Tolnau-Ausgezeichnete

Niveaupreise „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“

Der Verband der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltungen der Tolnau verlieh den Niveaupreis des Jahres 2020 an Frau Monika Hucker und an Frau Eva Koleszár. Die Auszeichnungen wurden am Komitatstag Tolnau am 1. September 2020 im Kulturzentrum der Stadt Dumbowa von Dr. Michael Józan-Jilling, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltungen der Tolnau, überreicht.

Den Niveaupreis des Jahres 2020 erhielt Frau Monika Hucker für ihre aufopfernde, selbstlose Tätigkeit, die sie für die Bewahrung der kulturellen Traditionen und für die Interessenvertretung der Tolnauer Ungarndeutschen – mit Schwerpunkt Kockersch –, und für den Ausbau und die Intensivierung zwischen den Partnergemeinden Kockersch – Radibor (Sachsen) geleistet hat.

Monika Hucker erblickte als Kind einer ungarndeutschen Familie in Kockersch/Kakasd die Welt. Das ungarndeutsche Identitätsgefühl in der Familie beeinflusste maßgeblich ihr weiteres Leben. Nach der Matura begann sie bei der Deutschen Bühne Ungarn in Seksard zu arbeiten. Sie hatte einen Löwenanteil an der Gründung der Deutschen Minderheitenselbstverwaltung Kockersch 1998. Bis 2014 war sie als Vorsitzende, gegenwärtig als Abgeordnete tätig. Auf ihre Initiative entstand der Deutsche Nationalitätenverein Kockersch, in dem die örtlichen deutschen Traditionen und insbesondere die Gesang- und Musiktraditionen niveauvoll gepflegt werden.

Ein Jahr arbeitete sie in Deutschland, wo sie ihre Sprachkenntnisse erweitern konnte. Anschließend studierte sie an der Budapester ELTE und erwarb ein Deutschlehrerdiplom.

Mit Programmgestaltung, Synchrondolmetschen und selbstlosem Einsatz tat sie sehr vier für die Intensivierung der partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Kockersch und Radibor. Dadurch trug sie wesentlich zur Vertiefung der deutsch-ungarischen Beziehungen und der freundschaftlichen Bande zwischen den Bürgern bei.

Monika Hucker arbeitet zurzeit in der Redaktion Neue Zeitung als Geschäftsführerin der Neue-Zeitung-Stiftung. Im ungarndeutschen Wochenblatt erschienen von ihr mehrere wertvolle Artikel über ungarndeutsche Themen in Kockersch und im Komitat Tolnau. Diese trugen in großem Maße zur Bekanntheit und zum guten Ruf der Ungarndeutschen im Komitat Tolnau im In- und Ausland bei.

Den Niveaupreis des Jahres 2020 erhielt Frau Eva Koleszár für ihre aufopfernde und selbstlose Arbeit, die sie bei der Pflege und Bewahrung der Musik- und Gesangskultur sowie des Kulturerbes der Tolnauer Ungarndeutschen – mit Schwerpunkt Tolna-Mesch –, für dessen Weitergabe an die nächsten Generationen und für die mehrere jahrzehntelange Interessenvertretung der in der Umgebung der Stadt Tolnau lebenden Ungarndeutschen geleistet hat.

Frau Koleszár, geborene Eva Schauber, wurde als Einzelkind in eine ungarndeutsche Familie hineingeboren. Ihre Eltern erlebten die Vertreibung, aber ihr Vater war bereit, die Folgen der illegalen Rückkehr in seine Heimat zu riskieren. Erst nach der Heimkehr nach Ungarn konnte er mit seiner Braut eine Familie gründen. Frau Koleszár wurde die ungarndeutsche Lebensweise mit der Muttermilch so eingeflößt, dass sie sie immer authentisch vermitteln konnte. Schon in jungen Jahren war sie mit viel Herz dabei, die Traditionen und ihre deutsche Muttersprache aufrechtzuerhalten. Sie brachte ihren beiden Töchtern den Dialekt des Dorfes bei. Es war für sie wichtig, dass die Traditionen nicht nur in ihrem Familienkreis weiterleben, sondern auch über die Familiengrenzen hinaus, damit das Ungarndeutschtum an ihrem Wohnort, im Tolnauer Stadtteil Mesch/Mözs, erhalten bleibt.

