Schaumarer Kompanei für den Erhalt der Ortsmundart

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Nationalitätenleben Leben gestern und heute“ beherbergte die Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung Nadasch am 24. und 25. März eine außergewöhnliche Delegation: die Schaumarer Kompanei. Mit ihrem Theaterstück „Rosmarin“, musikalisch begleitet von den Schaumarer Musikanten, verzauberten sie das Publikum. Beim Hochamt am Sonntag sang der Schaumarer Frauenchor (Dirigentin: Ditta Schreiber-Kánya) kirchliche und weltliche Lieder aus seinem breiten Repertoire.

Schaumarer Kompanei

Die Laientheatergruppe Schaumarer Komanei wurde auf ganz spontane Weise vor einigen Jahren gegründet. Es gab in Schaumar bereits seit 70 Jahren kein deutschsprachiges Christkindlspiel mehr, als 2011 eines unter der Leitung von Pädagogin Hilda Hartmann Hellebrand an Weihnachten präsentiert wurde. Der große Erfolg brachte gleich neue Ideen und viele begeisterte Laienschauspieler mit sich, und es kamen auch Vorschläge, dass man ein lustiges Stück auf die Bühne stellen sollte. Hilda Hartmann Hellebrand begann daraufhin mit der Suche nach alten Anekdoten aus Schaumar, die sie als Grundlage für weitere Spiele verwendete. Die Mitglieder der Theatergruppe sind vielseitig begabt, es gibt unter ihnen Schüler, Urgroßeltern, Pädagogen, Handwerker oder Maurer. Die Hintergrundbilder zu den unterschiedlichen Szenen wurden ebenfalls von den Mitgliedern erstellt. Und natürlich sind auch alle Utensilien und Trachten auf der Bühne original Schaumarer Erbstücke.

Schaumarer Kompanei

Das „Lustspiel“ war das erste Stück, das von der Kompanei aufgeführt wurde, und die Gruppe studierte bisher jedes Jahr ein neues Stück ein. Ihr fünftes Theaterstück mit dem Titel „Rosmarin“, das letztes Wochenende in Nadasch präsentiert wurde, hat Hartmann Hellebrand zum 70. Gedenkjahr der Vertreibung geshrieben, und es behandelt die Geschehnisse in Schaumar, vor, während und nach der Vertreibung anhand der eigenen Familienchronik der Autorin/Regisseurin. Der Text ist in der Schaumarer Mundart geschrieben, aber bei den Proben werden auch Vorschläge von den Schauspielern beachtet. „Rosmarin“ ist zwar ein ernstes Stück, jedoch auch mit lustigen Elementen in acht Bildern. Bei diesem Stück standen vier Generationen (von 8 – 82 Jahren) auf der Bühne, insgesamt besteht die Gruppe aus 40 Mitgliedern und wird von der Kapelle Schaumarer Musikanten und dem Schaumarer Frauenchor begleitet. Die Mitglieder kommen größtenteils aus der Großgemeinde Schaumar, aber auch aus den Nachbarorten Sanktiwan bei Ofen und Werischwar. „Die Senioren unter den Schauspielern sind noch authentische Mundartsprecher. Die Spieler mittleren Alters haben den Dialekt zwar zu Hause oft nicht mehr erlernen können, holen es aber in der Gruppe mit Freude nach. Für die kleinen Spieler ist der Dialekt etwas ganz Besonderes, sie sagen, es sei eine geheime Sprache, die nur sie verstünden“, sagt die Regisseurin. Die Schaumarer Kompanei tut also sehr viel für den Erhalt der Ortsmundart. Denn alle Stücke werden in der Mundart gespielt.

