch der Stadtverwaltung präsentiert und ich habe die älteren Bewohner der Stadt erneut aufgesucht, um die Namen zu präzisieren. Zudem haben wir zweimal in der örtlichen Zeitung um Korrektur oder um Beitrag seitens der Bevölkerung gebeten. Um die Namen sprachlich richtig zu verwenden, habe ich Hilfe von Professorin Frau Dr. Katharina Wild von der Fünfkirchner Universität bekommen sowie indirekt von Frau Dr. Marta Müller, Universitätsoberassistentin an der ELTE (die die deutschen Straßennamen in Werischwar anbringen ließ– Anmerkung der Redaktion). Auf Anraten von Prof. Wild kamen die umgangssprachlichen Formen der Straßennamen auf die Schilder. Leider hat sich die Verwirklichung des Projekts aufgrund verschiedener Hindernisse, wie z. B. der Auswahl des Herstellers und Zeitmangel, stark verzögert. Im Februar dieses Jahres sind die Straßenschilder jedoch endlich fertig geworden und werden demnächst bei kurzen Straßen nur an einem Haus, bei längeren am Anfang und am Ende der Straße angebracht.“
Die Straßennamen können aufgrund ihrer Bedeutung systematisiert werden: „Einige Straßennamen bekamen ihren Namen nach ihrer speziellen Eigenschaft, so z. B. die Neu Gasse (Hunyadi-J.-Str.), welche die am spätesten entstandene Straße des alten Dorfes war, oder die Langgasse (Batthyány-J.-Str.), die natürlich die längste Straße im Dorf war. Einige Namen knüpfen sich an die Funktion der jeweiligen Straße, z. B. die Hauptgasse (Baross-G.-Str.), wo Amtsgebäude wie das Rathaus und die Schule standen. Mehrere Straßen bekamen nach den dort lebenden Familien ihren Namen, wie z. B. die Perlesgässje (Béke-Str.) nach der Handelsfamilie Perles oder die Kastnergässje (Kölcsey-F.-Str.) nach der Familie Kastner. Und die letzte Gruppe der Straßennamen kann mit Gebäuden oder anderen geographischen Bezeichnungen verknüpft werden, z. B. die Kirchengasse (Mathiasz-J.-Str.) oder die Milchhallegässje (Zrínyi-M.-Str.).“
Und was es für ein Gefühl ist, nach so langer Zeit endlich kurz vor dem Ziel zu stehen, formuliert Elisabeth Troszt folgendermaßen:
„Ich habe Jahre darauf gewartet, dass dieses wichtige Stück unserer ungarndeutschenVergangenheit endlich wieder präsent wird. Deshalb bin ich sehr stolz darauf, dass wir mit dendeutschsprachigen Straßennamen eine gebührende Erinnerung an unsere Vorfahren erschaffenhaben, die wir auch vorzeigen können.“
Mónika Óbert
Foto: Zoltán Panta
Aus dem Inhalt
Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen in Schewinghas
Dank erfolgreicher Bewerbung um öffentliche Fördermittel konnte ein ganzes Bündel an Förderprogrammen geschnürt werden. Schewinghas/Győrsövényház ist inzwischen sehr beliebt bei jungen Familien geworden, besonders wegen günstiger Bauplätze und relativ guter Verkehrsanbindung. Als größtes Projekt wurde bereits der Schulkomplex, ehemaliges Anwesen der früheren Großgrundbesitzerfamilie von Fricke, Ende August letzten Jahres begonnen und kürzlich fertiggestellt.
Ungarndeutscher Maibaum im bayerischen Geretsried
Geretsried (Bayern) hat dank der Egerländer und der Ungarndeutschen jedes Jahr mindestens zwei Maibäume. Im Ortsteil Stein stellte Georg Hodolitsch, stellvertretender Bundesvorsitzender und bayerischer Landesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn, in seinem Garten einen Maibaum auf. Vorgesehen war ursprünglich ein bayerisch-ungarndeutscher Mai-Volkstanz, der wegen der Corona-Epidemie ausfallen musste.
Klasse 10b des Gymnasiums Ferenc Deák in Kleinpesth
Landessieger beim deutschen Schülerwettbewerb in Nordrhein-Westfalen
Die Klasse 10b des Ferenc-Deák-Gymnasiums in Kleinpesth nimmt jedes Jahr am deutschen Schülerwettbewerb in Nordrhein-Westfalen „Begegnung mit Osteuropa“ teil. Denn zu diesem Schülerwettbewerb sind auch osteuropäische Schulen eingeladen. Voriges Jahr waren wir Landessieger, und dieses Jahr haben wir es wieder geschafft! Dieses Jahr sind wir wieder Landessieger geworden! Der Titel unserer Projektarbeit war: Europa – da mache ich mit! Forum Ost-West.
Zinslose Bildungsdarlehen für ungarische Studierende in Deutschland
In Zeiten der Pandemie bietet die deutsche Bundesregierung ungarischen Studierenden finanzielle Unterstützung an. Aufgrund von Covid-19 haben viele Studierende ihren Arbeitsplatz, durch den sie ihren Aufenthalt in Deutschland finanzieren konnten, verloren. Die deutsche Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat die Schaffung eines zinslosen Bildungsdarlehensprogramms angekündigt, um die Kontinuität ihres Studiums zu gewährleisten.
„Tanzen wir rund um das Karpatenbecken!“
GJU-Freundeskreise gedenken Friedensvertrags von Trianon
Die heutige GJU kann sich über zahlreiche Freundeskreise freuen, die gleichzeitig als ausgezeichnete Tanzgruppen fungieren. Zu diesen Freundeskreisen gehören die Lochberg Regionale Tanzgruppe aus Schambek bzw. die Volkstanzgruppe Kränzlein aus Bonnhard. Wir sind sehr stolz darauf, dass diese Jugendvereine ein fester Bestandteil unserer Gemeinschaft sind, unter anderem darum, weil beide Organisationen zu den besten, international bekannten ungarndeutschen Tanzgruppen zählen.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.