Tanzgruppenleiterin Berta Bakó: „Volkstanz ist in Taks viel mehr als nur ein Fachzirkel nach dem Unterricht“
Berta Bakó (24) studiert Deutsch als Minderheitenfach und Geschichte auf Lehramt an der ELTE. Aufgewachsen ist sie in Taks/Taksony und lebt jetzt in Szigetszentmiklós. Der Volkstanz begleitet die junge Studentin schon ihr ganzes Leben, sie tanzt seit ihrer Kindheit und ist seit zwei Jahren Vizevorsitzende der Takser Jungen Donauschwaben, einem der vielen örtlichen Kulturvereine in Taks. Über die Tanzgruppe und über ihre vielfältigen Gemeinschaftsaktivitäten berichtet sie der NZ.
Im Verein der Takser Jungen Donauschwaben ist Berta Bakó schon lange Mitglied und seit 2015 auch Vizevorsitzende. Sie ist für alle organisatorischen Aufgaben, Onlinepräsenz und Finanzen zuständig. Der Verein hat elf Tanzgruppen und zählt etwa 200 Mitglieder. Die meisten sind Schulkinder, die vom Kindergarten an in den Nachwuchsgruppen mitmachen. Berta Bakó ist Leiterin der Jugendtanzgruppe und für die Altersgruppe 18 – 20 verantwortlich. „Es gibt auch bei uns viele, die im Teenageralter mit dem Tanzen aufhören, aber wir konnten bisher immer genügend Paare auf die Bühne stellen“, meint sie. Für besonders wichtig hält sie als Leiterin die Traditionspflege und das Hintergrundwissen zu ihren Bräuchen: „Die Mitglieder unserer Nachwuchsgruppe sollen nicht nur einfach die Tanzschritte lernen, sondern auch wissen, wie die Tänze mit den örtlichen ungarndeutschen Bräuchen zusammenhängen. Wir möchten vermeiden, dass die neuen Mitglieder nur so tanzen kommen, als gingen sie zum Sport nach der Schule – denn Volkstanz zu machen und die Bräuche zu pflegen ist viel mehr als das.“ Die Gruppe hat zum Beispiel die alte ungarndeutsche Tradition „Frisch un’ gsund“ wieder aufgegriffen: Engagierte junge Burschen aus der Tanzgruppe ziehen am 28. Dezember ums Dorf und besuchen Verwandte und Bekannte. Die alten Sprüche haben sie extra von Takser Senioren erlernt, um authentisch zu sein, und planen diesen Brauch auch in Zukunft weiterzuführen.
Die Choreographien der Gruppe stammen von Josef Wenczl, Nikolaus Manniger und János Brieber, der für sie unter anderem den Korbflechtertanz und den Weinlesetanz mit originalen örtlichen Elementen zusammengestellt hat. Die Tanzlehrerinnen stellen auch Tänze auf die Bühne und feiern große Erfolge: beim Kindervolkstanzfestival des Landesrates 2015 waren zwei Kindergruppen aus Taks dabei und erhielten die Qualifikation „Gold“. Die Gruppe der Kleinen hat mit der Choreographie „Kleine Liese“ den Pesther Komitatspreis bekommen und die Größeren mit dem Tanz „Kinderhochzeit“ den Publikumspreis erhalten. Die Jugendgruppe wird von den Takser Spatzen und der Heimatklang-Kapelle bei ihren Auftritten begleitet und von der Selbstverwaltung und der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung der Gemeinde unterstützt. Die Jugendgruppe hat viele Auftritte im In- und Ausland, ihr Programm ist ein wichtiger Bestandteil lokaler Veranstaltungen. Taks hat zwei Partnergemeinden in Bayern, mit denen die Gruppe regen Kontakt hat: Henfenfeld (seit 1991) und Rain am Lech (seit 2012). In Rain am Lech war die Gruppe letztes Jahr beim Stadtfest dabei, wo sich nicht nur Taks, sondern auch die Jugendtanzgruppe auf einer eigenen Bühne vorstellen konnte. Die Partnerschaft mit Rain kam dadurch zustande, dass viele ehemalige Takser nach der Vertreibung da ein neues Zuhause gefunden haben. Im August 2016 organisierte der Weltdachverband der Donauschwaben den Abschiedsabend seines Welttreffens in Taks. Viele Gruppenleiter aus den USA und Kanada waren dabei und waren so begeistert, dass sie die Takser zu ihrem Landestreffen nach Amerika eingeladen haben. „Das ist eine sehr große Ehre für die Tänzer“, meint Berta Bakó.
2016 feierte der Verein mit einem prunkvollen Fest sein 25-jähriges Jubiläum und plant für den Sommer ein Tanzlager für Kindergartenkinder zu veranstalten, um sie mit den Bräuchen, der Musik und den Liedern und dem Heimatmuseum bekannt zu machen. Es wird jedes Jahr am Ende des Schuljahres auch das so genannte Tanzfest veranstaltet, wo alle Tanzgruppen des Vereins präsentieren können, was sie das Jahr über gelernt und geübt haben.
