Zwischen April und Juni hat das Ungarndeutsche Landesmuseum in Totis/Tata (Komitat Komorn-Gran) die meisten Besucher. Seit Mitte März sind aber die Türen des Museums vor Interessenten geschlossen. NZ befragte Museologin Mónika Schmidtmayer-Busa über die aktuellen Tätigkeiten und Herausforderungen des Museums.
Wie veränderte das Coronavirus den Alltag im Museum? Fallen die geplanten Programme komplett aus oder wurden sie verschoben?
Der Alltag im Museum ist jetzt sehr ruhig, aber zum Glück nicht langweilig. Wir können die museologische Arbeit (Inventarisierung, Revision, Aufarbeitung der Sammlungen) hoffentlich verstärken und auch die Recherchen können jetzt intensiver laufen. Wir versuchen in dieser Zeit das bei uns gesammelte und bewahrte ungarndeutsche kulturelle Erbe per Facebook, YouTube und Instagram zu vermitteln.
Im Leben des Museums ist der Frühling die Spitzenzeit des Jahres. Wir konzentrieren uns hundertprozentig auf die Veranstaltungen: Ende April würde unsere Programmreihe „Zu Gast im Museum“ starten, wo sich jedes Jahr eine ungarndeutsche Gemeinde im Komitat Komorn-Gran vorstellen kann, heuer Ober- und Untergalla (Stadtteile von Totiser Kolonie/Tatabánya).
Kurz nach dem Ausruf der Notlage wollten wir eine neue Sonderausstellung mit dem Titel „Gedruckte Frömmigkeit“ eröffnen, die die deutschsprachigen Andachtsbilder vom Pfarrer Albert Csaba Kovács zeigt. Diese Wanderausstellung im Zeichen des 52. Eucharistischen Weltkongresses ruht noch im Museum. Wir hoffen aber, dass wir sie nach dieser schwierigeren Zeit vielen Interessenten zeigen können.
Das Museum hat eine Videoreihe gestartet, die online erreichbar ist. Wovon handeln diese Videos?
Wir haben zwei Videoreihen gestartet, die eine läuft unter dem Titel „Objektgeschichten“, die andere heißt „Momentaufnahmen aus dem Leben der Ungarndeutschen“. Beide Ideen sind im Museum bekannt, weil wir in der Ausstellung immer mit den Objektgeschichten arbeiten und in der Museumspädagogik ist das Verstehen der ungarndeutschen Identität durch die Geschichten sehr wichtig. Aber die Form, dass wir darüber Videos drehen, ist völlig neu und für uns eine große Herausforderung.
In der Videoreihe „Objektgeschichten“, wo wir mit verschiedenen Video-Techniken arbeiten, bekommt die Sachkultur die Hauptrolle: Zuerst zeigten wir ein Gebetbuch, das während der Vertreibung nach Deutschland mitgebracht wurde. Danach beschäftigten wir uns in einem Video mit der Haartracht einer ungarndeutschen Frau, wo wir einige Stücke aus der Tuchsammlung des Museums zeigen konnten.
Bei den „Momentaufnahmen aus dem Leben der Ungarndeutschen“ drehen wir ganz kurze Videos, wo „Hetti und Nani“ uns zeigen, wie die alten Objekte, z. B. eine Wasserbank, im Alltag benutzt wurden.
Welche Ziele haben die Videos? Wer sind die Zielgruppen?
Wir halten es für wichtig, dass wir mit unseren Museumsbesuchern in Kontakt bleiben, deshalb versuchen wir auch im Internet dabei zu sein. Zielgruppen sind natürlich auch die Schulen, wo diese Videos im Volkskundeunterricht benutzt werden können. Mit den Videos möchten wir auch die Jugendlichen erreichen, weil wir mit ihrer Welt, in ihrer Sprache arbeiten. Jetzt sind die Videos leider nur auf Ungarisch erreichbar, aber wir werden dazu in naher Zukunft auch deutsches Synchron anfertigen.
Was findet man noch auf den Online-Kanälen des Museums?
Auf Instagram zeigen wir unseren Alltag und einige interessante Augenblicke aus dem geschlossenen Museum. Auf YouTube sammeln wir unsere Videos, die man ansehen, teilen und auch während des Unterrichtes benutzen kann. Auf Facebook zeigen wir berufliche Inhalte: Während der Fastenzeit teilten wir z. B. die Geschichte und die einzelnen Stücke unserer Kreuzwegstationen von Merk/Mérk. Wir bewerben unsere Online-Sammlungen und veröffentlichen auch viele alte Bilder aus unserem Fotoarchiv.
