Akuff Baje1

20 Jahre AKuFF

In diesen Tagen hätte das große Jubiläumsfest vom Arbeitskreis Ungarndeutscher Familienforscher in Baje stattgefunden, mit Vorträgen und zahlreichen Programmen. Wir fragten AKuFF-Vorsitzenden Kornel Pencz über die vergangenen 20 Jahre.

Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf die 20 Jahre zurück?

Ich bin total überrascht, dass 20 Jahre so schnell vergangen sind. Das war eine wunderbare Epoche. Wir waren heißköpfige junge Menschen, als wir den Verein gegründet haben, und jetzt sind wir näher zu 50 als zu 40. Ich kann sagen, AKuFF ist eine Erfolgsgeschichte. Wir hatten für dieses Jahre sehr viel vor, aber Pandemie! Unser Frühlingstreffen konnten wir erst im September in Kier veranstalten. Unser größtes Ereignis wäre am 7. November in Baje das Jubiläumsfest mit österreichischen und deutschen Partnern, das musste abgesagt werden.

Wie viele Mitglieder zählt der Verein jetzt?

Das ist immer schwer zu sagen. Auf der Liste stehen schon über 220 Namen, aber da sind alle mit dabei, die seit dem Anfang beigetreten sind. Wir haben mit 001 angefangen, ich bin Nr. 007 – aber das ist ein Zufall, die ersten waren in alphabetischer Reihenfolge. Leider sind einige gestorben, manche sind auch ausgetreten. Ich würde sagen, wir haben etwa 150 Mitglieder aus ganz Ungarn.

Welche Altersgruppe macht bei AKuFF mit?

Das ist immer noch nicht so erfreulich, wie ich es haben möchte. Es ist natürlich sehr schön, dass wir relativ viele alte Mitglieder haben, das ist glaub ich typisch für alle ungarndeutschen Vereine. Ich würde mich freuen, wenn noch mehr Jugendliche zu uns kommen würden. Sie haben vielleicht noch kein Interesse für Familienforschung, das kommt mit der Zeit. Neuerdings haben wir viele Mitglieder die in ihren 40er, 50er Jahren sind. Unser Durchschnittsalter liegt zwischen 50 und 60.

Hat sich die Arbeit des Vereins in den 20 Jahren verändert?

Wir hatten vor, verschiedene Datenbänke zu schaffen und viele Bücher herauszugeben, das gelang nicht ganz so. Wir haben 6 Familien-Bücher herausgegeben, also von Mitgliedern verfasst, wir haben über 40 Ausgaben unseres Vereinsblattes – AKuFF-Bote – herausgegeben, das für Mitglieder gedacht ist. Aber es kommt auch in verschiedene Bibliotheken, also ist es für jedermann erreichbar. Das ist unsere Stärke. Das ist ein Forum, wo man seine Forschungsergebnisse publizieren kann. Was ziemlich neu und überraschend erfolgreich ist, eine Facebook-Gruppe für solche Menschen, die Interesse haben, auch wenn sie nicht Mitglieder bei uns sein wollen. Das sind über 200 Leute in der Gruppe und ich kann sagen, es kommen ganz interessante Anfragen und ganz tolle Antworten, ich glaube, das ist auch eine Erfolgsgeschichte.

Haben sich die Fragen der Mitglieder bezüglich Stammbäume verändert?

Die Fragen sind im Grunde genommen dieselben geblieben. Hier sind Menschen, die mit der Familienforschung früher gar nichts zu tun hatten, sie möchten einen Anstoß kriegen, wie sie das machen müssen. Also die erste Frage ist immer, wie ich damit anfangen soll. Die Antworten sind jetzt anders geworden, man kann schon viel besser online forschen. Ganz viele Matrikelbücher sind schon online, Österreich ist vollständig online, viele deutschen Bistümer auch, und die Webseite der Mormonen ist auch immer besser indexiert. Mein Ratschlag, man muss nicht mehr ins Archiv oder zum Pfarrer gehen, sondern einfach mit Computer forschen. Was relativ häufig ist, und früher nicht so oft vorkam, Hilfe bei Entzifferungen, wie man die alte Schrift lesen soll. Das wird zum Beispiel in unserer Facebook-Gruppe online gestellt, und da gibt es immer jemanden, der helfen kann.