Berta Bakó stammt väterlicherseits aus einer ungarischen und mütterlicherseits aus einer ungarndeutschen Familie. Das letzte Familienmitglied, das mit ihr noch im Dialekt gesprochen hat, war ihre Urgroßmutter, seitdem sprechen sie zu Hause nicht mehr Deutsch. Sie bedauert es, aber das gab ihr Anlass, ein Germanistikstudium zu beginnen. Sie hat zwei Geschwister, eine jüngere Schwester, Zsófia (20), und einen jüngeren Bruder, Bálint (10). Sie alle haben die deutschen Nationalitätenklassen der Takser Grundschule besucht. Nach dem 6. Schuljahr ist Berta Bakó an das katholische Patrona Hungariae-Gymnasium gegangen. Durch den Verein hatte sie die Möglichkeit, 2007 ein Schuljahr an einer deutschen Schule in Dänemark zu verbringen. Sie hat bereits einen BA-Abschluss im Fach Tourismus- und Gastgewerbe (BGF), möchte aber nach ihrem Lehrerdiplom (ELTE) nicht auf diesem Gebiet arbeiten, sondern lieber an einer Schule oder an einem Gymnasium Deutsch und Geschichte unterrichten.
GS
Aus dem Inhalt
Dr. András Hochmann neuer Honorarkonsul der Republik Österreich in Fünfkirchen
Als Brückenbauer bezeichnete die neue österreichische Botschafterin Mag. Ellison-Kramer den Generaldirektor der Grawe-Versicherung Dr. András Hochmann, der im Rahmen einer musikalisch umrahmten Feier mit Familienmitgliedern und Ehrengästen am 19. April in der Budapester Residenz zum neuen Honorarkonsul der Republik Österreich in Fünfkirchen ernannt wurde.
BdV Bayern zu Besuch bei den Deutschen in Ungarn
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des deutsch-ungarischen Freundschaftsvertrages veranstaltete der Landesverband Bayern des Bundes der Vertriebenen erstmalig eine Reise in das europäische Ausland, um sich über die Situation der deutschen Minderheiten zu informieren. Auf Anregung von Georg Hodolitsch, Vizevorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn in Bayern, wählte die Delegation Ungarn zum Ziel ihrer fünftägigen Informationsreise. Die Gruppe um den BdV-Landesvorsitzenden Christian Knauer erwartete in Ungarn ein spannendes und abwechslungsreiches Programm.
Das Schicksal der Nationalitäten im Komitat Komorn-Gran nach dem Zweiten Weltkrieg – eine Konferenz in Gran
Unter diesem Titel hat das Archiv des Komitats Komorn-Gran am 20. April eine Konferenz veranstaltet. Die Mehrheit der sieben Vorträge beschäftigte sich mit den Ungarndeutschen. Prof. Dr. Ignác Romsics von der Eszterházy-Universität Erlau bemerkte in seiner Einleitung, dass die ungarische Regierung mehr als 200 000 Ungarndeutsche nach Deutschland vertreiben wollte.
Johannespassion 2017: die Leidensgeschichte Jesu auf Deutsch, im Vortrag von Schülerinnen und Schülern aus Fünfkirchen
Innerhalb von vier Tagen präsentierten Schülerinnen und Schüler des Valeria-Koch-Bildungszentrums in insgesamt sieben Kirchen die Leidensgeschichte von Jesus. Die Schule in Fünfkirchen stellte die Produktion in Kooperation mit der Deutschen Selbstverwaltung der Stadt und der Deutschen Bühne Ungarn zusammen. Schülerinnen und Schüler bereisten vor Ostern mit der Vorstellung Johannespassion 2017 das Komitat Branau. Ausführlich darüber berichten wir im Deutschen Kalender 2018.
Gang um Ostertau in Schambek
Wie die Frauen in der Heiligen Schrift zum Grab, so gingen voatogs, also vor Tagesanbruch (oft schon um zwei Uhr), viele Fromme „um einen Ostertau“, das vom Himmel gefallene Lebenswasser, auf den Kalvarienberg. Dabei sollten sie „unbeschrien“ ankommen, d. h. nicht angesprochen werden. Am Ostermontag konnte dies auch noch geschehen, dann hieß es, man sei „Emmaus gegangen“. Damit auch die Rinder und Schweine des Ostertaues teilhaftig wurden, trieb früher der Kuh- und Sauhalter die Tiere am Ostermontag auf die Weide. Die Tradition des Ganges um Ostertau wird von der Lochberg-Tanzgruppe in Schambek fortgeführt!
Tanzgruppen vernetzen – Traditionsbewahrender Wettbewerb in Saar
Mit der Teilnahme von acht Teams fand in Saar der erste traditionsbewahrende Wettbewerb statt. Ungefähr 60 begeisterte Jugendliche und ihre Gruppenleiter amüsierten sich am 1. April im Saarer Kulturhaus. Bei der Planung der Programme des Jahres 2017, kam die Idee, dass das Archiv-Komitee der Saarer Tanzgruppe auch in der Fastenzeit etwas für die Mitglieder anbieten möchte. Da Feiern bis Ostern nicht „auf der Speisekarte steht“, fiel die Entscheidung auf einen Wettbewerb. Weil es aber mehr Spaß macht, wenn mehrere mitmachen, wurden Tanzgruppen aus der Gegend von Saar eingeladen.
Der Luther-Effekt – Eine Zeitreise durch 500 Jahre Wirkungsgeschichte der Reformation
Ein wesentlicher Punkt, den Luther an der Kirche kritisierte, war der Ablasshandel. Mit Luthers – historisch umstrittenem – Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 an der Schlosskirche zu Wittenberg begann ein revolutionärer Schritt, der in die Kirchenspaltung mündete und trotz der Religionskriege auch ein Stück in Richtung unserer heutigen Religionsfreiheit gedeutet werden kann. Überhaupt sollten wir mit Blick auf fünfhundert Jahre Reformationsgeschichte und Wirkungsgeschichte uns fragen, welche Erkenntnisse das Vermächtnis der Reformatoren uns aktuell bietet.
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.