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Fachtag der deutschen Selbstverwaltungen im Komitat Weißenburg

Alte und neue Abgeordnete motivierten einander zwei Tage lang

Viele sind gekommen. Der 25. und 26. Oktober war wohl ein gut gewählter Zeitpunkt. Gleich nach den Wahlen. Denn der Verband der Deutschen Selbstverwaltungen im Komitat Weißenburg setzt sich dafür ein, dass die Minderheitenarbeit im Komitat effektiver gestaltet wird.

Gute Nachrichten: Viele neue Abgeordnete, davon 80 % Jugendliche und junge Erwachsene, sind bei den Kommunalwahlen in die Selbstverwaltungen gewählt worden. Und wie es aussah, wollen sie von den Älteren lernen, sich Tipps, Methoden und Maßnahmen aneignen, die sie später zur Arbeit vor Ort einsetzen können. Die gut bewährten Mitglieder der Selbstverwaltungen sind auch gekommen. Diejenigen, die seit mehreren Jahren dabei sind. Sie halten es für wichtig, sich weiterzubilden und den Jüngeren ihre eigenen Erfahrungen weiterzugeben.

Frau Erzsébet Szelle Nágl hielt auf der Fachtagung einen Vortrag über die Trägerschaft eines Heimatmuseums, Franz Erdei erzählte über Best practices in der Minderheitenarbeit. Julianna Szabó und Johann Fuchs berichteten über die Übernahme der Schule durch die Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung von Maan, die im Sommer vollzogen wurde. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen und bekamen hoffentlich alle eine Antwort. Nach den Referaten wurde zu Abend gegessen und bis in die späten Abendstunden liefen die Gespräche zwischen jungen und älteren Mitgliedern. Ein gemütliches Beisammensein, wo man einander kennenlernen konnte.

Gleich nach dem Frühstück am anderen Tag ging es weiter. Unser Parlamentsabgeordneter Emmerich Ritter berichtete über die Wahlen 2019, über seine Arbeit und über verschiedene Möglichkeiten bei den Stipendien für Studenten in der Nationalitätenausbildung (Kindergarten, Schule). Sehr spannend haben die Teilnehmer die Vorträge von László Appel (UDPI) und Ágnes Schamberger (Stephan-Széchenyi-Grundschule – Totiser Kolonie) gefunden. In Totiser Kolonie wurde die Schule von der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung 2016 in Trägerschaft genommen. Seit drei Jahren ist eine stetige Entwicklung in der Schule zu beobachten. Nicht nur finanziell, sondern auch bei den Aktivitäten.

Nach einer kurzen Kaffeepause mit Gesprächen versammelten sich die Teilnehmer wieder im Raum. Die Regionalbüroleiterin sprach in ihrer kurzen Einleitung über den Aufbau des Minderheitensystems (Landesebene-Komitatsebene-Ortsebene), dann wurden kleine Gruppen gebildet. Es wurde zu der strategischen Planung der zukünftigen Arbeit im Verein eine schnelle SWOT-Analyse erstellt. Damit will der Verband im Späteren Maßnahmen ergreifen und Projekte starten, die bei der effektiven Arbeit im Komitat weiterhelfen. Je zwei Gruppen bekamen einen Teilbereich, über den sie berichten sollten. Jeder hat die Aufgabe ernst genommen. Die Gruppen haben darüber berichtet, was im Verband in der Vergangenheit gut gelaufen ist, aber auch die Schwachstellen kamen zum Vorschein. Über die Zukunftschancen und über die Risiken wurde auch berichtet. Die große Aufgabe wartet noch auf den Vorstand: Er muss die Ergebnisse auswerten und damit die Schritte für die Zukunft des Verbandes erarbeiten: Projekte, Aktionen, die uns bei der Arbeit weiterhelfen.

Zwei Tage Arbeit, Informationsaustausch, Gespräche mit Bekannten und noch Fremden. In der Hoffnung, dass wir nur zusammen etwas erreichen können. Miteinander. Füreinander.

Der Fachtag wurde aus den Mitteln des Amtes des Ministerpräsidenten NEMZ-CISZ-19-0281 unterstützt.

Ch. P.

Aus dem Inhalt

 

Deutsche Selbstverwaltung Fünfkirchen vereidigt

Im Fünfkirchner Lenau-Haus fand die konstituierende Sitzung der Deutschen Selbstverwaltung Fünfkirchen statt, zwei Wochen danach, dass die Abgeordneten –János Flódung, Helmut Heil, Györgyi Rittinger-Schmidt, Kristina Szeiberling-Pánovicsund Adrienn Szigriszt– ihr Mandat übernommen haben. Die Abgeordneten legten in Anwesenheit von Dr. Enikő Pusztai-Török, der Leiterin der Organisations- und Rechtsabteilung des Bürgermeisteramtes von Fünfkirchen, den Eid ab. Zum Vorsitzenden der Selbstverwaltung wurde wieder János Flódung gewählt, Vizevorsitzender bleibt nach wie vor Helmut Heil.

