Zehnjähriges Partnerschaftsjubiläum Radibor-Kockrsch – Gegenseitige Wertschätzung beider Gemeinden

harig-baberschkeIhre zehnjährige Partnerschaft feierten die Gemeinden Radibor (Sachsen, Landkreis Bautzen) und Kockrsch/Kakasd (Komitat Tolnau) am 10. August 2019. Am 7. März 2009 hatten die beiden Bürgermeister Károly Bányai (gestorben 2018) und Vinzenz Baberschke in Kockrsch die Partnerschaftsurkunde unterzeichnet. Zu diesem Anlass fuhr eine 47-köpfige Delegation aus Südungarn nach Radibor.

Die Begegnung begann schon am Donnertagabend im Bischof-Benno-Haus in Schmochtitz bei Bautzen, wo die Gäste vier Tage lang wohnten, mit einem gemeinsamen Abendessen. Am Freitagvormittag machten sie einen ereignisreichen Ausflug nach Pulsnitz, um das Pfefferkuchenmuseum und das Blaudruckmuseum zu besichtigen.

Die offizielle Festveranstaltung begann am Freitagabend in der Gaststätte „Meja“ in Radibor. Bürgermeister Vinzenz Baberschke unterstrich in seiner Festrede die gut funktionierenden Beziehungen beider Gemeinden und wies auch auf die Geschichte Ungarns der vergangenen 500 Jahre hin. Er bezeugte seine Dankbarkeit für die herausragende Rolle Ungarns bei der Grenzöffnung vor 30 Jahren, welche ein Leben der Bürger in Mitteleuropa in Freiheit ermöglichte.

Die „frisch“ gewählte Bürgermeisterin aus Kockrsch, Frau Orsolya Schell-Simcsik, wies in ihren Begrüßungsworten darauf hin, wie wichtig es auch für sie persönlich ist, dass die beiden Gemeinden die Partnerschaft ernst nehmen und sich dafür mit voller Kraft engagieren. „Heute verbinden beide Gemeinden nicht nur eine gemeinsame zehnjährige Vergangenheit, sondern auch durch die Partnerschaft entstandene gemeinsame Gefühle und gegenseitige Wertschätzung der Bewohner, die uns niemand mehr nehmen kann.“ Sie berichtete stolz über die Ereignisse der Partnerschaft in den letzten zehn Jahren: „Die in der Gründungsurkunde festgelegten gemeinsamen Ziele versuchen wir aus tiefer Überzeugung bestmöglich zu erfüllen. Seit der Unterzeichnung der Partnerschaftsvereinbarung nimmt eine kleinere Delegation aus Kockrsch Jahr für Jahr an dem Radiborer Fischfest sehr gerne teil.“ Auch der deutsche Chor „Die Mädels“ traten schon mit großem Erfolg in Radibor und Bautzen auf. „Wir spüren überall den gegenseitigen Respekt und die gegenseitige Wertschätzung und hoffen, dass dies noch lange so bleibt“, betonte die Bürgermeisterin.

Bei dieser Beziehung wurde immer darauf geachtet, dass die Bürgerinnen und Bürger aus Kockrsch und aus Radibor miteinbezogen werden und jeder auch Spaß daran hat. „Kockrsch hat bei seinen zwei größten Feiern – beim Schweineschlachtfest und beim Hühnergulaschfestival – die Delegationen aus Radibor immer gerne zu Gast und bewirtet diese mit großer Herzlichkeit.“

Dankbar erwähnte Frau Schell-Simcsik die Unterstützung der Radiborer in den Jahren 2010 und 2014. „Im Sommer 2010 hat Radibor eine Sammelaktion für das Dorf, für die Geschädigten des Hochwassers organisiert. Im Januar 2014 kam ein Kleinbus mit von Kindern und vom Sportverein gesammelten Geschenken in Kockrsch an. Diese wurden an unsere Kindergarten- und Schulkinder verteilt. Wenn wir heute daran zurückdenken, dann sind wir von der Hilfsbereitschaft immer noch sehr gerührt. Wir haben gespürt, wir sind nicht alleine, wir haben Geschwister!“

Zugleich wurde auch die 25-jährige Partnerschaft zwischen dem Landkreis Bautzen und dem Komitat Tolnau gefeiert. Aus diesem genauso wichtigen Anlass führte Landrat Michael Harig (Bautzen) aus: „Ich bin sicher, dass diese Partnerbeziehung zwischen dem Landkreis Bautzen und dem Komitat Tolnau auch in der Zukunft intensiv gelebt wird und weiterhin gut funktionieren wird; genauso wie zwischen Radibor und Kockrsch in den letzten zehn Jahren. Auch mit der Landesselbsverwaltung der Ungarndeutschen pflegen wir sehr gute Kontakte, die wir auch in der Zukunft weiter verstärken möchten. Für sehr wichtig halte ich natürlich auch die privaten Beziehungen, die von beiden Seiten gepflegt werden.“

Der Vorsitzende des Verbandes der ungarndeutschen Selbstverwaltungen des Komitates Tolnau Dr. Michael Józan-Jilling und der Regionalbüroleiter Georg Kremer ließen ihr Grußwort und ihre Glückwünsche übermitteln.

