“Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit!”
Neues Begegnungszentrum in Tiedisch steht für die Kooperation
„Gemeinsam sind wir stärker“ das ist unser Motto, mit dem wir nach außen hin die Gemeinsamkeit und das Miteinander der deutschen Minderheit unterstreichen wollen. In diesem Sinne eröffneten wir am 30. Juli 2021 das neue Begegnungszentrum der Deutschen Selbstverwaltung in Tiedisch. Unsere Motivation und die Ziele unseres Projektes sind Zusammenarbeit und Zusammenhalt, Sprach- und dadurch Identitätsförderung, mehr gemeinsame Projekte und Öffentlichkeitsarbeit und dadurch größerer Nutzen und geringere Kosten für die beteiligten Deutschen Selbstverwaltungen. Kooperationspartner zu finden war nicht ganz leicht. Denn etlichen Selbstverwaltungen reicht ihr normaler Trott und sie wollen nur das machen, was sie schon immer gemacht haben. Aber genau das reicht uns nicht!
In Deutschland gibt es ein Wortspiel: „Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit!“ Für mich zeigt es das Dilemma der Selbstverwaltungen sehr deutlich. Einerseits die ganz wichtige Pflege von Tradition und Brauchtum und andererseits das „mit der Zeit gehen“, denn unsere Welt verändert sich. Es scheint ein Spagat zu sein, aber wir glauben, dass beide gut nebeneinander stehen können.
Die deutsche Minderheit selbst soll durch engere Zusammenarbeit auch nach innen gestärkt werden. Konkurrenzdenken ist absolut kontraproduktiv! Wir wollen durch die Kooperation mit den anderen Orten ein ausbaufähiges Netzwerk der Deutschen Selbstverwaltungen unterstützen und durch die gemeinsamen Aktivitäten mehr Menschen erreichen. Mehr Präsenz in den Medien würde klarer den ungarndeutschen Anteil am Gemeinwohl hervorheben und dadurch die Arbeit der Deutschen Selbstverwaltungen endlich deutlicher in den Fokus der Öffentlichkeit rücken.
Wir sind nicht allein mit diesen Gedanken, und so konnten wir in den Deutschen Selbstverwaltungen von Bawaz, Bonnhard, Harkan, Großnaraad und Seik Gleichgesinnte finden und mit ihnen Kooperationsverträge abschließen. Mit unseren Nachbarn in Bohl arbeiten wir sowieso gut und eng zusammen.
Leider hat uns das Coronavirus einen dicken Strich durch unsere Pläne gemacht und wir mussten die große Einweihung und all unsere geplanten gemeinsamen Aktivitäten ins kommende Jahr verschieben.
Unsere kleine Feier fand als DANKESCHÖN mit allen hier im Dorf am Projekt beteiligten Personen statt. Zu unserer großen Freude kamen als besondere Gäste Zoltan Schmidt, Regionalbüroleiter der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, und Stefan Bürgermayer, Abgeordneter der Deutschen Selbstverwaltung des Komitats Branau.
Nach der zweisprachigen Begrüßungsrede von Dominika Kriszt, der 1. Vorsitzenden der Deutschen Selbstverwaltung Tiedisch, und S.-A. Hasenfus wurde gemeinsam mit Bürgermeister János Engert das Band zerschnitten und so der Raum der Öffentlichkeit übergeben. Danach hieß es: „Bühne frei für die „Zipfel Zapfel Kids“. In ihrer hübschen Blaufärberkleidung tanzte unsere neue Kindertanzgruppe unter der Leitung von Erika Heilmann-Botlik die Tänze, die sie im einwöchigen Sommercamp der Deutschen Selbstverwaltung gelernt haben. Bei Kaffee, Kuchen und kühlen Getränken wurde fröhlich miteinander geschwätzt.
