Faschingsbegraben in ungarndeutschen Ortschaften
Hartian /Újhartyán
Der Freundeskreis Schwäbischer Jugendlicher Hartian belebte den alten Brauch des Blochziehens 2014 zum ersten Mal wieder. Nach 2015 und 2017 wurde er auch heuer begangen. Neben dieser erneuerten Tradition hat der Verein einen in Hartian schon längst vergessenen Brauch, das Faschingsbegraben, zum Leben erweckt.
Die Hartianer Jungs machten sich am letzten Faschingstag wieder auf den Weg, um ihre Partnerinnen, die sie am ersten Tag der Ballsaison ausgewählt hatten, um mit ihnen auf den Faschingsbällen tanzen, mit einem verzierten Bloch aufzusuchen. Dieser Bloch, der die Schwierigkeiten des späteren Ehelebens symbolisiert, wurde an die Füße des Mädchens gebunden und so ein Walzer getanzt. Die jungen Männer wurden reich bewirtet und sie haben als Geschenk Ei – ein Fruchtbarkeitssymbol – und Wurst bekommen, die zu Rührei gekocht gemeinsam verzehrt wurden. Die Faschingszeit wurde zum Schluss mit einem Ball in einem örtlichen deutschen Wirtshaus verabschiedet. Im Rahmen dieser letzten Unterhaltung vor der Fastenzeit wurde auch Fasching Seppi nach vielen Jahrzehnten wiederum beerdigt.
Wie konnte dieser Brauch wieder ins Leben gerufen werden?
In der Hartianer Zeitung haben wir während der diesjährigen Vorbereitungen ein Interview mit Rosalia Streifer geb. Rizmajer über die Faschingsbräuche der alten Zeiten entdeckt. Darin erwähnte Frau Rosi, dass früher nach dem Blochziehen im Wirtshaus der Fasching „beweint wurde“. Wir haben in ihrer kurzen Erzählung die vielerorts bekannte Faschingsbegrabungs-Zeremonie erkannt. Wir haben Frau Rosi besucht und befragt. Eine der wichtigsten Fragen war, ob man in Hartian die begrabene Person Toni – wie im Ofner Bergland – oder Seppi – wie südlich von Budapest – nannte. In Hartian wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts Fasching Seppi begraben, wie in Schorokschar, Harast und Taks, mit denen wir zum gleichen Mundartraum gehören. Frau Rosi hat uns die anderen wichtigen Charakterzüge des örtlichen Faschingsbegrabens erklärt, so konnten wir den Brauch originalgetreu auf die Bühne bringen. Wir bedanken uns bei allen, die in der Organisation und im Ablauf der Hartianer Fastnacht mitgewirkt haben!
Martin Surman-Majeczki
Foto: Lenke Kari
Agendorf / Ágfalva
Es ist eine jahrhundertealte Tradition in Agendorf, im Fasching den Winter mit einer Narrenhochzeit zu begraben. Am 14. Februar ging der Hochzeitszug durch die Straßen von Agendorf, wo die Gastgeberfamilien zur Musik der Agendorfer Blaskapelle tanzten. Der Pfarrer traute das Brautpaar, dann wurden die aufgetischten Leckereien verzehrt, und der Hochzeitszug ging mit Musikbegleitung zur nächsten Station. Traditionelle Figuren sind der Pfarrer, der mit humorvollen Texten das Brautpaar traut, die Sargträger, das Hochzeitspaar, der Bär, den der Bärentreiber zum Tanzen bringt. Der lustige Faschingsumzug begrub bei der letzten Station den Winter und die Kälte und den Not symbolisierenden Sarg, damit wir nach der Fastenzeit gereinigt auf den Frühling warten.
Foto: Péter Németh
Schaumar/Solymár
Es ist Tradition in Schaumar, am letzten Tag vor der großen Fastenzeit – also am Dienstag vor Aschermittwoch – in der Turnhalle der Schule im Rahmen eines lustigen Festes den Fasching zu Grabe zu tragen. Die Deutsche Selbstverwaltung hat zum Fest geladen. Jeder hat Essen und Trinken selbst mitgebracht. Für Musik sorgte die Blaskapelle Schaumarer Musikanten. Aufgetreten sind der Männerchor, die „Reményi Margit“-Tanzgruppe und die Herbstrosen-Tanzgruppe. Spät am Abend wurde dann der Fasching begraben, indem Fasching Toni verabschiedet wurde. Die Trauergemeinde hat ihn auf seinem letzten Weg begleitet. Bis zu Ostern gibt es weder Feierlichkeiten noch Tanz und Musik.
