275. Jahrestag der Einwanderung sowie 70. Jahrestag der Vertreibung in Nana
In der Nanaer Heide kamen im Jahre 1743 24 deutsche Familien an. Mit viel Fleiß und Sparsamkeit haben sie ihre Gemeinde aufgebaut. Bis zum Jahre 1752 hatten sie schon eine Kirche mit Pfarrer, Lehrern, zehn Jahre später sogar Metzger, Mühlen, Jagdhaus und natürlich auch ein Wirtshaus. Im Jahre 1770 wurden außer Ackerbau auch Handwerker tätig: Werkzeugmacher, Bäcker, Kalkbrenner, Weber usw. Bis 1785 lebten schon in 89 Häusern ca. 127 Familien.
Nach der Volkszählung 1941 haben sich in Nana von 1204 Bewohnern 720 zur deutschen Muttersprache und 267 zur deutschen Nationalität bekannt. Am 25. Jänner 1948, am Tag der Anbetung des Allerheiligsten, wurde angekündigt, dass die Vertreibung am 27. Jänner beginnt. Die Familien durften nur ein Bündel von 80 kg mit sich nehmen. Es war Winter, die Leute haben zuerst warme Kleider eingepackt sowie Besteck, Geschirr, Lebensmittel. Die Männer haben Werkzeug mit sich genommen, sie wussten überhaupt nicht, wo sie hingebracht werden. Sehr wichtig waren die Bibel, Gebetbücher und Familienfotos – alles andere mussten sie zurücklassen. Von der Bahnstation in Sirtz sind sie in ungeheizten Viehwaggons ins Unbekannte gefahren. Die zurückgebliebenen Verwandten und Dorfbewohner haben sie bis zur Grenze der Siedlung begleitet. Bei der Abfahrt haben alle einen Ausweis bekommen, dass sie bis 28. Jänner 1948 ungarische Staatsbürger waren.
Am 15. März 2018 wurde in der Kirche von Nana des 70. Jahrestages der Vertreibung der Ungarndeutschen gedacht. Die Gedenkmesse wurde von Pfarrer Lajos Horváth und Pfarrer Mathias Kocner, der aus einer vertriebenen Familie von Nanna stammt, zelebriert. Nach der Messe hat László Schindler, Vorsitzender des Bildungsausschusses der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, über die Ansiedlungen gesprochen. Das Programm wurde mit Erinnerungen von vertriebenen Ungarndeutschen fortgesetzt, die von Grundschulkindern vorgelesen wurden. Vizebürgermeisterin Elisabeth Simon-Rummel lenkte die Aufmerksamkeit darauf, dass das Dorf im Jahre 1948 171 fleißige, aufrechte Patrioten verloren hat, die noch Hoffnung hegten, dass sie einmal zurückkehren können. Die letzten Stunden der Vertriebenen haben Grundschulkinder dargestellt. Sie haben alles genauso gemacht, wie es die Menschen vor 70 Jahren vermutlich getan haben: die Sachen zusammengepackt und noch einmal zurückgeblickt. Die Szene war sehr bewegend, viele hatten Tränen in den Augen. Beim Programm wirkte der örtliche Sängerchor Edelweiß mit.
An der Wand der Kirche wurde eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Vertreibung geweiht. Franz Heilig, Vorsitzender der Deutschen Selbstverwaltung des Komitats Wesprim, meinte, dass die Nachfahren besonders stolz auf ihre deutsche Abstammung sein und Sitte und Brauch erhalten müssen. Dabei tragen natürlich der örtliche Kindergarten, die Schule und auch die Familien eine große Verantwortung. Am Ende des Programmes haben die örtliche Selbstverwaltung, die Selbstverwaltung der Ungarndeutschen, der Kulturverein der Deutschen sowie die Pfarrer Kränze der Erinnerung niedergelegt. Danke für die Organisation und das pietätvolle Erinnern durch die Vorsitzende der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung Frau Elisabeth Simon-Rummel.