Fünfkirchen DS

Deutschlandsreise des Seksarder Mondschein-Chors

Der Mondschein-Chor aus Seksard verbrachte Anfang Oktober fünf erlebnisreiche Tage in Bayern und in der Pfalz. Unsere Gastgeber waren die Landsmannschaft der Banater Schwaben in München, Haus Pannonia in Speyer und mehrere Gastfamilien (Eicher, Mayer und Zimmerer). Alte Freunde und Bekannte konnten sich nach sieben Jahren wiedersehen und neue Bekanntschaften wurden während des Aufenthalts geknüpft. Die Betreuung der Seksarder Gruppe übernahm, mit Hilfe einiger Gastgeber, auch diesmal die ehemalige Chorleiterin – derzeitige Leiterin des Frankenthaler Chors – Katharina Eicher-Müller.

 Mondschein-Chor

Deckel und gedeckelt

An die 200 Besucher waren neugierig auf die Vernissage der Ausstellung von Ákos Matzon in der Klebelsberg-Kulturkurie in Hidikut (Budapest II.) am 18. Oktober.Auch das Gespräch mit dem Künstler am7. Novemberfand großen Anklang. Zum Abschluss der Ausstellung hatte Matzon Freunde von VUdAK zur Besichtigung der großangelegten Ausstellung mit etwa 50 Bildern und zwei großen Konstruktionen eingeladen. Besonders das Werk mit 120 Schiffchen erregte die Aufmerksamkeit der Besucher und der Künstlerfreunde. Die angeregten Gespräche über die Ausstellung und ihren Titel sowie über VUdAK-Vorhaben wurden im Atelier von Matzon in Schaumar fortgesetzt.

 matzon-schiffchen

Essgewohnheiten und Speisen aus Herend

In den letzten Jahren sind erfreulicherweise viele Kochbücher von ungarndeutschen Selbstverwaltungen herausgegeben worden. Eine Besonderheit dieser Sammlungen ist, dass neben ortstypischen Bräuchen auch mehr als 100 Jahre alte Familienrezepte festgehalten werden. So auch im zweisprachigen Kochbuch „Essgewohnheiten und Speisen aus Herend“ von Maria Arnold, das im Herbst 2019 von der Herender Deutschen Selbstverwaltung herausgegeben wurde.

 BohnenKraut mit Schweinhaxen

St. Georg-Bildstock im Hotter Bawaz-Lantschuk steht wieder 

Ein ergreifendes Ereignis erlebten am 19. Oktober, einem sonnigen Samstag, die Einwohner der zwei Nachbargemeinden, ergänzt mit einer großer Gruppe von auswärtigen Gästen: die Neueinweihung des Bildstocks des heiligen Georgs an der Grenze der beiden Dörfer. Über hundert Jahre stand das ansehnliche sakrale Denkmal an einer Weggabelung in der hügeligen Landschaft im Osten der Branau. Wie eine mit etwas verschwommenen Elementen überlieferte Geschichte besagt, soll hier Tragisches geschehen sein: Ein Familienvater, erbost über das unbändige Verhalten seines kleinen Sohnes während der dringenden Verrichtung der Heuernte, soll gesagt haben: „Dich sollte der Blitz treffen!“ So geschah es dann beim stürmisch eintretenden Gewitter – das Kind war nach dem Blitzschlag nicht mehr zu retten. Um die Himmlischen zu versöhnen und das Andenken an seinen Sohn zu bewahren, ließ die Familie zu Ehren des heiligen Georgs den Bildstock errichten.

 bildstock

Gebet und Glauben verbinden Nationalitäten

Die Geschichte der Gemeinde Metschge/Erdősmecske (bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts Raizmetschge) ist eng mit der serbischen (raizischen) Nationalität verbunden. Zwar verließ die letzte serbische Familie schon vor vielen Jahren das Dorf, doch die serbische Heilige-Demeter-Kirche stellt den ehemaligen Bewohnern des Dorfes bis heute ein Andenken. Und genau diese Kirche ist es, die die serbischen Gläubigen bis heute Jahr für Jahr in das kleine Branauer Dorf zieht.

Die Serbische Kirche in Metschge

GJUler auf Entdeckungsreise im Burgenland und in Westungarn

Im Zeichen der Nachwuchsförderung

Die grenzüberschreitende Bustour gehört zum neuesten und zugleich beliebtesten Projekt der GJU. Bisher haben wir nur einen ähnlichen Ausflug aus dem Tokajer Bergland nach Kaschau in die Slowakei organisiert. Dabei haben wir auch viele neue Mitglieder und Freundschaften gewonnen, so haben wir uns für die Fortsetzung entschieden. Unsere diesjährige Bustour fand im Burgenland in Österreich bzw. in Westungarn statt. Bei dem Programm fokussierten wir wieder auf ungarndeutsche Mittelschüler, damit wir die Kontinuität bei der GJU langfristig sichern können. Die meisten Teilnehmer kamen aus ungarndeutschen Bildungseinrichtungen, wie das Ungarndeutsche Bildungszentrum Baje, das Deutsche Nationalitätengymnasium Budapest oder das Schiller-Gymnasium Werischwar.

gju-bustour

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Ich heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.

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