Wie ist die Zusammenarbeit mit den Österreichern und mit den Deutschen?

Der Arbeitskreis donauschwäbischer Familienforscher (AKdFF) mit Sitz in Sindelfingen war unser Vorbild. Viele von uns kannten den AKdFF. Aber wir mussten hier einen Verein gründen. Wir machen eigentlich dasselbe wie sie, es gibt viele Doppelmitgliedschaften. Es gibt auch Verknüpfungspunkte: der Unterschied ist, dass sie Deutsche sind, die aus Ungarn vertrieben wurden. Mit Familie Austria haben wir auch gute Kontakte, ich wurde da Mitglied und habe entdeckt, dass da ganz interessante Datenbänke vorhanden sind und auch ein reges Forum für Forschungsfragen im Internet. Ein Teil der Ungarndeutschen stammt aus dem Gebiet des heutigen Österreichs, und die Ungarndeutschen mussten damals durch Wien fahren. Dort gibt es viele Archive, die für uns nützlich sind. Voriges Jahr haben wir mit Familia Austria ein gemeinsames Treffen mit Vorträgen in Agendorf gemacht. Das war für beide Seiten sehr nützlich.

AKuFF hat auch eine Bibliothek. Wie funktioniert sie?

Das ist ein Bereich, der nicht so funktioniert, wie wir das möchten. Wir haben einen reichen Bestand mit über 800 Büchern, meistens Familienbücher, Matrikelbücher. Es gibt auch Nachschlagewerke, wie „Einwanderung der Deutschen nach Ungarn“ und wir kaufen auch die neuen Bücher, die über die Deutschen in Ungarn erscheinen. Wir haben keinen Sitz und keinen Angestellten, der die Ausleihe verwalten würde. Die Bücher können die Mitglieder bei den Treffen abholen.

Was sind die Ziele für die nächsten Jahre?

Ich möchte es so weitermachen, wie es geht. Mit dem Plan, sehr große Datenbänke zu machen, habe ich schon abgerechnet. Das können andere Vereine sehr gut bewerkstelligen. Mit unserem Vereinsblatt geht es gut weiter. In letzter Zeit und ganz besonders in dieser Pandemiezeit kommen ganz viele gute Beiträge für das Heft. Unser Frühlingsheft war ein dickes Buch geworden. Wir möchten auch gerne noch Einladungen bekommen von deutschen Ortschaften in Ungarn, wo wir noch nicht waren. Und dass die Jugend zu uns kommt.

Warum sind persönliche Treffen so wichtig?

Es ist mir wichtig, dass sich die Mitglieder persönlich begegnen, denn viele sind nicht so aktiv im Internetbereich. Bei ungebundenen Gesprächen, zum Beispiel beim Mittagstisch, kommen solche Themen vor, woran man sonst nicht denken würde. Dort stellt sich dann heraus: wir haben denselben Ahnen, wir forschen im selben Bereich, sprechen wir darüber! Wichtig ist bei diesen Treffen, dass wir bei diesen Gelegenheiten immer auch fachliche Vorträge bekommen.

Motivieren diese Treffen?

Ja! Ich bin immer überrascht, wie viele Menschen dort zusammen sich so gut verstehen können. Es entstehen neue Freundschaften und man macht manchmal große Augen, was der andere kann, und vielleicht könnte ich das auch machen. Ja, das motiviert.

Christina Arnold

  

Aus dem Inhalt

Verschleppung, Zwangsarbeit – pietätvolle Gedenkfeier in Baje

Zu Allerheiligen veranstaltete die Deutsche Selbstverwaltung Baje eine vertraute Gedenkfeier am St.-Imre-Platz, vor der Gedenktafel an die Opfer von „Malenki Robot“ an der Wand des Gymnasiums III. Béla. Die Deutsche Minderheitenselbstverwaltung legt immer großen Wert darauf, der Opfer von „Malenki Robot“ zu gedenken, auf die Grausamkeiten der Vergangenheit und die Wichtigkeit des Gedenkens aufmerksam zu machen.

