Auszeichnungen im Komitat Tolnau und in der Stadt Seksard

„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Josef Fricz

József Fricz

Der Verband der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau verlieh die Auszeichnung „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Josef Fricz für seine jahrzehntelange, aufopfernde Arbeit, die er bei der Pflege und Bewahrung der traditionellen ungarndeutschen Blasmusik geleistet hat. Die Auszeichnung wurde von Dr. Michael Józan-Jilling, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau, und von Georg Féhr, Vorsitzender der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung des Komitates Tolnau, im Rahmen des Komitatstages auf der festlichen Vollversammlungssitzung am 1. September im Dorfhaus von Kockrsch überreicht.

Josef Fricz erblickte im Jahre 1959 in einer ungarndeutschen Familie in Fünfkirchen das Licht der Welt. Er beschäftigte sich schon ganz früh mit der Musik, erlernte Trompetenspielen in der Musikschule in Kumlau und Paks, besuchte die Mittelschule für Musik in Fünfkirchen. Danach studierte er an der Musikhochschule „Franz Liszt“, wo er sein Diplom als Lehrer für Blasinstrumente erhielt. In dieser Zeit machte er sich intensiver mit der ungarndeutschen Blasmusik (die ja schon in „seinem Blut“ war) bekannt. Diese blieb für ihn eine „ewige Leidenschaft“.

Seine Freunde und er gründeten die Pakser ungarndeutsche Blaskapelle „Roger Schilling“. Unter seiner Leitung hat die Kapelle in den vergangenen 27 Jahren laufend die Traditionen der ungarndeutschen Blasmusik gepflegt, erforscht, verbreitet und weitergegeben. Es ist sein Verdienst, dass die Kapelle am ungarndeutschen Landesbläsertreffen zweimal den 3. Platz und einmal den 1. Platz errungen hat. Bei den Qualifizierungen erreichte der Verein zweimal die Gold- und dreimal die herausragende Gold-Stufe.

Die Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung der Stadt Paks zeichnete die von Josef Fricz geleitete Kapelle mit dem „Goldenen Rosmarein“, die Stadt Paks mit „Pro Urbe“ aus, sie erhielt auch die Auszeichnung „Pro Cultura Minoritatum Hungariae“. Josef Fricz ist Mitglied des Präsidiums des Landesrates der ungarndeutschen Kulturgruppen, Kapellen und Chöre, Sektion Bläser. Jahrelang war er auch der Vorsitzende dieser Sektion.

Für das Szekszárder Deutschtum – János Klézli-Preis“ an Katharina Eicher-Müller und Eva Mikola

Die Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung Seksard verlieh den Niveaupreis „Für das Szekszárder Deutschtum – János Klézli-Preis“ des Jahres 2018 an Katharina Eicher-Müller und Eva Mikola, die mit ihrer aufopferungsvollen Arbeit viel dazu beigetragen haben, dass die Traditionen, die ungarndeutsche Gesangskultur der Seksarder und der in der Umgebung lebenden Ungarndeutschen ungarnweit bekannt wurden. Die Auszeichnung wurde am „Tag der Stadt Szekszárd“ am 29. August im Festsaal des Bürgermeisteramtes von Dr. Michael Józan-Jilling, Vorsitzender der Seksarder Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung, überreicht.

Katharina Eicher-MüllerKatharina Eicher-Müller wurde als erstes Kind einer aus Kockrsch stammenden ungarndeutschen Familie in Seksard geboren. Nach der Matura studierte sie an der Pädagogischen Hochschule in Fünfkirchen und bekam ihr Diplom als Musiklehrerin. Als Sachbearbeiterin für Nationalitätenfragen im Kulturhaus „Vörösmarty Mihály“ in Bonnhard brachte sie zwischen den damaligen – in der Umgebung wirkenden – ungarndeutschen Kulturgruppen ein gut funktionierendes, aktives Netzwerk zustande, was ein intensives kulturelles Leben zur Folge hatte:  Schwabenbälle, Vorträge, Teilnahme am Wettbewerb „Reicht brüderlich die Hand“, deutschsprachige Theatervorstellungen und gemeinsame Auftritte der im Komitat Tolnau wirkenden ungarndeutschen Kulturgruppen, Chöre und Tanzgruppen.

Mit der damaligen Chorleiterin des Bonnharder Ungarndeutschen Chores, Theresia Rónai,  gestalteten sie neun Jahre lang das bekannte deutsche Leselager in Waroli mit. Hierbei spielte sie bei der ungarndeutschen Volksmusikbildung der Kinder eine wichtige Rolle. Als frisch diplomierte Musiklehrerin übernahm Katharina Eicher-Müller 1979 den Seksarder Chor und leitete ihn bis 1988. Sie sorgte für ein eigenes Repertoire, sie führte die Begleitung, die natürliche Mehrstimmigkeit und die Stimmbildung ein. Der Chor nahm an mehreren Wettbewerben und an zahlreichen Aufnahmen mit Radio Fünfkirchen teil und wurde auch über das Komitat Tolnau hinaus bekannt. Der Chor hat bis 1988 an den Qualifizierungen viermal die höchste Stufe „Gold“ errungen.