Ihre zahlreichen Tätigkeiten sollten für sich sprechen:

– Sie gründete 1991 den Mescher Deutschen Nationalitätenklub und ist seitdem dessen Vorsitzende. Sie hat sich immer eingesetzt, die Ziele des Klubs zu verwirklichen.

– 1991 gründete sie in der Stadt eine Tanzgruppe mit dem Ziel, die Jugendlichen an den deutschen Volkstanz heranzuführen. Bis zur Auflösung der Tanzgruppe (2006) erzielten sie nach zahlreichen Gastvorstellungen in Deutschland und Österreich große Erfolge. Die Gruppe trat zunächst in der alten Originalkleidung auf, später hat man aber Näherinnen gefunden, die ihr Handwerk noch beherrschten und neue Trachten anfertigen konnten.

– 1992 initiierte sie eine Sammlung dörflichen Museumsmaterials, um die Sachkultur der Ungarndeutschen zu bewahren.

– 1992 gründete sie innerhalb des Klubs einen Chor, und seitdem ist sie dessen Leiterin. Sie stöberte alte Notizen auf, die dann archiviert wurden. Der Chor ist Mitglied der Chorsektion des Landesrates und nimmt regelmäßig an Singwochen teil, außerdem pflegt er den Kontakt zu mehreren Chören. Der Chor erhält regelmäßig Einladungen im ganzen Land.

– Sie suchte zielbewusst nach der Tracht des Dorfes und beantragte 2003 eine Traditionsmarke, um sie zu bewahren.

– Aus ihrer Initiative entstand ein Denkmal für die Vertriebenen.

– Durch die beiden Kulturkreise hat sie wesentlich zur Bekanntheit des Ortes Mesch beigetragen.

– Für die Gruppen organisiert sie regelmäßig Ausflüge zu ungarndeutschen Veranstaltungen und Heimatmuseen, in denen die ungarndeutsche Kultur dargestellt ist.

– Sie ist Vorsitzende des Deutschen Nationalitätenrates der Stadt Tolnau (2014 – 2019).

– 2019 leitete sie die Übersetzung des Tolnauer Kochbuchs ins Deutsche in die Wege, das früher von der Stadt in Ungarisch herausgegeben wurde.

– Sie hat auch viele traditionelle Ereignisse wiederbelebt bzw. neue erfunden, wie z. B.: Weinlesefest, Kerwastrudlfest, Veranstalten von Schwabenbällen, Abwicklung von Qualifikationswettbewerben für Gesangchöre, Organisation von Nationalitätentagen, Freiluftkonzerte im Frühjahr und im Herbst.

Sie engagiert sich auch im kirchlichen Bereich, setzt sich für die deutschsprachigen Messen in der Stadt ein und war ständig bemüht, ein gutes Verhältnis zum örtlichen Pfarramt zu pflegen. Sie sammelte Spenden für die Dachsanierung der Kirche, veranlasste die Gründung eines Kirchenchores, der regelmäßig an kirchenmusikalischen Treffen teilnimmt. Beim Sammeln von Kirchenliedern hat sie auch tatkräftig mitgewirkt. Jedes Jahr organisiert sie Adventskonzerte in der örtlichen Kirche. Sie managte die Suche und Reparatur von alten Grabsteinen.

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Beim Komitatstag erhielt Adam Hilcz aus Kockersch, Eigentümer der seit 1989 bestehenden Autohandelsfirma Hilcz & Sohn GmbH, für seine dreißigjährige erfolgreiche Unternehmertätigkeit den Beszédes-József-Preis.

Wir gratulieren den Ausgezeichneten!

Foto: I. F.

Aus dem Inhalt

Regelhafter Start in den ungarndeutschen Schulen

Die Schulen freuen sich über einen halbwegs normalen Schulbeginn, doch eine Vorbereitung auf den digitalen Unterricht haben alle vorgenommen. Die Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, Frau Ibolya Hock-Englender meint dazu im NZ-Gespräch: Wir alle sind sehr zuversichtlich, dass wir nach einem – wenn auch mit Sicherheitsvorkehrungen versehenen – ordentlichen Schulbeginn auch weiterhin einen Kontaktunterricht haben werden. Nachdem das ganze Frühjahr im Zeichen des digitalen Unterrichts verlaufen ist, müssen sich jetzt Lehrer, Eltern und Schüler wieder auf die „alte“ Art und Weise des Unterrichts einstellen, dabei darf aber das, was wir an zeitgemäßen Methoden gelernt haben, nach wie vor Unterrichtsalltag bleiben.

