Gedenktafel an der Grauen Kaserne in Pirna erinnert an die Vertreibung der Ungarndeutschen

Bad Gottleuba ist ein hübscher Kurort im Osterzgebirge. Von der freundlichen Pension Am Goethepark kann man auf Wanderwegen die herrliche Umgebung, die Sehenswürdigkeiten, die an den Erzabbau erinnern, erkunden. Beim ausgiebigen Frühstück am 22. August zeigt die Wirtin Petra Wilpert mit ungarndeutschen Wurzeln den Artikel der aktuellen Sächsischen Zeitung „Die Wurzeln vertrocknen nicht“ über die Geschichte von Nikolaus Drexler aus Banda mit dem Hinweis, dass um elf Uhr in Pirna eine Gedenktafel an die vertriebenen Ungarndeutschen enthüllt werden soll. Gleich wird der Vater, Heinrich Oppermann, benachrichtigt, der sich gerade in seiner geliebten Tanya auf dem nahe liegenden Berg aufhält, und wir fahren nach Pirna.

Für Tausende von vertriebenen Ungarndeutschen war die Graue Kaserne in Pirna erste Anlaufstelle.Für Tausende von vertriebenen Ungarndeutschen war die Graue Kaserne in Pirna erste Anlaufstelle

Am 22. August 1947 kam der erste Transport mit 1500 vertriebenen Ungarndeutschen in der Grauen Kaserne in Pirna an. Nachdem die Amerikaner die Vertreibung in den Westen gestoppt hatten, wandte sich die ungarische Regierung an die Sowjetregierung mit der Bitte, weitere 50000 Ungarndeutsche in die Sowjetische Besatzungszone transportieren zu dürfen. Von ihnen sind etwa 40000 in Sachsen gelandet.

Auf der Fahrt stellt sich heraus, dass die Errichtung einer Gedenktafel vor fünf Jahren von Prof. Oppermann und seinem Freund Prof. Jakob Justus (der vor zwei Jahren verstarb) initiiert wurde. Seitdem hat er nichts davon gehört. Zur Gedenkstunde waren etwa 40 Vertriebene und Nachfahren gekommen. Adam Glück aus Sumpa, heute Dresden, war im ersten Transport. Maria Horvath aus Marka war vier Monate alt. Bei der Ankunft glaubte man, sie sei tot und man legte sie neben einen Ofen – sie blieb am Leben und war jetzt mit ihrem Mann dabei, der bei der Vertreibung anderthalb Jahre alt war.

 Prof. Heinrich Oppermann, Peter Bien, Vorsitzender von VDA-Sachsen, Gesandter András Izsák, Jens Baumann vom Innenministerium und Bundestagsabgeordneter Klaus Brämig mit Zeitzeugen (rechts im Bild: Adam Glück). Prof. Heinrich Oppermann, Peter Bien, Vorsitzender von VDA-Sachsen, Gesandter András Izsák, Jens Baumann vom Innenministerium und Bundestagsabgeordneter Klaus Brämig mit Zeitzeugen (rechts im Bild: Adam Glück)

Einen historischen Abschnitt nannte Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke den Neuanfang der Ungarndeutschen. Viele Vertriebene fanden Arbeit in der Kunstseide der Stadt. Jens Baumann vom Sächsischen Innenministerium, das die Gedenktafel finanziell förderte, wies darauf hin, dass nach dem Weltkrieg jeder Fünfte in Sachsen Flüchtling oder Vertriebener war, die eine neue Heimat aufbauen mussten. Der ungarische Gesandte in Berlin András Izsák sagte, die Vertreibung sei „ein Schandflecken in der Geschichte Ungarns“ und bezeichnete sich selber als „Ehrenungarndeutscher“, da er im Budapester Deutschen Nationalitätengymnasium maturierte.

Die dreisprachige GedenktafelDie dreisprachige Gedenktafel

Der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Klaus Brähmig, der in der Sächsischen Schweiz-Osterzgebirge aufgewachsen ist, betonte: „Mir ist es politisch wie persönlich ein großes Anliegen, die Erinnerung an das Schicksal der vertriebenen Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg wachzuhalten. Die Tafel soll auch den nachfolgenden Generationen als Mahnung dienen, für ein in Frieden, Demokratie und politischer Stabilität geeintes Europa zu wirken.“

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Fotos: I. F.

 

 

Aus dem Inhalt

 

Ungarndeutsche stellten sich in Berlin vor

Das Bundesministerium des Innern öffnete seine Tore für Besucher: Im Rahmen einer großangelegten Veranstaltungsreihe gewährte die Verwaltungsbehörde am 26. und 27. August einen Blick hinter ihre Kulissen. Zum Tag der offenen Tür in Berlin bekamen das Kulturensemble des Ungarndeutschen Bildungszentrums in Baje sowie die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen eine Einladung. An einem gemeinsamen Stand mit den friesischen, dänischen und sorbischen Minderheiten und mit den Romas und Sintis in Deutschland, mit den in Europa lebenden deutschen Minderheiten machte die Delegation die deutsche Volksgruppe in Ungarn bekannt.

