„Es ist ein faszinierendes Gefühl, ein Instrument mit den eigenen Händen zu erschaffen“ – Geigenbauer Tibor Elmauer
Tibor Elmauer (34) stammt aus Kockrsch/Kakasd in der Tolnau und lebt zurzeit mit seiner Familie in Budapest. Er ist Maschineningenieur und arbeitet als Instandhaltungsleiter beim Privatunternehmen Inwatech Kft., das sich mit dem Entwurf und der Herstellung von Abwasserfilter, Biogasbetrieben und Wasserwerken beschäftigt, und ist neben seinem Beruf Geigenbauer. Er verfügt über ein sehr tiefes, umfangreiches Wissen und langjährige Erfahrungen in der Instrumentenherstellung. Wie er zu diesem außergewöhnlichen Beruf kam, welche Materialien er benutzt und wie er die Zukunft der handwerklichen Geigenherstellung sieht, hat er der NZ verraten.
Elmauer kam schon sehr früh mit der Musik in Berührung, sein Vater ist Direktor der Musikschule in Bonnhard, und alle seine drei Geschwister sind professionelle Musiker. Von 2003 bis 2006 studierte er Instrumentenherstellung mit Studienschwerpunkt Streichinstrumente an der Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest und hat daneben bei seinem Meister Ferenc Kőrösi in seiner Budapester Werkstatt als Praktikant gearbeitet, wo er sich die praktischen Kenntnisse – etwa 90 Prozent der Gesamtausbildung – angeeignet hat. Obwohl er Violinen, Bratschen und sogar auch Violoncellos herstellen könnte, macht er nach eigener Angabe selber nicht Musik. Zwischen 2007 und 2011 hat Elmauer in Gedelle Maschinenbau studiert und danach anderthalb Jahre bei einer Agrarfirma in Bonnhard gearbeitet. Zurück in Budapest hat er eine Stelle als Maschineningenieur bekommen, hat aber seine Leidenschaft, den Geigenbau, auch nicht aufgegeben.
Vor der Matura war er sich schon sicher, dass er sich mit Geigenbau beschäftigen möchte. Er hatte zu seiner Gymnasialzeit auf Empfehlung seines Vaters die Werkstatt von Herrn Kőrösi besichtigt – und es war für ihn Liebe auf den ersten Blick: „Was mich besonders bewegt hat, ist die Komplexität der Violine. Ich denke, sie gehört zu den schönsten und gleichzeitig zusammengesetztesten Instrumenten der Welt. Viele wissen vielleicht gar nicht, wie sehr die Instrumentenherstellung eigentlich mit dem Ingenieurwesen zusammenhängt, das ist auch mir erst während meines Studiums klar geworden“, sagt er. Geigenbau ist ein fester Bestandteil seines Lebens: „Mit den eigenen Händen etwas herzustellen, das später Klänge von sich gibt – ist ein unbeschreibliches Gefühl. In der Hand eines Profis wird eine Violine viel mehr als nur ein einfacher Gegenstand.“
Man muss laut Tibor Elmauer fest entschlossen sein, wenn man als Geigenbauer arbeiten möchte, viel Ausdauer ist erwünscht und man braucht auch etwas Geschick. Es gibt, wie in jedem Beruf, Vor- und Nachteile. Es dauert zudem auch sehr lange, bis man in Fachkreisen einen Namen hat. Darüber, wie man eigentlich zum Geigenbauer wird, berichtet er: „Wenn man anfängt mit Holz zu arbeiten, muss man sich schon von vornherein im Klaren sein, was man erschaffen möchte, denn mit einer falschen Bewegung kann man leicht eine mehrtägige Arbeit zunichte machen. Man muss anfangs auch einen Meister finden, der einem drei Jahre lang praktisch alles beibringt. Diese Ausbildungsjahre sind aber nicht mit einem Lohn verbunden, und man muss natürlich auch auf die Musikakademie aufgenommen werden, wenn man einen Abschluss haben möchte.“ Laut ihm arbeiten heute in Ungarn etwa 30 – 40 professionelle Geigenhersteller, die handwerklich Instrumente bauen.
Zu Hause in Kockrsch hat Tibor Elmauer eine eigene Werkstatt – mit speziellen Werkzeugen und eigens hergestellten Schablonen –, wo er an Wochenenden arbeitet. Er beschäftigt sich nicht nur mit der Herstellung, sondern auch mit der Reparatur von Violinen für Kunden aus dem In- und Ausland. Der ständigen Nachfrage kann er kaum nachkommen, er wünschte sich mehr Zeit, die er aber neben seiner Festanstellung nur schwer aufbringen kann. Die neuen Instrumente stellt er nicht auf Bestellung her, sondern wenn eines fertig ist, sucht er sich einen Kunden. Für jedes Instrument verwendet der Geigenbauer unterschiedliche Holzarten: Fichtenholz, Ahorn und auch Ebenholz. Nur acht bis zehn Jahre altes Holz ist für den Geigenbau geeignet. Die Rohmaterialien besorgt er sich aus Italien, Bosnien und Siebenbürgen. Tibor Elmauer hat seit 2003 bisher fünf Violinen und Bratschen hergestellt, sie sind alle exklusiv und einzigartig. Jetzt arbeitet er an seiner sechsten Violine. Es ist für ihn mehr als ein Hobby, und er will nicht damit aufhören.
