In Herend und in den umliegenden ungarndeutschen Dörfern wurde Fasching an den letzten drei Tagen vor Aschermittwoch so richtig gefeiert. Der „Faschingstanz“ fand am Faschingssonntag gleich nach der Litanei statt. Die Mädchen (Marl)und die Burschen (Puaschtn)gingen in die Scheller-Kneipe, besser gesagt in ihre Scheune zum Faschingstanz.
Die Musikkapelle spielte Platzmusik. Nach diesem belustigenden Auftakt zogen alle in die Kneipe, während die Musiker den beliebten „Vergißmeinnicht- oder Bienenhausmarsch“ spielten. Mehrere Generationen feierten zusammen. Außer den Ehepaaren durften die schon eingeweihten Burschen und die zu ihrem Freundeskreis gehörenden, etwas jüngeren (14- bis 16-jährigen) Mädchen erscheinen. Die Mütter begleiteten ihre Töchter, damit nichts „Unanständiges“(Unastelicha)geschieht. Der Tanz begann oft mit einem Walzer. Außerdem waren noch Polka und Tschardasch beliebt. Mit der Verbreitung von Spielfilmen und Operettenszenen auf der Dorfbühne eroberten später auch manche modernen Tänze die Tanzfläche. Auch die viel gereisten Musikanten trugen dazu bei, deutsch- und ungarischsprachige Kunstmusikstücke einem breiteren Kreis vertraut zu machen.
Den zweiten Faschingsabend, den Montag, verbrachte die Jugend genauso mit Tanzen. Der Faschingsdienstag, eigentlich der allerletzte Tag in der Faschingszeit, war für die Frauen bestimmt. Sie durften ohne ihre Männer in die Kneipe gehen, das mitgebrachte Essen dort verzehren und sogar Wein trinken. Und wenn es einmal schon so war, haben sie diese rare Zeit mit der guten Möglichkeit voll ausgenutzt. Auch die Burschen durften diesmal Späße machen, dieser war auch ihr Tag. Am Vormittag zogen sie mit der Blaskapelle von Kneipe zu Kneipe. Hatten sie Hunger, dann baten sie bei Häusern um Essen oder nahmen sich unterwegs einfach etwas aus den Räucherkammern. Es gab aber keinen Ärger deswegen. Am Nachmittag begann der dritte, der richtige Faschingstanz. Die Musikanten standen wieder auf dem Podium, in der Tanzstube (Tanzstubn) reihten sich ringsum Stühle. Etwa 50 – 60 Leute passten in den Raum hinein. Getrunken wurde hier nicht, nur in der Trinkstube, wo für Männer Wein und Schnaps ausgeschenkt wurde.
Die Jugend saß je nach ihrem Lebensalter an verschiedenen Tischen. Sie bildeten gemeinsam mit den zu ihnen gehörenden Mädchen nicht nur eine Tischgesellschaft, sondern auch einen Freundeskreis. Die Jugendlichen vertrieben nämlich ihre Zeit gruppenweise, Mädchen und Jungen zusammen und nicht nur beim Tanzen, sondern auch an den Wochenenden.
Der Lustigkeit wurde um 23.00 Uhr mit einem „Feierabend“(Feirawent)-Ruf ein Ende gemacht. Dann mussten sich alle auf den Weg nach Hause machen.
Der nächste Tag war der Aschermittwoch, und damit war die Faschingszeit zu Ende.
Maria Arnold
Aus dem Inhalt
„Eine Reise ans Ende des Vertikalen“
Adam-Misch-Gedenkausstellung im HdU
Ausgewählte Exponate aus dem Lebenswerk des ungarndeutschen Künstlers Adam Misch sind im Haus der Ungarndeutschen in Budapest zu bewundern. An der Vernissage der Gedenkausstellung am 12. Feber nahmen neben zahlreichen Bekannten und Künstlerkollegen auch Márta Misch-Heim, die Witwe, und Volker Schwarz, Schwiegersohn des 1995 verstorbenen Malers, teil. Durch die Ausstellung führte Kunstschätzer und Sachverständiger János Wolfart. Für die wunderbare musikalische Umrahmung war Klavierkünstler Josef Elmauer aus Kockersch zuständig.
