Brücken zwischen Gemeinschaften – Kulturgala in Nordungarn
Über das Brückenbauen zwischen Gemeinschaften und das Vereinigen von Völkern sprach die Vizebürgermeisterin von Tekele Dr. Lucia Vass bei der Eröffnung der 17. Kulturgala des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen in Nordungarn. Als Schlüssel zu mehreren Schatzkammern bezeichnete der Regierungsbeauftragte fürs Komitat Pesth Dr. Richárd Tarnai den Zugang der anwesenden Kulturgruppen sowohl zur deutschen als auch zur ungarischen Kultur. Emmerich Ritter, parlamentarischer Sprecher der Ungarndeutschen und Vorsitzender des Verbandes Nord, erinnerte an die Gedenkfeier der Vertreibung in Wudersch im Jänner dieses Jahres.
Der Verschleppung wurde mit der Uraufführung der „Martha-Polka“ gedacht, die im Zwangsarbeiterlager Trudowskaja im Jahre 1946 entstand. Komponiert wurde das Stück von Norbert Petri und Hans Stark.
Norbert Wilhelm Petri wurde 1912 in Hermannstadt geboren, studierte in Bukarest und Wien Philologie und Musik, war Musikdirektor des Musiktheaters in Kronstadt. Von 1944 bis 1949 war er von der Verschleppung betroffen. Nach seiner Heimkehr arbeitete er in Kronstadt weiter, war eine wichtige Persönlichkeit im kulturellen, musikalischen Leben der Siebenbürger Sachsen. Er starb 1978 in Kronstadt, 1999 wurde er posthum Ehrenbürger der Stadt.
Hans Stark wurde 1919 in Wetschesch geboren, absolvierte die Bürgerschule in seinem Heimatort. Er lernte das Spielen auf dem Flügelhorn von örtlichen Musikern. Ab 1941 spielte er im Militärorchester des 1. Landwehr-Infanterieregiments in Budapest 1. Flügelhorn. 1944 wurde er zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt, wo er drei Jahre lang verblieb. Hier entstand seine Freundschaft und musikalische Zusammenarbeit mit Norbert Petri. Seine Eltern wurden nach Deutschland vertrieben. Nach seiner Heimkehr magyarisierte er seinen Namen auf Somlai. Er war ein wichtiger Akteur im kulturellen Leben von Wetschesch. 1963 absolvierte er die Kapellmeisterprüfung für Blasmusik, leitete die Blaskapelle seines Heimatortes, mit der er auf mehreren Schwabenbällen großes Ansehen erreichte. Hans Somlai-Stark starb 1983.
Die „Martha-Polka“ wurde unlängst auf dem Dachboden des Hauses von Hans Stark von seiner Tochter, Krausz Istvánné, gefunden. Das Stück wurde dem Leiter der Blaskapelle Haraster Dorfmusik übergeben. Auf dessen Initiative wurde die Handschrift aus dem Jahr 1946 mit Unterstützung der Deutschen Selbstverwaltung des Komitates Pest von Tamás Farkas für Blaskapelle arrangiert. Die Polka ist ein Konzertstück für Solotrompete, beansprucht vom Musiker eine gute technische Beherrschung seines Instruments. Gespielt wurde sie von der Haraster Dorfmusik, Trompetensolo: Szabolcs Ambrus. Anschließend sangen Vertreter der deutschen Selbstverwaltungen im Beisein einer Überlebenden des Lagers ein Verschlepptenlied aus Altglashütte.
Dass die ungarndeutsche Kultur trotz dieser Schicksalsprüfungen weiterlebt und auf hohem Niveau gepflegt wird, dafür war das Kulturprogramm ein schlagender Beweis. Es traten auf: der Gemischtchor für Traditionsbewahrung aus Tekele e. V., drei Jugendliche aus Taks, Petra Landsmann, Gábor Tóth und Balázs Kleinheizer (TTT), der Frauenchor für Traditionspflege zu Sende, der Chor der Musikfreunde aus Ujfluch, die hervorragende Blaskapelle Haraster Dorfmusik und der Verein Haraster Junger Schwaben.
Mit der Auszeichnung „Für das Ungarndeutschtum der Region Nord“ 2016 wird die aufopferungsvolle Arbeit bei der Pflege und der Weitergabe der deutschen Kultur und der Traditionen in den Komitaten Pesth, Hewesch und Naurad anerkannt. Den Preis erhielten diesmal das Ehepaar Marlok aus Sanktiwan bei Ofen, der Chor der Musikfreunde aus Ujfluch und Frau Katharina Kohári aus Sende.
