Das Erbe der Ahnen erneuern und bewahren – Kalvarie in Bawaz neu aufgebaut und eingeweiht

Allerheiligen 2016: Der Friedhof des Heimatdorfes im ehrwürdigen Gewand, zu Ehren der Vorfahren tun Gemeinde und die Nachfahren ihr Bestes. Der Kalvarienberg nebenan wartet jedoch noch auf sein Neubeleben…

Der neue Kalvarienberg in Bawaz

Zur Erinnerung an den Leidensweg Christi wurde er vor mehr als 100 Jahren von der damals fast ausschließlich deutschen katholischen Gemeinde errichtet. An den aus verzierten Ziegelsteinen erbauten Stationen und künstlerisch hochwertigen drei Kreuzen beteten Generationen: erst nur deutsch, in den letzten bewegten Jahrzehnten dann in den beiden Sprachen der Gläubigen. Seit vielen Jahren dann nicht mehr, der Kreuzweg verfiel immer mehr.

Der traurige Anblick veranlasste die Kirchengemeinde und die Selbstverwaltung – nach unzähligen Renovierungen und Baumaßnahmen der letzten Jahre im Dorf, die volle Anerkennung verdienen –, auch hier den Beschluss zu fassen: Das ist unser Kalvarienberg, er soll wieder würdig dastehen. Bürgermeister Sándor Pécsi und die Ratsmitglieder riefen alle Dorfbewohner und auch einstige Bawazer zum Mitmachen auf, um diesen Plan aus eigenen Mitteln verwirklichen zu können. Die Spendenaktion war über die Maßen erfolgreich: von Privatpersonen kamen etwa 3,5 Millionen Forint zusammen, die Selbstverwaltung brachte eine ähnlich hohe Summe aus eigenen Ersparnissen auf und die Deutsche Selbstverwaltung steuerte die stolze Summe von 728 000 Ft dazu. Mehrere Handwerker und ihre Helfer arbeiteten umsonst, einzelne Stationen haben ortsansässige oder auch auswärtige Familien voll finanziert.

Einweihung des Kalvarienbergs

Am 14. September, dem Festtag der Kreuzerhöhung, einem milden Herbsttag, kam es zur feierlichen Einweihung. An die zweihundert Gläubigen – betagte Frauen am Stock, graue Häupter, festlich gekleidet, doch auch viele aus der jüngeren Generation mit ihren Kindern – versammelten sich in Ehrfurcht, um beim Festakt anwesend zu sein. Zum Auftakt spielte die Jugendblaskapelle unter der Leitung von Georg Ahmann Kirchenmusikstücke aus der eigenen Sammlung des Dirigenten. Der Bürgermeister betonte in seiner Festrede die Bedeutung des Neuaufbaus des Kalvarienberges für die ganze Gemeinde und hob die Stärke und den Zusammenhalt der Einwohnerschaft bei der Bewältigung gemeinsamer Aufgaben hervor. Pfarrer Dr. Roland Tamás weihte in bewegenden Worten den alt-neuen Kreuzweg ein. Ihm zur Seite standen zwei frühere Seelsorger der Gemeinde, József Erb aus Nimmesch und István Bukovics aus Döbrököz. Nachher folgte eine heilige Messe in Konzelebration der drei Priester, in der die Fürbitte in zwei Sprachen erfolgte.

Im Hof des ehemaligen Pfarrhauses kam es zum Ausklang der feierlichen Stunden: Bei Selbstgebackenem und heimischem Wein und Erfrischung freuten sich alle darüber, was gemeinsam geschafft wurde oder einfach nur über die kurze schöne Zeit, die man wieder einmal mit alten Freunden, Verwandten, Gleichgesinnten verbracht hatte.

Maria Wolfart-Stang
Budapest-Bawaz

Aus dem Inhalt

Ziel ist die Qualität, der Weg  nachhaltige Investitionen: LdU diskutierte Bildungs- und Kulturprojekte sowie die Parlamentswahlen 2018

Gebäudeerweiterungen, Bildungs- und Kulturangelegenheiten im Fokus: Auf ihrer jüngsten Sitzung behandelte die Vollversammlung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen vor allem Themen in Bezug auf die Entwicklung ihrer Institutionen und ihres Bildungsnetzes. Auf der Sitzung am 16. September in Werischwar wurde auch die vor der Tür stehende Wahlkampagne behandelt. Man will so viele Wahlberechtigte wie nur möglich davon überzeugen, dass sie sich in das ungarndeutsche Wählerverzeichnis aufnehmen lassen, und dass sie ihre Stimmen auf die Liste der LdU abgeben. Ziel ist, ab 2018 einen vollberechtigten Abgeordneten in das Parlament zu wählen.

 

Traditionspflege: Kirito in Wandorf

War im Herbst die Ernte eingebracht, der Kukuruz in der Einfahrt aufgehängt und das Herbstackern beendet, so hatten die Leute endlich Zeit für das schönste Fest im Jahr, die Kirchweih. Am Samstag wurden das „Kiritobagl“ und die sonstigen Leckereien gebacken sowie die gemästeten Hühner, Enten und Gänse geschlachtet. Sonntagvormittag wurde gekocht, gesotten und gebraten und alles für den Kirchweihtisch vorbereitet. – Wie jedes Jahr Anfang September feierten die Wandorfer Ungarndeutschen auch diesmal wieder am 10. genannten Monats ihren Kirito! Schaut man sich jedoch dieses Zitat aus dem 1991 erschienenen Wandorf-Buch an, so kommen einem wehmütige Gedanken! Eine eingebrachte Ernte, der aufgehängte Kukuruz, die geackerten Felder – wohin sind diese Tätigkeiten verschwunden?