Sie regte Kontakte zu den heimatvertriebenen Kockeschern an. So führte die erste Auslandsreise des Chores nach Langenau. Das Staatsgut Hedjeß förderte den Chor jahrelang finanziell. Über diese  Beziehungen entstanden Kontakte  zum Männerchor „Tanderedai“ in Nordborchen, wohin die zweite Auslandsreise führte. Sie sammelte ca. 400 ungarndeutsche Volkslieder in Kockrsch, Tewel, Falschnane, Bonnhard und Gieck, die im Büchlein „Deutsche Volkslieder aus Kakasd“ erschienen. Einige davon nahm Dr. Karl Vargha, Leiter des Deutschen Lehrstuhls in Fünfkirchen, in seine Liedersammlung „Heimatklänge“ auf. Auch der Musikwissenschaftler Robert Rohr erwähnte Eicher-Müller in seinem Buch „Unser klingendes Erbe“.

Mit Katharina Eicher Müller ist eine agile, über hohe fachliche Kompetenzen verfügende Person ausgezeichnet worden, deren weitreichende fachliche und menschliche Hilfe zur Rettung der ungarndeutschen Volksliederschätze und bei der Gestaltung eines Chorlebens nötig war.

Mikola PeterneÉva Mikola bekam im Jahre 1985 ihr Diplom als Deutschlehrerin an der Pädagogischen Hochschule „Eötvös József“ in Baje. Ihr erster Arbeitsplatz war die Grundschule „Móra Ferenc“ in Wikitsch/Bikács, wo sie im Tagesschulheim arbeitete. Sie organisierte eine Puppen- und Theatergruppe. Sie sammelte ungarndeutsche Reime, Gedichte, Kinderspiele, Volkslieder und Volkstänze. Sie leitete vier Jahre lang die von ihr gegründete deutsche Nationalitäten-Kindertanzgruppe.

In der Grundschule Nr. 4 in Seksard unterrichtete sie in der Unterstufe Deutsch als Nationalitätensprache, in der Oberstufe  fakultativ Deutsch als Fremdsprache. Sie leitete den deutschen Nationalitäten-Fachzirkel, den Kinderchor und die Tanzgruppe. Sie arbeitete von 1997 – 2000 als deutsche Nationalitäten-Fachberaterin im Komitat Tolnau. Als Sekretär des Deutschlehrerverbandes des Komitates Tolnau organisierte sie von 2004 – 2007 Weiterbildungen, Präsentationsstunden, Veranstaltungen und Ausflüge. Im Jahr 2005 stellte sie die „Sammlung des Deutschunterrichtes für untere Klassen“ (Lernwerkstatt) zusammen. Mit Hilfe ihrer Kolleg/innen ergänzt sie laufend diese Sammlung.

Ihre Schüler/innen erreichten bei den örtlichen, den Komitats- und den Landes-Rezitations- und Prosawettbewerben schöne Ergebnisse. Seit zwölf Jahren organisiert sie mit ihren Kolleg/innen für die Viertklässler im Komitat Tolnau den sog. „Leseverstehen-Wettbewerb in Deutsch“. Sie hielt regelmäßig Vorführungsstunden für Kindergärtnerinnen und Eltern. Im Rahmen des Programmes „Mentor-Institut“ betreut sie Studenten der Universität. Sie redigiert die Webseite der Schule und hat auch eine eigene Webseite (www.sites.google.com/site/frohesdeutsch), auf der die Kinder – mit den Hilfsmaterialien – auch zu Hause üben können. Mehrere Jahre leitete sie den deutschen Fachzirkel der „Dienes Valeria“- Grundschule. Sie gehörte 1988 zu den Gründern der deutschen Tanzgruppe und des Chores der Schule. 2000 stellte sie  mit Hilfe der Eltern und Großeltern eine deutsche Nationalitätenausstellung zusammen. Mit ihrer Hilfe schreiben ihre Schüler/innen für Jahresbücher und  die Neue Zeitung regelmäßig Artikel über die Traditionspflegearbeit.

Frau Mikola war 1982 Mitglied des Wikitscher Volksliederkreises, der in Deutsch, Kroatisch und Ungarisch sang. Seit 1988 wirkt sie im Seksarder Ungarndeutschen Chorverein „Mondschein“ mit. 2010 wurde sie stellvertretende Vorsitzende,  2012 Vorsitzende des Vereines. Ihre bisherige Tätigkeit wurde 2009 von der Deutschen Selbstverwaltung mit der Auszeichnung „Pädagoge des Jahres“ und 2016 von der Stadt mit der Auszeichnung „Für die Stadt Szekszárd mit der Kraft der Kunst“ anerkannt. Mit Eva Mikola wurde ein Mensch ausgezeichnet, der fest daran glaubt, dass die Weitergabe der ungarndeutschen Werte an die nächste Generation zum Fortbestehen der Volksgruppe unerlässlich ist.