Elisabeth und Gyula Marlok aus Sanktiwan bei Ofen haben mehr als 20 Jahre für das Ungarndeutschtum geopfert. Frau Marlok, geborene Mirk, war Mitglied, später Vorsitzende der Deutschen Selbstverwaltung in Sanktiwan. Sie gründete und leitet den seit zehn Jahren bestehenden Muttersprachverein. Zusammen mit ihrem Ehemann verwaltet sie das Heimatmuseum, gestaltet die 28 Jahre alte Gemeindepartnerschaft mit Marktleugast, ist Motor des Kinderlagers für Traditionspflege. Gyula Marlok war Sprecher der deutschen Nationalität im Gemeinderat, ist Mitglied und Schriftführer des Ungarndeutschen Gemischtchores, Organisator der bereits zehn Jahre alten Sanktiwaner Blaskapelle. Er war Motor der letzten Kirchenrenovierung.
Der Chor der Musikfreunde in Ujfluch wurde von Aladár Hufnagl und mit den Eltern der Musikschulkinder 1986 gegründet. Ihr Ziel ist, die örtlichen schwäbischen Lieder erklingen zu lassen. Seit 2006 ist der Chor als Verein tätig. Die Sänger nehmen regelmäßig an Chortreffen teil, singen auch Weihnachtskonzerte in den verschiedenen Kirchen. Ihr Partnerchor ist der bayrische Gesangchor aus Hartsmannshof. Bei der Qualifizierung des Landesrates der deutschen Chöre, Kapellen und Tanzgruppen 2016 haben sie die Goldene Stufe erreicht. Im Oktober feierte der Chor sein 30-jähriges Bestehen.
Frau Katharina Kohári, geborene Rakotta (von mütterlicher Seite Virsinger), besuchte vor dem Zweiten Weltkrieg die Deutsche Schule, beherrscht die deutsche Sprache in Wort und Schrift und auch den Sendemer Dialekt. Seit 1999 ist sie Mitglied des Frauenchores von Sende und leitet ihn seit 2006 mit Herz und Seele. Sie scheut keine Zeit, Arbeit und Mühe, Auftritte zu organisieren und Kontakte zu pflegen. Mit ihrer Tätigkeit hat sie dazu beigetragen, die originalen schwäbischen örtlichen Lieder und die einzigartige Tracht zu bewahren. Sie ist zwar 85 Jahre alt, aber sie kann bei einem Hopsasa nicht ruhig sitzen bleiben, hoffentlich bleibt es noch lange so.
Die Deutsche Selbstverwaltung des Komitats Pesth fördert engagierte begabte ungarndeutsche Jugendliche, die zur Aufrechterhaltung der ungarndeutschen Kultur beitragen. Das Stipendium erhielten diesmal sechs Gymnasiasten
Aus dem Inhalt
„Verbundenheit mit der Urheimat, Treue zur neuen Heimat und ein tiefer Glaube“ – Denkmaleinweihung in Hajosch
„Enge Verbundenheit mit der Urheimat Deutschland, Treue zu der neuen Heimat Ungarn und ein tiefer Glaube an Gott“ – so beschrieb Otto Heinek, Vorsitzender der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, die Hajoscher in seiner Rede am 2. November, als er das Denkmal zur Erinnerung an die Opfer der Verschleppung einweihte. Das einfache, weiße Bildstöcklein, zu dem ein Steinweg mit Eisenbahnschienen führt, soll daran erinnern, dass Menschen beschuldigt wurden, sie seien Kriegsverbrecher, nur weil sie Deutsche waren, und deswegen zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt worden sind. Die Grausamkeit des Lagerlebens und die Unmenschlichkeit des Systems rief Erzsébet Menczer, Vorsitzende der Organisation der in der Sowjetunion gewesenen ungarischen Gefangenen und Zwangsarbeiter, in Erinnerung, als sie zusammen mit Otto Heinek das Verschleppungsdenkmal enthüllte.
I. Ungarndeutsches Harmonikatreffen mit wichtiger Mission
Eine Vielzahl an bekannten Melodien erklang am 28. Oktober im Nadascher Kornspeicher, wo das I. Ungarndeutsche Harmonikatreffen stattfand. Hauptinitiator der Veranstaltung war der Musiklehrer des Nadascher Harmonikazirkels Tamás Kéméndi, und die Abwicklung erfolgte unter Mitwirkung der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung Nadasch.