Minderheitenrechte sind Menschenrechte!
Kick-Off-Seminar der Jugend Europäischer Volksgruppen in Tscholnok
Ihr erstes Seminar im Jahre 2020 veranstaltete die Jugend Europäischer Volksgruppen vom 10. – 16. Feber in Tscholnok (Komitat Komorn-Gran). Die GJU fungierte nach 2016 wieder als Gastgeberin eines JEV-Seminars. Während der Woche haben die Teilnehmenden unter dem Motto „Think equally!“ (Denke gleich!) das Thema der Minderheitenrechte aufgearbeitet. Als Botschaft des Seminars gilt, wie wichtig es ist, die eigenen Rechte zu kennen und davon auch Gebrauch zu machen. Die Organisatoren von Seiten der GJU haben sich natürlich auch zum Ziel gesetzt, den teilnehmenden Jugendlichen, die insgesamt 15 verschiedene europäische Minderheiten vertraten, auch die deutsche und die slowakische Minderheit in Ungarn, so gut wie möglich vorzustellen.
Thema der Woche
Von uns, Menschen…
Die Liste der Beiwörter zum lateinischen Begriff „homo“(Mensch), der sogenannten Homo-Epitheta, ist lang. Dazu gehören einerseits die Bezeichnungen der Arten der GattungMensch, andererseits im Anschluss daran gebildete Zusammensetzungen, die anthropologische Merkmale des Menschen bezeichnen. Geschichtswissenschaftler, Soziologen, Philosophen, Schriftsteller und Denker versuchen seit der Antike, den Menschen innerhalb der Gesellschaft, nach seinen Vorlieben und seiner historischen Rolle zu klassifizieren. Denn der Homo sapiens, der denkende Mensch, wie wir uns selbst wissenschaftlich einordnen, will sich auch näher, in seiner wahrzunehmenden Rolle in der Gesellschaft und in seiner historischen Zeit begreifen und definieren.
Karneval in Baje – Faschingsumzug und Kinderfasching
Die 1. bis 4. Klassen der Grundschule im Ungarndeutschen Bildungszentrum in Baje feierten am 13. Februar nachmittags in der Sporthalle ihr lang erwartetes Faschingsfest, worauf man sich schon seit den Weihnachtsferien vorbereitete. Das Fest begann mit dem Umzug der Klassen. Nach dem Umzug haben die einzelnen Klassen ihre musikalisch untermalten, bunten Unterhaltungsprogramme vorgestellt.
Von Omas zu Enkeln – Faschingsbacken in Metschge
Zahlreiche Programme gibt es das ganze Jahr über in Metschge, doch zu den wohl schönsten unter diesen gehören die Projekttage, die wir für die verschiedenen Generationen organisieren. Seit Jahren zählt das ,,Adventsbacken“ zu den besonders feierlichen Tagen im Jahr. Inspiriert vom Erfolg dieses Projekttages kam nun die Anfrage von unserem Kindergarten, ob es sowas auch zu Fasching geben könnte? Und die Antwort war selbstverständlich: Ja!
Ein Wochenende, zwei Freudentage: Komitatsschwabenball und Chortreffen in Tarian
Fast eine Woche lang wimmelte die ganze Mehrzweckhalle in Tarian von Menschen, da am 8. Feber der Schwabenball des Komitats Komorn-Gran und am darauffolgenden Tag das Chortreffen stattfand. Der feierlich geschmückte Festsaal der Halle in der Mitte des Dorfes erwartete die Gäste aus dem Komitat und dem ganzen Land.
Schlachtfest in Sammet
Das Interesse war groß am traditionellen Schlachtfest in Sammet, das von der Deutschen Minderheitenselbstverwaltung und dem „Edelweiß“ Deutschen Traditionsverein organisiert wurde. Ziel der spektakulären Veranstaltung war es zu zeigen, wie das Schwein geschnitten und verarbeitet wird. Das 150-kg-Schwein hauchte seine Seele dank dem professionellen Beitrag des Schlächters István Dudás aus.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.