Auch in Büchern kann man eine Heimat finden
Beim Lesen eines literarischen Werkes haben bestimmt viele den Wunsch, dem Autor oder der Autorin bestimmte Fragen zu stellen oder einfach mit ihm oder ihr über das literarische Schaffen zu sprechen. Was Fiktion oder Realität ist und wie die Geschichte überhaupt entstand. Dank virtueller Medien ist es mittlerweile leicht geworden, zu recherchieren oder in Fachbüchern etwas nachzuschlagen. Eine persönliche Begegnung kann – wie auch bei der Literaturveranstaltung der Reihe Zentrum–Programme im HdU am 10. April unter der Mitwirkung der Schriftstellerin Iris Wolff – unersetzlich sein.
Dr. Ingeborg Szöllösi (rechts) vom Deutschen Kulturforum östliches Europa in Potsdam, die die Idee hatte, diese Lesung nach Budapest zu bringen, äußerte ihre Freude darüber, wieder im Haus der Ungarndeutschen sein zu können, und betonte, dass heutzutage eine gute Zusammenarbeit gar nicht selbstverständlich sei. Eine solche, wie sie mit Zentrum-Direktorin Monika Ambach und Johann Schuth, dem Moderator des Abends, habe. Der 1. Vorsitzende des Verbandes Ungarndeutscher Autoren und Künstler erzählte über seine Erlebnisse aus dem Jahr 1974, als er zum ersten Mal in Hermannstadt in Siebenbürgen war und das Bildungswesen bestaunte. In Rumänien gab es damals schon einsprachige, deutsche und auch ungarische Schulen.
Die rumäniendeutsche Autorin Iris Wolff ist 1977 in Hermannstadt geboren, und hat ihre Kindheit in diesem mehrsprachigen Umfeld verbracht. Obwohl sie nur bis zu ihrem achten Lebensjahr in Rumänien lebte, da ihre ganze Familie – wie die meisten Rumäniendeutschen in der Ceausescu-Ära – nach Deutschland auswanderte, spielen alle drei ihrer Romane, „Halber Stein“, „Leuchtende Schatten“ und „So tun, als ob es regnet“, in diesem mehrsprachigen, siebenbürgischen Milieu.
Es ist kein Wunder, dass all ihre Romane beim Publikum sehr gut ankommen, denn sie beschäftigte sich immer mit Kunst und Literatur. Sie studierte unter anderem Germanistik und Grafik, und war langjährige Mitarbeiterin des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Bis März 2018 war sie Koordinatorin des Netzwerks Kulturelle Bildung in Freiburg. Ihr Schaffen hat ihr mehrere Preise gebracht. Seit 2018 ist sie freie Schriftstellerin und Mitglied im Internationalen Exil-PEN/Deutschsprachige Sektion.
Der Roman „So tun, als ob es regnet“ stand auf der Empfehlungsliste des Evangelischen Buchpreises und erhielt die renommierten Literaturpreise Alpha 2018 und Otto-Stoessl-Preis. Johann Schuth beschrieb Wolffs Werk als einen Roman, der mit fantastischer Beobachtungsgabe geschrieben wurde. Dies bezeugte die Lesung der Autorin. Das Publikum konnte auch hinter die Kulissen ihres Schaffens blicken. Sie erzählte, dass im Roman die Namen aller Protagonisten frei erfunden seien und er mehr als hundert Jahre Familiengeschichte umfasse, die im Ersten Weltkrieg ihren Anlauf nimmt. Die Handlung ist aber frei erfunden.
Als Leser hat man den Eindruck, dass diese aber keine Fiktion sei, denn durch die genaue Recherche der Autorin bekommt man ein Bild von jener Zeit, als ob man tatsächlich da gewesen wäre. Wolff erwähnte, dass Erinnerungen, aber auch Bücher für sie eine Art Heimat bedeuten würden, und dass sie durch ihre Bücher reisen könne. Mit ihrem Roman möchte sie einer untergegangenen Welt ein literarisches Denkmal stellen.
Nándor Frei
Foto: Ludwig Grund/zentrum.hu
Aus dem Inhalt
Neuer Rekord: 725 Weinproben beim landesweiten Weinwettbewerb der Ungarndeutschen
Heuer veranstaltete die Landessselbstverwaltung der Ungarndeutschen gemeinsam mit dem Nadascher Winzerverein bereits den 12. Weinwettbewerb mit anschließendem Winzerball. Der Nadascher Weinverein feierte zugleich sein 30-jähriges Bestehen. Aus diesem schönen Anlass trafen sich ungarndeutsche Weinliebhaber, Hobbywinzer und Weinproduzenten aus den bedeutendsten Weinbaugebieten in Nord- und Südungarn am 13. April in der Nadascher Sporthalle. Verkündet wurden die Ehrentitel Bester Weißwein, Bester Rosé und Bester Rotwein der Ungarndeutschen 2019. Foto:GS
Gang um Ostertau in Schambek
Die 300-jährige Tradition wird heute noch von der Lochberg-Tanzgruppe ausgeübt. Auch dieses Jahr kamen viele Interessenten auf dem Kalvarienberg zusammen, um diesen alten, ungarndeutschen Brauch zu erleben. Die Trachten leuchteten im Schein des Sonnenaufganges. Es wurde deutsch gebetet und gesungen. Wir hoffen, dass diese Tradition die Stürme des 21. Jahrhunderts überleben wird. Die Jugendlichen in der Lochberg-Tanzgruppe tun alles dafür! Foto: K. Radóczy
Lesung von Robert Hecker-Réz an der ELTE
Einer der reflektiertesten Dichter der ungarndeutschen Literatur der Gegenwart, Robert Hecker-Réz, war am 29. März 2019 an der ELTE mit einer Lesung zu Gast, die auf ein interessiertes und dankbares Publikum traf, konnte sich dieses doch auf eine „Lesung mit Selbstkommentaren“ freuen, wie es in der Ankündigung hieß. Der aus einer deutsch-ungarndeutschen Familie stammende, 1963 in Budapest geborene Dichter erzählte den Anwesenden von seiner Familiengeschichte. Väterlicherseits stammen seine Ahnen aus Hessen, von wo sie im 18. Jahrhundert nach Ungarn ausgewandert sind. Mütterlicherseits kommen sie aus Sachsen. Seine im Jahre 2004 verstorbene Mutter, die zu den ersten Autorinnen der modernen ungarndeutschen Literatur gehörte und so auch in der ersten ungarndeutschen Nachkriegsanthologie „Tiefe Wurzeln“ mit Texten vertreten war, Ingeborg Hecker, kam aus Zwickau.