Dorottya Bach
Unter den folgenden Links sind die Videos und andere Beiträge des Museums erreichbar:
https://www.facebook.com/UngarnsDeutschesMuseum/
https://www.youtube.com/playlist?list=PLXXXuevslFor_7XLGw6_fk2UCPZCWRchn
https://www.instagram.com/nemetmuzeum/
Aus dem Inhalt
Die Einstellung auf das Ungewisse (Teil 2)
Wie gehen wir Ungarndeutsche mit der Corona-Krise um?
Was für eine Auswirkung hat die Corona-Krise auf das Leben und den Alltag der Ungarndeutschen? Die NZ hat sich für Sie umgehört, Gabriella Sós führte Gespräche mit Erich Richolm, 27, Agraringenieur und LdU-Vollversammlungsmitglied aus Sanktiwan bei Ofen, Dorottya Erb, 22, Studentin und Valeria-Koch-Preisträgerin aus Großnaarad und Peter Meczker, 23, Lehramtsstudent aus Bonnhard.
Pusztabánya, ein verborgenes Stück ungarndeutscher Geschichte mitten im Wald
Glashütten im Fünfkirchner Gebirge
Vor fast 300 Jahren blühte im östlichen Mecsek ein deutsches Gewerbe, aus Franken und aus Böhmen hergebracht: die Glasbläserei. Hüttenmeister kamen aus dem überbevölkerten Deutschland, nutzten die Buchenwälder und bauten mehrere Brennöfen. Nach Altglashütten/Óbánya und Neuglashütten/Kisújbánya entstand die letzte Glashütte vor 250 Jahren in Pusztabánya. Die Hüttenmeister mussten nämlich immer weiterziehen, wenn ihnen das Holz ausging.
Franz Imreh gestorben
Franz Imreh (76), seit 2010 Vorsitzender, seit 2019 stellvertretender Vorsitzender der Neuofner Deutschen Selbstverwaltung, erlag am 22. April dem wochenlangen Kampf mit dem Coronavirus. Seine familiären Wurzeln reichten nach Siebenbürgen und in die Umgebung von Totiser Kolonie, woher auch seine Frau stammt. Er verbrachte sein ganzes Leben in einer zusammenhaltenden Gemeinschaft in Scharfeseck/Kelenvölgy im XI. Bezirk, die ihn 2000 in die Deutsche Selbstverwaltung wählte.
Digitaler Deutschunterricht leichter gemacht
Hilfsmaterialien im Internet
Deutsch zu lernen, ohne in einem Kurs zu sitzen oder in einem deutschsprachigen Land unterwegs zu sein, ist nicht einfach. Das müssen nun alle deutschlernenden Schüler in Ungarn am eigenen Leib erfahren, da sie aufgrund der Corona-Pandemie momentan im Fernunterricht die Sprache üben müssen. Sie erhalten zwar Aufgaben von den Lehrern oder chatten mit ihnen auf Video, doch vieles müssen sie nun auf sich gestellt erarbeiten, heraussuchen und lernen. Zum Glück bietet aber das Internet ein unendliches Potenzial, um sich auch sprachlich weiterzuentwickeln, gehe es um Hörverständnis, Leseverständnis, Grammatik oder auch um Austausch mit anderen Schülern. Wer sich aber mit der Suche nach Sprachlernhilfen nicht auskennt, kann sich schnell im Labyrinth der Informationen verirren.
„Was habe ich von den Ungarndeutschen gelernt“
Was hast du von den Ungarndeutschen gelernt oder bekommen? Welche ungarndeutschen Bräuche, Symbole, Feiertage o. Ä. magst du am meisten? Was soll man unbedingt über die Ungarndeutschen wissen? Diese Fragen wurden 15 Jugendlichen (16 – 25) gestellt, die nicht ungarndeutsch sind, aber viel Kontakt zu Ungarndeutschen haben, weil sie z. B. in eine deutsche Nationalitätenschule gehen/gegangen sind. Die dadurch entstandenen Antworten wurden/werden im Postkartenformat dreimal wöchentlich in einer bunten Kampagne auf den Facebook- und Instagram-Seiten des Lenau-Hauses sowie auf Mind-Netz, der Facebook-Seite des Instituts für Auslandsbeziehungen (Stuttgart), veröffentlicht.
„Unser täglich Brot gib uns heute…“
Brot ist ein Gottesgeschenk. Vor dem Beginn des Brotbackens, das eine wichtige und mühsame Tätigkeit war, steckte die Frau ihren Mittelfinger ins Heilwasser und schlug ein Kreuz: „Im Namen Gottes fang ich an.“ Ein Backofen stand damals in allen offenen Küchen und diente nicht nur zum Brotbacken. Die Backöfen wurden später durch den sog. Sparherd/Sparhelt (Küchenhexe) abgelöst, ein mit Brennholz befeuerter Herd aus Metall. Solche Herde wurden bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts zum Kochen und Beheizen von Häusern benutzt.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.