Zum 25. Mal Gedenkfeier auf dem deutsch-ungarischen Soldatenfriedhof in Fünfkirchen
Der Kulturverein Nikolaus Lenau und die Deutsche Selbstverwaltung Fünfkirchen luden am 2. November zum 25. Mal zur Gedenkfeier in den deutsch-ungarischen Soldatenfriedhof in Fünfkirchen ein, der vor 25 Jahren, am 7. und 8. Juni 1991, eingeweiht wurde. In der H/E Parzelle ruhen 79 ungarische, 205 deutsche, 7 kroatische Soldaten und 3 Opfer der Revolution von 1956 aus den Komitaten Branau und Tolnau.
„Wir lernten einander und die älteren Generationen mehr zu respektieren und unser Leben mehr zu schätzen“ – Das Wanderbündel im UBZ
Das Wanderbündel der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen ist am 24. Oktober im Ungarndeutschen Bildungszentrum Baje angekommen. Aus diesem Anlass wurde in der Grundschule, im Gymnasium und im Fachgymnasium der Bildungseinrichtung eine Projektwoche veranstaltet mit dem Motto: „Sich erinnern und auch andere erinnern, Brücken schlagen zwischen Generationen, und mit Zuversicht in die Zukunft schauen.“
I. Jugendkonferenz des LdU-Jugendausschusses in Hartian – Munition auf dem Weg zu ihrer ungarndeutschen Identität
Die Teilnehmer der zweiten Jugendkonferenz des LdU-Jugendausschusses am Wochenende in Hartian hatten die Aufgabe, Ideen zu sammeln, mittels welcher Maßnahmen die Ziele und Indikatoren der Jugendstrategie der Landesselbstverwaltung erfüllt werden könnten. In den Eröffnungsreden von József Schulz, Bürgermeister von Hartian, Otto Heinek, Vorsitzender der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, und Ibolya Englender-Hock, Direktorin des Valeria-Koch-Bildungszentrums in Fünfkirchen, wurde die Wichtigkeit der Strategie und der Bildung hervorgehoben. Dann konnten die Teilnehmer den Jugendausschuss der LdU kennen lernen – ein relativ junges Organ, das für die Koordination der ungarndeutschen Jugendszene verantwortlich ist. Es gibt mehrere landesweite Jugendorganisationen (Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher, Verein für Ungarndeutsche Kinder, Landesrat Jugendsektion, Verein Deutscher Hochschüler), aber es gibt statt der erwarteten Kooperation eher ein Wirrwarr. Die wichtigsten Programme und Termine laufen oft parallel und machen einander Konkurrenz.
Kleinbus für Boglar
Die Deutsche Selbstverwaltung Boglar/Vértesboglár hat Anfang des Jahres 2016 über die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen einen Antrag zur Förderung des Kaufes eines Kleinbuses im Rahmen des BMI-Projektes „Essen auf Rädern“ gestellt. Ende Sommer dieses Jahres erhielt die Selbstverwaltung eine positive Nachricht. Am 27. Oktober konnte die Deutsche Selbstverwaltung Boglar den neuen Opel Vivaro Kleinbus übernehmen. Die Schlüssel des Kleinbusses übergab Otto Heinek, Vorsitzender des Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, an Frau Anna Bauer, Vorsitzende der Deutschen Selbstverwaltung Boglar. Die Schlüsselübergabe wurde mit einem kulturellen Programm des Frauenchores und der Tanzgruppen von Boglar feierlich gestaltet.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.
Weinlese 2024 – Ernte mit Hitzeschlag
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterIn Nadwar waren die staubigen Wege zu den Weinbergen voller Traktoren und eifriger Winzer, es herrschte ein reges Treiben im Kellerdorf. Bis Ende August waren fast alle Trauben schon geerntet, weit vor der üblichen Zeit. „Fast einen Monat früher mussten wir alles lesen“, erzählen die Winzer, die bemüht sind. den Most im Gleichgewicht zu halten. Die Hitze ist man bei diesen Arbeitsvorgängen nicht gewohnt, Umdenken und schnelles Reagieren sind gefragt. Zwar ist die Qualität meist gut, auch wenn die Trauben weniger Saft tragen, aber die Mengen werden wegen der schonungslosen Hitze auf jeden Fall geringer ausfallen.