Peter Reichardt
Aus dem Inhalt
„Auch mit einem Parlamentsabgeordneten gehen wir unseren eigenen Weg – wie wir das auch bisher taten“
Das wichtigste Thema auf der Sitzung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen am 21. April war die gelungene Parlamentswahl, durch welche die Ungarndeutschen einen vollberechtigten Abgeordneten ins Hohe Haus schicken konnten. Vorsitzender Otto Heinek bedankte sich auch im Namen des Abgeordneten Emmerich Ritter bei der ungarndeutschen Gemeinschaft für den Zusammenhalt und die Aktivität während des Wahlkampfes: „Wir selber waren angenehm überrascht, dass mehr als 80 Prozent der in das ungarndeutsche Wählerverzeichnis Registrierten zur Wahl gegangen sind, und dass die Liste der LdU weit mehr als zum Mandat nötige Stimmen erhalten hat. Wir werden sehr darauf achten müssen, dass wir uns an unser Versprechen halten, dass sich Emmerich Ritter von Parteien unabhängig, nur für die ungarndeutsche Volksgruppe einsetzen wird.“
Partnerschaft weiter vertieft: Deutsche Bühne in Seksard und Universitätstheater in Fünfkirchen bieten ihren Vorstellungen auch weiterhin gegenseitig Platz
Die schon seit fünf Jahren währende Kooperation zwischen der Deutschen Bühne Ungarn (DBU) und der Janus-Universitätsbühne (JESZ) wurde am 16. April in festlichem Rahmen verlängert. Das Theater in Seksard und das in Fünfkirchen bieten sich weitere fünf Jahre lang gegenseitig Platz für ihre Vorstellungen, so dass auch deutsche Muttersprachler und Deutsch lernende Studenten der Fünfkirchner Universität in den Genuss einer DBU-Aufführung kommen, und sich die Studenten der Illyés-Gyula-Fakultät in Seksard die Darbietung der JESZ anschauen können.
Willand: XI. Nationalitätentag – 45. Jubiläum
„Wo man singt, dort lass dich nieder, denn böse Menschen haben keine Lieder!“ – Unter diesem Motto feierte der Willander Frauenchor am 21. April im Kulturhaus von Willand sein 45-jähriges Bestehen. Der Chor wurde 1973 mit dem Ziel gegründet, die überlieferten Volkslieder für die kommenden Generationen zu bewahren. Im Laufe der Jahre kamen immer neue Mitglieder dazu und sangen vor allem die eigens gesammelten Lieder. Sie haben zahlreiche Auftritte im In- und Ausland hinter sich und wurden unter anderem mit dem Lenau-Preis, dem Preis Pro Cultura Minoritatum Hungariae und der Gedenkplakette „Für Willand“ ausgezeichnet.
XXVIII. Auflage „Deutsche Literaturtage in Reschitza“
Die Idee der Deutschen Literaturtage im Zentrum des Banater Berglandes keimte im Hauptorganisator Erwin Josef Tigla bei einem Seminar der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher 1990 in Budapest und Südungarn, wobei die Teilnehmer auch an einer ungarndeutschen Literaturlesung teilnahmen. Tigla wollte ein Forum für Literaturschaffende ins Leben rufen, ein Forum der Begegnung und des Austausches, an dem sich deutschschreibende Schriftsteller aus dem Banat und Siebenbürgen, ausgewanderte Schriftsteller und Literaten aus Ungarn, Serbien, Slowenien und Kroatien beteiligen. Im Mittelpunkt stehen stets aktuelle Publikationen, Lesungen aus denen (auch in Schulen) und die Diskussionen im Plenum und in den vielen Pausengesprächen.