Wir freuen uns sehr und sind sehr stolz auf die Verwandlung der alten „kocsma“ in eine moderne Begegnungsstätte. Dies wurde möglich, weil einerseits die Gemeinde eine Ausschreibung zur Renovierung dieser Räume gewann und die Deutsche Selbstverwaltung andererseits Gelder für die Innenausstattung vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat im Bereich der Hilfen für deutsche Minderheiten in ostmitteleuropäischen Staaten erhielt. Gekauft wurden Schränke, Tische und Stühle, ein Beamer mit Leinwand und Laptops, um die Kinder und Jugendlichen beim Deutschlernen zu unterstützen. So gut arbeiten wir hier in Tiedisch zusammen!
Wir bedanken uns auf diesem Wege nochmals sowohl für die finanzielle Unterstützung als auch bei jedem einzelnen, der dazu beigetragen hat,dieses große Projekt zu verwirklichen. Herzlichen Dank!
Die Reporterin Bernadett Csoban-Katits mit ihrem Team berichtet bei Pannon TV über die Einweihung.
Szuze-Annette Hasenfus
Deutsche Selbstverwaltung Tiedisch
Bühne frei für die „Zipfel Zapfel Kids“
Aus dem Inhalt
Die aktuelle Ausgabe der Neuen Zeitung erschien am 13. August auf 40 Seiten.
Die Frucht von Jahrzehnten
László Tarnói über die ungarndeutsche Literatur um 1800
László Tarnóis sich mit dem literarischen Leben des deutschsprachigen Ungarn um 1800 beschäftigender Band „Schnittpunkte“ enthält Studien und Beiträge, von denen die meisten zwischen 1986 und 2012 bereits in einer ersten Fassung im In- und Ausland erschienen bzw. vorgetragen worden sind, und die nun miteinander verbunden quasi eine Monographie des behandelten Themenkreises ergeben. Da die Thematik verständlicherweise in erster Linie für ungarländische Germanisten von Bedeutung sein dürfte, ist es deutlich zu begrüßen, dass nun auch die in Ungarn bisher nur sehr schwer zugänglichen Untersuchungen Tarnóis den interessierten Lesern erreichbar gemacht worden sind. Umso mehr, als es sich hier um Arbeiten handelt, die in dieser Thematik völlig neue Ergebnisse zu Tage fördern, nachdem die deutschsprachige Literatur Ungarns von der literaturwissenschaftlichen Forschung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts äußerst stiefmütterlich behandelt worden war. Mit seinen Studien hat Tarnói nicht nur Neuland erschlossen, sondern auch jüngere Germanisten (Rozália-Bódy-Márkus, Rita Nagy, László Klemm, Szabolcs Boronkai) zum Forschen in diesem Bereich inspiriert, was sich unter anderem auch in Form von Dissertationen materialisierte.
Die Wallfahrtskirche in Kemend
Aus religiöser Sicht haben Wallfahrtsorte in verschiedenen Regionen eine markante Bedeutung. Ihre Entstehung ist meist an eine wundersame Marienerscheinung oder an Wunder, die sich in ihrer Umgebung vollzogen haben, geknüpft. Einer unserer in seiner heutigen Form von deutschen Siedlern gegründeten Wallfahrtsorte ist Kemend/Máriakéménd in der Branau. Die Ortschaft findet bereits 1015 als Gemeinde der Petschwarer Benediktinerabtei eine urkundliche Erwähnung. Kemend hatte 1334 schon ein eigenes Pfarramt. Während der Türkenkriege wurde das Gebiet fast völlig entvölkert. Vor der Ankunft der Deutschen siedelten sich sieben kroatische Familien in Kemend an. Um die 1730er Jahre kamen die ersten deutschen Kolonisten in das Dorf, die nach ihrer Ankunft eine hölzerne Kapelle zu Ehren des heiligen Martinus errichteten. Damals gehörte Kemend als Filiale zu Werschend. Ein besonderes Ereignis brachte aber eine gravierende Veränderung für die Ortschaft.