 

20-jähriges Jubiläum mit Chortreffen gefeiert

Der Nadascher Chor und Traditionspflegeverein Hl. Margareta von Schottland feierte am 19. August ein rundes Jubiläum. Zu seinem 20. Jahrestag hat der Singverein ein Chortreffen veranstaltet und zu diesem schönen Anlass Chöre aus der Branau und Tolnau eingeladen, mit denen er seit Jahren gute Kontakte pflegt. Der Nadascher Pfarrer Mátyás Pekker griff auf die altbewährte Weisheit zurück: „Wer singt, betet doppelt“. Er sprach seine Freude darüber aus, dass sich die Kirche mit Leben füllte und die Chöre durch ihren Dienst die kirchlichen Veranstaltungen umrahmen.

 

Bilderchronik von Sankt Martin erschienen

Sankt Martin/Szigetszentmárton befindet sich im Herzen der Tschepel-Insel im Kreis Ratzenmarkt/Ráckeve (Komitat Pesth). Die Ortschaft ist seit mehr als 750 Jahren bewohnt, heute hat sie etwa 2100 Einwohner. Im Kindergarten gibt es deutschsprachige Beschäftigungen und in der Schule deutschen Nationalitätenunterricht. Die Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung wurde 1994 gegründet. Eine umfangreiche und sehr reich illustrierte Bilderchronik über die Sehenswürdigkeiten von Sankt Martin ist herausgegeben worden.

 

VUK-Camp 2017: Sprach- und Weltkenntnisse in Balatonszemes

Das Sommercamp des Vereins für ungarndeutsche Kinder (VUK) wurde vom 30. Juli bis zum 5. August abgehalten. Neben den schon wohl bekannten Gesichtern hat die Truppe der Organisatoren zahlreiche neue Kinder kennen gelernt. Das Programm, wie es schon seit Jahren üblich ist, wurde sehr vielfältig gestaltet, wobei immer die Kleinen im Fokus standen. Kreativbeschäftigungen, traditionelle Selbstbastelrunden, neue DIY-Methoden haben den Kern der Woche gebildet. Das Ziel war aber, nicht nur ein Sommercamp zu machen, sondern den Kindern auch Sprach- und Weltkenntnisse zu vermitteln, deswegen wurde versucht die deutsche Sprache und die ungarndeutschen Bräuche und Gewohnheiten spielerisch weiterzugeben.

 

Vielfalt verbindet Vertreter der Zukunft: 2. Jugendtreffen der Nationalitäten am Velence-See

Das Jugendlager aller 13 Nationalitäten – eine erfolgreiche Initiative des Ministeriums für Humanressourcen – fand zum zweiten Mal in Hauptorganisation der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher (GJU) und Organisation der Slowakischen Jugendlichen in Ungarn (Maszfisz) am Velence-See in Gárdony statt. Dieses Jahr haben noch mehr Jugendliche über die großartige Möglichkeit gehört, sich angemeldet und haben ihre Nationalität vertreten. Die GJU hat das Ungarndeutschtum mit 20 Teilnehmern präsentiert.

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Kleine Dorfausstellung in Tiedisch

Zum diesjährigen Dorftag am 19. August wurde die „Kleine Dorfausstellung“ eröffnet als besonderer Teil des Kulturprogramms der Deutschen Selbstverwaltung Tiedisch. Damit geht es uns darum, die Kultur und das Erbe der Ungarndeutschen im Dorf zu bewahren und lebendig zu erhalten. Das Gebäude – das ehemalige Pfarrhaus – liegt am zentralen Dorfplatz gegenüber der Kirche. Vom Vorplatz aus betritt man das Haus durch eine bunt verglaste Tür und steht im Vürgang. Hier empfängt den Besucher in diesem Jahr die Wanderausstellung „Schwäbische Türkei“ als Leihgabe aus dem Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm. Sie wurde gestaltet von der Kulturreferentin für Südosteuropa Dr. Svantje Volkmann und stimmt die Gäste ein.

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Auflösung des Mundart-Preisausschreibens „die Jähn“ (apremerisch) „die Jäne“ (sawederisch und mutschingerisch)

Die Jähn (die Jäne) ist ein altfuldischer Mundartausdruck aus der Landwirtschaft und leitet sich aus dem Verb: „ja(h)nen“ ab, vgl. Jahn (Deutsches Rechtswörterbuch – DRW). Sie bezeichnet eine bestimmte Landfläche (s. u. „II“ ebenda) und wird somit (vgl. unter „II1“) als der Teil einer bebauten Fläche, den eine Person zur Bestellung oder Aberntung vor sich hat und in einem Gang (siehe Etymologie) erledigt; dann auch „Arbeitspensum“ genannt.

Gedenken an die Vertreibung der Ungarndeutschen in Sachsen

Mit einer Kranzniederlegung an der Gedenktafel an der Grauen Kaserne wurde am 19. Januar 2025 im sächsischen Pirna an die aus Ungarn vertriebenen Deutschen erinnert.

Gedenkspaziergang und -feier zum 80. Jahrestag der Verschleppung der Deutschen aus Elek

Ein aus vierzig umgebauten Viehwaggons bestehender Zug verließ den Bahnhof Elek am 11. Januar 1945 um 13 Uhr – wie es sich später herausstellte – nach Kriwoi Rog in der Sowjetunion (heute Krywyj Rih in der Ukraine) mit 1903 zur Zwangsarbeit verschleppten arbeitsfähigen Frauen von 17 bis 35 Jahren und Männern von 16 bis 45 Jahren deutscher Abstammung.

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Ich heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.

Gala in Komitat Wesprim

Der Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.