GS

Aus dem Inhalt der Doppelausgabe

Vertreibungsdenkmal in Nadasch eingeweiht

Im verlängerten Gedenkjahr an die in die Sowjetunion verschleppten Zwangsarbeiter und politischen Gefangenen wurden zahlreiche Denkmäler errichtet. In vielen ungarndeutschen Ortschaften stehen diese Mahnmale, die uns Lebenden und deren Nachkommen an diesen traurigen Abschnitt der ungarndeutschen Geschichte erinnern. Auch das in Nadasch/Mecseknádasd am 2. April enthüllte Vertreibungsdenkmal stellt eine würdige Erinnerung an die Opfer dar.

Grünes Licht für die Minority SafePack Initiative

Die Europäische Kommission hat am 29. März die Entscheidung getroffen, die Minority SafePack Initiative – die Europäische Bürgerinitiative für die Minderheiten in Europa – zu registrieren. Die ursprüngliche Entscheidung der Kommission aus dem Jahr 2013, die Registrierung der Initiative abzulehnen, wurde vom Europäischen Gerichtshof Anfang Februar diesen Jahres annulliert. Die offizielle Entscheidung lautet wie folgt: Die Europäische Kommission hat heute beschlossen, eine Europäische Bürgerinitiative zu registrieren, die die Kommission auffordert, „den Schutz der nationalen und sprachlichen Minderheiten zu verbessern und die kulturelle und sprachliche Vielfalt in der Union zu stärken“. Die Entscheidung ist ein Erfolg für die Minderheiten und für die Bürgerrechte in Europa zugleich!

„A sváb“ – Puskás vor 90 Jahren geboren

Vor 90 Jahren erblickte der legendäre Fußballspieler Ferenc Puskás als Franz Purczeld (Foto) das Licht der Welt. Er gehört zu den berühmtesten Fußballspielern Ungarns, war Olympiasieger und eine der Leitfiguren der legendären „Goldenen Elf“. Puskás wurde am 1. April 1927 in Kleinpest in eine ungarndeutsche Familie geboren. Die Familie ließ den Namen in den 1930er Jahren magyarisieren. Bereits in seinen jungen Jahren zeigte sich sein Talent für Fußball, sein Vater, der Trainer war, wurde auf ihn aufmerksam. Puskás, „der beste Linksfuß der Welt“, wie ihn Pelé einmal nannte, trug Beinamen. Oft wurde er „der Schwabe“ und später „Öcsi“ genannt. Deutsche Musiktraditionen der Branau summiert

Vom Gesang bis zur Blasmusik

Die persönliche Sammeltätigkeit, die Summierung der lebenslangen Forschungen des Volksmusikwissenschaftlers Dr. Ferenc Várnai ist als Lehrbuch gedacht zweisprachig erschienen. „Die vorliegenden Ergebnisse konnten nur durch die bis dato erfolgte Erforschung des dreihundert Jahre lang lobenswert bewahrten musikalischen Brauchtums der Deutschen, die in der Branau ihre neue Heimat gefunden hatten, zustande kommen. Ausgehend von den Kinderliedern, Kinderspielen und -tänzen, über das einstige und bis heute bestehende gesungene Brauchtum der Jugendlichen und Erwachsenen, bis hin zur Solo- und Kapellenmusik versuchten wir die in allen Formen verborgenen Charakterzüge bzw. Eigenarten herauszufinden, damit durch deren Erschließung ihr zukünftiger Erhalt garantiert ist.“

Gymnasiasten der Audi Hungaria Schule zu Gast in Ilmenau

Schüleraustauschprogramme – ob lang oder kurz – bieten immer eine gute Gelegenheit für Sprachlerner, die jeweils andere Kultur hautnah zu erleben, Land und Leute näher kennen zu lernen und die Sprache zu üben. Diesmal haben 33 Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs der Audi Hungaria Schule in Raab ihre Sprachkenntnisse während einer Schnupperwoche in Thüringen auf die Probe gestellt.

Die nächste Ausgabe der Neuen Zeitung erscheint am 21. April.

Möchten Sie mehr erfahren? Bestellen Sie die Neue Zeitung!

Weitere Artikel

Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön

Ich heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.

Gala in Komitat Wesprim

Der Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.

„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen

Den Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.

„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller

Der Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.

300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm

Die Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.