„Das Vermächtnis der Toten der Weltkriege ist uns Verpflichtung und Aufforderung zugleich, uns für Frieden und Menschenrechte mit allen Kräften einzusetzen“

An Allerseelen gedenkt man in Fünfkirchen alljährlich der Opfer des Zweiten Weltkrieges und aller Willkürherrschaften und Diktaturen. Die mit Kranzniederlegung verbundene ökumenische Gedenkfeier auf dem deutsch-ungarischen Soldatenfriedhof wird traditionsgemäß vom Kulturverein Nikolaus Lenau e. V. und von der Deutschen Selbstverwaltung veranstaltet.

Fünfkirchen SoldatenfriedhofFoto Andrea Müller

Zu Besuch im Nachbarkomitat

An einem sonnigen Samstag im Oktober nahmen 45 Personen aus Bonnhard an einem Ausflug teil. Abgeordnete der örtlichen Deutschen Selbstverwaltung, Mitglieder des Chors und des Patschkerkreises, Lehrkräfte aus der Petőfi- und Széchenyi-Grundschule sowie weitere Interessenten verbrachten bei schönem Wetter einen ganzen Tag zusammen. Im Laufe des Tages besuchten sie drei Siedlungen im Komitat Branau, wo die Gruppe überall herzlich begrüßt wurde.

Neue Mitarbeiterin an der DBU

Seit September darf die Deutschen Bühne Ungarn eine neue Kollegin begrüßen: mit der ifa-Kulturmanagerin Beatrice Benedek wird das Team der künstlerischen Leitung ergänzt. Beatrice Benedek kommt aus Kronstadt in Siebenbürgen, Rumänien, wo sie das deutsche Lyzeum besuchte. Sie studierte Europastudien und Internationale Beziehungen in Klausenburg. Gleichzeitig gründete sie eine deutschsprachige Studententheatergruppe und spielte selbst in Theaterstücken. Nach ihrem Abschluss ging Benedek für ein freiwilliges soziales Jahr nach England. Dort schloss sie erfolgreich ihren Master ab. Als freischaffende Theatermacherin und Veranstaltungskoordinatorin arbeitete sie in England weiter und gründete das Theaterensemble BENEDEK Productions.

Das Martin-Kreuz auf dem Wudigesser Friedhof

Allerheiligen bot eine entsprechende Gelegenheit, dass der renovierte Korpus des Martin-Kreuzes auf seinen originalen Platz auf dem Wudigesser Friedhof zurückkam. Wie die Neue Zeitung darüber berichtete (45/2013), waren die aus Ulm zuerst in Maan, dann in Wudigeß angesiedelten Martins eine Großfamilie.

Ungarndeutsches Camp Sankt Martiner Schüler in Hartian

„Schwäbisches Abenteuer“

Am zweiten Oktoberwochenende fand das Camp der Sankt Martiner Achtklässler in Hartian statt. Die Unterkunft befand sich auf dem „Akazienhof“ in Újlengyel, wo früher die Gehöfte der Hartianer lagen. Die Programme wurden in der ungarndeutschen Kleinstadt Hartian organisiert. Das wesentliche Ziel war, die Kenntnisse der Abgänger der Sankt Martiner Schule im Bereich ungarndeutsche Geschichte, Volkskunde und Kultur mit vielfältigen, bunten und erlebnisreichen Programmen wachzurufen und zu vertiefen.

Neue Begegnungsstätte im Entstehen

Zwischen 2000 und 2015 hatte sich unser Freundeskreis seinen Sitz und seine Begegnungsstätte im Dachgeschoss des örtlichen deutschen Nationalitätenkindergartens eingerichtet. Vor fünf Jahren wurde das ganze Gebäude des Kindergartens modernisiert und umgestaltet, und wir mussten uns nach einem neuen Zuhause umsehen. Durch die seit vielen Jahren bestehende sehr gute Zusammenarbeit zwischen unserem Freundeskreis und der Metschger Deutschen Selbstverwaltung war schnell klar, dass der neue Sitz für beide Organe gemeinsam entstehen soll.

Möchten Sie mehr erfahren? Bestellen Sie Neue die Zeitung!

Weitere Artikel

Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön

Ich heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.

Gala in Komitat Wesprim

Der Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.

„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen

Den Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.

„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller

Der Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.

300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm

Die Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.