 

Mit Herzblut dabei – Robert Schönberger, Vorsitzender der Deutschen Selbstverwaltung Wakan

Robert Schönberger ist aktives Mitglied des Wakaner Deutschen Kulturvereins und trotz seines jungen Alters (Jahrgang 1993) auch Vorsitzender der örtlichen Deutschen Selbstverwaltung. Seine Heimatgemeinde, Wakan/Vókány in der Branau, hat heute etwa 860 Einwohner und cca 40 % von ihnen sind Ungarndeutsche und somit die größte Minderheit im Ort. Zu Hause wird bei den Schönbergers noch gelegentlich in der örtlichen Mundart gesprochen, die Sprachträger sind bei ihnen aber auch die Großeltern und die Urgroßmutter, wie in den meisten ungarndeutschen Familien. Der junge Ungarndeutsche war schon immer in seinem Heimatdorf aktiv, für ihn ist Traditionspflege und Weitergabe der wichtigste Teil seiner Arbeit in der Deutschen Selbstverwaltung.

Putzkorb Fest 2017 in Wakan

Führungswechsel an der Spitze der Audi Hungaria Schule in Raab

Neuer Schulleiter seit Anfang des Schuljahres 2017/18 ist Günther Schuster, der aus Memmingen nach Raab kommt, wo er zuletzt Schulleiter an der Wirtschaftsschule und der Berufsschule im Bildungszentrum (BBZ) war. Seine Position als Schulleiter an der Audi Hungaria Schule als deutsch-ungarische Begegnungsschule betrachtet er sowohl als Herausforderung als auch als persönliche Bereicherung.

Buchvorstellung im Heimatdorf – „Ich könnte den ganzen Tag erzählen“

Der ungarndeutsche Autor und Ulmer Einwohner Josef Trabert konnte sich am 02. September einen Wunsch erfüllen: sein Buch „Die zweite Heimat“ in seinem geliebten Heimatdorf Wemend vorzustellen. Die Lesung, die im Rahmen des anlässlich des 70. Jahrestages der Vertreibung organisierten „Wemender Treffens“ stattfand, könnte glatt Teil der etwas anderen Vertriebenengeschichte sein. Denn auch in seinem 2016 erschienenen Werk beweist Trabert, dass er eine vom Thema her traurige Geschichte mit einer kräftigen Prise Herzlichkeit und gar Humor erzählen kann.

 SVUNG: Spannend, verständlich, ungarndeutsch… – Die neue ungarndeutsche Jugendplattform wurde gestartet

Anfang September kam etwas „mit großem Schwung“! Ein nagelneues Team hat eine ungarndeutsche Jugendseite auf Facebook gestartet. Das Team besteht aus engagierten ungarndeutschen Jugendlichen aus verschiedenen Ortschaften, die in verschiedenen Gemeinschaften und Bereichen tätig sind. Ihre Mission ist, die ungarndeutschen Jugendlichen effektiver anzusprechen, eine moderne ungarndeutsche Identität, Kenntnisse über das Ungarndeutschtum auf innovative Weise zu vermitteln. Die neue Seite meldet sich an allen Wochentagen mit neuem Inhalt. Die Mitglieder des Svung-Teams versuchen, an möglichst vielen Veranstaltungen an mehreren Schauplätzen teilzunehmen, um darüber in der Form von Videos berichten zu können.

Reformation, mehr als Luther

Die erste Veranstaltung der fünften Saison der Zentrum-Programme im Budapester Haus der Ungarndeutschen war dem Thema Reformation gewidmet. Maria Altmann, Leiterin des Kulturreferats der Deutschen Botschaft, wies darauf hin, dass die Reformations-Ausstellung vorher im Ungarndeutschen Museum in Totis und im Evangelischen Museum Budapest gezeigt wurde und anschließend im „kalvinistischen Rom“, in Debrezin, am 31. Oktober im Déri-Museum empfangen werde. Das HdU sei laut Frau Altmann ein angemessener Ausstellungsort, denn die Ungarndeutschen, beziehungsweise der Austausch zwischen ihnen und der ungarischen Bevölkerung  habe den Verlauf der Reformation in Ungarn bestimmt.

„Gestern – Heute – Morgen“ in Stuttgart: Präsentation der Jubiläumswanderausstellung im Ungarischen Kulturinstitut

Die Ausstellungsräume des Ungarischen Kulturinstituts in Stuttgart sind der VUdAK-Künstlersektion vertraut, denn das Institut beherbergte bereits mehrere Gemeinschafts- und Einzelausstellungen. Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums war es auch für Dr. Dezső Szabó, den Leiter des UKI, eine Herzensangelegenheit, die Jubiläumswanderausstellung auch in Stuttgart zu präsentieren. Die Vernissage am 14. September war ein besonderer Festakt in der Reihe der erfolgreichen Präsentationen in Fünfkirchen, Berlin, Brüssel, Eupen.

vudak-stuttgart

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Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön

Ich heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.

Gala in Komitat Wesprim

Der Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.

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Der Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.

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Die Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.