70 Jahre Kindergarten in Leinwar – In einem guten Kindergarten fühlen sich sowohl Kinder als auch Erzieherinnen wohl

Chor der Kindergärtnerinnen77 Kinder in zwei Gebäuden mit einer schön gelegenen Gartenanlage, 14 Mitarbeiter, darunter sieben Kindergärtnerinnen (sechs mit einer Ausbildung als Nationalitätenerzieherinnen, die siebente wird im Januar fertig!) – das ist die kleine Statistik des Kindergartens in Leinwar/Leányvár im Komitat Komorn-Gran.

Der Kindergarten in Leinwar veranstaltete ein großangelegtes Programm von zwei Tagen, um die sieben Jahrzehnte für alle Betroffenen Revue passieren zu lassen. Der erste Tag wurde den Kindern, Eltern und Großeltern gewidmet. Ein echtes Puppentheater brachte ein Stück mit, in dem es gerade um einen Geburtstag ging. Das begeisterte Publikum belohnte das Vorgetragene mit fleißigem Klatschen. Dann wurde eine gesponserte Platane mit tatkräftiger Hilfe der Kinder eingepflanzt. Spaten und Gießkannen waren diesmal nicht zum Spielen da. Die Arbeit wurde mit Tanz und Gesang um den Baum abgeschlossen. Weitere Höhepunkte des Tages waren eine Riesen-Schoko-Geburtstagstorte (40 x 80 cm) sowie eine große Auswahl an zum Fest passenden Bastelarbeiten in den Gruppenräumen. Schön war es dabei zu erleben, wie begeistert die Kinder mitmachen, wenn nicht nur die Erzieherinnen, sondern auch ihre Angehörigen dabei sind. Mit Tanz und Musik ließ man den Tag ausklingen. Die an die 200 Teilnehmer erlebten einen echten Geburtstag, der lange in Erinnerung bleiben wird.

sdr Für den zweiten Tag wurden ehemalige Kindergärtnerinnen, Mitarbeiterinnen sowie Vertreter der örtlichen Selbstverwaltungen eingeladen. Der sonst auch sorgfältig gepflegte Garten verwandelte sich diesmal in eine Geburtstagsstätte. Luftballons, weiß und blau, flatterten im Wind, eine große Leinwand mit hübschen Tierdekorationen bildete den Hintergrund für den Auftritt der Kinder – Blumen überall, eine wunderbare Kulisse für den Festtag. Das alleine wäre auch schon ein Augenschmaus gewesen, aber die am Anfang aufmarschierenden, stolzen Vorschulkinder brachten Schwung auf die „Bühne“. Zu Beginn Sprüche, Reime in der hiesigen Mundart. Die Mütter strahlten vor Freude, als die Kinder flink das Tanzbein schwangen. Perfekt sitzende Tracht, traditionell geflochtene Haare, sorgfältig einstudierte Tänze, kein Wunder, dass sie das Publikum verzauberten. Auf dem Akkordeon wurden sie von Musiklehrer Norbert Sax begleitet.

„Ein Jubiläumsfest trägt Botschaften in sich: die Wertschätzung einer Gemeinschaft wird erkannt, die Anerkennung des Geleisteten wird ausgedrückt, auch der Wunsch nach Traditionsbewahrung erscheint dabei. Ein Blick wird in die Zukunft geworfen“ – hieß es in der Eröffnungsrede der frischgebackenen Leiterin, Frau Christine Szakmár. Frau Rosalia Szakmár (ihre Mutter), die von 1959 – 1996 die Leiterin des Kindergartens war, erinnerte an die Verhältnisse der ersten Jahre. Nach dem Krieg stand die Versorgung der Kinder an erster Stelle. Die echte Erziehung begann, als Frau Szakmár die Lehranstalt in Jula absolviert hatte. In einem kleinen Dorf, wo die Mehrheit der Deutschen vertrieben wurde, war es ein Wagnis, mit den Kindern deutsch zu reden, ihnen deutsche Reime und Lieder beizubringen. Sie tat es, dabei wurde sie vom Lehrer Jenő Erdély tatkräftig unterstützt. Die Verhältnisse waren armselig, aber die Räume des ehemaligen Kreidl-Wirtshauses wurden im Laufe der Jahre hergerichtet. Sie erinnerte auch an die opferbereite Hilfe der örtlichen Firmen. Als Vorsitzende der Deutschen Selbstverwaltung sorgte sie mit großem Elan für den Erhalt der deutschen Wurzeln, aber auch als Fachinspektorin für die Kindergärten im Komitat leistete sie Enormes.

Ihre Nachfolgerin, Marta Kiss, gab ein Bild davon, wie sich die Vorschriften ständig veränderten, wie man die tagtägliche Arbeit plante und durchführte. Der Bürgermeister gratulierte den „Geburtstagskindern“ und packte große Kartons mit Spielen und etwas zum Naschen aus. Nun sangen die Mitarbeiterinnen, begleitet wieder von Norbert Sax, der danach seine eigenen Söhne begleitete, die in Werischwarer Dialekt sangen. Als Überraschung kam eine Riesentorte. Dabei konnten die Gäste Zurückliegendes wachrufen und über ihre ruhigeren Tage in der Rente erzählen. Wie es früher war, wie die Kinder an Fasching verkleidet waren und vieles noch konnte man in der reichen Fotoausstellung sehen. In einem Raum war sogar altes Spielzeug ausgestellt. Was man sich alles gemerkt hatte, konnte man in einem Quiz testen.