GS
Aus dem Inhalt
Die Osternummer der Neuen Zeitung erscheint auf 40 Seiten zum Preis von 400 Forint.
Vertreibungsdenkmal in Nadasch eingeweiht
Im verlängerten Gedenkjahr an die in die Sowjetunion verschleppten Zwangsarbeiter und politischen Gefangenen wurden zahlreiche Denkmäler errichtet. In vielen ungarndeutschen Ortschaften stehen diese Mahnmale, die uns Lebenden und deren Nachkommen an diesen traurigen Abschnitt der ungarndeutschen Geschichte erinnern. Auch das in Nadasch/Mecseknádasd am 2. April enthüllte Vertreibungsdenkmal stellt eine würdige Erinnerung an die Opfer dar.
Grünes Licht für die Minority SafePack Initiative
Die Europäische Kommission hat am 29. März die Entscheidung getroffen, die Minority SafePack Initiative – die Europäische Bürgerinitiative für die Minderheiten in Europa – zu registrieren. Die ursprüngliche Entscheidung der Kommission aus dem Jahr 2013, die Registrierung der Initiative abzulehnen, wurde vom Europäischen Gerichtshof Anfang Februar diesen Jahres annulliert. Die offizielle Entscheidung lautet wie folgt: Die Europäische Kommission hat heute beschlossen, eine Europäische Bürgerinitiative zu registrieren, die die Kommission auffordert, „den Schutz der nationalen und sprachlichen Minderheiten zu verbessern und die kulturelle und sprachliche Vielfalt in der Union zu stärken“. Die Entscheidung ist ein Erfolg für die Minderheiten und für die Bürgerrechte in Europa zugleich!
Schaumarer Kompanei für den Erhalt der Ortsmundart
Die Laientheatergruppe Schaumarer Kompanei wurde auf ganz spontane Weise vor einigen Jahren gegründet. Es gab in Schaumar bereits seit 70 Jahren kein deutschsprachiges Christkindlspiel mehr, als 2011 eines unter der Leitung von Pädagogin Hilda Hartmann Hellebrand an Weihnachten präsentiert wurde. Der große Erfolg brachte gleich neue Ideen und viele begeisterte Laienschauspieler mit sich, und es kamen auch Vorschläge, dass man ein lustiges Stück auf die Bühne stellen sollte. Hilda Hartmann Hellebrand begann daraufhin mit der Suche nach alten Anekdoten aus Schaumar, die sie als Grundlage für weitere Spiele verwendete.
„A sváb“ – Puskás vor 90 Jahren geboren
Vor 90 Jahren erblickte der legendäre Fußballspieler Ferenc Puskás als Franz Purczeld (Foto) das Licht der Welt. Er gehört zu den berühmtesten Fußballspielern Ungarns, war Olympiasieger und eine der Leitfiguren der legendären „Goldenen Elf“. Puskás wurde am 1. April 1927 in Kleinpest in eine ungarndeutsche Familie geboren. Die Familie ließ den Namen in den 1930er Jahren magyarisieren. Bereits in seinen jungen Jahren zeigte sich sein Talent für Fußball, sein Vater, der Trainer war, wurde auf ihn aufmerksam. Puskás, „der beste Linksfuß der Welt“, wie ihn Pelé einmal nannte, trug Beinamen. Oft wurde er „der Schwabe“ und später „Öcsi“ genannt.
Deutsche Musiktraditionen der Branau summiert – Vom Gesang bis zur Blasmusik
Die persönliche Sammeltätigkeit, die Summierung der lebenslangen Forschungen des Volksmusikwissenschaftlers Dr. Ferenc Várnai ist als Lehrbuch gedacht zweisprachig erschienen. „Die vorliegenden Ergebnisse konnten nur durch die bis dato erfolgte Erforschung des dreihundert Jahre lang lobenswert bewahrten musikalischen Brauchtums der Deutschen, die in der Branau ihre neue Heimat gefunden hatten, zustande kommen. Ausgehend von den Kinderliedern, Kinderspielen und -tänzen, über das einstige und bis heute bestehende gesungene Brauchtum der Jugendlichen und Erwachsenen, bis hin zur Solo- und Kapellenmusik versuchten wir die in allen Formen verborgenen Charakterzüge bzw. Eigenarten herauszufinden, damit durch deren Erschließung ihr zukünftiger Erhalt garantiert ist.“
Gymnasiasten der Audi Hungaria Schule zu Gast in Ilmenau
Schüleraustauschprogramme – ob lang oder kurz – bieten immer eine gute Gelegenheit für Sprachlerner, die jeweils andere Kultur hautnah zu erleben, Land und Leute näher kennen zu lernen und die Sprache zu üben. Diesmal haben 33 Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs der Audi Hungaria Schule in Raab ihre Sprachkenntnisse während einer Schnupperwoche in Thüringen auf die Probe gestellt.
Die nächste Nummer der Neuen Zeitung erscheint am 21. April.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.