Situation der katholischen Kirche in Ungarn, Jugoslawien und Rumänien 1944/45 – 1950
Tagung im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen
Auf Einladung des St. Gerhardswerkes Stuttgart konnte Dr. Kathi Gajdos-Frank, Direktorin des Jakob-Bleyer-Heimatmuseums im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen an einer sehr interessanten Tagung teilnehmen, wo die Situation der katholischen Kirche in Ungarn, Jugoslawien und Rumänien 1944/45 bis ca. 1950 behandelt wurde. Prof. Dr. Dr. Rainer Bendel, Tübingen, Projektleiter der Arbeitsgemeinschaft katholischer Vertriebenenorganisationen, Lehrauftrag für Kirchengeschichte an der Universität Hohenheim und Vorsitzender des Instituts für Kirchen- und Kulturgeschichte der Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa, eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die ReferentInnen und die interessierten Zuhörer. Es war die erste Veranstaltung nach der zweiten Corona-Pause, die im Haus der Donauschwaben durchgeführt werden konnte und gut besucht war.
Der ungarische Paulinerorden
Der Pauliner ist der einzige, in Ungarn gegründete und bis heute existierende Mönchsorden. Im vorigen Jahr war das 750. Todesjubiläum des Gründers Özséb der Selige, ehemaliger Domherr von Gran und späterer Eremit im Pilischgebirge. Im Königreich Ungarn um 1250 offiziell anerkannt, entwickelte sich der Orden ständig bis zum späten Mittelalter. Ab dem 15. Jahrhundert verbreitete er sich nicht nur in Mitteleuropa, sondern auch in Rom und in anderen Teilen des Kontinents. Heutzutage leben in Ungarn in fünf Klöstern 18 Mönche, in den vier Erdteilen sind in 16 Ländern an die 500 Mitglieder tätig. Das Ungarische Nationalmuseum präsentiert durch etwa 200 Objekte, Videos, Musik und Texte die Geschichte des Ordens.
Freundschaft ist wie ein Baum
Detta und Hartian besiegelten ihre sechsjährige Freundschaft mit der Pflanzung einer Freundschaftslinde und Enthüllung einer Gedenktafel
„Freundschaft ist wie ein Baum. Es zählt nicht, wie groß er ist, sondern wie tief seine Wurzeln sind“ – steht auf der Gedenktafel, die der Freundeskreis Schwäbischer Jugendlicher (Hartian) gemeinsam mit ihrem Partnerverein aus dem rumänischen Banat, mit der Tanzgruppe Edelweiss, am 23. Juli im Dettaer Stadtpark enthüllt hat. Es ist kein Zufall, dass die Vereine eben dieses Zitat ausgewählt haben. Denn es symbolisiert nicht nur die blühende Freundschaft der Organisationen, die 2015 dank Edith Singer, Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Temeswar, ihren Anfang nahm, sondern auch die historische Verbundenheit der Deutschen in diesem Raum, die schon vor mehr als 300 Jahren begann. „Unsere Vorfahren haben ihren Weg in die neue Heimat gemeinsam angefangen und trotz harter Schicksalsschläge, die wir alle gut kennen, wollen wir, die Vertreter der Zukunft, diesen Weg wieder grenzenlos, im Geist der Freundschaft gemeinsam begehen, das ist die wesentliche Aussage unseres Freundschaftsbaums“, betonte in seiner Rede Martin Surman-Majeczki, Vorsitzender des Freundeskreises Schwäbischer Jugendlicher.
Gastronomie und Kultur der Branauer Ungarndeutschen
Hartianer Jugendliche entdeckten im Rahmen ihrer Backwoche zum zweiten Mal die Branau
Seit neun Jahren widmet der Freundeskreis Schwäbischer Jugendlicher eine Sommerwoche der Gastronomie und den Volksbräuchen der Ungarndeutschen. Die Backwochen finden in der Regel in Hartian statt, aber die diesjährige Veranstaltung bildete eine Ausnahme. Denn sie haben zum zweiten Mal ihre Kleinstadt im Komitat Pesth verlassen, um die gastronomischen Spezialitäten bzw. andere Besonderheiten der Deutschen in der Branau kennenzulernen. Das beliebte Ausflugsziel von vielen ungarndeutschen Vereinen, Litowr mit dem Tourismusunternehmen der Familie Markesz, diente nach drei Jahren wieder als Veranstaltungsort der Backwoche.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.