Was kann man der neuen Leiterin nach einem ausgezeichnet vorbereiteten und gut abgewickelten Geburtstag wünschen, mit auf den Weg geben? Eines auf jeden Fall: möge sie in die Fußstapfen ihrer Vorgängerinnen treten und auch einen so erfolgreichen Weg einschlagen. Sich vor Augen haltend, dass wichtiger Faktor der erfolgreichen Erziehung im Kindergarten ist, wenn sich sowohl die Kinder als auch die Erzieherinnen wohl fühlen, dies ein Garant für die Zukunft der Kinder, für die Zufriedenheit der Eltern ist. Mögen die deutschen Traditionen ihren bisherigen Wert behalten, Sprache und Kultur in angepasster Form vermittelt werden. So können die Kinder dann am schulischen Unterricht teilnehmen und zugleich in der aktiven Traditionspflege der Gemeinde mitmachen.

Agathe Hárs

Aus dem Inhalt

Zehn Jahre Alte Kameraden-Blaskapelle – Traditionspflege auf solch hohem Niveau bewährt sich immer

Alte_KameradenDie mittlerweile große Berühmtheit erlangte Alte Kameraden-Blaskapelle aus Nadasch/Mecseknádasd feierte dieses Jahr bereits ihr zehnjähriges Bestehen. Der Verein zählt gegenwärtig um die 20 Mitglieder aus Nadasch und Umgebung und spielt traditionelle ungarndeutsche Blasmusik nach Originalnoten der vorigen Jahrhunderte. Vereinsvorsitzender Anton Schram aus Nadasch ist zuversichtlich, was die Zukunft des Ensembles anbelangt, das Publikum ist begeistert. Über die Anfänge, die bisherigen Erfolge und Zukunftsaussichten der Blaskapelle hat er der NZ erzählt.

18. Kulturgala der Batschka mit Preisverleihung

Der Verband der Deutschen Selbstverwaltungen des Komitats Batsch-Kleinkumanien veranstaltete am zweiten Novembersamstag den 18. Batschkaer Ungarndeutschen Kulturabend, verbunden mit der Verleihung der Auszeichnung „Für das Ungarndeutschtum im Komitat Bács-Kiskun“. Die hohe Ehrung ging 2018 an Hans Koch, den Vorsitzenden der Deutschen Selbstverwaltung in Tschikri. Deswegen war der Austragungsort die neu renovierte Sporthalle der an der serbischen Grenze liegenden kleinen Gemeinde.

 

Die neue ungarndeutsche Stube des Werischwarer Gymnasiums wurde eingeweiht

Ungarndeutsche StubeDer 10. November war im Friedrich-Schiller-Gymnasium in Werischwar ein besonderer Tag: Es wurde der Schiller-Tag veranstaltet und die neue ungarndeutsche Stube unserer Schule übergeben. Die Schüler hatten die Möglichkeit, einen Einblick in den Alltag unserer Ahnen von der Geburt bis zum Erwachsensein zu bekommen. Die Lehrer unserer Schule haben – koordiniert von Frau Éva Priegl – sich auch mit den eingeladenen Gästen voller Begeisterung bemüht, den Lernenden die Stationen des Lebens näherzubringen.  Die Themen des Projekttages waren die Geburt, die Spiele der Kindheit, der Alltag in einer strengen, preußisch ausgerichteten Schule, das Hofmachen, die Momente einer Hochzeit und handwerkliche Arbeiten wie die Stickerei, Holzschnitzerei, Steinmetzen, Backen usw.

 

Genieße den Moment! Herbst-Streifzug durch die prachtvollen Landschaften in Bayern und Baden-Württemberg

bw-gruppeUnter dem Motto „Genieße den Moment…“ fand vom 20. und 26. Oktober die 26. Rundreise der Gewinner der ungarndeutschen Landeswettbewerbe und Bewerbungen (OKTV, OÁTV Deutsche Sprache und Literatur I. II., Volkskunde, Jugend debattiert, des Landesrezitationswettbewerbs, Musikwettbewerbs, Valeria-Koch-Preises etc.) in Baden-Württemberg statt. Bereits im Bus bauten die Mitglieder der Gruppe mit Liedern die Stimmung für die ganze Woche auf. Zur Freude der Busfahrer wurde ständig gesungen, nur unterbrochen durch Informationen über Ortschaften und das Lösen von Quizfragen.

„Ein altes Gewerbe lebt wieder auf“ – Filmprojekt des Valeria-Koch-Bildungszentrums

„Aufpassen, Kamera läuft!“ Diesen Satz haben die Schüler des Valeria-Koch-Bildungszentrums zwischen dem 24. und 28. September oft gehört, die die Möglichkeit hatten, im Workshop und Filmteam der zwei berühmten deutschen Fotografen Denis Barthel und Eva Bertram mitzuwirken. Sechs geschickte Schüler haben die Gelegenheit erhalten, eine ganze Woche lang mit den zwei hervorragenden Filmemachern zu arbeiten, wobei sie einen Film über ein altes Gewerbe, über die Fassbinderei, gedreht haben. Dank Kristóf Flódung konnte das Filmteam einen ganzen Tag in Boschok, in einer der letzten Fassbinder-Werkstätten (Európai Kádárok Kft.) von Ungarn verbringen, wo sie zahlreiche Fotos und Aufnahmen gemacht haben.

 

„Heiße Themen“ besprochen – Internationale Jugendkonferenz in Berlin

ifa-BerlinDie erste internationale Jugendkonferenz der deutschen Minderheiten wurde vom Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) in Berlin veranstaltet. Mit den Vertretern von zwölf Ländern (Kasachstan, Kirgistan, Kroatien, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ukraine und Ungarn) wurden vom 8. bis 11. November „Heiße Themen der Jugendarbeit“ besprochen. Mit dabei waren neun Engagierte aus mehreren ungarndeutschen Organisationen.

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Ich heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.

Gala in Komitat Wesprim

Der Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.

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Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.

„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller

Der Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.

300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm

Die Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.