Foto: Zsuzsa Kárpáti
Aus dem Inhalt
„Wir wollen das Gefühl haben, alles für den Erfolg gegeben zu haben“ – Die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen bereitet sich mit Volldampf auf die Parlamentswahlen vor
Eine Rekordzahl von Themen in insgesamt 39 Tagesordnungspunkten diskutierte die Vollversammlung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen auf ihrer ersten diesjährigen Sitzung am 17. Februar. Viele von diesen mussten wegen Gesetzesänderungen behandelt werden, aber auch in zahlreichen wesentlichen Themen wurden Beschlüsse gefasst. Das Allerwichtigste war die Angelegenheit der bevorstehenden Parlamentswahlen. Ein wichtiges Element zur Verwirklichung der kulturellen Autonomie ist die Weiterentwicklung des ungarndeutschen Bildungssystems. Ab dem Januar 2018 sind – vor allem dank des Einsatzes des Parlamentssprechers Emmerich Ritter – die Nationalitätenzuschüsse der Pädagogen um 50 Prozent erhöht worden. Das Ungarndeutsche Pädagogische Institut hat nun auch ein Büro in Budapest, im Haus der Ungarndeutschen (Lendvay-Straße 22), wo die Mitarbeiter bei Fragen rund um die Bildung und die Bildungsverwaltung helfen. Örtliche Deutsche Selbstverwaltungen tragen insgesamt etwa 50 Bildungseinrichtungen
Sprachkenntnisse öffnen Türen: „Deutsch.Karriere.Erfolg.“
Um Deutschlernende in Ungarn zu erreichen bzw. den beruflichen Vorteil von Deutsch in Ungarn aufzuzeigen, wurde die Kampagne „Deutsch.Karriere.Erfolg.“ gestartet. Eine Webseite sowie eine Facebookseite stehen mit Informationen der drei Themengruppen der Kampagne bereit, Tipps rund ums Deutschlernen, Sprachprüfungen, kulturelle Veranstaltungen in deutscher Sprache in Ungarn, aktuelle Stellen-, Praktikums- und Stipendienmöglichkeiten deutscher, österreichischer und schweizerischer Firmen bzw. Institutionen werden regelmäßig online gestellt. In Werbevideofilmen werden Fachleute vorgestellt, die dank ihrer Deutschkenntnisse oder Erfahrungen im deutschsprachigen Gebiet erfolgreiche Karrieren in Ungarn durchlaufen bzw. durchliefen. Auf Einladung der drei Botschaften deutschsprachiger Länder in Budapest wurden Pressemitarbeiter und Interessenten zu einer Präsentation der Kampagne in die Deutsche Botschaft geladen. Am 15. Februar standen die deutsche Sprache und die Motivation zum Spracherwerb im Fokus.
Im HdU wurde aus Stroh Gold
In der Reihe Zentrum-Programme im HdU wird regelmäßig an das jüngste Publikum gedacht. Diesmal war es Rumpelstilzchen, dessen Geschichte die Kinder am 10. Februar kennen lernen konnten. Die Organisatoren beim Ungarndeutschen Kultur- und Informationszentrum und Bibliothek halten es für wichtig, Familien ins Haus der Ungarndeutschen in Budapest einzuladen. Einerseits hofft man auf diesem Wege, den Publikumskreis erweitern zu können, andererseits sollen diese Veranstaltungen den Erwerb der deutschen Muttersprache fördern. Paula Donner und Tamás Boglári, zwei Schauspieler der Deutschen Bühne Ungarn, erzählten diesmal mit Hilfe von Marionettenfiguren das klassische Märchen der Brüder Grimm. Die Sprache der Aufführung war überwiegend Deutsch.
70. Gedenktag der Vertreibung im Herzen des Bakonyer Waldes
1948 mussten die deutschen Einwohner auch in den vier einander nahe liegenden Dörfern Lindenbrunn (Foto), Marka, Banda und Herend ihr 50 Kilo schweres Bündel schüren und sich zu Fuß, ihren kleinen Wagen ziehend, auf den Weg machen. Sie hatten auf dem Bahnhof in Herend, wo der Zug ab dem 12. Jänner auf sie wartete, einzutreffen. Schweren Herzens gingen sie aus ihren Dörflein fort. Den längsten Fußweg bis nach Herend hatten die Lindenbrunner. Die Markamer ließen noch schnell eine heilige Messe zelebrieren, bevor sie das Dorf endgültig verließen. Für die Bandemer war dieser Weg bekannt, sie hätten aber nie gedacht, dass es einmal keinen Rückweg mehr geben würde. Die Herender mussten von zu Hause ins Fremde, für ihr Herz war’s auch nicht leichter.
Gedenktag an die Vertreibung der Deutschen aus Ungarn in München
Bereits zum fünften Mal veranstaltete das Ungarische Generalkonsulat in Bayern Ende Januar in der Campus-Kirche in München einen Festakt. Eingeladen waren von der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn, LV Bayern, der Ehrenvorsitzende Hans Schmuck und der neue erste Vorsitzende Georg Hodolitsch. Die Ungarndeutsche Trachtengruppe aus Geretsried mit Karl Raminger als Fahnenträger und die Märzzwillinge in Tracht begleiteten die Repräsentanten der LDU. Die Moderation dieser sehr gut besuchten Gedenkveranstaltung besorgte Konsulin Rita Chovini. Musikalisch mit traditionellen deutschen Volksliedern umrahmten die Veranstaltung die jungen Ungarndeutschen Sandra Holczinger (Gesang) und Mariann Molnár (Akkordeon).
Die Rollrichtung ist der Wegweiser – Hutzelradrollen in Altglashütten
Im kleinen aber wundervollen ungarndeutschen Dorf Altglashütten/Óbánya in der Branau wird Traditionspflege großgeschrieben. Seit der Neubelebung des alten deutschen Brauchs des Hutzelradrollens am Hutzelsonntag kommen am letzten Sonntag vor der Fastenzeit etwa hundert Menschen von nah und fern zusammen, um das feurige Spektakel zu bewundern. Das Hutzelradrollen hat eine sehr alte Tradition in Altglashütten und wurde von den im 18. Jahrhundert angesiedelten Deutschen aus der Urheimat mitgebracht und bis in die 1970er Jahre ununterbrochen ausgeübt. Nach einer mehr als 30-jährigen Pause hat die Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung die Tradition zu neuem Leben erweckt.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.