Nach dem offiziellen Teil trugen die beiden Trachtenchöre (Seklerchor und Deutscher Chor aus Kockrsch) ihren Liederstrauß vor. Natürlich wurden noch zahlreiche Geschenke ausgetauscht als Erinnerung und als Dankeschön für die erlebnisreichen Tage.

Auch die zwei darauffolgenden Tage waren für die Gäste voller Programme, die sie weiterhin zur Verstärkung und Vertiefung dieser Beziehung nutzten. Zum würdigen Abschluss des Aufenthaltes zelebrierten Altbischof Michael Mayer aus Kockrsch mit Pfarrer Beno Jakubasch in der katholischen Kirche in Radibor eine gemeinsame deutschsprachige Messe. Den Rest des Tages feierten die Radiborer mit den Gästen auf der Insel eine richtige Party der Nationalitäten, mit Langosch, Rot- und Weißwein aus Ungarn bis in den späten Abend hinein. Am Montagmorgen früh verabschiedeten sich die Gäste herzlich voneinander: Vielen Dank und bis bald!!!

Monika Hucker

Foto: Landrat Michael Harig (Bautzen), Bürgermeisterin Orsolya Schell-Simcsik (Kockrsch) und Bürgermeister Vinzenz Baberschke (Radibor) / M.H.

 

 

Aus dem Inhalt

 

Deutsches Nationalitätenfestival in Deutschtewel – Damit das Licht nicht erlischt…

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Es war einmal ein Dorf, Iharkut – Nicht einmal nach vier Jahrzehnten vergessen die ehemaligen Iharkuter ihr Dorf, das sie verlassen mussten, und welches dem Boden gleichgemacht wurde

Vor vier Jahrzehnten begann wegen wirtschaftlicher Interessen die Umsiedlung der Bewohner von Iharkút. Der Grund für die rasche Abschaffung des Dorfes war das qualitativ sehr gute Bauxit, das auf dem Gebiet des Dorfes gefunden wurde. In unseren Tagen gehört das ehemals ungarndeutsche Dorf, das deutsche Wurzeln hat, zur unbewohnten Peripherie des Nachbardorfes Jaka. Heute erinnert uns nur eine Gedenktafel daran, dass hier einst eine Gemeinschaft, die auf mehr als 200 Jahre Vergangenheit zurückblickt, ihren Alltag lebte.

 

Wenn nicht jetzt, wann dann? – Fahrradtour um die Welt

Am 30. Juni trat Chris Fritze die große Reise an. Mit 35 Kilogramm Gepäck und seinen Ersparnissen geht es für ihn in 365 Tagen um die Welt. Was daran so besonders ist? Er macht das Ganze mit dem Rad. Kein Flugzeug, kein Auto und keine Bahn – nur er und sein Drahtesel. Nach fast 5 Wochen und 1.800 Kilometern ist er in Budapest angekommen. Die Neue Zeitung hat mit ihm über seine bisherige Reise und den Wunsch, Kindern in Dafur zu helfen, gesprochen.

 

Ein Fest der ungarndeutschen Kirchenmusik – „Wer singt, der betet doppelt“

Bei dieser Festveranstaltung am 13. Juli in der Kirche der Zisterzienser Abtei Sirtz/Zirc waren 27 Chöre, die zu den besten in Ungarn zählen, sowie ein Gastchor aus Österreich, der auch gleich den Organisten mitbrachte, vertreten. Um das deutsche Kirchenlied zu pflegen und den Gläubigen Mut zu machen, in ihrer eigenen Kirche ebenfalls diese Lieder anzustimmen, wurde dieses Treffen von 28 Kirchenchören veranstaltet, sagte der Vorsitzende der Sektion Kirchenmusik im Landesrat ungarndeutscher Chöre, Kapellen und Tanzgruppen, László Szax. Mit dabei war auch das Jugendharmonika-Auswahlorchester des Landesrates, das direkt von der Fortbildung in Totwaschon angereist war.

 

Komitatsmesse mit Fahnenweihe

Seit etwa 20 Jahren ist es Tradition, dass sich die im Komitat Batsch-Kleinkumanien lebenden katholischen Ungarndeutschen zu einer großen deutschen Messe versammeln. Diese hat früher in Baje, Kalocsa oder Hajosch stattgefunden. Dieses Jahr kamen die Gläubigen in der Kirche von Nadwar zusammen. Am Sonntag, 11. August, war das Gotteshaus des Dorfes schon eine Viertelstunde vor der Zeremonie voll. Der örtliche Chor „Animato“ stimmte unter der Leitung des Kantors Gábor Szebelédi Gábor auf feierliche Stimmung ein.

 

Das Leben in einem siebenbürgisch-sächsischen Dorf im Jahre 2019

Holzmengen-StubeEindrücke eines Freiwilligen von Holzmengen nicht weit von Hermannstadt. „Er ist einer von uns!“ – sagte die Siebenbürger Sächsin ihrer Enkelin, als sie GJU-Vizepräsidenten Martin Surman-Majeczki ihr an einem Abend vorgestellt hat. Dieser Satz hat den ganzen Aufenthalt von Surman-Majeczki in Holzmengen im Harbachtal geprägt. Der „donauschwäbische“ Freiwillige aus der Kirchenburg – so nannten die Holzmenger „Sommersachsen“ Martin. Die einstige historische Zusammengehörigkeit reichte völlig aus, sich in dem sächsischen Kleindorf unter den deutschen Einwohnern heimisch fühlen zu können.

 

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