Aus dem Inhalt

 

Für klare Ziele und mit klaren Mitteln setzte er sich für die Interessen seiner Volksgruppe ein – Otto Heinek wurde in Budapest die letzte Ehre erwiesen

ader trauerHunderte verabschiedeten sich von Otto Heinek und gaben ihm das letzte Geleit am 6. September in Budapest, in der Makovecz-Aufbahrungshalle des Farkasréti-Friedhofs. Der Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen verstarb nach langer, schwerer Krankheit am 20. August, im Alter von 58 Jahren (NZ 36/2018). Der Trauerfeier wohnten neben der Familie und Verwandten, Freunden und Mitarbeitern auch Staatspräsident János Áder, zahlreiche Persönlichkeiten, die sich für das Anliegen der Nationalitäten in Ungarn einsetzen, sowie Vertreter der deutschen Gemeinschaft bei.

 

Auf Erfahrungsaustausch in der Europaregion Deutschland – Dänemark: Studienreise der Deutschen Selbstverwaltung Budapest XIII. Bezirk

Éva Tüttő-Rácz, Maria Wolfart und Katalin Mayer-Katona vor dem Haus NordschleswigDie Abgeordneten der Deutschen Selbstverwaltung im XIII. Bezirk der Hauptstadt nahmen im August 2018 an einer Studienreise in der Grenzregion Deutschland und Dänemark teil. Unter der Leitung der Vorsitzenden Frau Katalin Mayer-Katona besuchten sie in Apenrade/Aabenraa das kulturelle und politische Zentrum der Nordschleswiger, das Büro Flensburg der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten, der wichtigsten Institution der europäischen Minderheiten, und berühmte Kulturstätten nördlich und südlich der Grenze.

Bierfest in der Weinstadt – 4. Schwäbisches Musikwochenende in Willand

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Deutsche Klänge, ein wenig Wein, Weißwurst mit Senf, salzige Bretzeln und viel Weizenbier – das waren die Markenzeichen des sog. Schwäbischen Musikwochenendes in Willand, das am 7. und 8. September nun bereits zum vierten Mal auf dem Veranstaltungsplatz der Weinstadt stattfand. Diesmal suchten etwa dreitausend Zuschauer das sozusagen Oktoberfest in kleinerem Format auf. Der diesjährige Stargast war Dj Ötzi aus Österreich, der ein atemberaubendes Freilichtkonzert gab.

Gedenktafel am Alten Bahnhof in Gemünden

Am „Alten Bahnhof“ in der Stadt Gemünden (Wohra) in Nordhessen wurde am 30. August eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Ankunft mehrerer Transporte Heimatvertriebener aus dem Sudetenland und Ungarn enthüllt. Darauf sind besonders der Transport vom 10. März 1946 mit 1200 Sudetendeutschen aus Hohenelbe im Riesengebirge und Umland sowie ein Transport am 13. Juni 1946 mit 1200 Deutschen aus Ungarn, von Dombóvár und Umland, vermerkt. Die Heimatvertriebenen wurden auf den Altkreis Frankenberg verteilt.

XII. Hartyánfeszt: Ein ungarndeutsches Fest für Jung und Alt

Hartyánfeszt 2018Zum zwölften Mal fand in der ungarndeutschen Kleinstadt im Komitat Pesth das Hartyánfeszt statt. Die einst kleine örtliche Veranstaltung ist zu einem regionalen oder sogar landesweit bedeutenden gastronomischen und kulturellen Fest geworden. Hartian ist bekannt für seine Speisen und gute Blasmusik, und alles, was damit zusammenhängt, wird dank dem Engagement der Älteren auch an die junge Generation weitergegeben. Der GJU-Freundeskreis macht seit fünf Jahren mit. Man bereitet immer eine andere Köstlichkeit zu, deren Anfertigung die jungen Mitglieder in den Backcamps gelernt haben. Heuer wurde das Hochzeitsmenü (Hühnersuppe, Paradeissoße mit Hühnerfleisch) gekocht und Tiroler Buchteln gebacken, die früher den Helfern der Vorbereitungsarbeiten als Geschenk mitgegeben wurden.

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Studierende und Doktoranden sind herzlich eingeladen, am 21. September 2023 in Passau an einem Seminar für den wissenschaftlichen Nachwuchs teilzunehmen, das unmittelbar vor der internationalen Tagung „Geschichte des Rechts im Donau-Karpaten-Raum im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit“ (21. bis 24. September 2023) stattfinden wird.

Lebenslanger Dienst im Deutschunterricht Zwei Ungarndeutsche aus der Gründergeneration, die sehr viel für den Bildungsbereich unserer Volksgruppe getan haben, Rosa Mammel und Josef Lantos, verließen uns in letzter Zeit