In memoriam Borbála Cseh
Wenn sie den Raum betrat, hatte sie immer ein mitreißendes Lächeln parat, das alle Anwesenden ansteckte. Ihre fröhliche Persönlichkeit, ihre Ratschläge und Ideen, die jedes Mal im Fokus ihres Besuches standen, werden uns noch lange in Erinnerung bleiben. Nun fehlen sie, von der Mutter, der Ehefrau, der Autorin, der Kunsthistorikerin, der Pädagogin. Judit Borbála Cseh hat ihr irdisches Leben hinter sich gelassen. Zahlreiche VUdAK-Treffen, Vernissagen, die sie durch ihre Einführungstexte in das Werk vieler VUdAK-Künstler mitgestaltete, Kataloge und Zeitungsartikel, die den Kunstkennerblick von Borbála Cseh bezeugen.
Eine Woche im Theaterzauber: PaThalia beim 19. Jugendtheaterfestival in Temeswar
Ostermontag, frühmorgens. 14 Schüler und eine Lehrerin des Friedrich-Schiller-Gymnasiums Werischwar – alle begeisterte Theaterliebhaber – sitzen aufgeregt und voller Erwartungen und Hoffnungen im Zug Richtung Temeswar. Festivalsaison ist angesagt, und es ist für die Mitglieder der Theatergruppe PaThalia wieder so weit, auf Einladung der Theatergruppe NIL (Nikolaus-Lenau-Lyzeum) eine wunderschöne Woche in der reizenden Hauptstadt des Banats zu verbringen.
Das „ungarische Oberammergau“: Über die Geschichte der Wuderscher Passionsspiele
Die Leidensgeschichte Christi wurde zum ersten Mal 1931 im Gasthaus Müller von der kunstliebenden Lyra-Sektion des Levente-Vereins vorgetragen. Die Passion wurde von 1933 bis 1939 jeden Sommer durchgehend auf der Freilichtbühne auf dem Steinberg, und zwar ab 1934 anhand einer Übersetzung des Pfarrers Miklós Aubermann auch in deutscher Sprache aufgeführt. In den Jahren 2003, 2006, 2009 und 2012 wurde die authentische Wuderscher Passion in ungarischer und deutscher Sprache aufgeführt. Die deutschsprachigen Aufführungen finden am 19. Mai, am 26. Mai und am 2. Juni statt. Weitere Informationen über die Aufführungen und Kartenbestellungen unter www.budaorsipassio.eu und www.heimatmuseum.hu
Marok: Die Erinnerungen an das „HAUS“ bleiben immer schön
/in Aktuell, Neue Zeitung /von BachDorottyaIch heiße Molnár Lászlóné, geboren als Erzsébet Mancz am 15. Dezember 1940 in Marok (damals Püspökmárok, heute Erdősmárok), einem kleinen ungarndeutschen Dorf im Komitat Branau.
Gala in Komitat Wesprim
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Herbst schenkte uns ein herrliches Wetter mit heiterem Sonnenschein und bunten Blättern, ideal für die Wesprimer Komitatsgala am 12. Oktober in Papa. Zu Anfang zelebrierte Hochwürden Zoltán Tál eine innige deutschsprachige Messe in der Benediktinerkirche im Herzen der Stadt, stilvoll und angemessen auch für die Segnung der Preise, die später verliehen wurden.
„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDen Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.
Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden.
„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDer Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.
300 Jahre entlang der Donau – Deutsches Jugendcamp in Ulm
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterDie Deutsche Selbstverwaltung Gereschlak hat mit einem Antrag an den Bethlen-Gábor-Fondsverwalter eine Förderung von 1,5 Millionen Forint für ein deutsches Nationalitätencamp gewonnen. Das Ziel war, ein besonderes Jugendcamp mit ungarndeutschem Hintergrund in Ulm zu organisieren, um auf diese Weise der 300-jährigen Ansiedlung der Deutschen in Ungarn zu gedenken. In Ulm und Umgebung haben wir Fahrradtouren unternommen, um die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Wir haben auch aus Gereschlak und Umgebung vertriebene Deutsche in und um Ulm besucht.