Neuwahlen beim 25-jährigen Komitatsverband der Batschka

Der Verband der Deutschen Selbstverwaltungen des Komitats Batsch-Kleinkumanien ist eine zivile Organisation, die von den Deutschen Nationalitätenselbstverwaltungen des Komitats im Jahre 1995 gegründet wurde. Mit der Zeit sind auch die Deutschen Selbstverwaltungen des Komitats Tschongrad beigetreten. Im vergangenen Vierteljahrhundert gab es sechs Legislaturperioden. Gründungsvorsitzender war Simon Kishegyi sen. aus Nadwar, ihm folgte 1999 Franz Schön aus Hajosch. Josef Manz aus Baje wurde 2007 zum Vorsitzenden gewählt.

Erfolgreiche Jubiläumsauflage der Literaturtage in Reschitza – im virtuellen Raum

Die Idee der Literaturtage in Reschitza (Banater Bergland) wurde im Rahmen einer von der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher (GJU) 1990 organisierten Internationalen Jugendkonferenz in Budapest und Fünfkirchen geboren. Erwin Tigla aus Reschitza traf u. a. die ungarndeutschen Autoren Josef Michaelis, Engelbert Rittinger und Robert Becker. Rittinger und Michaelis folgten dann der Einladung zu den ersten Literaturtagen. Nun beteiligte sich Michaelis an der XXX. Auflage der Deutschen Literaturtage vom 4. – 6. September, zu den die Referenten aus Siebenbürgen, Deutschland, Slowenien und Ungarn per Skype zugeschaltet wurden. Verfolgen konnte man die Beiträge auf den Facebook- und YouTube-Kanälen des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen – eine technische Bravour, zu der man dem Hauptorganisator Erwin Tigla nur gratulieren kann!

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Saarer Deutsche Selbstverwaltung übernimmt örtliche Grundschule

Die Leiterin der Saarer György Romhányi Deutschen Nationalitätengrundschule wandte sich an unsere Gemeinde mit der Bitte, die Trägerschaft der Grundschule vom Bezirks-Bildungszentrum Stuhlweißenburg zu übernehmen, was für die örtliche Schule viele Vorteile hätte. Zu den Vorteilen gehören unter anderem eine größere berufliche Unabhängigkeit der Pädagogen, höhere Finanzmittel, lokale Verwaltung und auch die persönlichen Kontakte.  Auch der Kindergarten forderte einen Wechsel des Trägers. Er gehörte bisher zur örtlichen Selbstverwaltung.

LdU-Kindergarten in Fünfkirchen erfährt komplexe Sanierung

Mitte August nahm die bedeutsamste Investition der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen in diesem Jahr auch offiziell ihren Anlauf: Im Wert von 370 Millionen Forint wird nun die sich in der Szőnyi-Straße befindende KiTa des Valeria-Koch-Bildungszentrums rundum renoviert und erweitert. Der Um- und Anbau dauert voraussichtlich fast ein ganzes Jahr. Derweilen wurden die Kinder von der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen – dem Träger der Einrichtung – in zwei anderen Kindergärten der Stadt untergebracht.

Tanzcamp des Vereins Junger Haraster Schwaben in Litowr

Anfang August hat eine Gruppe von Haraster Jugendlichen (Mitglieder des Vereins Junger Haraster Schwaben), unter ihnen auch ich, an einem spannenden Tanzlager in Litowr/Liptód teilgenommen. Im Mittelpunkt der Programme standen natürlich die Tanzproben. Jeden Tag hatte man zwei Tanzproben, eine am Vormittag, eine am Nachmittag, die insgesamt sechs bis sieben Stunden dauerten. Dabei hat man Lieder gelernt und auch Kenntnisse über ihren geschichtlichen Hintergrund erworben. Beim Einstudieren der Zigeunerpolka herrschte eine ausgezeichnete Stimmung, obwohl der Erwerb der neuen Tanzschritte anfangs eine große Herausforderung bedeutete. Bis Ende des Camps wurde eine neue Koreografie mit dem Titel „Aus alter Zeit“ fertig.

Litowr-Geschicklichkeit

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