Theorie und Praxis der Sprachlandschaften – im Hinblick auf die Minderheiten in Ungarn
Im Rahmen einer Konferenzreihe des Forschungszentrums für Mehrsprachigkeit der Ungarischen Akademie der Wissenschaften trafen sich renommierte Forscher und Vertreter der in Ungarn lebenden Minderheiten: Ungarndeutsche, Serben, Armenier, Slowaken, Roma, Kroaten, Rumänen, Bulgaren und auch die Gebärdensprache waren bei der Konferenz vertreten. Die Eindrücke, die man durch die Sprache gewinnt, standen im Mittelpunkt der präsentierten Forschungen. Als Sprachlandschaft bezeichnet die Wissenschaft den Gebrauch von Schrift im öffentlichen Raum. Foto: GS
100 Jahre Baukunst – die Spuren von Bauhaus in der Metropole
Im Jahre 1919 gründete Walter Gropius in Weimar das Bauhaus. Eine Kunstschule, welche Leben, Handwerk und Kunst unter einem Dach vereinen sollte. Er setzte die Begabung und den Willen junger Menschen für die Lehre voraus. Jeder mit gestalterischem Talent sollte in Weimar studieren können, unabhängig von Schulabschluss, Geschlecht oder Staatsangehörigkeit. Anlässlich der 100-Jahrfeier gab es auch in Budapest ein mehrtägiges Event. Foto:GS
Erlebte Mehrsprachigkeit: ELTE-Studierende an der Audi Hungaria Schule in Raab
Dank eines bilateralen Vertrages dürfen ELTE-Studierende an der Audi Hungaria Schule hospitieren und ihr curriculares Schulpraktikum absolvieren. Die Schule in Raab ist ein Begegnungsort nicht nur für deutsche und ungarische Schüler, sondern auch ein Ort, wo zwei Sprachen und Kulturen die europäische Realität der Mehrsprachigkeit bereits im schulischen Umfeld anbieten und die Jugendlichen auf das Leben in einer globalisierten Welt vorbereiten.
Die erste Jugendtagung der AGDM
Neue Strategien in der Jugendarbeit der deutschen Minderheiten, Zukunft, Strukturen und Stärkung des Netzwerks wurden auf der zum ersten Mal veranstalteten Jugendtagung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten mit Jugendvertretern der AGDM-Mitgliedsorganisationen vom 4.-7. April in der Bildungsstätte Knivsberg, Dänemark, erarbeitet. Die Jugendtagung wurde in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendverband für Nordschleswig aufgrund des Beschlusses der letzten AGDM-Tagung organisiert. Die ungarndeutsche Jugend wurde durch GJU-Vizepräsidentin Bettina Emmert vertreten.
Auflösung des Mundart-Preisausschreibens „die Jähn“ (apremerisch) „die Jäne“ (sawederisch und mutschingerisch)
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaDie Jähn (die Jäne) ist ein altfuldischer Mundartausdruck aus der Landwirtschaft und leitet sich aus dem Verb: „ja(h)nen“ ab, vgl. Jahn (Deutsches Rechtswörterbuch – DRW). Sie bezeichnet eine bestimmte Landfläche (s. u. „II“ ebenda) und wird somit (vgl. unter „II1“) als der Teil einer bebauten Fläche, den eine Person zur Bestellung oder Aberntung vor sich hat und in einem Gang (siehe Etymologie) erledigt; dann auch „Arbeitspensum“ genannt.
Gedenken an die Vertreibung der Ungarndeutschen in Sachsen
/in Aktuell, Neue Zeitung, NZ /von BachDorottyaMit einer Kranzniederlegung an der Gedenktafel an der Grauen Kaserne wurde am 19. Januar 2025 im sächsischen Pirna an die aus Ungarn vertriebenen Deutschen erinnert.
Gedenkspaziergang und -feier zum 80. Jahrestag der Verschleppung der Deutschen aus Elek
/in Aktuell, Neue Zeitung, Unkategorisiert /von BachDorottyaEin aus vierzig umgebauten Viehwaggons bestehender Zug verließ den Bahnhof Elek am 11. Januar 1945 um 13 Uhr – wie es sich später herausstellte – nach Kriwoi Rog in der Sowjetunion (heute Krywyj Rih in der Ukraine) mit 1903 zur Zwangsarbeit verschleppten arbeitsfähigen Frauen von 17 bis 35 Jahren und Männern von 16 bis 45 Jahren deutscher Abstammung.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.